1 | ***Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch |
2 | gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4. |
3 | Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um |
4 | eine Verschärfung der Prostitutionsgesetzgebung in |
5 | Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn |
6 | macht, welches den Kauf sexueller Dienstleistungen |
7 | verbietet („Freier-Bestrafung“). Alle |
8 | Politik-Interessierten waren und sind eingeladen, sich |
9 | einzubringen. Die folgende Kurzdarstellung bezieht sich auf |
10 | die Diskussion bis zum 13. Juni 2014*** |
11 | |
12 | ##Knackpunkte der Diskussion |
13 | |
14 | - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder |
15 | geht es darum rechtliche, gesellschaftliche und soziale |
16 | Bedingungen zu verbessern? |
17 | |
18 | - gibt es freiwillige, selbstbestimmte, menschenwürdige |
19 | Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und |
20 | Ausbeutung? |
21 | |
22 | - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem |
23 | Körper tun? |
24 | |
25 | ##Politischer Kontext |
26 | |
27 | Union und SPD einigten sich in ihrem |
28 | [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti |
29 | onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die |
30 | Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter |
31 | Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014). |
32 | Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte |
33 | [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did |
34 | =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter |
35 | für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden. |
36 | „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle |
37 | soll es nicht mehr geben. |
38 | |
39 | Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die |
40 | *Sittenwidrigkeit* von Prostitution 2002 |
41 | [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset |
42 | z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von |
43 | Prostituierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den |
44 | Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage |
45 | die „Handschrift der Frauenhändler und ihrer |
46 | LobbyistInnen“, heißt es in einem „[Appel gegen |
47 | Prostitution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pros |
48 | titution-111249)“ (Nobember 2013), initiiert von der |
49 | feministischen Zeitschrift „Emma“: „Seither ist Deutschland |
50 | zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies |
51 | der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“ |
52 | |
53 | Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die |
54 | Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig, |
55 | auch Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier |
56 | findet sich auch im „nordischen“ oder „schwedischen“ |
57 | Modell. In Schweden ist der Kauf sexueller Dienstleistungen |
58 | seit 1998 verboten. Das EU-Parlament empfiehlt in einer |
59 | [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d |
60 | o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD |
61 | OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014) |
62 | diesen Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer |
63 | "Genehmigung der sexuellen Ausbeutung“ geich. |
64 | |
65 | ##Themen der Publixphere-Diskussion: |
66 | |
67 | **Fehlende Informationen** |
68 | |
69 | Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur |
70 | Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt |
71 | beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu |
72 | einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und |
73 | menschenwürdige Prostitution (...) ein Ausnahmefall?“. |
74 | [Patrick |
75 | Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick |
76 | Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß |
77 | besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als |
78 | legale Prostitution.“ |
79 | |
80 | Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es |
81 | eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter |
82 | anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht |
83 | öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben, |
84 | in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu |
85 | werden.“ |
86 | [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a |
87 | bout) zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein Großteil |
88 | der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen und sich |
89 | hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen werden. |
90 | Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen |
91 | irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die |
92 | Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl |
93 | eher nicht.“ |
94 | |
95 | Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine |
96 | [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292) |
97 | gestartet. Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum |
98 | Thema. |
99 | |
100 | **Was muss geregelt werden?** |
101 | |
102 | Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren |
103 | sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung |
104 | zu schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen |
105 | Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit |
106 | Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle |
107 | Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits |
108 | durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.” |
109 | |
110 | @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen |
111 | Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe |
112 | es Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum |
113 | alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man |
114 | Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen |
115 | Sexes reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die |
116 | sich direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol |
117 | fordert, eher über effektive Gesetze gegen Menschenhandel |
118 | zu diskutieren und die Opferrechte zu stärken, woran die |
119 | Politik aber kaum Interesse habe. |
120 | |
121 | @Emil verweist dagegen auf den |
122 | [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p |
123 | ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC% |
124 | 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm |
125 | zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale |
126 | „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen |
127 | und Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol |
128 | kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem |
129 | als „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von |
130 | Sexarbeiterinnen. |
131 | |
132 | **Freierbestrafung** |
133 | |
134 | Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen |
135 | durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift |
136 | das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in |
137 | den Ofen: „(...) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger |
138 | geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist |
139 | dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf |
140 | einen |
141 | [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu |
142 | tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins |
143 | menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert |
144 | auf der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten. |
145 | Es hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen |
146 | Kampagne der Diskussionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen |
147 | zu einer anderen |
148 | [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti |
149 | on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische |
150 | Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz |
151 | Frauen und Mädchen aus dem Osten Europas vor |
152 | Zwangsprostitution schützt“. |
153 | |
154 | **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?** |
155 | |
156 | In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur |
157 | Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich |
158 | akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so. |
159 | Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen |
160 | sind nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das |
161 | Herausholen der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die |
162 | Sexarbeit ist das Problem, sondern die Art und Weise, in |
163 | der die Gesellschaft diesen Beruf wahrnimmt“. |
164 | |
165 | Dagegen schreibt @Berta: „Prostitution ist (...) eine der |
166 | ältesten Arten von Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und |
167 | Gesellschaften (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen |
168 | quasi zu Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen, |
169 | die meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht |
170 | angegriffen sehen. |
171 | |
172 | **Wo fängt der Zwang an?** |
173 | |
174 | Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte, |
175 | freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa |
176 | kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte |
177 | (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben, |
178 | sich prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als |
179 | Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“ @Kilian |
180 | meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus wollen wir |
181 | nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh anfangen kann.“ |
182 | @Emil verweist auf die Sichtweise des schwedischen |
183 | Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten Sexarbeiter |
184 | nicht geben könne, da immer ein Abhängigkeitsverhältnis |
185 | zwischen Käufer und Dienstleister bestehe. |
186 | |
187 | @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER |
188 | ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und |
189 | Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution |
190 | für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht |
191 | mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen, |
192 | solange kein Zwang im Spiel ist?“ |
193 | |
194 | @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der |
195 | Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und |
196 | staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs, |
197 | Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen |
198 | Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(...) wenn |
199 | (...) Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest |
200 | von Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich |
201 | ein Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin |
202 | kämen wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte |
203 | Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst |
204 | vorbehalten würden?“ |
205 | |
206 | **Darf der Staat eingreifen?** |
207 | |
208 | Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der |
209 | Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der |
210 | "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der |
211 | Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung |
212 | abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder |
213 | Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf |
214 | meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs) |
215 | regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder |
216 | nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist |
217 | unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg |
218 | Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu |
219 | reden.“ |
220 | |
221 | @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob |
222 | der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und |
223 | meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“ @Berta |
224 | verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution |
225 | vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die |
