Prostitution gesetzlich verbieten?

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  • Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)

    von admin, angelegt
    1 ##Stand: 13. Juni 2014
    2
    3 ***@Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch
    4 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4.
    5 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um
    6 eine Verschärfung der Prostitiutionsgesetzgebung in
    7 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn
    8 macht, den Kauf sexueller Dienstleistungen zu verbieten
    9 („Freier-Bestrafung“). Alle Politik-Interessierten waren
    10 und sind eingeladen, sich einzubringen.***
    11
    12 ##Was sind die Knackpunkte der Diskussion?
    13
    14 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder
    15 ihre rechtlichen, gesellschaftlichen und sozialen
    16 Bedingungen zu verbessern?
    17
    18 - gibt es freiwillige, selbstsbestimmte, menschenwürdige
    19 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und
    20 Ausbeutung?
    21
    22 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem
    23 Körper tun?
    24
    25 ##Politischer Kontext
    26
    27 Union und SPD einigten sich in ihrem
    28 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti
    29 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die
    30 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter
    31 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014).
    32 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte
    33 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did
    34 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter
    35 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden.
    36 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle
    37 soll es nicht mehr geben.
    38
    39 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die
    40 Sittenwidrigkeit Prostition 2002
    41 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset
    42 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von
    43 Prostitutierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den
    44 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage
    45 die „Handschrift der Frauenhändler und ihrer
    46 LobbyistInnen“, heißt es in einem „[Appel gegen
    47 Prosititution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pro
    48 stitution-111249)“ (Nobember 2013), initiert von der
    49 feministischen Zeitschrift „Emma“. „Seither ist Deutschland
    50 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies
    51 der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“
    52
    53 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die
    54 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig,
    55 auch Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier
    56 wird auch das „nordische“ oder „schwedische“ Modell
    57 genannt. In Schweden ist der Kauf sexueller
    58 Dienstleistungen seit 1998 verboten. Das EU-Parlament
    59 empfiehlt in einer
    60 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d
    61 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD
    62 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014)
    63 diesen Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer
    64 "Genehmigung der sexuellen Ausbeutung“ geich.
    65
    66 ##Themen der Publixphere-Diskussion:
    67
    68 **Fehlende Informationen**
    69
    70 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur
    71 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt
    72 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu
    73 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und
    74 menschenwürdige Prostitution (...) ein Ausnahmefall?“.
    75 [Patrick
    76 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick
    77 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß
    78 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als
    79 legale Prostitution.“
    80
    81 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es
    82 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter
    83 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht
    84 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben,
    85 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu
    86 werden.“ @Berta zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein
    87 Großteil der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen
    88 und sich hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen
    89 werden. Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen
    90 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die
    91 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl
    92 eher nicht.“
    93
    94 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine
    95 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292)
    96 gestartet. Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum
    97 Thema.
    98
    99 **Was muss geregelt werden?**
    100
    101 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren
    102 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung
    103 zu schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen
    104 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit
    105 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle
    106 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits
    107 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.”
    108
    109 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen
    110 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe
    111 es Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum
    112 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man
    113 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen
    114 Sexes reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die
    115 sich direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol
    116 fordert, eher über effektive Gesetze gegen Menschenhandel
    117 zu diskutieren und die Opferrechte zu stärken, woran die
    118 Politik aber kaum Interesse habe.
    119
    120 @Emil verweist dagegen auf den
    121 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p
    122 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC%
    123 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm
    124 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale
    125 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen
    126 und Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol
    127 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem
    128 als „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von
    129 Sexarbeiterinnen.
    130
    131 **Freierbestrafung**
    132
    133 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen
    134 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift
    135 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in
    136 den Ofen: „(...) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger
    137 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist
    138 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf
    139 einen
    140 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu
    141 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins
    142 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert
    143 auf der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten.
    144 Es hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen
    145 Kampagne der Diskissionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen
    146 zu einer anderen
    147 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti
    148 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische
    149 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz
    150 Frauen und Mädchen aus dem Osten Europas vor
    151 Zwangsprostitution schützt“.
    152
    153 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?**
    154
    155 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur
    156 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich
    157 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so.
    158 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen
    159 sind nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das
    160 Herausholen der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die
    161 Sexarbeit ist das Problem, sondern die Art und Weise, in
    162 der die Gesellschaft diesen Beruf wahrnimmt“.
    163
    164 Dagegen schreibt @Berta: „Prostitution ist (...) eine der
    165 ältesten Arten von Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und
    166 Gesellschaften (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen
    167 quasi zu Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen,
    168 die meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht
    169 angegriffen sehen.
    170
    171 **Wo fängt der Zwang an?**
    172
    173 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte,
    174 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa
    175 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte
    176 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben,
    177 sich prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als
    178 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“ @Kilian
    179 meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus wollen wir
    180 nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh anfangen kann.“
    181 @Emil verweist auf die Sichtweise des schwedischen
    182 Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten Sexarbeiter
    183 nicht geben könne, da immer ein Abhängigkeitsverhältnis
    184 zwischen Käufer und Dienstleister bestehe.
    185
    186 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER
    187 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und
    188 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution
    189 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht
    190 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen,
    191 solange kein Zwang im Spiel ist?“
    192
    193 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der
    194 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und
    195 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs,
    196 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen
    197 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(...) wenn
    198 (...) Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest
    199 von Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich
    200 ein Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin
    201 kämen wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte
    202 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst
    203 vorbehalten würden?“
    204
    205 **Darf der Staat eingreifen?**
    206
    207 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der
    208 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der
    209 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der
    210 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung
    211 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder
    212 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf
    213 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs)
    214 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder
    215 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist
    216 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg
    217 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu
    218 reden.“
    219
    220 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob
    221 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und
    222 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“ @Berta
    223 verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution
    224 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die
    225 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.
    226 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu,
    227 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware
    228 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann
    229 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und
    230 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben
    231 wird dem etwas entgegenzusetzen?“
    232
    233 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft:
    234 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität –
    235 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele
    236 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von
    237 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik
    238 ausgenommen sein?“
    239
    240 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin,
    241 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr
    242 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle
    243 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution
    244 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine
    245 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der
    246 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines
    247 Dates, wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu
    248 müssen. Auch dieses könnte man als Zwangsprostitution im
    249 weitesten Sinne verstehen.“ @Kilian meint: „Prostitution
    250 aus einer Zwangslage heraus wollen wir nicht und wir
    251 wissen, das Zwang sehr früh anfangen kann.“ @Emil verweist
    252 auf die Sichtweise des schwedischen Gesetzgebers, wonach es
    253 einen selbstbestimmten Sexarbeiter nicht geben könne, da
    254 immer ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Käufer und
    255 Dienstleister bestehe.
    256
    257 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER
    258 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und
    259 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution
    260 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht
    261 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen,
    262 solange kein Zwang im Spiel ist?“
    263
    264 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der
    265 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und
    266 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs,
    267 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen
    268 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(...) wenn
    269 (...) Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest
    270 von Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich
    271 ein Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin
    272 kämen wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte
    273 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst
    274 vorbehalten würden?“
    275
    276 **Darf der Staat eingreifen?**
    277
    278 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der
    279 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der
    280 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der
    281 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung
    282 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder
    283 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf
    284 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs)
    285 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder
    286 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist
    287 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg
    288 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu
    289 reden.“
    290
    291 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob
    292 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und
    293 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“ @Berta
    294 verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution
    295 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die
    296 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.
    297 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu,
    298 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware
    299 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann
    300 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und
    301 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben
    302 wird dem etwas entgegenzusetzen?“
    303
    304 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft:
    305 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität –
    306 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele
    307 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von
    308 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik
    309 ausgenommen sein?“
    310
    311 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin,
    312 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr
    313 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle
    314 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution
    315 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine
    316 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der
    317 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines
    318 Dates, wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu einem
    319 teuren Essen einlädt.“
  • Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)

    von admin, angelegt
    1 ***Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch
    2 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4.
    3 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um
    4 eine Verschärfung der Prostitiutionsgesetzgebung in
    5 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn
    6 macht, den Kauf sexueller Dienstleistungen zu verbieten
    7 („Freier-Bestrafung“). Alle Politik-Interessierten waren und
    8 sind eingeladen, sich einzubringen. Die folgende
    9 Kurzdarstellung bezieht sich auf die Diskussion bis zum 13.
    10 Juni 2014***
    11
    12 ##Knackpunkte der Diskussion
    13
    14 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder ihre
    15 rechtlichen, gesellschaftlichen und sozialen Bedingungen
    16 zu verbessern?
    17
    18 - gibt es freiwillige, selbstsbestimmte, menschenwürdige
    19 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und
    20 Ausbeutung?
    21
    22 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem
    23 Körper tun?
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    25 ##Politischer Kontext
    26
    27 Union und SPD einigten sich in ihrem
    28 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti
    29 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die
    30 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter
    31 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014).
    32 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte
    33 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did
    34 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter
    35 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden.
    36 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle
    37 soll es nicht mehr geben.
    38
    39 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die
    40 Sittenwidrigkeit Prostition 2002
    41 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset
    42 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von
    43 Prostitutierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den
    44 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage die
    45 „Handschrift der Frauenhändler und ihrer LobbyistInnen“,
    46 heißt es in einem „[Appel gegen
    47 Prosititution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pro
    48 stitution-111249)“ (Nobember 2013), initiert von der
    49 feministischen Zeitschrift „Emma“. „Seither ist Deutschland
    50 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies der
    51 Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“
    52
    53 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die
    54 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig, auch
    55 Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier wird auch
    56 das „nordische“ oder „schwedische“ Modell genannt. In
    57 Schweden ist der Kauf sexueller Dienstleistungen seit 1998
    58 verboten. Das EU-Parlament empfiehlt in einer
    59 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d
    60 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD
    61 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014) diesen
    62 Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer "Genehmigung
    63 der sexuellen Ausbeutung“ geich.
    64
    65 ##Themen der Publixphere-Diskussion:
    66
    67 **Fehlende Informationen**
    68
    69 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur
    70 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt
    71 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu
    72 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und
    73 menschenwürdige Prostitution (…) ein Ausnahmefall?“.
    74 [Patrick
    75 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick
    76 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß
    77 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als legale
    78 Prostitution.“
    79
    80 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es
    81 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter
    82 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht
    83 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben,
    84 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu
    85 werden.“ @Berta zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein
    86 Großteil der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen
    87 und sich hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen
    88 werden. Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen
    89 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die
    90 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl
    91 eher nicht.“
    92
    93 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine
    94 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292) gestartet.
    95 Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum Thema.
    96
    97 **Was muss geregelt werden?**
    98
    99 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren
    100 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung zu
    101 schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen
    102 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit
    103 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle
    104 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits
    105 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.”
    106
    107 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen
    108 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe es
    109 Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum
    110 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man
    111 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen Sexes
    112 reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die sich
    113 direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol fordert, eher
    114 über effektive Gesetze gegen Menschenhandel zu diskutieren
    115 und die Opferrechte zu stärken, woran die Politik aber kaum
    116 Interesse habe.
    117
    118 @Emil verweist dagegen auf den
    119 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p
    120 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC%
    121 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm
    122 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale
    123 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen und
    124 Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol
    125 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem als
    126 „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von
    127 Sexarbeiterinnen.
    128
    129 **Freierbestrafung**
    130
    131 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen
    132 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift
    133 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in
    134 den Ofen: „(…) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger
    135 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist
    136 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf
    137 einen
    138 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu
    139 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins
    140 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert auf
    141 der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten. Es
    142 hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen Kampagne
    143 der Diskissionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen zu einer
    144 anderen
    145 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti
    146 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische
    147 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz Frauen
    148 und Mädchen aus dem Osten Europas vor Zwangsprostitution
    149 schützt“.
    150
    151 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?**
    152
    153 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur
    154 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich
    155 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so.
    156 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen sind
    157 nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das Herausholen
    158 der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die Sexarbeit ist das
    159 Problem, sondern die Art und Weise, in der die Gesellschaft
    160 diesen Beruf wahrnimmt“.
    161
    162 Dagegen schreibt @Berta: „Prostitution ist (…) eine der
    163 ältesten Arten von Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und
    164 Gesellschaften (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen
    165 quasi zu Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen,
    166 die meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht
    167 angegriffen sehen.
    168
    169 **Wo fängt der Zwang an?**
    170
    171 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte,
    172 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa
    173 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte
    174 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben, sich
    175 prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als
    176 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“ @Kilian
    177 meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus wollen wir
    178 nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh anfangen kann.“
    179 @Emil verweist auf die Sichtweise des schwedischen
    180 Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten Sexarbeiter
    181 nicht geben könne, da immer ein Abhängigkeitsverhältnis
    182 zwischen Käufer und Dienstleister bestehe.
    183
    184 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER
    185 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und
    186 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution
    187 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht
    188 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen,
    189 solange kein Zwang im Spiel ist?“
    190
    191 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der
    192 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und
    193 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs,
    194 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen
    195 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(…) wenn (…)
    196 Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest von
    197 Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich ein
    198 Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin kämen
    199 wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte
    200 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst
    201 vorbehalten würden?“
    202
    203 **Darf der Staat eingreifen?**
    204
    205 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der
    206 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der
    207 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der
    208 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung
    209 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder
    210 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf
    211 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs)
    212 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder
    213 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist
    214 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg
    215 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu
    216 reden.“
    217
    218 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob
    219 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und
    220 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“ @Berta
    221 verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution
    222 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die
    223 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.
    224 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu,
    225 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware
    226 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann
    227 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und
    228 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben
    229 wird dem etwas entgegenzusetzen?“
    230
    231 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft:
    232 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität –
    233 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele
    234 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von
    235 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik
    236 ausgenommen sein?“
    237
    238 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin,
    239 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr
    240 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle
    241 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution
    242 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine
    243 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der
    244 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines Dates,
    245 wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu einem teuren
    246 Essen einlädt.“
  • Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)

