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MisterEde: "Leichterer Zugang zu Gymnasien und Universitäten für Jungs"


Foto: dpa 37815269Geraten Jungs bei der Bildung ins Hintertreffen? Foto: dpa

MisterEde sieht Jungen in der Schule benachteiligt. Besteht neuer Handlungsbedarf in Punkto Gleichstellung?


Ein Beitrag von MisterEde

Im Rahmen der Frage nach Gleichstellung möchte ich hier einen Vorschlag einbringen, um die Benachteiligung von Jungs zu beenden. Es ist hinlänglich bekannt, dass Jungs in der Schule stark benachteiligt sind. Dies müsste durch entsprechende Regelungen ausgeglichen werden. Sowohl bei Grundschulempfehlungen als auch bei Zugangsbeschränkungen zu Hochschulen (NC) sollte daher auf die geschlechtsabhängigen Unterschiede eingegangen werden. Während Mädchen dann bei einem zugangsbeschränkten Fach z.B. einen NC von 2,0 brauchen, müsste für Jungs der NC beispielsweise bei 2,5 liegen, um die vorhandene Benachteiligung auszugleichen und auf die Gleichstellung von Mann und Frau hinzuwirken.

Nachdem ich jetzt weiß, dass auch Feministinnen sich gegen die Benachteiligung von Jungs einsetzen, würde mich insbesondere von diesen interessieren, was sie von dem Vorschlag halten und ob sich diese auch hierfür einsetzen werden.


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Kommentare

  • Juker ist dagegen
    +4

    Moin MisterEde,

    das ist in der Tat ein Thema, welches Aufmerksamkeit verlangt. Allerdings kann ich deinen Schlüssen nicht folgen. Abgesehen davon, dass unterschiedliche NC`s offensichtlich dem moralisch und rechtlich gebotenen Gleichheitsgrundsatz widersprechen, würde man damit vor allem vermeintliche Leistungsunterschiede akzeptieren und festigen und so den Jungen eine Art Blanko-Scheck für schlechtere Leistungen ausstellen.

    Hier schließt sich mein 2. Argument an, welches ich mit dem Bildungsforscher Marcel Helbig vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WBZ) teile. Er sieht als Hauptproblem die "Selbstüberschätzung der Jungs", nach der "Fleiß als uncool" gilt. SZ-Artikel Sicherlich trifft diese Beobachtung nicht auf alle Jungs zu. Tendenziell würde ich ihr jedoch zustimmen. Demnach würde man durch deinen Vorschlag Leistungsunterschiede, die es zu bekämpfen gilt, stillschweigend hinnehmen. Wenn aber schon (aus der Sicht der Jungen) "die da oben" jene Unterschiede anerkennen - wofür "soll ich mich dann noch anstrengen"?

    Für mich liegt ein ganz konkreter Ansatz vielmehr darin, vermehrt männliche Abiturienten für eine pädagogische Karriere anzuwerben (2012 lag z.B. das Verhältnis von weiblichen zu männlichen Lehrkräften an deutschen Grundschulen bei 161.000 zu 27.000)… Hier findest du meine dazugehörige Quelle

    • Sicher mag ein grosser Teil des Problems in der Selbstüberschätzung oder allgemeiner mangelnder Motivation vieler Jungs liegen. Bei Mädchen lag das Problem früher in der Selbstunterschätzung und der daraus folgenden mangelnden Motivation. Bei den Mädchen heisst es, das läge an Geschlechterstereotypen und es ist viel gemacht worden, um den Mädchen mehr Selbstvertrauen zu geben. Bei den Jungs dagegen wird in der analogen Situation nur mit den Achseln gezuckt und das ganze als indivduelles Versagen abgetan. Das gilt dann natürlich erst recht für die vielen mit Ritalin ruhig gestellten Jungs. Ein weiterer Grund mag daran liegen, wie die Unterrichtsfächer gewichtet werden und wie sie unterrichtet werden. Wird Mathematik mit mehr Abstraktion und weniger Handwerk unterrichtet, sind viele Jungs deutlich besser als die meisten Mädchen. Dies wurde geändert in weniger Mathematik und eine Mathematik, die weniger abstraktes Verständnis erfordert. Das Problem liegt in der institutionalisierung der Gleichstellungsstellen zur Frauenförderung. Diese fühlen sich nicht der Gleichberechtigung oder Gleichstellung sondern der Frauenförderung verpflichtet. Daher wollen sie nicht gleichberechtigt fördern und erst recht nicht Jungs fördern. Das wäre in etwa so als wenn die Gewerkschaft plötzlich die Rechte von Arbeitgebern vertreten sollte wenn z.B. Kleinunternehmen gegenüber gewieften Arbeitnehmer_innen benachteiligt wären. Dabei wird natürlich übersehen, dass Gleichstellung eine öffentliche am Grundgesetz orientierte Aufgabe ist und sich gerade nicht nach Partikularinteressen richten darf - während Gewerkschaften private Interessensvertretungen sind, die keine Ausgewogenheit oder Fairness beachten müssen.