226 | Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen. |
227 | „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu, |
228 | dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware |
229 | werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann |
230 | und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und |
231 | Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben |
232 | wird dem etwas entgegenzusetzen?“ |
233 | |
234 | Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft: |
235 | „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität – |
236 | immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele |
237 | Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von |
238 | einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik |
239 | ausgenommen sein?“ |
240 | |
241 | @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin, |
242 | Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr |
243 | Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle |
244 | auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution |
245 | sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine |
246 | gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der |
247 | einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines |
248 | Dates, wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu |
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Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)
von admin, angelegt -
Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)
von admin, angelegt1 ***Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch 2 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4. 3 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um 4 eine Verschärfung der Prostitutionsgesetzgebung in 5 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn 6 macht, welches den Kauf sexueller Dienstleistungen 7 verbietet („Freier-Bestrafung“). Alle 8 Politik-Interessierten waren und sind eingeladen, sich 9 einzubringen. Die folgende Kurzdarstellung bezieht sich auf 10 die Diskussion bis zum 13. Juni 2014*** 11 12 ##Knackpunkte der Diskussion 13 14 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder 15 geht es darum rechtliche, gesellschaftliche und soziale 16 Bedingungen zu verbessern? 17 18 - gibt es freiwillige, selbstbestimmte, menschenwürdige 19 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und 20 Ausbeutung? 21 22 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem 23 Körper tun? 24 25 ##Politischer Kontext 26 27 Union und SPD einigten sich in ihrem 28 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti 29 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die 30 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter 31 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014). 32 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte 33 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did 34 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter 35 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden. 36 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle 37 soll es nicht mehr geben. 38 39 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die 40 *Sittenwidrigkeit* von Prostitution 2002 41 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset 42 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von 43 Prostituierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den 44 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage 45 die „Handschrift der Frauenhändler und ihrer 46 LobbyistInnen“, heißt es in einem „[Appel gegen 47 Prostitution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pros 48 titution-111249)“ (Nobember 2013), initiiert von der 49 feministischen Zeitschrift „Emma“: „Seither ist Deutschland 50 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies 51 der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“ 52 53 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die 54 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig, 55 auch Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier 56 findet sich auch im „nordischen“ oder „schwedischen“ 57 Modell. In Schweden ist der Kauf sexueller Dienstleistungen 58 seit 1998 verboten. Das EU-Parlament empfiehlt in einer 59 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d 60 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD 61 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014) 62 diesen Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer 63 "Genehmigung der sexuellen Ausbeutung“ geich. 64 65 ##Themen der Publixphere-Diskussion: 66 67 **Fehlende Informationen** 68 69 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur 70 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt 71 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu 72 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und 73 menschenwürdige Prostitution (...) ein Ausnahmefall?“. 74 [Patrick 75 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick 76 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß 77 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als 78 legale Prostitution.“ 79 80 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es 81 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter 82 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht 83 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben, 84 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu 85 werden.“ 86 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a 87 bout) zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein Großteil 88 der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen und sich 89 hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen werden. 90 Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen 91 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die 92 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl 93 eher nicht.“ 94 95 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine 96 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292) 97 gestartet. Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum 98 Thema. 99 100 **Was muss geregelt werden?** 101 102 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren 103 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung 104 zu schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen 105 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit 106 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle 107 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits 108 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.” 109 110 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen 111 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe 112 es Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum 113 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man 114 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen 115 Sexes reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die 116 sich direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol 117 fordert, eher über effektive Gesetze gegen Menschenhandel 118 zu diskutieren und die Opferrechte zu stärken, woran die 119 Politik aber kaum Interesse habe. 120 121 @Emil verweist dagegen auf den 122 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p 123 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC% 124 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm 125 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale 126 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen 127 und Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol 128 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem 129 als „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von 130 Sexarbeiterinnen. 131 132 **Freierbestrafung** 133 134 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen 135 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift 136 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in 137 den Ofen: „(...) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger 138 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist 139 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf 140 einen 141 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu 142 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins 143 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert 144 auf der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten. 145 Es hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen 146 Kampagne der Diskussionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen 147 zu einer anderen 148 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti 149 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische 150 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz 151 Frauen und Mädchen aus dem Osten Europas vor 152 Zwangsprostitution schützt“. 153 154 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?** 155 156 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur 157 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich 158 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so. 159 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen 160 sind nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das 161 Herausholen der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die 162 Sexarbeit ist das Problem, sondern die Art und Weise, in 163 der die Gesellschaft diesen Beruf wahrnimmt“. 164 165 Dagegen schreibt 166 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a 167 bout): „Prostitution ist (...) eine der ältesten Arten von 168 Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und Gesellschaften 169 (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen quasi zu 170 Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen, die 171 meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht 172 angegriffen sehen. 173 174 **Wo fängt der Zwang an?** 175 176 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte, 177 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa 178 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte 179 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben, 180 sich prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als 181 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“ 182 [Kilian](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Donkey 183 /about) meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus 184 wollen wir nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh 185 anfangen kann.“ @Emil verweist auf die Sichtweise des 186 schwedischen Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten 187 Sexarbeiter nicht geben könne, da immer ein 188 Abhängigkeitsverhältnis zwischen Käufer und Dienstleister 189 bestehe. 190 191 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER 192 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und 193 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution 194 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht 195 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen, 196 solange kein Zwang im Spiel ist?“ 197 198 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der 199 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und 200 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs, 201 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen 202 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(...) wenn 203 (...) Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest 204 von Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich 205 ein Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin 206 kämen wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte 207 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst 208 vorbehalten würden?“ 209 210 **Darf der Staat eingreifen?