    von admin, angelegt
    1 ![Foto: Jake Guild (CC BY
    2 2.0)](https://publixphere-cms.publixphere.de/de/bilder/prost
    3 ution_gross.bmp/@@images/image.bmp)
    4
    5 ***Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch
    6 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4.
    7 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um
    8 eine Verschärfung der Prostitutionsgesetzgebung in
    9 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn
    10 macht, welches den Kauf sexueller Dienstleistungen
    11 verbietet („Freier-Bestrafung“). Alle
    12 Politik-Interessierten waren und sind eingeladen, sich
    13 einzubringen. Die folgende
    14 [Kurzdarstellung](https://publixphere.de/i/publixphere-de/pa
    15 ge/1_Was_sind_Kurzdarstellungen) bezieht sich auf die
    16 Kommentare und Beiträge bis zum 13. Juni 2014***
    17
    18 ##Knackpunkte der Diskussion
    19
    20 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder
    21 geht es darum rechtliche, gesellschaftliche und soziale
    22 Bedingungen zu verbessern?
    23
    24 - gibt es freiwillige, selbstbestimmte, menschenwürdige
    25 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und
    26 Ausbeutung?
    27
    28 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem
    29 Körper tun?
    30
    31 ##Politischer Kontext
    32
    33 Union und SPD einigten sich in ihrem
    34 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti
    35 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die
    36 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter
    37 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014).
    38 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte
    39 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did
    40 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter
    41 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden.
    42 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle
    43 soll es nicht mehr geben.
    44
    45 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die
    46 *Sittenwidrigkeit* von Prostitution 2002
    47 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset
    48 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von
    49 Prostituierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den
    50 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage
    51 die „Handschrift der Frauenhändler und ihrer
    52 LobbyistInnen“, heißt es in einem „[Appel gegen
    53 Prostitution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pros
    54 titution-111249)“ (Nobember 2013), initiiert von der
    55 feministischen Zeitschrift „Emma“: „Seither ist Deutschland
    56 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies
    57 der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“
    58
    59 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die
    60 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig,
    61 auch Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier
    62 findet sich auch im „nordischen“ oder „schwedischen“
    63 Modell. In Schweden ist der Kauf sexueller Dienstleistungen
    64 seit 1998 verboten. Das EU-Parlament empfiehlt in einer
    65 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d
    66 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD
    67 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014)
    68 diesen Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer
    69 "Genehmigung der sexuellen Ausbeutung“ geich.
    70
    71 ##Themen der Publixphere-Diskussion:
    72
    73 **Fehlende Informationen**
    74
    75 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur
    76 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt
    77 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu
    78 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und
    79 menschenwürdige Prostitution (...) ein Ausnahmefall?“.
    80 [Patrick
    81 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick
    82 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß
    83 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als
    84 legale Prostitution.“
    85
    86 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es
    87 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter
    88 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht
    89 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben,
    90 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu
    91 werden.“
    92 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a
    93 bout) zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein Großteil
    94 der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen und sich
    95 hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen werden.
    96 Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen
    97 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die
    98 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl
    99 eher nicht.“
    100
    101 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine
    102 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292)
    103 gestartet. Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum
    104 Thema.
    105
    106 **Was muss geregelt werden?**
    107
    108 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren
    109 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung
    110 zu schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen
    111 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit
    112 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle
    113 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits
    114 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.”
    115
    116 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen
    117 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe
    118 es Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum
    119 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man
    120 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen
    121 Sexes reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die
    122 sich direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol
    123 fordert, eher über effektive Gesetze gegen Menschenhandel
    124 zu diskutieren und die Opferrechte zu stärken, woran die
    125 Politik aber kaum Interesse habe.
    126
    127 @Emil verweist dagegen auf den
    128 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p
    129 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC%
    130 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm
    131 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale
    132 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen
    133 und Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol
    134 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem
    135 als „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von
    136 Sexarbeiterinnen.
    137
    138 **Freierbestrafung**
    139
    140 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen
    141 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift
    142 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in
    143 den Ofen: „(...) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger
    144 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist
    145 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf
    146 einen
    147 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu
    148 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins
    149 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert
    150 auf der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten.
    151 Es hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen
    152 Kampagne der Diskussionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen
    153 zu einer anderen
    154 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti
    155 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische
    156 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz
    157 Frauen und Mädchen aus dem Osten Europas vor
    158 Zwangsprostitution schützt“.
    159
    160 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?**
    161
    162 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur
    163 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich
    164 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so.
    165 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen
    166 sind nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das
    167 Herausholen der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die
    168 Sexarbeit ist das Problem, sondern die Art und Weise, in
    169 der die Gesellschaft diesen Beruf wahrnimmt“.
    170
    171 Dagegen schreibt
    172 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a
    173 bout): „Prostitution ist (...) eine der ältesten Arten von
    174 Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und Gesellschaften
    175 (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen quasi zu
    176 Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen, die
    177 meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht
    178 angegriffen sehen.
    179
    180 **Wo fängt der Zwang an?**
    181
    182 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte,
    183 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa
    184 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte
    185 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben,
    186 sich prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als
    187 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“
    188 [Kilian](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Donkey
    189 /about) meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus
    190 wollen wir nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh
    191 anfangen kann.“ @Emil verweist auf die Sichtweise des
    192 schwedischen Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten
    193 Sexarbeiter nicht geben könne, da immer ein
    194 Abhängigkeitsverhältnis zwischen Käufer und Dienstleister
    195 bestehe.
    196
    197 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER
    198 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und
    199 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution
    200 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht
    201 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen,
    202 solange kein Zwang im Spiel ist?“
    203
    204 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der
    205 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und
    206 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs,
    207 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen
    208 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(...) wenn
    209 (...) Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest
    210 von Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich
    211 ein Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin
    212 kämen wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte
    213 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst
    214 vorbehalten würden?“
    215
    216 **Darf der Staat eingreifen?**
    217
    218 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der
    219 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der
    220 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der
    221 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung
    222 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder
    223 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf
    224 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs)
    225 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder
    226 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist
    227 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg
    228 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu
    229 reden.“
    230
    231 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob
    232 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und
    233 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“
    234 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a
    235 bout) verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution
    236 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die
    237 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.
    238 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu,
    239 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware
    240 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann
    241 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und
    242 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben
    243 wird dem etwas entgegenzusetzen?“
    244
    245 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft:
    246 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität –
    247 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele
    248 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von
    249 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik
    250 ausgenommen sein?“
    251
    252 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin,
    253 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr
    254 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle
    255 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution
    256 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine
    257 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der
    258 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines
    259 Dates, wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu einem
    260 teuren Essen einlädt.“
    261
    262 ------------------------------------------------------------
    263 ---------------------------------
    264
    265 *Dieser Text kann abschnittsweise kommentiert werden. Eine
    266 neue Diskussion zum Thema Prostitution könnt ihr
    267 (eingeloggt) unter diesem
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    269 category=45) anlegen.*
    270
    271
    272 ##Links
    273
    274 - [Hintergrundtext:
    275 Prostitution](https://publixphere.de/i/publixphere-de/catego
    276 ry/45)
    277
    278 - [Diskussion: Prostitution nun doch gesetzlich
    279 verbieten?](https://publixphere.de/d/274)
    280
    281 - [Diskussion: Wer geht zu
    282 Prostituierten?](https://publixphere.de/d/292)
  • Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)

    von admin, angelegt
    1 ##Stand: 13. Juni 2014
    2
    3 ***@Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch
    4 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4.
    5 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um
    6 eine Verschärfung der Prostitiutionsgesetzgebung in
    7 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn
    8 macht, den Kauf sexueller Dienstleistungen zu verbieten
    9 („Freier-Bestrafung“). Alle Politik-Interessierten waren
    10 und sind eingeladen, sich einzubringen.***
    11
    12 ##Was sind die Knackpunkte der Diskussion?
    13
    14 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder
    15 ihre rechtlichen, gesellschaftlichen und sozialen
    16 Bedingungen zu verbessern?
    17
    18 - gibt es freiwillige, selbstsbestimmte, menschenwürdige
    19 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und
    20 Ausbeutung?
    21
    22 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem
    23 Körper tun?
    24
    25 ##Politischer Kontext
    26
    27 Union und SPD einigten sich in ihrem
    28 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti
    29 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die
    30 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter
    31 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014).
    32 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte
    33 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did
    34 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter
    35 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden.
    36 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle
    37 soll es nicht mehr geben.
    38
    39 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die
    40 Sittenwidrigkeit Prostition 2002
    41 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset
    42 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von
    43 Prostitutierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den
    44 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage
    45 trägt die „Handschrift der Frauenhändler und ihrer
    46 LobbyistInnen“, heißt es in einem „[Appel gegen
    47 Prosititution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pro
    48 stitution-111249)“ (Nobember 2013), initiert von der
    49 feministischen Zeitschrift „Emma“. „Seither ist Deutschland
    50 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies
    51 der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“
    52
    53 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die
    54 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig,
    55 auch Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier
    56 wird auch das „nordische“ oder „schwedische“ Modell
    57 genannt. In Schweden ist der Kauf sexueller
    58 Dienstleistungen seit 1998 verboten. Das EU-Parlament
    59 empfiehlt in einer
    60 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d
    61 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD
    62 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014)
    63 diesen Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer
    64 "Genehmigung der sexuellen Ausbeutung“ geich.
    65
    66 ##Themen der Publixphere-Diskussion:
    67
    68 **Fehlende Informationen**
    69
    70 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur
    71 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt
    72 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu
    73 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und
    74 menschenwürdige Prostitution (...) ein Ausnahmefall?“.
    75 [Patrick
    76 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick
    77 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß
    78 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als
    79 legale Prostitution.“
    80
    81 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es
    82 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter
    83 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht
    84 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben,
    85 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu
    86 werden.“ @Berta zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein
    87 Großteil der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen
    88 und sich hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen
    89 werden. Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen
    90 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die
    91 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl
    92 eher nicht.“
    93
    94 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine
    95 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292)
    96 gestartet. Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum
    97 Thema.
    98
    99 **Was muss geregelt werden?**
    100
    101 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren
    102 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung
    103 zu schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen
    104 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit
    105 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle
    106 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits
    107 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.”
    108
    109 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen
    110 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe
    111 es Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum
    112 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man
    113 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen
    114 Sexes reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die
    115 sich direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol
    116 fordert, eher über effektive Gesetze gegen Menschenhandel
    117 zu diskutieren und die Opferrechte zu stärken, woran die
    118 Politik aber kaum Interesse habe.
    119
    120 @Emil verweist dagegen auf den
    121 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p
    122 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC%
    123 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm
    124 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale
    125 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen
    126 und Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol
    127 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem
    128 als „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von
    129 Sexarbeiterinnen.
    130
    131 **Freierbestrafung**
    132
    133 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen
    134 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift
    135 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in
    136 den Ofen: „(...) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger
    137 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist
    138 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf
    139 einen
    140 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu
    141 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins
    142 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert
    143 auf der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten.
    144 Es hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen
    145 Kampagne der Diskissionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen
    146 zu einer anderen
    147 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti
    148 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische
    149 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz
    150 Frauen und Mädchen aus dem Osten Europas vor
    151 Zwangsprostitution schützt“.
    152
    153 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?**
    154
    155 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur
    156 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich
    157 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so.
    158 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen
    159 sind nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das
    160 Herausholen der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die
    161 Sexarbeit ist das Problem, sondern die Art und Weise, in
    162 der die Gesellschaft diesen Beruf wahrnimmt“.
    163
    164 Dagegen schreibt @Berta: „Prostitution ist (...) eine der
    165 ältesten Arten von Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und
    166 Gesellschaften (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen
    167 quasi zu Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen,
    168 die meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht
    169 angegriffen sehen.
    170
    171 **Selbstbestimmung oder Zwang**
    172
    173 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte,
    174 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa
    175 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte
    176 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben,
    177 sich prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als
    178 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“ @Kilian
    179 meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus wollen wir
    180 nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh anfangen kann.“
    181 @Emil verweist auf die Sichtweise des schwedischen
    182 Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten Sexarbeiter
    183 nicht geben könne, da immer ein Abhängigkeitsverhältnis
    184 zwischen Käufer und Dienstleister bestehe.
    185
    186 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER
    187 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und
    188 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution
    189 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht
    190 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen,
    191 solange kein Zwang im Spiel ist?“
    192
    193 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der
    194 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und
    195 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs,
    196 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen
    197 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(...) wenn
    198 (...) Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest
    199 von Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich
    200 ein Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin
    201 kämen wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte
    202 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst
    203 vorbehalten würden?“
    204
    205 **Darf der Staat eingreifen?**
    206
    207 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der
    208 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der
    209 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der
    210 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung
    211 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder
    212 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf
    213 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs)
    214 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder
    215 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist
    216 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg
    217 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu
    218 reden.“
    219
    220 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob
    221 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und
    222 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“ @Berta
    223 verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution
    224 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die
    225 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.
    226 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu,
    227 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware
    228 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann
    229 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und
    230 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben
    231 wird dem etwas entgegenzusetzen?“
    232
    233 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft:
    234 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität –
    235 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele
    236 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von
    237 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik
    238 ausgenommen sein?“
    239
    240 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin,
    241 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr
    242 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle
    243 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution
    244 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine
    245 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der
    246 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines
    247 Dates, wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu einem
    248 teuren Essen einlädt.“
  • Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)

