• Hallo Henrik, ich bin hier sehr vorsichtig. Journalisten sind auch nur Menschen und natürlich gibt es auch im Journalismus alles, was es in anderen Branchen auch gibt. Gefälligkeiten, Abhängigkeiten, Manipulationen, persönliche Vorlieben und Aversionen. Und natürlich gibt es auch Agenda-Setting und Kampagnen-Journalismus. Trotzdem glaube ich nicht daran, dass unsere Presselandschaft so einfach zu lenken und zu manipulieren ist, wie du es durchscheinen lässt. Nach dem Motto, da sitzen 30 Journalisten bei der Bilderbergkonferenz und verschreiben sich anschließend den Interessen der Superreichen. So simpel ist es nicht.

    Der Pluralismus der Gesellschaft zeigt sich meines Erachtens auch in der Presselandschaft. Von links bis rechts, von konservativ bis progressiv, es gibt alles. Auch die Debatte über Vermögensungleichheit wird massenmedial geführt. Selbst die konservative FAZ fragte in der Finanzkrise nach dem Ende des Kapitalismus und leistete monatelang Analysearbeit zu Hedgefonds, Schattenbanken, Spekulationsblasen, das volle Programm.

    Das heißt, wenn BürgerInnen, NGO's, PolitikerInnen das Thema stark machen, neue Ideen und Lösungen einbringen, wird sich das auch in den alten Medien zeigen, da bin ich mir sicher.

    • Hallo Alex,

      es war nicht meine Absicht den Journalismus pauschal als gelenkt darzustellen. Natürlich glaube ich auch nicht daran, dass es irgendwo eine Runde mit alten Männern gibt, die entscheidet was wir erfahren sollen und was nicht. Im Grunde sehe ich das alles sehr ähnlich so wie du das hier schreibst. Auch eure ausführliche Zusammenfassung zum Thema Medienkritik hier auf der Publxphere finde ich wirklich sehr gelungen! Irgendwie schade, dass dieser Text etwas in der Versenkung verschwunden ist.

      Allerdings denke ich schon, dass die Beeinflussungen größer sind, als viele denken. Volker Pispers sagte mal sinngemäß: '95% der amerikanischen Medien gehören 5 großen Konzernen. Die haben den Draht so perfekt durch die Köpfe der Amerikaner gezogen, dass diese sogar eine Gesundheitsreform ablehnen, von der fast alle profitieren würden.' Allerdings machen die Wahlerfolge von Bernie Sanders doch Mut, dass selbst auf der anderen Seite des Atlantiks dieses System vielleicht doch überschätzt wurde. Bei den Bilderbergkonferenzen waren außerdem auch noch recht wenige Medienvertreter anwesend, aber dafür doch sehr ausgewählte: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Teilnehmern_an_Bilderberg-Konferenzen

      Nichtsdestotrotz möchte ich noch ein Zitat von dem Ausnahmejournalisten Peter Scholl-Latour aus dem Buch „Fluch der bösen Tat“ anbringen. Es bezieht sich zwar auf den Syrienkonflikt, bestätigt aber die groben Ahnungen von Lesern, Hörern oder Zuschauern im Allgemeinen. Gerade wenn man bedenkt, dass in den USA nur sehr schwer zwischen den Interessen des Staates und den Interessen der Wirtschaft unterschieden werden kann.

      „Bei einer Medienveranstaltung der ARD in Berlin erwähnte ich die allumfassende propagandistische Irreführung der breiten Öffentlichkeit, der sich – in Deutschland zumal – weder die linksliberalen noch die erzkonservativen Printmedien und Fernsehsender zu entziehen wussten. Der frühere Intendant des WDR, Fritz Pleitgen, und der arabische Journalist Suliman, der sein Amt als Korrespondent der TV-Station von Qatar, El Jazeera, quittiert hatte, weil er dessen Nachrichtenverfälschung nicht mehr ertrug, stimmten mit spontan zu. Die subtile, perfide Unterwanderung und Täuschung globalen Ausmaßes, denen die Medien ausgeliefert sind, bedarf einer ebenso schonungslosen Aufklärung wie die hemmungslose Überwachungstätigkeit der National Security Agency.“