** 211 212 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der 213 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der 214 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der 215 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung 216 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder 217 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf 218 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs) 219 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder 220 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist 221 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg 222 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu 223 reden.“ 224 225 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob 226 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und 227 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“ 228 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a 229 bout) verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution 230 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die 231 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen. 232 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu, 233 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware 234 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann 235 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und 236 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben 237 wird dem etwas entgegenzusetzen?“ 238 239 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft: 240 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität – 241 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele 242 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von 243 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik 244 ausgenommen sein?“ 245 246 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin, 247 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr 248 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle 249 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution 250 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine 251 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der 252 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines 253 Dates, wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu einem 254 teuren Essen einlädt.“ -
Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)
von admin, angelegt1 ![Foto: Jake Guild (CC BY 2 2.0)](https://publixphere-cms.publixphere.de/de/bilder/prost 3 ution_gross.bmp/@@images/image.bmp) 4 5 ***Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch 6 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4. 7 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um 8 eine Verschärfung der Prostitutionsgesetzgebung in 9 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn 10 macht, welches den Kauf sexueller Dienstleistungen 11 verbietet („Freier-Bestrafung“). Alle 12 Politik-Interessierten waren und sind eingeladen, sich 13 einzubringen. Die folgende Kurzdarstellung bezieht sich auf 14 die Diskussion bis zum 13. Juni 2014*** 15 16 ##Knackpunkte der Diskussion 17 18 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder 19 geht es darum rechtliche, gesellschaftliche und soziale 20 Bedingungen zu verbessern? 21 22 - gibt es freiwillige, selbstbestimmte, menschenwürdige 23 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und 24 Ausbeutung? 25 26 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem 27 Körper tun? 28 29 ##Politischer Kontext 30 31 Union und SPD einigten sich in ihrem 32 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti 33 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die 34 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter 35 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014). 36 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte 37 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did 38 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter 39 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden. 40 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle 41 soll es nicht mehr geben. 42 43 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die 44 *Sittenwidrigkeit* von Prostitution 2002 45 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset 46 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von 47 Prostituierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den 48 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage 49 die „Handschrift der Frauenhändler und ihrer 50 LobbyistInnen“, heißt es in einem „[Appel gegen 51 Prostitution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pros 52 titution-111249)“ (Nobember 2013), initiiert von der 53 feministischen Zeitschrift „Emma“: „Seither ist Deutschland 54 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies 55 der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“ 56 57 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die 58 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig, 59 auch Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier 60 findet sich auch im „nordischen“ oder „schwedischen“ 61 Modell. In Schweden ist der Kauf sexueller Dienstleistungen 62 seit 1998 verboten. Das EU-Parlament empfiehlt in einer 63 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d 64 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD 65 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014) 66 diesen Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer 67 "Genehmigung der sexuellen Ausbeutung“ geich. 68 69 ##Themen der Publixphere-Diskussion: 70 71 **Fehlende Informationen** 72 73 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur 74 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt 75 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu 76 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und 77 menschenwürdige Prostitution (...) ein Ausnahmefall?“. 78 [Patrick 79 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick 80 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß 81 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als 82 legale Prostitution.“ 83 84 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es 85 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter 86 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht 87 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben, 88 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu 89 werden.“ 90 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a 91 bout) zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein Großteil 92 der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen und sich 93 hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen werden. 94 Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen 95 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die 96 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl 97 eher nicht.“ 98 99 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine 100 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292) 101 gestartet. Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum 102 Thema. 103 104 **Was muss geregelt werden?** 105 106 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren 107 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung 108 zu schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen 109 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit 110 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle 111 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits 112 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.” 113 114 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen 115 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe 116 es Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum 117 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man 118 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen 119 Sexes reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die 120 sich direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol 121 fordert, eher über effektive Gesetze gegen Menschenhandel 122 zu diskutieren und die Opferrechte zu stärken, woran die 123 Politik aber kaum Interesse habe. 124 125 @Emil verweist dagegen auf den 126 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p 127 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC% 128 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm 129 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale 130 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen 131 und Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol 132 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem 133 als „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von 134 Sexarbeiterinnen. 135 136 **Freierbestrafung** 137 138 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen 139 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift 140 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in 141 den Ofen: „(...) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger 142 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist 143 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf 144 einen 145 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu 146 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins 147 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert 148 auf der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten. 149 Es hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen 150 Kampagne der Diskussionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen 151 zu einer anderen 152 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti 153 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische 154 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz 155 Frauen und Mädchen aus dem Osten Europas vor 156 Zwangsprostitution schützt“. 157 158 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?** 159 160 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur 161 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich 162 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so. 163 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen 164 sind nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das 165 Herausholen der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die 166 Sexarbeit ist das Problem, sondern die Art und Weise, in 167 der die Gesellschaft diesen Beruf wahrnimmt“. 168 169 Dagegen schreibt 170 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a 171 bout): „Prostitution ist (...) eine der ältesten Arten von 172 Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und Gesellschaften 173 (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen quasi zu 174 Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen, die 175 meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht 176 angegriffen sehen. 177 178 **Wo fängt der Zwang an?** 179 180 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte, 181 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa 182 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte 183 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben, 184 sich prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als 185 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“ 186 [Kilian](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Donkey 187 /about) meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus 188 wollen wir nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh 189 anfangen kann.“ @Emil verweist auf die Sichtweise des 190 schwedischen Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten 191 Sexarbeiter nicht geben könne, da immer ein 192 Abhängigkeitsverhältnis zwischen Käufer und Dienstleister 193 bestehe. 194 195 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER 196 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und 197 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution 198 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht 199 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen, 200 solange kein Zwang im Spiel ist?“ 201 202 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der 203 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und 204 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs, 205 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen 206 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(...) wenn 207 (...) Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest 208 von Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich 209 ein Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin 210 kämen wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte 211 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst 212 vorbehalten würden?“ 213 214 **Darf der Staat eingreifen?** 215 216 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der 217 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der 218 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der 219 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung 220 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder 221 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf 222 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs) 223 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder 224 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist 225 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg 226 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu 227 reden.“ 228 229 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob 230 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und 231 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“ 232 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a 233 bout) verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution 234 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die 235 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen. 236 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu, 237 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware 238 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann 239 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und 240 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben 241 wird dem etwas entgegenzusetzen?“ 242 243 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft: 244 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität – 245 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele 246 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von 247 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik 248 ausgenommen sein?“ 249 250 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin, 251 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr 252 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle 253 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution 254 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine 255 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der 256 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines 257 Dates, wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu einem 258 teuren Essen einlädt.“ -
Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)
von admin, angelegt1 ![Foto: Jake Guild (CC BY 2 2.0)](https://publixphere-cms.publixphere.de/de/bilder/prost 3 ution_gross.bmp/@@images/image.bmp) 4 5 ***Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch 6 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4. 7 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um 8 eine Verschärfung der Prostitutionsgesetzgebung in 9 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn 10 macht, welches den Kauf sexueller Dienstleistungen 11 verbietet („Freier-Bestrafung“). Alle 12 Politik-Interessierten waren und sind eingeladen, sich 13 einzubringen. Die folgende Kurzdarstellung bezieht sich auf 14 die Diskussion bis zum 13. Juni 2014*** 15 16 ##Knackpunkte der Diskussion 17 18 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder 19 geht es darum rechtliche, gesellschaftliche und soziale 20 Bedingungen zu verbessern? 21 22 - gibt es freiwillige, selbstbestimmte, menschenwürdige 23 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und 24 Ausbeutung? 25 26 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem 27 Körper tun? 28 29 ##Politischer Kontext 30 31 Union und SPD einigten sich in ihrem 32 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti 33 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die 34 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter 35 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014). 36 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte 37 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did 38 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter 39 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden. 40 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle 41 soll es nicht mehr geben. 42 43 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die 44 *Sittenwidrigkeit* von Prostitution 2002 45 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset 46 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von 47 Prostituierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den 48 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage 49 die „Handschrift der Frauenhändler und ihrer 50 LobbyistInnen“, heißt es in einem „[Appel gegen 51 Prostitution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pros 52 titution-111249)“ (Nobember 2013), initiiert von der 53 feministischen Zeitschrift „Emma“: „Seither ist Deutschland 54 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies 55 der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“ 56 57 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die 58 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig, 59 auch Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier 60 findet sich auch im „nordischen“ oder „schwedischen“ 61 Modell. In Schweden ist der Kauf sexueller Dienstleistungen 62 seit 1998 verboten. Das EU-Parlament empfiehlt in einer 63 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d 64 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD 65 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014) 66 diesen Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer 67 "Genehmigung der sexuellen Ausbeutung“ geich. 68 69 ##Themen der Publixphere-Diskussion: 70 71 **Fehlende Informationen** 72 73 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur 74 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt 75 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu 76 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und 77 menschenwürdige Prostitution (...) ein Ausnahmefall?“. 78 [Patrick 79 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick 80 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß 81 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als 82 legale Prostitution.“ 83 84 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es 85 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter 86 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht 87 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben, 88 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu 89 werden.“ 90 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a 91 bout) zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein Großteil 92 der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen und sich 93 hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen werden. 94 Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen 95 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die 96 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl 97 eher nicht.“ 98 99 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine 100 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292) 101 gestartet. Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum 102 Thema. 103 104 **Was muss geregelt werden?** 105 106 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren 107 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung 108 zu schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen 109 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit 110 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle 111 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits 112 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.” 113 114 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen 115 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe 116 es Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum 117 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man 118 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen 119 Sexes reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die 120 sich direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol 121 fordert, eher über effektive Gesetze gegen Menschenhandel 122 zu diskutieren und die Opferrechte zu stärken, woran die 123 Politik aber kaum Interesse habe. 124 125 @Emil verweist dagegen auf den 126 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p 127 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC% 128 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm 129 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale 130 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen 131 und Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol 132 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem 133 als „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von 134 Sexarbeiterinnen. 135 136 **Freierbestrafung** 137 138 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen 139 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift 140 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in 141 den Ofen: „(...) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger 142 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist 143 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf 144 einen 145 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu 146 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins 147 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert 148 auf der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten. 149 Es hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen 150 Kampagne der Diskussionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen 151 zu einer anderen 152 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti 153 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische 154 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz 155 Frauen und Mädchen aus dem Osten Europas vor 156 Zwangsprostitution schützt“. 157 158 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?** 159 160 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur 161 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich 162 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so. 163 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen 164 sind nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das 165 Herausholen der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die 166 Sexarbeit ist das Problem, sondern die Art und Weise, in 167 der die Gesellschaft diesen Beruf wahrnimmt“. 168 169 Dagegen schreibt 170 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a 171 bout): „Prostitution ist (...) eine der ältesten Arten von 172 Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und Gesellschaften 173 (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen quasi zu 174 Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen, die 175 meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht 176 angegriffen sehen. 177 178 **Wo fängt der Zwang an?** 179 180 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte, 181 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa 182 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte 183 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben, 184 sich prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als 185 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“ 186 [Kilian](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Donkey 187 /about) meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus 188 wollen wir nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh 189 anfangen kann.“ @Emil verweist auf die Sichtweise des 190 schwedischen Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten 191 Sexarbeiter nicht geben könne, da immer ein 192 Abhängigkeitsverhältnis zwischen Käufer und Dienstleister 193 bestehe. 