    von admin, angelegt
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    4
    5 ***Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch
    6 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4.
    7 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um
    8 eine Verschärfung der Prostitutionsgesetzgebung in
    9 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn
    10 macht, welches den Kauf sexueller Dienstleistungen
    11 verbietet („Freier-Bestrafung“). Alle
    12 Politik-Interessierten waren und sind eingeladen, sich
    13 einzubringen. Die folgende Kurzdarstellung bezieht sich auf
    14 die Diskussion bis zum 13. Juni 2014***
    15
    16 ##Knackpunkte der Diskussion
    17
    18 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder
    19 geht es darum rechtliche, gesellschaftliche und soziale
    20 Bedingungen zu verbessern?
    21
    22 - gibt es freiwillige, selbstbestimmte, menschenwürdige
    23 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und
    24 Ausbeutung?
    25
    26 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem
    27 Körper tun?
    28
    29 ##Politischer Kontext
    30
    31 Union und SPD einigten sich in ihrem
    32 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti
    33 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die
    34 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter
    35 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014).
    36 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte
    37 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did
    38 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter
    39 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden.
    40 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle
    41 soll es nicht mehr geben.
    42
    43 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die
    44 *Sittenwidrigkeit* von Prostitution 2002
    45 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset
    46 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von
    47 Prostituierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den
    48 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage
    49 die „Handschrift der Frauenhändler und ihrer
    50 LobbyistInnen“, heißt es in einem „[Appel gegen
    51 Prostitution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pros
    52 titution-111249)“ (Nobember 2013), initiiert von der
    53 feministischen Zeitschrift „Emma“: „Seither ist Deutschland
    54 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies
    55 der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“
    56
    57 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die
    58 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig,
    59 auch Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier
    60 findet sich auch im „nordischen“ oder „schwedischen“
    61 Modell. In Schweden ist der Kauf sexueller Dienstleistungen
    62 seit 1998 verboten. Das EU-Parlament empfiehlt in einer
    63 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d
    64 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD
    65 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014)
    66 diesen Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer
    67 "Genehmigung der sexuellen Ausbeutung“ geich.
    68
    69 ##Themen der Publixphere-Diskussion:
    70
    71 **Fehlende Informationen**
    72
    73 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur
    74 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt
    75 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu
    76 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und
    77 menschenwürdige Prostitution (...) ein Ausnahmefall?“.
    78 [Patrick
    79 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick
    80 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß
    81 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als
    82 legale Prostitution.“
    83
    84 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es
    85 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter
    86 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht
    87 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben,
    88 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu
    89 werden.“
    90 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a
    91 bout) zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein Großteil
    92 der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen und sich
    93 hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen werden.
    94 Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen
    95 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die
    96 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl
    97 eher nicht.“
    98
    99 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine
    100 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292)
    101 gestartet. Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum
    102 Thema.
    103
    104 **Was muss geregelt werden?**
    105
    106 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren
    107 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung
    108 zu schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen
    109 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit
    110 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle
    111 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits
    112 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.”
    113
    114 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen
    115 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe
    116 es Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum
    117 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man
    118 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen
    119 Sexes reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die
    120 sich direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol
    121 fordert, eher über effektive Gesetze gegen Menschenhandel
    122 zu diskutieren und die Opferrechte zu stärken, woran die
    123 Politik aber kaum Interesse habe.
    124
    125 @Emil verweist dagegen auf den
    126 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p
    127 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC%
    128 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm
    129 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale
    130 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen
    131 und Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol
    132 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem
    133 als „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von
    134 Sexarbeiterinnen.
    135
    136 **Freierbestrafung**
    137
    138 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen
    139 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift
    140 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in
    141 den Ofen: „(...) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger
    142 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist
    143 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf
    144 einen
    145 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu
    146 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins
    147 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert
    148 auf der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten.
    149 Es hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen
    150 Kampagne der Diskussionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen
    151 zu einer anderen
    152 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti
    153 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische
    154 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz
    155 Frauen und Mädchen aus dem Osten Europas vor
    156 Zwangsprostitution schützt“.
    157
    158 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?**
    159
    160 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur
    161 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich
    162 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so.
    163 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen
    164 sind nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das
    165 Herausholen der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die
    166 Sexarbeit ist das Problem, sondern die Art und Weise, in
    167 der die Gesellschaft diesen Beruf wahrnimmt“.
    168
    169 Dagegen schreibt
    170 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a
    171 bout): „Prostitution ist (...) eine der ältesten Arten von
    172 Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und Gesellschaften
    173 (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen quasi zu
    174 Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen, die
    175 meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht
    176 angegriffen sehen.
    177
    178 **Wo fängt der Zwang an?**
    179
    180 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte,
    181 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa
    182 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte
    183 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben,
    184 sich prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als
    185 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“
    186 [Kilian](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Donkey
    187 /about) meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus
    188 wollen wir nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh
    189 anfangen kann.“ @Emil verweist auf die Sichtweise des
    190 schwedischen Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten
    191 Sexarbeiter nicht geben könne, da immer ein
    192 Abhängigkeitsverhältnis zwischen Käufer und Dienstleister
    193 bestehe.
    194
    195 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER
    196 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und
    197 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution
    198 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht
    199 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen,
    200 solange kein Zwang im Spiel ist?“
    201
    202 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der
    203 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und
    204 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs,
    205 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen
    206 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(...) wenn
    207 (...) Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest
    208 von Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich
    209 ein Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin
    210 kämen wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte
    211 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst
    212 vorbehalten würden?“
    213
    214 **Darf der Staat eingreifen?**
    215
    216 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der
    217 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der
    218 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der
    219 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung
    220 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder
    221 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf
    222 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs)
    223 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder
    224 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist
    225 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg
    226 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu
    227 reden.“
    228
    229 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob
    230 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und
    231 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“
    232 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a
    233 bout) verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution
    234 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die
    235 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.
    236 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu,
    237 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware
    238 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann
    239 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und
    240 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben
    241 wird dem etwas entgegenzusetzen?“
    242
    243 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft:
    244 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität –
    245 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele
    246 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von
    247 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik
    248 ausgenommen sein?“
    249
    250 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin,
    251 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr
    252 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle
    253 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution
    254 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine
    255 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der
    256 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines
    257 Dates, wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu einem
    258 teuren Essen einlädt.“
    259
    260 ------------------------------------------------------------
    261 ---------------------------------
    262
    263 ##Links
    264
    265 - [Hintergrundtext:
    266 Prostitution](https://publixphere.de/i/publixphere-de/catego
    267 ry/45)
    268
    269 - [Diskussion: Prostitution nun doch gesetzlich
    270 verbieten?](https://publixphere.de/d/274)
    271
    272 - [Diskussion: Wer geht zu
    273 Prostituierten?](https://publixphere.de/d/292)
  • Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)

    von admin, angelegt
    1 ##Stand: 13. Juni 2014
    2
    3 ***Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch
    4 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4.
    5 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um
    6 eine Verschärfung der Prostitiutionsgesetzgebung in
    7 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn
    8 macht, den Kauf sexueller Dienstleistungen zu verbieten
    9 („Freier-Bestrafung“). Alle Politik-Interessierten waren
    10 und sind eingeladen, sich einzubringen.***
    11
    12 ##Knackpunkte der Diskussion
    13
    14 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder
    15 ihre rechtlichen, gesellschaftlichen und sozialen
    16 Bedingungen zu verbessern?
    17
    18 - gibt es freiwillige, selbstsbestimmte, menschenwürdige
    19 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und
    20 Ausbeutung?
    21
    22 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem
    23 Körper tun?
    24
    25 ##Politischer Kontext
    26
    27 Union und SPD einigten sich in ihrem
    28 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti
    29 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die
    30 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter
    31 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014).
    32 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte
    33 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did
    34 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter
    35 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden.
    36 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle
    37 soll es nicht mehr geben.
    38
    39 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die
    40 Sittenwidrigkeit Prostition 2002
    41 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset
    42 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von
    43 Prostitutierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den
    44 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage
    45 die „Handschrift der Frauenhändler und ihrer
    46 LobbyistInnen“, heißt es in einem „[Appel gegen
    47 Prosititution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pro
    48 stitution-111249)“ (Nobember 2013), initiert von der
    49 feministischen Zeitschrift „Emma“. „Seither ist Deutschland
    50 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies
    51 der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“
    52
    53 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die
    54 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig,
    55 auch Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier
    56 wird auch das „nordische“ oder „schwedische“ Modell
    57 genannt. In Schweden ist der Kauf sexueller
    58 Dienstleistungen seit 1998 verboten. Das EU-Parlament
    59 empfiehlt in einer
    60 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d
    61 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD
    62 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014)
    63 diesen Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer
    64 "Genehmigung der sexuellen Ausbeutung“ geich.
    65
    66 ##Themen der Publixphere-Diskussion:
    67
    68 **Fehlende Informationen**
    69
    70 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur
    71 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt
    72 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu
    73 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und
    74 menschenwürdige Prostitution (...) ein Ausnahmefall?“.
    75 [Patrick
    76 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick
    77 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß
    78 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als
    79 legale Prostitution.“
    80
    81 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es
    82 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter
    83 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht
    84 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben,
    85 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu
    86 werden.“ @Berta zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein
    87 Großteil der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen
    88 und sich hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen
    89 werden. Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen
    90 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die
    91 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl
    92 eher nicht.“
    93
    94 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine
    95 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292)
    96 gestartet. Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum
    97 Thema.
    98
    99 **Was muss geregelt werden?**
    100
    101 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren
    102 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung
    103 zu schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen
    104 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit
    105 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle
    106 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits
    107 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.”
    108
    109 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen
    110 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe
    111 es Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum
    112 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man
    113 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen
    114 Sexes reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die
    115 sich direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol
    116 fordert, eher über effektive Gesetze gegen Menschenhandel
    117 zu diskutieren und die Opferrechte zu stärken, woran die
    118 Politik aber kaum Interesse habe.
    119
    120 @Emil verweist dagegen auf den
    121 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p
    122 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC%
    123 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm
    124 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale
    125 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen
    126 und Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol
    127 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem
    128 als „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von
    129 Sexarbeiterinnen.
    130
    131 **Freierbestrafung**
    132
    133 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen
    134 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift
    135 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in
    136 den Ofen: „(...) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger
    137 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist
    138 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf
    139 einen
    140 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu
    141 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins
    142 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert
    143 auf der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten.
    144 Es hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen
    145 Kampagne der Diskissionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen
    146 zu einer anderen
    147 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti
    148 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische
    149 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz
    150 Frauen und Mädchen aus dem Osten Europas vor
    151 Zwangsprostitution schützt“.
    152
    153 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?**
    154
    155 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur
    156 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich
    157 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so.
    158 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen
    159 sind nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das
    160 Herausholen der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die
    161 Sexarbeit ist das Problem, sondern die Art und Weise, in
    162 der die Gesellschaft diesen Beruf wahrnimmt“.
    163
    164 Dagegen schreibt @Berta: „Prostitution ist (...) eine der
    165 ältesten Arten von Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und
    166 Gesellschaften (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen
    167 quasi zu Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen,
    168 die meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht
    169 angegriffen sehen.
    170
    171 **Wo fängt der Zwang an?**
    172
    173 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte,
    174 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa
    175 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte
    176 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben,
    177 sich prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als
    178 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“ @Kilian
    179 meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus wollen wir
    180 nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh anfangen kann.“
    181 @Emil verweist auf die Sichtweise des schwedischen
    182 Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten Sexarbeiter
    183 nicht geben könne, da immer ein Abhängigkeitsverhältnis
    184 zwischen Käufer und Dienstleister bestehe.
    185
    186 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER
    187 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und
    188 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution
    189 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht
    190 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen,
    191 solange kein Zwang im Spiel ist?“
    192
    193 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der
    194 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und
    195 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs,
    196 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen
    197 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(...) wenn
    198 (...) Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest
    199 von Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich
    200 ein Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin
    201 kämen wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte
    202 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst
    203 vorbehalten würden?“
    204
    205 **Darf der Staat eingreifen?**
    206
    207 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der
    208 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der
    209 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der
    210 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung
    211 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder
    212 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf
    213 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs)
    214 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder
    215 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist
    216 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg
    217 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu
    218 reden.“
    219
    220 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob
    221 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und
    222 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“ @Berta
    223 verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution
    224 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die
    225 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.
    226 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu,
    227 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware
    228 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann
    229 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und
    230 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben
    231 wird dem etwas entgegenzusetzen?“
    232
    233 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft:
    234 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität –
    235 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele
    236 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von
    237 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik
    238 ausgenommen sein?“
    239
    240 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin,
    241 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr
    242 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle
    243 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution
    244 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine
    245 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der
    246 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines
    247 Dates, wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu einem
    248 teuren Essen einlädt.“
  • Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)