    • Wenn es ausreicht, mehr männliche Lehrer einzustellen oder einen Lehrplan, der stärker auf Jungs zugeschnitten ist, umzusetzen, um die Benachteiligung zu beseitigen, halte ich den Weg natürlich für besser. Bislang sehe ich aber nicht, dass gleich viele Lehrer in Grundschulen sind und bis das erreicht ist vergehen Jahrzehnte. Und auch dann bin ich mir nicht sicher ob das tatsächlich das Problem löst, wenn z.B. Jungs keine Gymnasialempfehlung erhalten, weil sie nicht so still und brav in der Klasse saßen wie die gleichaltrigen Mädchen.

      Wenn Mädchen z.B. eine 30% höhere Chance haben ein Abiturzeugnis in der Hand zu halten, dann sollte das erschrecken und deshalb besteht aus meiner Sicht akuter Handlungsbedarf. (Laut (statistischer Auswertung des Referats Bildung und Kultur des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg (2010)) schlossen 2008 28,6% der Mädchen und nur 22,1% der Jungs in BW die Schule mit Abitur ab.)

  • Schade, dass dieser Vorschlag so wenig Resonanz hervorruft, obwohl doch Gleichstellung ein wichtiges Thema ist.

    Anscheinend liege ich mit meiner These "Dem (echten) Feminismus geht es nicht um Gleichstellung" genau richtig.

    • mia ist dagegen
      +1

      Hallo Mister Ede, ich stimme der Ansicht nicht zu, dass Jungs in der Schule benachteiligt seien.Die Empfehlung für den weiteren Bildungsweg ist in den meisten Bundesländern nicht bindend, es entscheidet der Wille der Eltern.Auch dort, wo die Empfehlung bindend ist, können Eltern mit Hilfe eines Tests den Übergang erzwingen.Ob sie damit ihrem Kind den Weg zu einem höheren Abschluss bahnen sei dahingestellt. Da unser Bildungssystem aber sehr durchlässig ist, sind auch die anderen Möglichkeiten bekannt. Die unterschiedlichen prozentualen Anteile von Jungen und Mädchen bei Abiturjahrgängen berücksichtigen nicht, wie viele Schüler ein Jahr früher mit der Fachhochschulreife abgingen und vergleichbare Chancen für die Zukunft nutzten.

      • Hallo mia,

        Wenn Sie sich die Statistik angeschaut hätten, wäre Ihnen aufgefallen, dass diese sowohl Fachhochschul- als auch Hochschulempfehlungen berücksichtigt. Mehr als die Statistik verlinken kann ich nicht, jedoch ist Ihr Einwand damit hinfällig.

        „Die Empfehlung für den weiteren Bildungsweg ist in den meisten Bundesländern nicht bindend“

        Das stimmt! Es würde aber auch nichts am Argument ändern, selbst wenn es nur ein Bundesland wäre. Tatsächlich sind es aber deutlich mehr. Neben Bayern, Sachsen, Thüringen, Brandenburg und Bremen gibt es auch zahlreiche Länder, in denen Eltern nur zum Teil entscheiden können, wie z.B. in Schleswig-Holstein (Quelle [Wikipedia])[ http://de.wikipedia.org/wiki/Lehrerempfehlung].

        Die Grundschulempfehlung sehe ich dabei im Übrigen gar nicht als das Problem an, sondern die Tatsache, dass geschlechtsspezifische Unterschiede nicht berücksichtigt werden, was zu einer systematischen Benachteiligung führt.

        „Auch dort, wo die Empfehlung bindend ist, können Eltern mit Hilfe eines Tests den Übergang erzwingen.“

        1. Erzwungen werden kann nur der Test, nicht jedoch der Übergang.
        2. Zusätzlich braucht es dann engagierte Eltern, nicht jeder hat das Glück.
        3. Und was sollen solche Tests bringen, wenn diese genauso wenig eine geschlechterspezifische Differenzierung vornehmen?

        Beste Grüße, Mister Ede