194 195 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER 196 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und 197 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution 198 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht 199 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen, 200 solange kein Zwang im Spiel ist?“ 201 202 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der 203 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und 204 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs, 205 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen 206 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(...) wenn 207 (...) Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest 208 von Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich 209 ein Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin 210 kämen wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte 211 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst 212 vorbehalten würden?“ 213 214 **Darf der Staat eingreifen?** 215 216 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der 217 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der 218 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der 219 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung 220 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder 221 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf 222 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs) 223 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder 224 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist 225 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg 226 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu 227 reden.“ 228 229 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob 230 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und 231 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“ 232 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a 233 bout) verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution 234 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die 235 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen. 236 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu, 237 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware 238 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann 239 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und 240 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben 241 wird dem etwas entgegenzusetzen?“ 242 243 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft: 244 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität – 245 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele 246 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von 247 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik 248 ausgenommen sein?“ 249 250 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin, 251 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr 252 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle 253 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution 254 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine 255 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der 256 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines 257 Dates, wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu einem 258 teuren Essen einlädt.“ 259 ------------------------------------------------------------ 260 --------------------------------- 261 262 ##Links 263 264 - [Hintergrundtext: 265 Prostitution](https://publixphere.de/i/publixphere-de/catego 266 ry/45) 267 268 - [Diskussion: Prostitution nun doch gesetzlich 269 verbieten?](https://publixphere.de/d/274) 270 271 - [Diskussion: Wer geht zu 272 Prostituierten?](https://publixphere.de/d/292) 273 274 -
Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)
von admin, angelegt1 ![Foto: Jake Guild (CC BY 2 2.0)](https://publixphere-cms.publixphere.de/de/bilder/prost 3 ution_gross.bmp/@@images/image.bmp) 4 5 ***Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch 6 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4. 7 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um 8 eine Verschärfung der Prostitutionsgesetzgebung in 9 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn 10 macht, welches den Kauf sexueller Dienstleistungen verbietet 11 („Freier-Bestrafung“). Alle Politik-Interessierten waren und 12 sind eingeladen, sich einzubringen. Die folgende 13 [Kurzdarstellung](https://publixphere.de/i/publixphere-de/pa 14 ge/1_Was_sind_Kurzdarstellungen) bezieht sich auf die 15 Kommentare und Beiträge bis zum 13. Juni 2014*** 16 17 ##Knackpunkte der Diskussion 18 19 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder geht 20 es darum rechtliche, gesellschaftliche und soziale 21 Bedingungen zu verbessern? 22 23 - gibt es freiwillige, selbstbestimmte, menschenwürdige 24 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und 25 Ausbeutung? 26 27 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem 28 Körper tun? 29 30 ##Politischer Kontext 31 32 Union und SPD einigten sich in ihrem 33 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti 34 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die 35 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter 36 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014). 37 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte 38 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did 39 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter 40 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden. 41 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle 42 soll es nicht mehr geben. 43 44 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die 45 *Sittenwidrigkeit* von Prostitution 2002 46 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset 47 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von 48 Prostituierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den 49 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage die 50 „Handschrift der Frauenhändler und ihrer LobbyistInnen“, 51 heißt es in einem „[Appel gegen 52 Prostitution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pros 53 titution-111249)“ (Nobember 2013), initiiert von der 54 feministischen Zeitschrift „Emma“: „Seither ist Deutschland 55 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies der 56 Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“ 57 58 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die 59 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig, auch 60 Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier findet 61 sich auch im „nordischen“ oder „schwedischen“ Modell. In 62 Schweden ist der Kauf sexueller Dienstleistungen seit 1998 63 verboten. Das EU-Parlament empfiehlt in einer 64 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d 65 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD 66 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014) diesen 67 Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer "Genehmigung 68 der sexuellen Ausbeutung“ geich. 69 70 ##Themen der Publixphere-Diskussion: 71 72 **Fehlende Informationen** 73 74 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur 75 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt 76 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu 77 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und 78 menschenwürdige Prostitution (…) ein Ausnahmefall?“. 79 [Patrick 80 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick 81 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß 82 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als legale 83 Prostitution.“ 84 85 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es 86 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter 87 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht 88 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben, 89 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu 90 werden.“ 91 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a 92 bout) zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein Großteil 93 der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen und sich 94 hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen werden. 95 Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen 96 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die 97 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl 98 eher nicht.“ 99 100 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine 101 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292) gestartet. 102 Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum Thema. 103 104 **Was muss geregelt werden?** 105 106 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren 107 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung zu 108 schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen 109 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit 110 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle 111 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits 112 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.” 113 114 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen 115 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe es 116 Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum 117 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man 118 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen Sexes 119 reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die sich 120 direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol fordert, eher 121 über effektive Gesetze gegen Menschenhandel zu diskutieren 122 und die Opferrechte zu stärken, woran die Politik aber kaum 123 Interesse habe. 124 125 @Emil verweist dagegen auf den 126 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p 127 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC% 128 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm 129 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale 130 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen und 131 Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol 132 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem als 133 „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von 134 Sexarbeiterinnen. 135 136 **Freierbestrafung** 137 138 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen 139 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift 140 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in 141 den Ofen: „(…) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger 142 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist 143 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf 144 einen 145 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu 146 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins 147 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert auf 148 der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten. Es 149 hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen Kampagne 150 der Diskussionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen zu einer 151 anderen 152 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti 153 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische 154 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz Frauen 155 und Mädchen aus dem Osten Europas vor Zwangsprostitution 156 schützt“. 157 158 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?** 159 160 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur 161 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich 162 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so. 163 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen sind 164 nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das Herausholen 165 der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die Sexarbeit ist das 166 Problem, sondern die Art und Weise, in der die Gesellschaft 167 diesen Beruf wahrnimmt“. 