    von admin, angelegt
    1 ***Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch
    2 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4.
    3 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um
    4 eine Verschärfung der Prostitiutionsgesetzgebung in
    5 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn
    6 macht, den Kauf sexueller Dienstleistungen zu verbieten
    7 („Freier-Bestrafung“). Alle Politik-Interessierten waren
    8 und sind eingeladen, sich einzubringen. Die folgende
    9 Kurzdarstellung bezieht sich auf die Diskussion bis zum 13.
    10 Juni 2014***
    11
    12 ##Knackpunkte der Diskussion
    13
    14 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder
    15 ihre rechtlichen, gesellschaftlichen und sozialen
    16 Bedingungen zu verbessern?
    17
    18 - gibt es freiwillige, selbstsbestimmte, menschenwürdige
    19 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und
    20 Ausbeutung?
    21
    22 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem
    23 Körper tun?
    24
    25 ##Politischer Kontext
    26
    27 Union und SPD einigten sich in ihrem
    28 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti
    29 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die
    30 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter
    31 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014).
    32 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte
    33 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did
    34 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter
    35 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden.
    36 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle
    37 soll es nicht mehr geben.
    38
    39 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die
    40 Sittenwidrigkeit Prostition 2002
    41 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset
    42 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von
    43 Prostitutierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den
    44 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage
    45 die „Handschrift der Frauenhändler und ihrer
    46 LobbyistInnen“, heißt es in einem „[Appel gegen
    47 Prosititution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pro
    48 stitution-111249)“ (Nobember 2013), initiert von der
    49 feministischen Zeitschrift „Emma“. „Seither ist Deutschland
    50 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies
    51 der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“
    52
    53 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die
    54 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig,
    55 auch Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier
    56 wird auch das „nordische“ oder „schwedische“ Modell
    57 genannt. In Schweden ist der Kauf sexueller
    58 Dienstleistungen seit 1998 verboten. Das EU-Parlament
    59 empfiehlt in einer
    60 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d
    61 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD
    62 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014)
    63 diesen Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer
    64 "Genehmigung der sexuellen Ausbeutung“ geich.
    65
    66 ##Themen der Publixphere-Diskussion:
    67
    68 **Fehlende Informationen**
    69
    70 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur
    71 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt
    72 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu
    73 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und
    74 menschenwürdige Prostitution (...) ein Ausnahmefall?“.
    75 [Patrick
    76 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick
    77 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß
    78 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als
    79 legale Prostitution.“
    80
    81 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es
    82 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter
    83 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht
    84 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben,
    85 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu
    86 werden.“ @Berta zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein
    87 Großteil der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen
    88 und sich hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen
    89 werden. Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen
    90 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die
    91 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl
    92 eher nicht.“
    93
    94 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine
    95 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292)
    96 gestartet. Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum
    97 Thema.
    98
    99 **Was muss geregelt werden?**
    100
    101 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren
    102 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung
    103 zu schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen
    104 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit
    105 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle
    106 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits
    107 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.”
    108
    109 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen
    110 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe
    111 es Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum
    112 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man
    113 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen
    114 Sexes reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die
    115 sich direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol
    116 fordert, eher über effektive Gesetze gegen Menschenhandel
    117 zu diskutieren und die Opferrechte zu stärken, woran die
    118 Politik aber kaum Interesse habe.
    119
    120 @Emil verweist dagegen auf den
    121 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p
    122 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC%
    123 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm
    124 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale
    125 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen
    126 und Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol
    127 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem
    128 als „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von
    129 Sexarbeiterinnen.
    130
    131 **Freierbestrafung**
    132
    133 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen
    134 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift
    135 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in
    136 den Ofen: „(...) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger
    137 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist
    138 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf
    139 einen
    140 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu
    141 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins
    142 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert
    143 auf der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten.
    144 Es hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen
    145 Kampagne der Diskissionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen
    146 zu einer anderen
    147 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti
    148 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische
    149 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz
    150 Frauen und Mädchen aus dem Osten Europas vor
    151 Zwangsprostitution schützt“.
    152
    153 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?**
    154
    155 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur
    156 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich
    157 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so.
    158 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen
    159 sind nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das
    160 Herausholen der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die
    161 Sexarbeit ist das Problem, sondern die Art und Weise, in
    162 der die Gesellschaft diesen Beruf wahrnimmt“.
    163
    164 Dagegen schreibt @Berta: „Prostitution ist (...) eine der
    165 ältesten Arten von Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und
    166 Gesellschaften (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen
    167 quasi zu Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen,
    168 die meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht
    169 angegriffen sehen.
    170
    171 **Wo fängt der Zwang an?**
    172
    173 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte,
    174 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa
    175 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte
    176 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben,
    177 sich prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als
    178 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“ @Kilian
    179 meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus wollen wir
    180 nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh anfangen kann.“
    181 @Emil verweist auf die Sichtweise des schwedischen
    182 Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten Sexarbeiter
    183 nicht geben könne, da immer ein Abhängigkeitsverhältnis
    184 zwischen Käufer und Dienstleister bestehe.
    185
    186 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER
    187 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und
    188 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution
    189 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht
    190 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen,
    191 solange kein Zwang im Spiel ist?“
    192
    193 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der
    194 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und
    195 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs,
    196 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen
    197 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(...) wenn
    198 (...) Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest
    199 von Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich
    200 ein Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin
    201 kämen wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte
    202 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst
    203 vorbehalten würden?“
    204
    205 **Darf der Staat eingreifen?**
    206
    207 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der
    208 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der
    209 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der
    210 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung
    211 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder
    212 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf
    213 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs)
    214 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder
    215 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist
    216 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg
    217 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu
    218 reden.“
    219
    220 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob
    221 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und
    222 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“ @Berta
    223 verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution
    224 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die
    225 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.
    226 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu,
    227 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware
    228 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann
    229 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und
    230 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben
    231 wird dem etwas entgegenzusetzen?“
    232
    233 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft:
    234 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität –
    235 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele
    236 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von
    237 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik
    238 ausgenommen sein?“
    239
    240 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin,
    241 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr
    242 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle
    243 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution
    244 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist die politische
    245 Debatte um eine gesellschaftliche Praxis, die es immer
    246 geben wird - in der einen oder anderen Form. Und sei es in
    247 der Form eines Dates, wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn
    248 er sie zu verbieten („Freier-Bestrafung“). Alle
    249 Politik-Interessierten waren und sind eingeladen, sich
    250 einzubringen.***
    251
    252 ##Knackpunkte der Diskussion
    253
    254 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder
    255 ihre rechtlichen, gesellschaftlichen und sozialen
    256 Bedingungen zu verbessern?
    257
    258 - gibt es freiwillige, selbstsbestimmte, menschenwürdige
    259 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und
    260 Ausbeutung?
    261
    262 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem
    263 Körper tun?
    264
    265 ##Politischer Kontext
    266
    267 Union und SPD einigten sich in ihrem
    268 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti
    269 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die
    270 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter
    271 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014).
    272 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte
    273 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did
    274 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter
    275 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden.
    276 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle
    277 soll es nicht mehr geben.
    278
    279 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die
    280 Sittenwidrigkeit Prostition 2002
    281 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset
    282 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von
    283 Prostitutierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den
    284 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage
    285 die „Handschrift der Frauenhändler und ihrer
    286 LobbyistInnen“, heißt es in einem „[Appel gegen
    287 Prosititution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pro
    288 stitution-111249)“ (Nobember 2013), initiert von der
    289 feministischen Zeitschrift „Emma“. „Seither ist Deutschland
    290 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies
    291 der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“
    292
    293 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die
    294 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig,
    295 auch Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier
    296 wird auch das „nordische“ oder „schwedische“ Modell
    297 genannt. In Schweden ist der Kauf sexueller
    298 Dienstleistungen seit 1998 verboten. Das EU-Parlament
    299 empfiehlt in einer
    300 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d
    301 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD
    302 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014)
    303 diesen Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer
    304 "Genehmigung der sexuellen Ausbeutung“ geich.
    305
    306 ##Themen der Publixphere-Diskussion:
    307
    308 **Fehlende Informationen**
    309
    310 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur
    311 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt
    312 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu
    313 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und
    314 menschenwürdige Prostitution (...) ein Ausnahmefall?“.
    315 [Patrick
    316 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick
    317 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß
    318 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als
    319 legale Prostitution.“
    320
    321 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es
    322 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter
    323 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht
    324 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben,
    325 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu
    326 werden.“ @Berta zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein
    327 Großteil der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen
    328 und sich hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen
    329 werden. Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen
    330 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die
    331 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl
    332 eher nicht.“
    333
    334 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine
    335 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292)
    336 gestartet. Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum
    337 Thema.
    338
    339 **Was muss geregelt werden?**
    340
    341 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren
    342 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung
    343 zu schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen
    344 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit
    345 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle
    346 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits
    347 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.”
    348
    349 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen
    350 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe
    351 es Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum
    352 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man
    353 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen
    354 Sexes reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die
    355 sich direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol
    356 fordert, eher über effektive Gesetze gegen Menschenhandel
    357 zu diskutieren und die Opferrechte zu stärken, woran die
    358 Politik aber kaum Interesse habe.
    359
    360 @Emil verweist dagegen auf den
    361 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p
    362 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC%
    363 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm
    364 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale
    365 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen
    366 und Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol
    367 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem
    368 als „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von
    369 Sexarbeiterinnen.
    370
    371 **Freierbestrafung**
    372
    373 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen
    374 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift
    375 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in
    376 den Ofen: „(...) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger
    377 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist
    378 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf
    379 einen
    380 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu
    381 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins
    382 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert
    383 auf der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten.
    384 Es hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen
    385 Kampagne der Diskissionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen
    386 zu einer anderen
    387 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti
    388 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische
    389 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz
    390 Frauen und Mädchen aus dem Osten Europas vor
    391 Zwangsprostitution schützt“.
    392
    393 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?**
    394
    395 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur
    396 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich
    397 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so.
    398 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen
    399 sind nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das
    400 Herausholen der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die
    401 Sexarbeit ist das Problem, sondern die Art und Weise, in
    402 der die Gesellschaft diesen Beruf wahrnimmt“.
    403
    404 Dagegen schreibt @Berta: „Prostitution ist (...) eine der
    405 ältesten Arten von Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und
    406 Gesellschaften (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen
    407 quasi zu Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen,
    408 die meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht
    409 angegriffen sehen.
    410
    411 **Wo fängt der Zwang an?**
    412
    413 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte,
    414 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa
    415 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte
    416 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben,
    417 sich prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als
    418 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“ @Kilian
    419 meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus wollen wir
    420 nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh anfangen kann.“
    421 @Emil verweist auf die Sichtweise des schwedischen
    422 Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten Sexarbeiter
    423 nicht geben könne, da immer ein Abhängigkeitsverhältnis
    424 zwischen Käufer und Dienstleister bestehe.
    425
    426 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER
    427 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und
    428 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution
    429 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht
    430 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen,
    431 solange kein Zwang im Spiel ist?“
    432
    433 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der
    434 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und
    435 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs,
    436 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen
    437 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(...) wenn
    438 (...) Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest
    439 von Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich
    440 ein Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin
    441 kämen wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte
    442 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst
    443 vorbehalten würden?“
    444
    445 **Darf der Staat eingreifen?**
    446
    447 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der
    448 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der
    449 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der
    450 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung
    451 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder
    452 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf
    453 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs)
    454 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder
    455 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist
    456 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg
    457 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu
    458 reden.“
    459
    460 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob
    461 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und
    462 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“ @Berta
    463 verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution
    464 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die
    465 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.
    466 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu,
    467 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware
    468 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann
    469 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und
    470 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben
    471 wird dem etwas entgegenzusetzen?“
    472
    473 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft:
    474 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität –
    475 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele
    476 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von
    477 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik
    478 ausgenommen sein?“
    479
    480 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin,
    481 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr
    482 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle
    483 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution
    484 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine
    485 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der
    486 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines
    487 Dates, wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu einem
    488 teuren Essen einlädt.“
  • Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)

    von admin, angelegt
    1 ##Stand: 13. Juni 2014
    2
    3 ***@Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch
    4 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4.
    5 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um
    6 eine Verschärfung der Prostitiutionsgesetzgebung in
    7 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn
    8 macht, den Kauf sexueller Dienstleistungen zu verbieten
    9 („Freier-Bestrafung“). Alle Politik-Interessierten waren
    10 und sind eingeladen, sich einzubringen.***
    11
    12 ##Was sind die Knackpunkte der Diskussion?
    13
    14 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder
    15 ihre rechtlichen, gesellschaftlichen und sozialen
    16 Bedingungen zu verbessern?
    17
    18 - gibt es freiwillige, selbstsbestimmte, menschenwürdige
    19 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und
    20 Ausbeutung?
    21
    22 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem
    23 Körper tun?
    24
    25 ##Politischer Kontext
    26
    27 Union und SPD einigten sich in ihrem
    28 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti
    29 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die
    30 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter
    31 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014).
    32 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte
    33 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did
    34 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter
    35 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden.
    36 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle
    37 soll es nicht mehr geben.
    38
    39 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die
    40 Sittenwidrigkeit Prostition 2002
    41 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset
    42 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von
    43 Prostitutierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den
    44 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage
    45 trägt die „Handschrift der Frauenhändler und ihrer
    46 LobbyistInnen“, heißt es in einem „[Appel gegen
    47 Prosititution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pro
    48 stitution-111249)“ (Nobember 2013), initiert von der
    49 feministischen Zeitschrift „Emma“. „Seither ist Deutschland
    50 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies
    51 der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“
    52
    53 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die
    54 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig,
    55 auch Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier
    56 wird auch das „nordische“ oder „schwedische“ Modell
    57 genannt. In Schweden ist der Kauf sexueller
    58 Dienstleistungen seit 1998 verboten. Das EU-Parlament
    59 empfiehlt in einer
    60 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d
    61 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD
    62 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014)
    63 diesen Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer
    64 "Genehmigung der sexuellen Ausbeutung“ geich.
    65
    66 ##Themen der Publixphere-Diskussion:
    67
    68 **Fehlende Informationen**
    69
    70 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur
    71 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt
    72 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu
    73 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und
    74 menschenwürdige Prostitution (...) ein Ausnahmefall?“.
    75 [Patrick
    76 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick
    77 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß
    78 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als
    79 legale Prostitution.“
    80
    81 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es
    82 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter
    83 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht
    84 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben,
    85 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu
    86 werden.“ @Berta zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein
    87 Großteil der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen
    88 und sich hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen
    89 werden. Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen
    90 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die
    91 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl
    92 eher nicht.“
    93
    94 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine
    95 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292)
    96 gestartet. Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum
    97 Thema.
    98
    99 **Was muss geregelt werden?**
    100
    101 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren
    102 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung
    103 zu schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen
    104 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit
    105 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle
    106 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits
    107 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.”
    108
    109 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen
    110 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe
    111 es Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum
    112 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man
    113 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen
    114 Sexes reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die
    115 sich direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol
    116 fordert, eher über effektive Gesetze gegen Menschenhandel
    117 zu diskutieren und die Opferrechte zu stärken, woran die
    118 Politik aber kaum Interesse habe.
    119
    120 @Emil verweist dagegen auf den
    121 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p
    122 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC%
    123 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm
    124 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale
    125 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen
    126 und Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol
    127 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem
    128 als „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von
    129 Sexarbeiterinnen.
    130
    131 **Freierbestrafung**
    132
    133 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen
    134 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift
    135 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in
    136 den Ofen: „(...) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger
    137 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist
    138 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf
    139 einen
    140 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu
    141 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins
    142 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert
    143 auf der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten.
    144 Es hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen
    145 Kampagne der Diskissionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen
    146 zu einer anderen
    147 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti
    148 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische
    149 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz
    150 Frauen und Mädchen aus dem Osten Europas vor
    151 Zwangsprostitution schützt“.
    152
    153 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?**
    154
    155 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur
    156 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich
    157 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so.
    158 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen
    159 sind nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das
    160 Herausholen der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die
    161 Sexarbeit ist das Problem, sondern die Art und Weise, in
    162 der die Gesellschaft diesen Beruf wahrnimmt“.
    163
    164 Dagegen schreibt @Berta: „Prostitution ist (...) eine der
    165 ältesten Arten von Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und
    166 Gesellschaften (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen
    167 quasi zu Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen,
    168 die meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht
    169 angegriffen sehen.
    170
    171 **Selbstbestimmung oder Zwang**
    172
    173 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte,
    174 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa
    175 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte
    176 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben,
    177 sich prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als
    178 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“ @Kilian
    179 meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus wollen wir
    180 nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh anfangen kann.“
    181 @Emil verweist auf die Sichtweise des schwedischen
    182 Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten Sexarbeiter
    183 nicht geben könne, da immer ein Abhängigkeitsverhältnis
    184 zwischen Käufer und Dienstleister bestehe.
    185
    186 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER
    187 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und
    188 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution
    189 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht
    190 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen,
    191 solange kein Zwang im Spiel ist?“
    192
    193 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der
    194 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und
    195 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs,
    196 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen
    197 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(...) wenn
    198 (...) Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest
    199 von Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich
    200 ein Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin
    201 kämen wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte
    202 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst
    203 vorbehalten würden?“
    204
    205 **Darf der Staat eingreifen?**
    206
    207 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der
    208 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der
    209 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der
    210 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung
    211 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder
    212 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf
    213 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs)
    214 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder
    215 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist
    216 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg
    217 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu
    218 reden.“
    219
    220 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob
    221 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und
    222 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“ @Berta
    223 verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution
    224 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die
    225 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.
    226 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu,
    227 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware
    228 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann
    229 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und
    230 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben
    231 wird dem etwas entgegenzusetzen?“
    232
    233 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft:
    234 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität –
    235 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele
    236 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von
    237 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik
    238 ausgenommen sein?“
    239
    240 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin,
    241 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr
    242 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle
    243 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution
    244 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine
    245 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der
    246 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines
    247 Dates, wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu
    248 verschärfen. Ein konkreter Gesetzentwurf wird noch
    249 erarbeitet (Stand 11. Juni 2014). Das
    250 Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte
    251 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did
    252 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter
    253 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden.
    254 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle
    255 soll es nicht mehr geben.
    256
    257 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die
    258 Sittenwidrigkeit Prostition 2002
    259 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset
    260 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von
    261 Prostitutierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den
    262 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage
    263 trägt die „Handschrift der Frauenhändler und ihrer
    264 LobbyistInnen“, heißt es in einem „[Appel gegen
    265 Prosititution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pro
    266 stitution-111249)“ (Nobember 2013), initiert von der
    267 feministischen Zeitschrift „Emma“. „Seither ist Deutschland
    268 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies
    269 der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“
    270
    271 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die
    272 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig,
    273 auch Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier
    274 wird auch das „nordische“ oder „schwedische“ Modell
    275 genannt. In Schweden ist der Kauf sexueller
    276 Dienstleistungen seit 1998 verboten. Das EU-Parlament
    277 empfiehlt in einer
    278 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d
    279 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD
    280 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014)
    281 diesen Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer
    282 "Genehmigung der sexuellen Ausbeutung“ geich.
    283
    284 ##Themen der Publixphere-Diskussion:
    285
    286 **Fehlende Informationen**
    287
    288 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur
    289 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt
    290 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu
    291 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und
    292 menschenwürdige Prostitution (...) ein Ausnahmefall?“.
    293 [Patrick
    294 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick
    295 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß
    296 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als
    297 legale Prostitution.“
    298
    299 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es
    300 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter
    301 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht
    302 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben,
    303 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu
    304 werden.“ @Berta zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein
    305 Großteil der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen
    306 und sich hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen
    307 werden. Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen
    308 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die
    309 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl
    310 eher nicht.“
    311
    312 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine
    313 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292)
    314 gestartet. Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum
    315 Thema.
    316
    317 **Was muss geregelt werden?**
    318
    319 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren
    320 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung
    321 zu schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen
    322 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit
    323 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle
    324 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits
    325 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.”
    326
    327 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen
    328 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe
    329 es Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum
    330 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man
    331 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen
    332 Sexes reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die
    333 sich direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol
    334 fordert, eher über effektive Gesetze gegen Menschenhandel
    335 zu diskutieren und die Opferrechte zu stärken, woran die
    336 Politik aber kaum Interesse habe.
    337
    338 @Emil verweist dagegen auf den
    339 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p
    340 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC%
    341 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm
    342 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale
    343 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen
    344 und Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol
    345 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem
    346 als „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von
    347 Sexarbeiterinnen.
    348
    349 **Freierbestrafung**
    350
    351 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen
    352 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift
    353 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in
    354 den Ofen: „(...) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger
    355 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist
    356 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf
    357 einen
    358 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu
    359 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins
    360 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert
    361 auf der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten.
    362 Es hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen
    363 Kampagne der Diskissionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen
    364 zu einer anderen
    365 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti
    366 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische
    367 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz
    368 Frauen und Mädchen aus dem Osten Europas vor
    369 Zwangsprostitution schützt“.
    370
    371 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?**
    372
    373 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur
    374 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich
    375 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so.
    376 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen
    377 sind nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das
    378 Herausholen der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die
    379 Sexarbeit ist das Problem, sondern die Art und Weise, in
    380 der die Gesellschaft diesen Beruf wahrnimmt“.
    381
    382 Dagegen schreibt @Berta: „Prostitution ist (...) eine der
    383 ältesten Arten von Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und
    384 Gesellschaften (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen
    385 quasi zu Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen,
    386 die meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht
    387 angegriffen sehen.
    388
    389 **Selbstbestimmung oder Zwang**
    390
    391 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte,
    392 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa
    393 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte
    394 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben,
    395 sich prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als
    396 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“ @Kilian
    397 meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus wollen wir
    398 nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh anfangen kann.“
    399 @Emil verweist auf die Sichtweise des schwedischen
    400 Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten Sexarbeiter
    401 nicht geben könne, da immer ein Abhängigkeitsverhältnis
    402 zwischen Käufer und Dienstleister bestehe.
    403
    404 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER
    405 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und
    406 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution
    407 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht
    408 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen,
    409 solange kein Zwang im Spiel ist?“
    410
    411 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der
    412 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und
    413 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs,
    414 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen
    415 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(...) wenn
    416 (...) Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest
    417 von Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich
    418 ein Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin
    419 kämen wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte
    420 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst
    421 vorbehalten würden?“
    422
    423 **Darf der Staat eingreifen?**
    424
    425 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der
    426 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der
    427 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der
    428 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung
    429 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder
    430 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf
    431 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs)
    432 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder
    433 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist
    434 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg
    435 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu
    436 reden.“
    437
    438 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob
    439 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und
    440 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“ @Berta
    441 verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution
    442 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die
    443 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.
    444 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu,
    445 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware
    446 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann
    447 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und
    448 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben
    449 wird dem etwas entgegenzusetzen?“
    450
    451 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft:
    452 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität –
    453 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele
    454 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von
    455 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik
    456 ausgenommen sein?“
    457
    458 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin,
    459 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr
    460 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle
    461 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution
    462 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine
    463 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der
    464 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines
    465 Dates, wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu einem
    466 teuren Essen einlädt.“
  • Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)

    von admin, angelegt
    1 Forstin Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun
    2 doch gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274)
    3 (4. Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte
    4 um eine Verschärfung der Prostitiutionsgesetzgebung in
    5 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn
    6 macht, den Kauf sexueller Dienstleistungen zu verbieten
    7 („Freier-Bestrafung“). Alle Politik-Interessierten waren und
    8 sind eingeladen, sich einzubringen.
    9
    10 ##Was sind die Knackpunkte der Diskussion? (Stand: 13. Juni
    11 2014)
    12
    13 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder ihre
    14 rechtlichen, gesellschaftlichen und sozialen Bedingungen
    15 zu verbessern?
    16
    17 - gibt es freiwillige, selbstsbestimmte, menschenwürdige
    18 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und
    19 Ausbeutung?
    20
    21 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem
    22 Körper tun?
    23
    24 ##Politischer Kontext
    25
    26 Union und SPD einigten sich in ihrem
    27 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti
    28 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die
    29 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter
    30 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014).
    31 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte
    32 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did
    33 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter
    34 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden.
    35 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle
    36 soll es nicht mehr geben.
    37
    38 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die
    39 Sittenwidrigkeit Prostition 2002
    40 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset
    41 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von
    42 Prostitutierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den
    43 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage
    44 trägt die „Handschrift der Frauenhändler und ihrer
    45 LobbyistInnen“, heißt es in einem „[Appel gegen
    46 Prosititution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pro
    47 stitution-111249)“ (Nobember 2013), initiert von der
    48 feministischen Zeitschrift „Emma“. „Seither ist Deutschland
    49 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies der
    50 Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“
    51
    52 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die
    53 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig, auch
    54 Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier wird auch
    55 das „nordische“ oder „schwedische“ Modell genannt. In
    56 Schweden ist der Kauf sexueller Dienstleistungen seit 1998
    57 verboten. Das EU-Parlament empfiehlt in einer
    58 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d
    59 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD
    60 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014) diesen
    61 Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer "Genehmigung
    62 der sexuellen Ausbeutung“ geich.
    63
    64 ##Themen der Publixphere-Diskussion:
    65
    66 **Fehlende Informationen**
    67
    68 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur
    69 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt
    70 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu
    71 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und
    72 menschenwürdige Prostitution (…) ein Ausnahmefall?“.
    73 [Patrick
    74 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick
    75 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß
    76 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als legale
    77 Prostitution.“
    78
    79 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es
    80 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter
    81 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht
    82 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben,
    83 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu
    84 werden.“ @Berta zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein
    85 Großteil der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen
    86 und sich hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen
    87 werden. Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen
    88 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die
    89 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl
    90 eher nicht.“
    91
    92 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine
    93 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292) gestartet.
    94 Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum Thema.
    95
    96 **Was muss geregelt werden?**
    97
    98 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren
    99 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung zu
    100 schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen
    101 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit
    102 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle
    103 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits
    104 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.”
    105
    106 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen
    107 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe es
    108 Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum
    109 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man
    110 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen Sexes
    111 reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die sich
    112 direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol fordert, eher
    113 über effektive Gesetze gegen Menschenhandel zu diskutieren
    114 und die Opferrechte zu stärken, woran die Politik aber kaum
    115 Interesse habe.
    116
    117 @Emil verweist dagegen auf den
    118 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p
    119 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC%
    120 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm
    121 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale
    122 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen und
    123 Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol
    124 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem als
    125 „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von
    126 Sexarbeiterinnen.
    127
    128 **Freierbestrafung**
    129
    130 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen
    131 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift
    132 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in
    133 den Ofen: „(…) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger
    134 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist
    135 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf
    136 einen
    137 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu
    138 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins
    139 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert auf
    140 der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten. Es
    141 hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen Kampagne
    142 der Diskissionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen zu einer
    143 anderen
    144 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti
    145 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische
    146 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz Frauen
    147 und Mädchen aus dem Osten Europas vor Zwangsprostitution
    148 schützt“.
    149
    150 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?**
    151
    152 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur
    153 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich
    154 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so.
    155 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen sind
    156 nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das Herausholen
    157 der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die Sexarbeit ist das
    158 Problem, sondern die Art und Weise, in der die Gesellschaft
    159 diesen Beruf wahrnimmt“.
    160
    161 Dagegen schreibt @Berta: „Prostitution ist (…) eine der
    162 ältesten Arten von Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und
    163 Gesellschaften (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen
    164 quasi zu Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen,
    165 die meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht
    166 angegriffen sehen.
    167
    168 **Selbstbestimmung oder Zwang**
    169
    170 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte,
    171 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa
    172 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte
    173 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben, sich
    174 prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als
    175 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“ @Kilian
    176 meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus wollen wir
    177 nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh anfangen kann.“
    178 @Emil verweist auf die Sichtweise des schwedischen
    179 Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten Sexarbeiter
    180 nicht geben könne, da immer ein Abhängigkeitsverhältnis
    181 zwischen Käufer und Dienstleister bestehe.
    182
    183 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER
    184 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und
    185 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution
    186 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht
    187 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen,
    188 solange kein Zwang im Spiel ist?“
    189
    190 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der
    191 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und
    192 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs,
    193 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen
    194 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(…) wenn (…)
    195 Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest von
    196 Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich ein
    197 Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin kämen
    198 wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte
    199 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst
    200 vorbehalten würden?“
    201
    202 **Darf der Staat eingreifen?**
    203
    204 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der
    205 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der
    206 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der
    207 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung
    208 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder
    209 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf
    210 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs)
    211 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder
    212 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist
    213 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg
    214 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu
    215 reden.“
    216
    217 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob
    218 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und
    219 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“ @Berta
    220 verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution
    221 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die
    222 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.
    223 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu,
    224 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware
    225 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann
    226 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und
    227 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben
    228 wird dem etwas entgegenzusetzen?“
    229
    230 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft:
    231 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität –
    232 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele
    233 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von
    234 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik
    235 ausgenommen sein?“
    236
    237 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin,
    238 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr
    239 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle
    240 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution
    241 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine
    242 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der
    243 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines Dates,
    244 wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu einem teuren
    245 Essen einlädt.“
  • Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)