168 169 Dagegen schreibt 170 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a 171 bout): „Prostitution ist (…) eine der ältesten Arten von 172 Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und Gesellschaften (und 173 gibt es noch heute), da gehörten Frauen quasi zu Haushalt 174 (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen, die meisten 175 Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht angegriffen sehen. 176 177 **Wo fängt der Zwang an?** 178 179 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte, 180 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa 181 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte 182 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben, sich 183 prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als 184 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“ 185 [Kilian](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Donkey 186 /about) meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus 187 wollen wir nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh 188 anfangen kann.“ @Emil verweist auf die Sichtweise des 189 schwedischen Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten 190 Sexarbeiter nicht geben könne, da immer ein 191 Abhängigkeitsverhältnis zwischen Käufer und Dienstleister 192 bestehe. 193 194 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER 195 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und 196 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution 197 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht 198 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen, 199 solange kein Zwang im Spiel ist?“ 200 201 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der 202 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und 203 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs, 204 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen 205 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(…) wenn (…) 206 Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest von 207 Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich ein 208 Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin kämen 209 wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte 210 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst 211 vorbehalten würden?“ 212 213 **Darf der Staat eingreifen?** 214 215 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der 216 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der 217 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der 218 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung 219 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder 220 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf 221 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs) 222 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder 223 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist 224 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg 225 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu 226 reden.“ 227 228 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob 229 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und 230 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“ 231 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a 232 bout) verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution 233 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die 234 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen. 235 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu, 236 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware 237 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann 238 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und 239 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben 240 wird dem etwas entgegenzusetzen?“ 241 242 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft: 243 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität – 244 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele 245 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von 246 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik 247 ausgenommen sein?“ 248 249 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin, 250 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr 251 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle 252 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution 253 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine 254 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der 255 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines Dates, 256 wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu einem teuren 257 Essen einlädt.“ 258 259 ------------------------------------------------------------ 260 --------------------------------- 261 262 Dieser Text kann abschnittsweise kommentiert werden. Eine 263 neue Diskussion zum Thema Prostitution könnt ihr 264 (eingeloggt) unter diesem 265 [Link](https://publixphere.de/i/publixphere-de/proposal/new? 266 category=45) anlegen. 267 268 269 ##Links 270 271 - [Hintergrundtext: 272 Prostitution](https://publixphere.de/i/publixphere-de/catego 273 ry/45) 274 275 - [Diskussion: Prostitution nun doch gesetzlich 276 verbieten?](https://publixphere.de/d/274) 277 278 - [Diskussion: Wer geht zu 279 Prostituierten?](https://publixphere.de/d/292) -
Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)
von admin, angelegt1 ![Foto: Jake Guild (CC BY 2 2.0)](https://publixphere-cms.publixphere.de/de/bilder/prost 3 ution_gross.bmp/@@images/image.bmp) 4 5 ***Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch 6 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4. 7 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um 8 eine Verschärfung der Prostitutionsgesetzgebung in 9 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn 10 macht, welches den Kauf sexueller Dienstleistungen 11 verbietet („Freier-Bestrafung“). Alle 12 Politik-Interessierten waren und sind eingeladen, sich 13 einzubringen. Die folgende 14 [Kurzdarstellung](https://publixphere.de/i/publixphere-de/pa 15 ge/1_Was_sind_Kurzdarstellungen) bezieht sich auf die 16 Kommentare und Beiträge bis zum 13. Juni 2014*** 17 18 ##Knackpunkte der Diskussion 19 20 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder 21 geht es darum rechtliche, gesellschaftliche und soziale 22 Bedingungen zu verbessern? 23 24 - gibt es freiwillige, selbstbestimmte, menschenwürdige 25 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und 26 Ausbeutung? 27 28 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem 29 Körper tun? 30 31 ##Politischer Kontext 32 33 Union und SPD einigten sich in ihrem 34 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti 35 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die 36 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter 37 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014). 38 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte 39 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did 40 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter 41 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden. 42 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle 43 soll es nicht mehr geben. 44 45 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die 46 *Sittenwidrigkeit* von Prostitution 2002 47 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset 48 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von 49 Prostituierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den 50 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage 51 die „Handschrift der Frauenhändler und ihrer 52 LobbyistInnen“, heißt es in einem „[Appel gegen 53 Prostitution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pros 54 titution-111249)“ (Nobember 2013), initiiert von der 55 feministischen Zeitschrift „Emma“: „Seither ist Deutschland 56 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies 57 der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“ 58 59 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die 60 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig, 61 auch Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier 62 findet sich auch im „nordischen“ oder „schwedischen“ 63 Modell. In Schweden ist der Kauf sexueller Dienstleistungen 64 seit 1998 verboten. Das EU-Parlament empfiehlt in einer 65 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d 66 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD 67 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014) 68 diesen Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer 69 "Genehmigung der sexuellen Ausbeutung“ geich. 70 71 ##Themen der Publixphere-Diskussion: 72 73 **Fehlende Informationen** 74 75 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur 76 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt 77 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu 78 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und 79 menschenwürdige Prostitution (...) ein Ausnahmefall?“. 80 [Patrick 81 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick 82 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß 83 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als 84 legale Prostitution.“ 85 86 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es 87 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter 88 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht 89 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben, 90 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu 91 werden.“ 92 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a 93 bout) zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein Großteil 94 der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen und sich 95 hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen werden. 96 Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen 97 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die 98 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl 99 eher nicht.“ 100 101 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine 102 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292) 103 gestartet. Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum 104 Thema. 105 106 **Was muss geregelt werden?** 107 108 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren 109 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung 110 zu schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen 111 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit 112 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle 113 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits 114 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.” 115 116 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen 117 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe 118 es Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum 119 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man 120 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen 121 Sexes reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die 122 sich direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol 123 fordert, eher über effektive Gesetze gegen Menschenhandel 124 zu diskutieren und die Opferrechte zu stärken, woran die 125 Politik aber kaum Interesse habe. 126 127 @Emil verweist dagegen auf den 128 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p 129 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC% 130 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm 131 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale 132 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen 133 und Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol 134 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem 135 als „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von 136 Sexarbeiterinnen. 137 138 **Freierbestrafung** 139 140 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen 141 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift 142 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in 143 den Ofen: „(...) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger 144 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist 145 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf 146 einen 147 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu 148 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins 149 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert 150 auf der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten. 151 Es hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen 152 Kampagne der Diskussionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen 153 zu einer anderen 154 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti 155 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische 156 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz 157 Frauen und Mädchen aus dem Osten Europas vor 158 Zwangsprostitution schützt“. 159 160 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?** 161 162 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur 163 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich 164 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so. 165 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen 166 sind nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das 167 Herausholen der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die 168 Sexarbeit ist das Problem, sondern die Art und Weise, in 169 der die Gesellschaft diesen Beruf wahrnimmt“. 170 171 Dagegen schreibt 172 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a 173 bout): „Prostitution ist (...) eine der ältesten Arten von 174 Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und Gesellschaften 175 (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen quasi zu 176 Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen, die 177 meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht 178 angegriffen sehen. 179 180 **Wo fängt der Zwang an?** 181 182 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte, 183 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa 184 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte 185 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben, 186 sich prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als 187 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“ 188 [Kilian](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Donkey 189 /about) meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus 190 wollen wir nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh 191 anfangen kann.“ @Emil verweist auf die Sichtweise des 192 schwedischen Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten 193 Sexarbeiter nicht geben könne, da immer ein 194 Abhängigkeitsverhältnis zwischen Käufer und Dienstleister 195 bestehe. 196 197 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER 198 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und 199 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution 200 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht 201 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen, 202 solange kein Zwang im Spiel ist?“ 203 204 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der 205 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und 206 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs, 207 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen 208 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(...) wenn 209 (...) Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest 210 von Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich 211 ein Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin 212 kämen wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte 213 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst 214 vorbehalten würden?“ 215 216 **Darf der Staat eingreifen?** 217 218 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der 219 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der 220 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der 221 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung 222 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder 223 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf 224 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs) 225 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder 226 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist 227 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg 228 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu 229 reden.“ 230 231 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob 232 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und 233 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“ 234 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a 235 bout) verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution 236 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die 237 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen. 238 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu, 239 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware 240 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann 241 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und 242 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben 243 wird dem etwas entgegenzusetzen?“ 244 245 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft: 246 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität – 247 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele 248 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von 249 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik 250 ausgenommen sein?“ 251 252 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin, 253 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr 254 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle 255 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution 256 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine 257 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der 258 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines 259 Dates, wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu einem 260 teuren Essen einlädt.“ 261 262 ------------------------------------------------------------ 263 --------------------------------- 264 265 Dieser Text kann abschnittsweise kommentiert werden. Eine 266 neue Diskussion zum Thema Prostitution könnt ihr 267 (eingeloggt) unter diesem 268 [Link](https://publixphere.de/i/publixphere-de/proposal/new? 269 category=45) anlegen. 270 271 272 ##Links 273 274 - [Hintergrundtext: 275 Prostitution](https://publixphere.de/i/publixphere-de/catego 276 ry/45) 277 278 - [Diskussion: Prostitution nun doch gesetzlich 279 verbieten?](https://publixphere.de/d/274) 280 281 - [Diskussion: Wer geht zu 282 Prostituierten?](https://publixphere.de/d/292) -
Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)
von admin, angelegt1 ![Foto: Jake Guild (CC BY 2 2.0)](https://publixphere-cms.publixphere.de/de/bilder/prost 3 ution_gross.bmp/@@images/image.bmp) 4 5 ***Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch 6 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4. 7 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um 8 eine Verschärfung der Prostitutionsgesetzgebung in 9 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn 10 macht, welches den Kauf sexueller Dienstleistungen 11 verbietet („Freier-Bestrafung“). Alle 12 Politik-Interessierten waren und sind eingeladen, sich 13 einzubringen. Die folgende 14 [Kurzdarstellung](https://publixphere.de/i/publixphere-de/pa 15 ge/1_Was_sind_Kurzdarstellungen) bezieht sich auf die 16 Kommentare und Beiträge bis zum 13. Juni 2014*** 17 18 ##Knackpunkte der Diskussion 19 20 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder 21 geht es darum rechtliche, gesellschaftliche und soziale 22 Bedingungen zu verbessern? 23 24 - gibt es freiwillige, selbstbestimmte, menschenwürdige 25 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und 26 Ausbeutung? 27 28 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem 29 Körper tun? 30 31 ##Politischer Kontext 32 33 Union und SPD einigten sich in ihrem 34 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti 35 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die 36 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter 37 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014). 38 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte 39 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did 40 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter 41 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden. 42 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle 43 soll es nicht mehr geben. 44 45 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die 46 *Sittenwidrigkeit* von Prostitution 2002 47 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset 48 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von 49 Prostituierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den 50 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage 51 die „Handschrift der Frauenhändler und ihrer 52 LobbyistInnen“, heißt es in einem „[Appel gegen 53 Prostitution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pros 54 titution-111249)“ (Nobember 2013), initiiert von der 55 feministischen Zeitschrift „Emma“: „Seither ist Deutschland 56 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies 57 der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“ 58 59 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die 60 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig, 61 auch Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier 62 findet sich auch im „nordischen“ oder „schwedischen“ 63 Modell. In Schweden ist der Kauf sexueller Dienstleistungen 64 seit 1998 verboten. Das EU-Parlament empfiehlt in einer 65 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d 66 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD 67 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014) 68 diesen Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer 69 "Genehmigung der sexuellen Ausbeutung“ geich. 70 71 ##Themen der Publixphere-Diskussion: 72 73 **Fehlende Informationen** 74 75 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur 76 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt 77 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu 78 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und 79 menschenwürdige Prostitution (...) ein Ausnahmefall?“. 80 [Patrick 81 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick 82 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß 83 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als 84 legale Prostitution.“ 85 86 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es 87 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter 88 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht 89 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben, 90 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu 91 werden.“ 92 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a 93 bout) zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein Großteil 94 der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen und sich 95 hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen werden. 96 Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen 97 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die 98 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl 99 eher nicht.“ 100 101 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine 102 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292) 103 gestartet. Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum 104 Thema. 105 106 **Was muss geregelt werden?** 107 108 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren 109 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung 110 zu schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen 111 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit 112 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle 113 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits 114 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.” 115 116 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen 117 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe 118 es Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum 119 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man 120 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen 121 Sexes reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die 122 sich direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol 123 fordert, eher über effektive Gesetze gegen Menschenhandel 124 zu diskutieren und die Opferrechte zu stärken, woran die 125 Politik aber kaum Interesse habe. 126 127 @Emil verweist dagegen auf den 128 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p 129 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC% 130 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm 131 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale 132 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen 133 und Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol 134 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem 135 als „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von 136 Sexarbeiterinnen. 137 138 **Freierbestrafung** 139 140 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen 141 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift 142 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in 143 den Ofen: „(...) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger 144 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist 145 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf 146 einen 147 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu 148 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins 149 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert 150 auf der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten. 151 Es hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen 152 Kampagne der Diskussionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen 153 zu einer anderen 154 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti 155 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische 156 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz 157 Frauen und Mädchen aus dem Osten Europas vor 158 Zwangsprostitution schützt“. 159 160 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?** 161 162 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur 163 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich 164 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so. 165 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen 166 sind nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das 167 Herausholen der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die 168 Sexarbeit ist das Problem, sondern die Art und Weise, in 169 der die Gesellschaft diesen Beruf wahrnimmt“. 170 171 Dagegen schreibt 172 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a 173 bout): „Prostitution ist (...) eine der ältesten Arten von 174 Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und Gesellschaften 175 (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen quasi zu 176 Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen, die 177 meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht 178 angegriffen sehen. 179 180 **Wo fängt der Zwang an?** 181 182 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte, 183 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa 184 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte 185 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben, 186 sich prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als 187 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“ 188 [Kilian](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Donkey 189 /about) meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus 190 wollen wir nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh 191 anfangen kann.“ @Emil verweist auf die Sichtweise des 192 schwedischen Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten 193 Sexarbeiter nicht geben könne, da immer ein 194 Abhängigkeitsverhältnis zwischen Käufer und Dienstleister 195 bestehe. 196 197 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER 198 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und 199 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution 200 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht 201 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen, 202 solange kein Zwang im Spiel ist?“ 203 204 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der 205 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und 206 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs, 207 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen 208 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(...) wenn 209 (...) Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest 210 von Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich 211 ein Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin 212 kämen wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte 213 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst 214 vorbehalten würden?“ 215 216 **Darf der Staat eingreifen?** 217 218 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der 219 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der 220 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der 221 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung 222 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder 223 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf 224 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs) 225 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder 226 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist 227 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg 228 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu 229 reden.“ 230 231 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob 232 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und 233 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“ 234 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a 235 bout) verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution 236 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die 237 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen. 238 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu, 239 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware 240 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann 241 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und 242 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben 243 wird dem etwas entgegenzusetzen?“ 244 245 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft: 246 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität – 247 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele 248 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von 249 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik 250 ausgenommen sein?“ 251 252 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin, 253 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr 254 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle 255 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution 256 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine 257 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der 258 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines 259 Dates, wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu einem 260 teuren Essen einlädt.“ 261 262 ------------------------------------------------------------ 263 --------------------------------- 264 265 Text: Alexander Wragge und Katharina Mosene 266 267 ***Hinweis*** *: Dieser Text kann abschnittsweise 268 kommentiert werden. Eine neue Diskussion zum Thema 269 Prostitution könnt ihr (eingeloggt) unter diesem 270 [Link](https://publixphere.de/i/publixphere-de/proposal/new? 271 category=45) anlegen.* 272 273 274 ##Links 275 276 - [Hintergrundtext: 277 Prostitution](https://publixphere.de/i/publixphere-de/catego 278 ry/45) 279 280 - [Diskussion: Prostitution nun doch gesetzlich 281 verbieten?](https://publixphere.de/d/274) 282 283 - [Diskussion: Wer geht zu 284 Prostituierten?](https://publixphere.de/d/292) -
Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)
von admin, angelegt1 ![Foto: Jake Guild (CC BY 2 2.0)](https://publixphere-cms.publixphere.de/de/bilder/prost 3 ution_gross.bmp/@@images/image.bmp) 4 5 ***Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch 6 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4. 7 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um 8 eine Verschärfung der Prostitutionsgesetzgebung in 9 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn 10 macht, welches den Kauf sexueller Dienstleistungen 11 verbietet („Freier-Bestrafung“). Alle 12 Politik-Interessierten waren und sind eingeladen, sich 13 einzubringen. Die folgende 14 [Kurzdarstellung](https://publixphere.de/i/publixphere-de/pa 15 ge/1_Was_sind_Kurzdarstellungen) bezieht sich auf die 16 Kommentare und Beiträge bis zum 13. Juni 2014*** 17 18 ##Knackpunkte der Diskussion 19 20 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder 21 geht es darum rechtliche, gesellschaftliche und soziale 22 Bedingungen zu verbessern? 23 24 - gibt es freiwillige, selbstbestimmte, menschenwürdige 25 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und 26 Ausbeutung? 27 28 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem 29 Körper tun? 30 31 32 33 -
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von admin, angelegt1 ![Foto: Jake Guild (CC BY 2 2.0)](https://publixphere-cms.publixphere.de/de/bilder/prost 3 ution_gross.bmp/@@images/image.bmp) 4 5 ***Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch 6 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4. 7 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um 8 eine Verschärfung der Prostitutionsgesetzgebung in 9 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn 10 macht, welches den Kauf sexueller Dienstleistungen 11 verbietet („Freier-Bestrafung“). Alle 12 Politik-Interessierten waren und sind eingeladen, sich 13 einzubringen. Die folgende 14 [Kurzdarstellung](https://publixphere.de/i/publixphere-de/pa 15 ge/1_Was_sind_Kurzdarstellungen) bezieht sich auf die 16 Kommentare und Beiträge bis zum 13. Juni 2014*** 17 18 ##Knackpunkte der Diskussion 19 20 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder 21 geht es darum rechtliche, gesellschaftliche und soziale 22 Bedingungen zu verbessern? 23 24 - gibt es freiwillige, selbstbestimmte, menschenwürdige 25 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und 26 Ausbeutung? 27 28 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem 29 Körper tun? 30 31 32 33 -
Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)
von Community Management , angelegt1 ![Foto: Jake Guild (CC BY 2 2.0)](https://publixphere-cms.publixphere.de/de/bilder/prost 3 ution_gross.bmp/@@images/image.bmp) 4 5 ***Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch 6 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4. 7 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um 8 eine Verschärfung der Prostitutionsgesetzgebung in 9 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn 10 macht, welches den Kauf sexueller Dienstleistungen 11 verbietet („Freier-Bestrafung“). Alle 12 Politik-Interessierten waren und sind eingeladen, sich 13 einzubringen. Die folgende 14 [Kurzdarstellung](https://publixphere.de/i/publixphere-de/pa 15 ge/1_Was_sind_Kurzdarstellungen) bezieht sich auf die 16 Kommentare und Beiträge bis zum 13. Juni 2014*** 17 18 ##Knackpunkte der Diskussion2 19 20 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder 21 geht es darum rechtliche, gesellschaftliche und soziale 22 Bedingungen zu verbessern? 23 24 - gibt es freiwillige, selbstbestimmte, menschenwürdige 25 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und 26 Ausbeutung? 27 28 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem 29 Körper tun?