    von admin, angelegt
    1 ##Stand: 13. Juni 2014
    2
    3 ***@Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch
    4 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4.
    5 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um
    6 eine Verschärfung der Prostitiutionsgesetzgebung in
    7 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn
    8 macht, den Kauf sexueller Dienstleistungen zu verbieten
    9 („Freier-Bestrafung“). Alle Politik-Interessierten waren
    10 und sind eingeladen, sich einzubringen.***
    11
    12 ##Knackpunkte der Diskussion
    13
    14 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder
    15 ihre rechtlichen, gesellschaftlichen und sozialen
    16 Bedingungen zu verbessern?
    17
    18 - gibt es freiwillige, selbstsbestimmte, menschenwürdige
    19 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und
    20 Ausbeutung?
    21
    22 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem
    23 Körper tun?
    24
    25 ##Politischer Kontext
    26
    27 Union und SPD einigten sich in ihrem
    28 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti
    29 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die
    30 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter
    31 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014).
    32 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte
    33 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did
    34 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter
    35 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden.
    36 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle
    37 soll es nicht mehr geben.
    38
    39 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die
    40 Sittenwidrigkeit Prostition 2002
    41 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset
    42 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von
    43 Prostitutierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den
    44 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage
    45 die „Handschrift der Frauenhändler und ihrer
    46 LobbyistInnen“, heißt es in einem „[Appel gegen
    47 Prosititution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pro
    48 stitution-111249)“ (Nobember 2013), initiert von der
    49 feministischen Zeitschrift „Emma“. „Seither ist Deutschland
    50 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies
    51 der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“
    52
    53 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die
    54 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig,
    55 auch Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier
    56 wird auch das „nordische“ oder „schwedische“ Modell
    57 genannt. In Schweden ist der Kauf sexueller
    58 Dienstleistungen seit 1998 verboten. Das EU-Parlament
    59 empfiehlt in einer
    60 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d
    61 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD
    62 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014)
    63 diesen Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer
    64 "Genehmigung der sexuellen Ausbeutung“ geich.
    65
    66 ##Themen der Publixphere-Diskussion:
    67
    68 **Fehlende Informationen**
    69
    70 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur
    71 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt
    72 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu
    73 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und
    74 menschenwürdige Prostitution (...) ein Ausnahmefall?“.
    75 [Patrick
    76 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick
    77 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß
    78 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als
    79 legale Prostitution.“
    80
    81 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es
    82 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter
    83 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht
    84 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben,
    85 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu
    86 werden.“ @Berta zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein
    87 Großteil der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen
    88 und sich hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen
    89 werden. Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen
    90 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die
    91 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl
    92 eher nicht.“
    93
    94 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine
    95 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292)
    96 gestartet. Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum
    97 Thema.
    98
    99 **Was muss geregelt werden?**
    100
    101 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren
    102 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung
    103 zu schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen
    104 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit
    105 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle
    106 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits
    107 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.”
    108
    109 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen
    110 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe
    111 es Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum
    112 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man
    113 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen
    114 Sexes reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die
    115 sich direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol
    116 fordert, eher über effektive Gesetze gegen Menschenhandel
    117 zu diskutieren und die Opferrechte zu stärken, woran die
    118 Politik aber kaum Interesse habe.
    119
    120 @Emil verweist dagegen auf den
    121 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p
    122 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC%
    123 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm
    124 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale
    125 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen
    126 und Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol
    127 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem
    128 als „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von
    129 Sexarbeiterinnen.
    130
    131 **Freierbestrafung**
    132
    133 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen
    134 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift
    135 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in
    136 den Ofen: „(...) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger
    137 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist
    138 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf
    139 einen
    140 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu
    141 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins
    142 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert
    143 auf der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten.
    144 Es hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen
    145 Kampagne der Diskissionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen
    146 zu einer anderen
    147 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti
    148 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische
    149 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz
    150 Frauen und Mädchen aus dem Osten Europas vor
    151 Zwangsprostitution schützt“.
    152
    153 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?**
    154
    155 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur
    156 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich
    157 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so.
    158 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen
    159 sind nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das
    160 Herausholen der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die
    161 Sexarbeit ist das Problem, sondern die Art und Weise, in
    162 der die Gesellschaft diesen Beruf wahrnimmt“.
    163
    164 Dagegen schreibt @Berta: „Prostitution ist (...) eine der
    165 ältesten Arten von Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und
    166 Gesellschaften (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen
    167 quasi zu Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen,
    168 die meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht
    169 angegriffen sehen.
    170
    171 **Wo fängt der Zwang an?**
    172
    173 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte,
    174 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa
    175 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte
    176 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben,
    177 sich prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als
    178 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“ @Kilian
    179 meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus wollen wir
    180 nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh anfangen kann.“
    181 @Emil verweist auf die Sichtweise des schwedischen
    182 Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten Sexarbeiter
    183 nicht geben könne, da immer ein Abhängigkeitsverhältnis
    184 zwischen Käufer und Dienstleister bestehe.
    185
    186 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER
    187 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und
    188 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution
    189 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht
    190 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen,
    191 solange kein Zwang im Spiel ist?“
    192
    193 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der
    194 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und
    195 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs,
    196 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen
    197 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(...) wenn
    198 (...) Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest
    199 von Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich
    200 ein Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin
    201 kämen wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte
    202 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst
    203 vorbehalten würden?“
    204
    205 **Darf der Staat eingreifen?**
    206
    207 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der
    208 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der
    209 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der
    210 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung
    211 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder
    212 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf
    213 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs)
    214 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder
    215 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist
    216 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg
    217 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu
    218 reden.“
    219
    220 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob
    221 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und
    222 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“ @Berta
    223 verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution
    224 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die
    225 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.
    226 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu,
    227 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware
    228 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann
    229 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und
    230 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben
    231 wird dem etwas entgegenzusetzen?“
    232
    233 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft:
    234 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität –
    235 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele
    236 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von
    237 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik
    238 ausgenommen sein?“
    239
    240 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin,
    241 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr
    242 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle
    243 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution
    244 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine
    245 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der
    246 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines
    247 Dates, wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu
    248 verbessern?
    249
    250 - gibt es freiwillige, selbstsbestimmte, menschenwürdige
    251 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und
    252 Ausbeutung?
    253
    254 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem
    255 Körper tun?
    256
    257 ##Politischer Kontext
    258
    259 Union und SPD einigten sich in ihrem
    260 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti
    261 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die
    262 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter
    263 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014).
    264 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte
    265 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did
    266 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter
    267 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden.
    268 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle
    269 soll es nicht mehr geben.
    270
    271 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die
    272 Sittenwidrigkeit Prostition 2002
    273 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset
    274 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von
    275 Prostitutierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den
    276 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage
    277 die „Handschrift der Frauenhändler und ihrer
    278 LobbyistInnen“, heißt es in einem „[Appel gegen
    279 Prosititution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pro
    280 stitution-111249)“ (Nobember 2013), initiert von der
    281 feministischen Zeitschrift „Emma“. „Seither ist Deutschland
    282 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies
    283 der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“
    284
    285 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die
    286 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig,
    287 auch Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier
    288 wird auch das „nordische“ oder „schwedische“ Modell
    289 genannt. In Schweden ist der Kauf sexueller
    290 Dienstleistungen seit 1998 verboten. Das EU-Parlament
    291 empfiehlt in einer
    292 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d
    293 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD
    294 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014)
    295 diesen Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer
    296 "Genehmigung der sexuellen Ausbeutung“ geich.
    297
    298 ##Themen der Publixphere-Diskussion:
    299
    300 **Fehlende Informationen**
    301
    302 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur
    303 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt
    304 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu
    305 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und
    306 menschenwürdige Prostitution (...) ein Ausnahmefall?“.
    307 [Patrick
    308 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick
    309 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß
    310 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als
    311 legale Prostitution.“
    312
    313 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es
    314 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter
    315 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht
    316 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben,
    317 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu
    318 werden.“ @Berta zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein
    319 Großteil der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen
    320 und sich hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen
    321 werden. Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen
    322 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die
    323 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl
    324 eher nicht.“
    325
    326 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine
    327 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292)
    328 gestartet. Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum
    329 Thema.
    330
    331 **Was muss geregelt werden?**
    332
    333 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren
    334 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung
    335 zu schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen
    336 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit
    337 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle
    338 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits
    339 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.”
    340
    341 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen
    342 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe
    343 es Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum
    344 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man
    345 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen
    346 Sexes reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die
    347 sich direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol
    348 fordert, eher über effektive Gesetze gegen Menschenhandel
    349 zu diskutieren und die Opferrechte zu stärken, woran die
    350 Politik aber kaum Interesse habe.
    351
    352 @Emil verweist dagegen auf den
    353 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p
    354 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC%
    355 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm
    356 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale
    357 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen
    358 und Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol
    359 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem
    360 als „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von
    361 Sexarbeiterinnen.
    362
    363 **Freierbestrafung**
    364
    365 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen
    366 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift
    367 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in
    368 den Ofen: „(...) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger
    369 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist
    370 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf
    371 einen
    372 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu
    373 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins
    374 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert
    375 auf der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten.
    376 Es hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen
    377 Kampagne der Diskissionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen
    378 zu einer anderen
    379 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti
    380 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische
    381 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz
    382 Frauen und Mädchen aus dem Osten Europas vor
    383 Zwangsprostitution schützt“.
    384
    385 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?**
    386
    387 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur
    388 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich
    389 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so.
    390 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen
    391 sind nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das
    392 Herausholen der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die
    393 Sexarbeit ist das Problem, sondern die Art und Weise, in
    394 der die Gesellschaft diesen Beruf wahrnimmt“.
    395
    396 Dagegen schreibt @Berta: „Prostitution ist (...) eine der
    397 ältesten Arten von Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und
    398 Gesellschaften (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen
    399 quasi zu Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen,
    400 die meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht
    401 angegriffen sehen.
    402
    403 **Wo fängt der Zwang an?**
    404
    405 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte,
    406 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa
    407 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte
    408 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben,
    409 sich prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als
    410 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“ @Kilian
    411 meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus wollen wir
    412 nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh anfangen kann.“
    413 @Emil verweist auf die Sichtweise des schwedischen
    414 Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten Sexarbeiter
    415 nicht geben könne, da immer ein Abhängigkeitsverhältnis
    416 zwischen Käufer und Dienstleister bestehe.
    417
    418 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER
    419 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und
    420 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution
    421 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht
    422 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen,
    423 solange kein Zwang im Spiel ist?“
    424
    425 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der
    426 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und
    427 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs,
    428 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen
    429 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(...) wenn
    430 (...) Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest
    431 von Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich
    432 ein Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin
    433 kämen wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte
    434 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst
    435 vorbehalten würden?“
    436
    437 **Darf der Staat eingreifen?**
    438
    439 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der
    440 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der
    441 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der
    442 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung
    443 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder
    444 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf
    445 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs)
    446 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder
    447 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist
    448 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg
    449 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu
    450 reden.“
    451
    452 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob
    453 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und
    454 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“ @Berta
    455 verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution
    456 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die
    457 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.
    458 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu,
    459 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware
    460 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann
    461 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und
    462 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben
    463 wird dem etwas entgegenzusetzen?“
    464
    465 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft:
    466 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität –
    467 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele
    468 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von
    469 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik
    470 ausgenommen sein?“
    471
    472 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin,
    473 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr
    474 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle
    475 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution
    476 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine
    477 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der
    478 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines
    479 Dates, wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu einem
    480 teuren Essen einlädt.“
  • Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)

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    1 ***Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch
    2 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4.
    3 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um
    4 eine Verschärfung der Prostitutionsgesetzgebung in
    5 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn
    6 macht, welches den Kauf sexueller Dienstleistungen
    7 verbietet („Freier-Bestrafung“). Alle
    8 Politik-Interessierten waren und sind eingeladen, sich
    9 einzubringen. Die folgende Kurzdarstellung bezieht sich auf
    10 die Diskussion bis zum 13. Juni 2014***
    11
    12 ##Knackpunkte der Diskussion
    13
    14 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder
    15 geht es darum rechtliche, gesellschaftliche und soziale
    16 Bedingungen zu verbessern?
    17
    18 - gibt es freiwillige, selbstbestimmte, menschenwürdige
    19 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und
    20 Ausbeutung?
    21
    22 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem
    23 Körper tun?
    24
    25 ##Politischer Kontext
    26
    27 Union und SPD einigten sich in ihrem
    28 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti
    29 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die
    30 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter
    31 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014).
    32 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte
    33 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did
    34 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter
    35 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden.
    36 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle
    37 soll es nicht mehr geben.
    38
    39 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die
    40 *Sittenwidrigkeit* von Prostitution 2002
    41 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset
    42 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von
    43 Prostituierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den
    44 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage
    45 die „Handschrift der Frauenhändler und ihrer
    46 LobbyistInnen“, heißt es in einem „[Appel gegen
    47 Prostitution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pros
    48 titution-111249)“ (Nobember 2013), initiiert von der
    49 feministischen Zeitschrift „Emma“: „Seither ist Deutschland
    50 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies
    51 der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“
    52
    53 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die
    54 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig,
    55 auch Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier
    56 findet sich auch im „nordischen“ oder „schwedischen“
    57 Modell. In Schweden ist der Kauf sexueller Dienstleistungen
    58 seit 1998 verboten. Das EU-Parlament empfiehlt in einer
    59 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d
    60 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD
    61 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014)
    62 diesen Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer
    63 "Genehmigung der sexuellen Ausbeutung“ geich.
    64
    65 ##Themen der Publixphere-Diskussion:
    66
    67 **Fehlende Informationen**
    68
    69 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur
    70 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt
    71 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu
    72 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und
    73 menschenwürdige Prostitution (...) ein Ausnahmefall?“.
    74 [Patrick
    75 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick
    76 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß
    77 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als
    78 legale Prostitution.“
    79
    80 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es
    81 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter
    82 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht
    83 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben,
    84 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu
    85 werden.“
    86 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a
    87 bout) zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein Großteil
    88 der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen und sich
    89 hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen werden.
    90 Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen
    91 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die
    92 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl
    93 eher nicht.“
    94
    95 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine
    96 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292)
    97 gestartet. Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum
    98 Thema.
    99
    100 **Was muss geregelt werden?**
    101
    102 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren
    103 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung
    104 zu schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen
    105 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit
    106 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle
    107 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits
    108 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.”
    109
    110 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen
    111 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe
    112 es Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum
    113 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man
    114 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen
    115 Sexes reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die
    116 sich direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol
    117 fordert, eher über effektive Gesetze gegen Menschenhandel
    118 zu diskutieren und die Opferrechte zu stärken, woran die
    119 Politik aber kaum Interesse habe.
    120
    121 @Emil verweist dagegen auf den
    122 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p
    123 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC%
    124 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm
    125 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale
    126 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen
    127 und Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol
    128 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem
    129 als „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von
    130 Sexarbeiterinnen.
    131
    132 **Freierbestrafung**
    133
    134 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen
    135 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift
    136 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in
    137 den Ofen: „(...) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger
    138 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist
    139 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf
    140 einen
    141 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu
    142 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins
    143 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert
    144 auf der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten.
    145 Es hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen
    146 Kampagne der Diskussionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen
    147 zu einer anderen
    148 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti
    149 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische
    150 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz
    151 Frauen und Mädchen aus dem Osten Europas vor
    152 Zwangsprostitution schützt“.
    153
    154 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?**
    155
    156 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur
    157 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich
    158 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so.
    159 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen
    160 sind nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das
    161 Herausholen der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die
    162 Sexarbeit ist das Problem, sondern die Art und Weise, in
    163 der die Gesellschaft diesen Beruf wahrnimmt“.
    164
    165 Dagegen schreibt @Berta: „Prostitution ist (...) eine der
    166 ältesten Arten von Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und
    167 Gesellschaften (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen
    168 quasi zu Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen,
    169 die meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht
    170 angegriffen sehen.
    171
    172 **Wo fängt der Zwang an?**
    173
    174 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte,
    175 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa
    176 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte
    177 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben,
    178 sich prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als
    179 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“ @Kilian
    180 meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus wollen wir
    181 nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh anfangen kann.“
    182 @Emil verweist auf die Sichtweise des schwedischen
    183 Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten Sexarbeiter
    184 nicht geben könne, da immer ein Abhängigkeitsverhältnis
    185 zwischen Käufer und Dienstleister bestehe.
    186
    187 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER
    188 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und
    189 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution
    190 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht
    191 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen,
    192 solange kein Zwang im Spiel ist?“
    193
    194 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der
    195 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und
    196 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs,
    197 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen
    198 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(...) wenn
    199 (...) Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest
    200 von Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich
    201 ein Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin
    202 kämen wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte
    203 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst
    204 vorbehalten würden?“
    205
    206 **Darf der Staat eingreifen?**
    207
    208 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der
    209 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der
    210 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der
    211 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung
    212 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder
    213 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf
    214 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs)
    215 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder
    216 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist
    217 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg
    218 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu
    219 reden.“
    220
    221 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob
    222 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und
    223 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“ @Berta
    224 verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution
    225 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die
    226 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.
    227 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu,
    228 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware
    229 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann
    230 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und
    231 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben
    232 wird dem etwas entgegenzusetzen?“
    233
    234 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft:
    235 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität –
    236 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele
    237 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von
    238 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik
    239 ausgenommen sein?“
    240
    241 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin,
    242 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr
    243 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle
    244 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution
    245 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine
    246 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der
    247 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines
    248 Dates, wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu
    249 verbessern?
    250
    251 - gibt es freiwillige, selbstsbestimmte, menschenwürdige
    252 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und
    253 Ausbeutung?
    254
    255 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem
    256 Körper tun?
    257
    258 ##Politischer Kontext
    259
    260 Union und SPD einigten sich in ihrem
    261 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti
    262 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die
    263 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter
    264 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014).
    265 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte
    266 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did
    267 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter
    268 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden.
    269 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle
    270 soll es nicht mehr geben.
    271
    272 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die
    273 Sittenwidrigkeit Prostition 2002
    274 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset
    275 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von
    276 Prostitutierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den
    277 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage
    278 die „Handschrift der Frauenhändler und ihrer
    279 LobbyistInnen“, heißt es in einem „[Appel gegen
    280 Prosititution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pro
    281 stitution-111249)“ (Nobember 2013), initiert von der
    282 feministischen Zeitschrift „Emma“. „Seither ist Deutschland
    283 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies
    284 der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“
    285
    286 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die
    287 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig,
    288 auch Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier
    289 wird auch das „nordische“ oder „schwedische“ Modell
    290 genannt. In Schweden ist der Kauf sexueller
    291 Dienstleistungen seit 1998 verboten. Das EU-Parlament
    292 empfiehlt in einer
    293 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d
    294 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD
    295 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014)
    296 diesen Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer
    297 "Genehmigung der sexuellen Ausbeutung“ geich.
    298
    299 ##Themen der Publixphere-Diskussion:
    300
    301 **Fehlende Informationen**
    302
    303 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur
    304 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt
    305 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu
    306 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und
    307 menschenwürdige Prostitution (...) ein Ausnahmefall?“.
    308 [Patrick
    309 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick
    310 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß
    311 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als
    312 legale Prostitution.“
    313
    314 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es
    315 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter
    316 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht
    317 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben,
    318 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu
    319 werden.“ @Berta zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein
    320 Großteil der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen
    321 und sich hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen
    322 werden. Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen
    323 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die
    324 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl
    325 eher nicht.“
    326
    327 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine
    328 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292)
    329 gestartet. Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum
    330 Thema.
    331
    332 **Was muss geregelt werden?**
    333
    334 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren
    335 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung
    336 zu schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen
    337 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit
    338 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle
    339 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits
    340 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.”
    341
    342 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen
    343 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe
    344 es Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum
    345 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man
    346 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen
    347 Sexes reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die
    348 sich direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol
    349 fordert, eher über effektive Gesetze gegen Menschenhandel
    350 zu diskutieren und die Opferrechte zu stärken, woran die
    351 Politik aber kaum Interesse habe.
    352
    353 @Emil verweist dagegen auf den
    354 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p
    355 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC%
    356 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm
    357 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale
    358 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen
    359 und Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol
    360 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem
    361 als „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von
    362 Sexarbeiterinnen.
    363
    364 **Freierbestrafung**
    365
    366 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen
    367 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift
    368 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in
    369 den Ofen: „(...) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger
    370 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist
    371 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf
    372 einen
    373 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu
    374 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins
    375 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert
    376 auf der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten.
    377 Es hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen
    378 Kampagne der Diskissionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen
    379 zu einer anderen
    380 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti
    381 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische
    382 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz
    383 Frauen und Mädchen aus dem Osten Europas vor
    384 Zwangsprostitution schützt“.
    385
    386 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?**
    387
    388 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur
    389 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich
    390 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so.
    391 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen
    392 sind nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das
    393 Herausholen der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die
    394 Sexarbeit ist das Problem, sondern die Art und Weise, in
    395 der die Gesellschaft diesen Beruf wahrnimmt“.
    396
    397 Dagegen schreibt @Berta: „Prostitution ist (...) eine der
    398 ältesten Arten von Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und
    399 Gesellschaften (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen
    400 quasi zu Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen,
    401 die meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht
    402 angegriffen sehen.
    403
    404 **Wo fängt der Zwang an?**
    405
    406 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte,
    407 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa
    408 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte
    409 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben,
    410 sich prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als
    411 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“ @Kilian
    412 meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus wollen wir
    413 nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh anfangen kann.“
    414 @Emil verweist auf die Sichtweise des schwedischen
    415 Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten Sexarbeiter
    416 nicht geben könne, da immer ein Abhängigkeitsverhältnis
    417 zwischen Käufer und Dienstleister bestehe.
    418
    419 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER
    420 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und
    421 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution
    422 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht
    423 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen,
    424 solange kein Zwang im Spiel ist?“
    425
    426 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der
    427 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und
    428 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs,
    429 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen
    430 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(...) wenn
    431 (...) Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest
    432 von Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich
    433 ein Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin
    434 kämen wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte
    435 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst
    436 vorbehalten würden?“
    437
    438 **Darf der Staat eingreifen?**
    439
    440 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der
    441 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der
    442 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der
    443 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung
    444 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder
    445 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf
    446 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs)
    447 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder
    448 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist
    449 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg
    450 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu
    451 reden.“
    452
    453 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob
    454 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und
    455 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“ @Berta
    456 verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution
    457 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die
    458 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.
    459 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu,
    460 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware
    461 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann
    462 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und
    463 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben
    464 wird dem etwas entgegenzusetzen?“
    465
    466 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft:
    467 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität –
    468 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele
    469 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von
    470 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik
    471 ausgenommen sein?“
    472
    473 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin,
    474 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr
    475 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle
    476 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution
    477 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine
    478 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der
    479 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines
    480 Dates, wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu einem
    481 teuren Essen einlädt.“
  • Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)

    von admin, angelegt
    1 ***Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch
    2 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4.
    3 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um
    4 eine Verschärfung der Prostitutionsgesetzgebung in
    5 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn
    6 macht, welches den Kauf sexueller Dienstleistungen
    7 verbietet („Freier-Bestrafung“). Alle
    8 Politik-Interessierten waren und sind eingeladen, sich
    9 einzubringen. Die folgende Kurzdarstellung bezieht sich auf
    10 die Diskussion bis zum 13. Juni 2014***
    11
    12 ##Knackpunkte der Diskussion
    13
    14 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder
    15 geht es darum rechtliche, gesellschaftliche und soziale
    16 Bedingungen zu verbessern?
    17
    18 - gibt es freiwillige, selbstbestimmte, menschenwürdige
    19 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und
    20 Ausbeutung?
    21
    22 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem
    23 Körper tun?
    24
    25 ##Politischer Kontext
    26
    27 Union und SPD einigten sich in ihrem
    28 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti
    29 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die
    30 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter
    31 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014).
    32 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte
    33 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did
    34 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter
    35 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden.
    36 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle
    37 soll es nicht mehr geben.
    38
    39 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die
    40 *Sittenwidrigkeit* von Prostitution 2002
    41 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset
    42 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von
    43 Prostituierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den
    44 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage
    45 die „Handschrift der Frauenhändler und ihrer
    46 LobbyistInnen“, heißt es in einem „[Appel gegen
    47 Prostitution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pros
    48 titution-111249)“ (Nobember 2013), initiiert von der
    49 feministischen Zeitschrift „Emma“: „Seither ist Deutschland
    50 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies
    51 der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“
    52
    53 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die
    54 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig,
    55 auch Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier
    56 findet sich auch im „nordischen“ oder „schwedischen“
    57 Modell. In Schweden ist der Kauf sexueller Dienstleistungen
    58 seit 1998 verboten. Das EU-Parlament empfiehlt in einer
    59 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d
    60 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD
    61 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014)
    62 diesen Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer
    63 "Genehmigung der sexuellen Ausbeutung“ geich.
    64
    65 ##Themen der Publixphere-Diskussion:
    66
    67 **Fehlende Informationen**
    68
    69 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur
    70 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt
    71 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu
    72 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und
    73 menschenwürdige Prostitution (...) ein Ausnahmefall?“.
    74 [Patrick
    75 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick
    76 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß
    77 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als
    78 legale Prostitution.“
    79
    80 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es
    81 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter
    82 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht
    83 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben,
    84 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu
    85 werden.“
    86 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a
    87 bout) zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein Großteil
    88 der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen und sich
    89 hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen werden.
    90 Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen
    91 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die
    92 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl
    93 eher nicht.“
    94
    95 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine
    96 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292)
    97 gestartet. Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum
    98 Thema.
    99
    100 **Was muss geregelt werden?**
    101
    102 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren
    103 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung
    104 zu schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen
    105 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit
    106 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle
    107 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits
    108 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.”
    109
    110 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen
    111 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe
    112 es Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum
    113 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man
    114 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen
    115 Sexes reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die
    116 sich direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol
    117 fordert, eher über effektive Gesetze gegen Menschenhandel
    118 zu diskutieren und die Opferrechte zu stärken, woran die
    119 Politik aber kaum Interesse habe.
    120
    121 @Emil verweist dagegen auf den
    122 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p
    123 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC%
    124 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm
    125 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale
    126 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen
    127 und Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol
    128 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem
    129 als „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von
    130 Sexarbeiterinnen.
    131
    132 **Freierbestrafung**
    133
    134 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen
    135 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift
    136 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in
    137 den Ofen: „(...) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger
    138 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist
    139 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf
    140 einen
    141 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu
    142 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins
    143 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert
    144 auf der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten.
    145 Es hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen
    146 Kampagne der Diskussionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen
    147 zu einer anderen
    148 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti
    149 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische
    150 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz
    151 Frauen und Mädchen aus dem Osten Europas vor
    152 Zwangsprostitution schützt“.
    153
    154 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?**
    155
    156 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur
    157 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich
    158 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so.
    159 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen
    160 sind nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das
    161 Herausholen der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die
    162 Sexarbeit ist das Problem, sondern die Art und Weise, in
    163 der die Gesellschaft diesen Beruf wahrnimmt“.
    164
    165 Dagegen schreibt
    166 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a
    167 bout): „Prostitution ist (...) eine der ältesten Arten von
    168 Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und Gesellschaften
    169 (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen quasi zu
    170 Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen, die
    171 meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht
    172 angegriffen sehen.
    173
    174 **Wo fängt der Zwang an?**
    175
    176 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte,
    177 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa
    178 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte
    179 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben,
    180 sich prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als
    181 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“
    182 [Kilian](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Donkey
    183 /about) meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus
    184 wollen wir nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh
    185 anfangen kann.“ @Emil verweist auf die Sichtweise des
    186 schwedischen Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten
    187 Sexarbeiter nicht geben könne, da immer ein
    188 Abhängigkeitsverhältnis zwischen Käufer und Dienstleister
    189 bestehe.
    190
    191 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER
    192 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und
    193 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution
    194 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht
    195 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen,
    196 solange kein Zwang im Spiel ist?“
    197
    198 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der
    199 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und
    200 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs,
    201 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen
    202 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(...) wenn
    203 (...) Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest
    204 von Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich
    205 ein Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin
    206 kämen wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte
    207 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst
    208 vorbehalten würden?“
    209
    210 **Darf der Staat eingreifen?**
    211
    212 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der
    213 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der
    214 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der
    215 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung
    216 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder
    217 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf
    218 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs)
    219 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder
    220 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist
    221 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg
    222 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu
    223 reden.“
    224
    225 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob
    226 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und
    227 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“
    228 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a
    229 bout) verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution
    230 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die
    231 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.
    232 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu,
    233 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware
    234 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann
    235 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und
    236 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben
    237 wird dem etwas entgegenzusetzen?“
    238
    239 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft:
    240 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität –
    241 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele
    242 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von
    243 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik
    244 ausgenommen sein?“
    245
    246 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin,
    247 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr
    248 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle
    249 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution
    250 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine
    251 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der
    252 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines
    253 Dates, wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu einem
    254 teuren Essen einlädt.“
  • Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)

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    4
    5 ***Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch
    6 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4.
    7 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um
    8 eine Verschärfung der Prostitutionsgesetzgebung in
    9 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn
    10 macht, welches den Kauf sexueller Dienstleistungen
    11 verbietet („Freier-Bestrafung“). Alle
    12 Politik-Interessierten waren und sind eingeladen, sich
    13 einzubringen. Die folgende Kurzdarstellung bezieht sich auf
    14 die Diskussion bis zum 13. Juni 2014***
    15
    16 ##Knackpunkte der Diskussion
    17
    18 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder
    19 geht es darum rechtliche, gesellschaftliche und soziale
    20 Bedingungen zu verbessern?
    21
    22 - gibt es freiwillige, selbstbestimmte, menschenwürdige
    23 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und
    24 Ausbeutung?
    25
    26 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem
    27 Körper tun?
    28
    29 ##Politischer Kontext
    30
    31 Union und SPD einigten sich in ihrem
    32 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti
    33 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die
    34 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter
    35 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014).
    36 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte
    37 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did
    38 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter
    39 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden.
    40 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle
    41 soll es nicht mehr geben.
    42
    43 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die
    44 *Sittenwidrigkeit* von Prostitution 2002
    45 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset
    46 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von
    47 Prostituierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den
    48 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage
    49 die „Handschrift der Frauenhändler und ihrer
    50 LobbyistInnen“, heißt es in einem „[Appel gegen
    51 Prostitution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pros
    52 titution-111249)“ (Nobember 2013), initiiert von der
    53 feministischen Zeitschrift „Emma“: „Seither ist Deutschland
    54 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies
    55 der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“
    56
    57 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die
    58 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig,
    59 auch Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier
    60 findet sich auch im „nordischen“ oder „schwedischen“
    61 Modell. In Schweden ist der Kauf sexueller Dienstleistungen
    62 seit 1998 verboten. Das EU-Parlament empfiehlt in einer
    63 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d
    64 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD
    65 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014)
    66 diesen Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer
    67 "Genehmigung der sexuellen Ausbeutung“ geich.
    68
    69 ##Themen der Publixphere-Diskussion:
    70
    71 **Fehlende Informationen**
    72
    73 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur
    74 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt
    75 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu
    76 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und
    77 menschenwürdige Prostitution (...) ein Ausnahmefall?“.
    78 [Patrick
    79 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick
    80 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß
    81 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als
    82 legale Prostitution.“
    83
    84 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es
    85 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter
    86 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht
    87 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben,
    88 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu
    89 werden.“
    90 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a
    91 bout) zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein Großteil
    92 der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen und sich
    93 hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen werden.
    94 Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen
    95 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die
    96 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl
    97 eher nicht.“
    98
    99 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine
    100 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292)
    101 gestartet. Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum
    102 Thema.
    103
    104 **Was muss geregelt werden?**
    105
    106 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren
    107 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung
    108 zu schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen
    109 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit
    110 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle
    111 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits
    112 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.”
    113
    114 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen
    115 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe
    116 es Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum
    117 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man
    118 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen
    119 Sexes reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die
    120 sich direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol
    121 fordert, eher über effektive Gesetze gegen Menschenhandel
    122 zu diskutieren und die Opferrechte zu stärken, woran die
    123 Politik aber kaum Interesse habe.
    124
    125 @Emil verweist dagegen auf den
    126 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p
    127 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC%
    128 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm
    129 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale
    130 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen
    131 und Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol
    132 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem
    133 als „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von
    134 Sexarbeiterinnen.
    135
    136 **Freierbestrafung**
    137
    138 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen
    139 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift
    140 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in
    141 den Ofen: „(...) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger
    142 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist
    143 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf
    144 einen
    145 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu
    146 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins
    147 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert
    148 auf der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten.
    149 Es hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen
    150 Kampagne der Diskussionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen
    151 zu einer anderen
    152 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti
    153 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische
    154 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz
    155 Frauen und Mädchen aus dem Osten Europas vor
    156 Zwangsprostitution schützt“.
    157
    158 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?**
    159
    160 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur
    161 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich
    162 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so.
    163 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen
    164 sind nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das
    165 Herausholen der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die
    166 Sexarbeit ist das Problem, sondern die Art und Weise, in
    167 der die Gesellschaft diesen Beruf wahrnimmt“.
    168
    169 Dagegen schreibt
    170 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a
    171 bout): „Prostitution ist (...) eine der ältesten Arten von
    172 Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und Gesellschaften
    173 (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen quasi zu
    174 Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen, die
    175 meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht
    176 angegriffen sehen.
    177
    178 **Wo fängt der Zwang an?**
    179
    180 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte,
    181 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa
    182 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte
    183 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben,
    184 sich prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als
    185 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“
    186 [Kilian](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Donkey
    187 /about) meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus
    188 wollen wir nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh
    189 anfangen kann.“ @Emil verweist auf die Sichtweise des
    190 schwedischen Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten
    191 Sexarbeiter nicht geben könne, da immer ein
    192 Abhängigkeitsverhältnis zwischen Käufer und Dienstleister
    193 bestehe.
    194
    195 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER
    196 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und
    197 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution
    198 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht
    199 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen,
    200 solange kein Zwang im Spiel ist?“
    201
    202 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der
    203 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und
    204 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs,
    205 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen
    206 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(...) wenn
    207 (...) Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest
    208 von Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich
    209 ein Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin
    210 kämen wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte
    211 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst
    212 vorbehalten würden?“
    213
    214 **Darf der Staat eingreifen?**
    215
    216 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der
    217 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der
    218 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der
    219 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung
    220 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder
    221 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf
    222 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs)
    223 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder
    224 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist
    225 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg
    226 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu
    227 reden.“
    228
    229 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob
    230 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und
    231 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“
    232 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a
    233 bout) verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution
    234 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die
    235 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.
    236 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu,
    237 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware
    238 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann
    239 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und
    240 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben
    241 wird dem etwas entgegenzusetzen?“
    242
    243 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft:
    244 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität –
    245 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele
    246 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von
    247 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik
    248 ausgenommen sein?“
    249
    250 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin,
    251 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr
    252 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle
    253 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution
    254 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine
    255 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der
    256 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines
    257 Dates, wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu einem
    258 teuren Essen einlädt.“
  • Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)

    von admin, angelegt
    1 ![Foto: Jake Guild (CC BY
    2 2.0)](https://publixphere-cms.publixphere.de/de/bilder/prost
    3 ution_gross.bmp/@@images/image.bmp)
    4
    5 ***Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch
    6 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4.
    7 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um
    8 eine Verschärfung der Prostitutionsgesetzgebung in
    9 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn
    10 macht, welches den Kauf sexueller Dienstleistungen
    11 verbietet („Freier-Bestrafung“). Alle
    12 Politik-Interessierten waren und sind eingeladen, sich
    13 einzubringen. Die folgende Kurzdarstellung bezieht sich auf
    14 die Diskussion bis zum 13. Juni 2014***
    15
    16 ##Knackpunkte der Diskussion
    17
    18 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder
    19 geht es darum rechtliche, gesellschaftliche und soziale
    20 Bedingungen zu verbessern?
    21
    22 - gibt es freiwillige, selbstbestimmte, menschenwürdige
    23 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und
    24 Ausbeutung?
    25
    26 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem
    27 Körper tun?
    28
    29 ##Politischer Kontext
    30
    31 Union und SPD einigten sich in ihrem
    32 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti
    33 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die
    34 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter
    35 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014).
    36 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte
    37 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did
    38 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter
    39 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden.
    40 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle
    41 soll es nicht mehr geben.
    42
    43 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die
    44 *Sittenwidrigkeit* von Prostitution 2002
    45 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset
    46 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von
    47 Prostituierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den
    48 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage
    49 die „Handschrift der Frauenhändler und ihrer
    50 LobbyistInnen“, heißt es in einem „[Appel gegen
    51 Prostitution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pros
    52 titution-111249)“ (Nobember 2013), initiiert von der
    53 feministischen Zeitschrift „Emma“: „Seither ist Deutschland
    54 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies
    55 der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“
    56
    57 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die
    58 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig,
    59 auch Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier
    60 findet sich auch im „nordischen“ oder „schwedischen“
    61 Modell. In Schweden ist der Kauf sexueller Dienstleistungen
    62 seit 1998 verboten. Das EU-Parlament empfiehlt in einer
    63 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d
    64 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD
    65 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014)
    66 diesen Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer
    67 "Genehmigung der sexuellen Ausbeutung“ geich.
    68
    69 ##Themen der Publixphere-Diskussion:
    70
    71 **Fehlende Informationen**
    72
    73 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur
    74 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt
    75 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu
    76 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und
    77 menschenwürdige Prostitution (...) ein Ausnahmefall?“.
    78 [Patrick
    79 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick
    80 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß
    81 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als
    82 legale Prostitution.“
    83
    84 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es
    85 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter
    86 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht
    87 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben,
    88 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu
    89 werden.“
    90 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a
    91 bout) zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein Großteil
    92 der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen und sich
    93 hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen werden.
    94 Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen
    95 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die
    96 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl
    97 eher nicht.“
    98
    99 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine
    100 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292)
    101 gestartet. Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum
    102 Thema.
    103
    104 **Was muss geregelt werden?**
    105
    106 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren
    107 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung
    108 zu schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen
    109 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit
    110 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle
    111 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits
    112 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.”
    113
    114 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen
    115 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe
    116 es Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum
    117 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man
    118 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen
    119 Sexes reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die
    120 sich direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol
    121 fordert, eher über effektive Gesetze gegen Menschenhandel
    122 zu diskutieren und die Opferrechte zu stärken, woran die
    123 Politik aber kaum Interesse habe.
    124
    125 @Emil verweist dagegen auf den
    126 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p
    127 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC%
    128 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm
    129 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale
    130 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen
    131 und Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol
    132 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem
    133 als „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von
    134 Sexarbeiterinnen.
    135
    136 **Freierbestrafung**
    137
    138 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen
    139 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift
    140 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in
    141 den Ofen: „(...) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger
    142 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist
    143 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf
    144 einen
    145 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu
    146 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins
    147 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert
    148 auf der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten.
    149 Es hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen
    150 Kampagne der Diskussionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen
    151 zu einer anderen
    152 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti
    153 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische
    154 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz
    155 Frauen und Mädchen aus dem Osten Europas vor
    156 Zwangsprostitution schützt“.
    157
    158 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?**
    159
    160 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur
    161 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich
    162 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so.
    163 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen
    164 sind nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das
    165 Herausholen der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die
    166 Sexarbeit ist das Problem, sondern die Art und Weise, in
    167 der die Gesellschaft diesen Beruf wahrnimmt“.
    168
    169 Dagegen schreibt
    170 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a
    171 bout): „Prostitution ist (...) eine der ältesten Arten von
    172 Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und Gesellschaften
    173 (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen quasi zu
    174 Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen, die
    175 meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht
    176 angegriffen sehen.
    177
    178 **Wo fängt der Zwang an?**
    179
    180 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte,
    181 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa
    182 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte
    183 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben,
    184 sich prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als
    185 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“
    186 [Kilian](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Donkey
    187 /about) meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus
    188 wollen wir nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh
    189 anfangen kann.“ @Emil verweist auf die Sichtweise des
    190 schwedischen Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten
    191 Sexarbeiter nicht geben könne, da immer ein
    192 Abhängigkeitsverhältnis zwischen Käufer und Dienstleister
    193 bestehe.
    194
    195 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER
    196 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und
    197 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution
    198 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht
    199 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen,
    200 solange kein Zwang im Spiel ist?“
    201
    202 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der
    203 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und
    204 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs,
    205 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen
    206 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(...) wenn
    207 (...) Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest
    208 von Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich
    209 ein Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin
    210 kämen wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte
    211 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst
    212 vorbehalten würden?“
    213
    214 **Darf der Staat eingreifen?**
    215
    216 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der
    217 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der
    218 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der
    219 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung
    220 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder
    221 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf
    222 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs)
    223 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder
    224 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist
    225 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg
    226 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu
    227 reden.“
    228
    229 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob
    230 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und
    231 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“
    232 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a
    233 bout) verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution
    234 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die
    235 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.
    236 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu,
    237 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware
    238 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann
    239 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und
    240 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben
    241 wird dem etwas entgegenzusetzen?“
    242
    243 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft:
    244 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität –
    245 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele
    246 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von
    247 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik
    248 ausgenommen sein?“
    249
    250 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin,
    251 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr
    252 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle
    253 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution
    254 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine
    255 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der
    256 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines
    257 Dates, wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu einem
    258 teuren Essen einlädt.“
    259 ------------------------------------------------------------
    260 ---------------------------------
    261
    262 ##Links
    263
    264 - [Hintergrundtext:
    265 Prostitution](https://publixphere.de/i/publixphere-de/catego
    266 ry/45)
    267
    268 - [Diskussion: Prostitution nun doch gesetzlich
    269 verbieten?](https://publixphere.de/d/274)
    270
    271 - [Diskussion: Wer geht zu
    272 Prostituierten?](https://publixphere.de/d/292)
    273
    274
  • Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)

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    1 ![Foto: Jake Guild (CC BY
    2 2.0)](https://publixphere-cms.publixphere.de/de/bilder/prost
    3 ution_gross.bmp/@@images/image.bmp)
    4
    5 ***Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch
    6 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4.
    7 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um
    8 eine Verschärfung der Prostitutionsgesetzgebung in
    9 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn
    10 macht, welches den Kauf sexueller Dienstleistungen verbietet
    11 („Freier-Bestrafung“). Alle Politik-Interessierten waren und
    12 sind eingeladen, sich einzubringen. Die folgende
    13 [Kurzdarstellung](https://publixphere.de/i/publixphere-de/pa
    14 ge/1_Was_sind_Kurzdarstellungen) bezieht sich auf die
    15 Kommentare und Beiträge bis zum 13. Juni 2014***
    16
    17 ##Knackpunkte der Diskussion
    18
    19 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder geht
    20 es darum rechtliche, gesellschaftliche und soziale
    21 Bedingungen zu verbessern?
    22
    23 - gibt es freiwillige, selbstbestimmte, menschenwürdige
    24 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und
    25 Ausbeutung?
    26
    27 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem
    28 Körper tun?
    29
    30 ##Politischer Kontext
    31
    32 Union und SPD einigten sich in ihrem
    33 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti
    34 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die
    35 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter
    36 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014).
    37 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte
    38 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did
    39 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter
    40 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden.
    41 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle
    42 soll es nicht mehr geben.
    43
    44 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die
    45 *Sittenwidrigkeit* von Prostitution 2002
    46 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset
    47 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von
    48 Prostituierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den
    49 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage die
    50 „Handschrift der Frauenhändler und ihrer LobbyistInnen“,
    51 heißt es in einem „[Appel gegen
    52 Prostitution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pros
    53 titution-111249)“ (Nobember 2013), initiiert von der
    54 feministischen Zeitschrift „Emma“: „Seither ist Deutschland
    55 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies der
    56 Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“
    57
    58 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die
    59 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig, auch
    60 Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier findet
    61 sich auch im „nordischen“ oder „schwedischen“ Modell. In
    62 Schweden ist der Kauf sexueller Dienstleistungen seit 1998
    63 verboten. Das EU-Parlament empfiehlt in einer
    64 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d
    65 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD
    66 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014) diesen
    67 Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer "Genehmigung
    68 der sexuellen Ausbeutung“ geich.
    69
    70 ##Themen der Publixphere-Diskussion:
    71
    72 **Fehlende Informationen**
    73
    74 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur
    75 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt
    76 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu
    77 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und
    78 menschenwürdige Prostitution (…) ein Ausnahmefall?“.
    79 [Patrick
    80 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick
    81 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß
    82 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als legale
    83 Prostitution.“
    84
    85 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es
    86 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter
    87 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht
    88 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben,
    89 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu
    90 werden.“
    91 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a
    92 bout) zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein Großteil
    93 der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen und sich
    94 hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen werden.
    95 Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen
    96 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die
    97 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl
    98 eher nicht.“
    99
    100 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine
    101 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292) gestartet.
    102 Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum Thema.
    103
    104 **Was muss geregelt werden?**
    105
    106 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren
    107 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung zu
    108 schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen
    109 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit
    110 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle
    111 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits
    112 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.”
    113
    114 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen
    115 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe es
    116 Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum
    117 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man
    118 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen Sexes
    119 reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die sich
    120 direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol fordert, eher
    121 über effektive Gesetze gegen Menschenhandel zu diskutieren
    122 und die Opferrechte zu stärken, woran die Politik aber kaum
    123 Interesse habe.
    124
    125 @Emil verweist dagegen auf den
    126 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p
    127 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC%
    128 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm
    129 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale
    130 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen und
    131 Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol
    132 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem als
    133 „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von
    134 Sexarbeiterinnen.
    135
    136 **Freierbestrafung**
    137
    138 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen
    139 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift
    140 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in
    141 den Ofen: „(…) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger
    142 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist
    143 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf
    144 einen
    145 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu
    146 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins
    147 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert auf
    148 der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten. Es
    149 hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen Kampagne
    150 der Diskussionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen zu einer
    151 anderen
    152 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti
    153 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische
    154 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz Frauen
    155 und Mädchen aus dem Osten Europas vor Zwangsprostitution
    156 schützt“.
    157
    158 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?**
    159
    160 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur
    161 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich
    162 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so.
    163 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen sind
    164 nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das Herausholen
    165 der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die Sexarbeit ist das
    166 Problem, sondern die Art und Weise, in der die Gesellschaft
    167 diesen Beruf wahrnimmt“.
    168
    169 Dagegen schreibt
    170 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a
    171 bout): „Prostitution ist (…) eine der ältesten Arten von
    172 Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und Gesellschaften (und
    173 gibt es noch heute), da gehörten Frauen quasi zu Haushalt
    174 (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen, die meisten
    175 Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht angegriffen sehen.
    176
    177 **Wo fängt der Zwang an?**
    178
    179 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte,
    180 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa
    181 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte
    182 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben, sich
    183 prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als
    184 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“
    185 [Kilian](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Donkey
    186 /about) meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus
    187 wollen wir nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh
    188 anfangen kann.“ @Emil verweist auf die Sichtweise des
    189 schwedischen Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten
    190 Sexarbeiter nicht geben könne, da immer ein
    191 Abhängigkeitsverhältnis zwischen Käufer und Dienstleister
    192 bestehe.
    193
    194 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER
    195 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und
    196 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution
    197 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht
    198 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen,
    199 solange kein Zwang im Spiel ist?“
    200
    201 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der
    202 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und
    203 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs,
    204 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen
    205 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(…) wenn (…)
    206 Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest von
    207 Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich ein
    208 Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin kämen
    209 wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte
    210 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst
    211 vorbehalten würden?“
    212
    213 **Darf der Staat eingreifen?**
    214
    215 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der
    216 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der
    217 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der
    218 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung
    219 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder
    220 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf
    221 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs)
    222 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder
    223 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist
    224 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg
    225 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu
    226 reden.“
    227
    228 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob
    229 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und
    230 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“
    231 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a
    232 bout) verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution
    233 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die
    234 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.
    235 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu,
    236 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware
    237 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann
    238 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und
    239 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben
    240 wird dem etwas entgegenzusetzen?“
    241
    242 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft:
    243 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität –
    244 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele
    245 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von
    246 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik
    247 ausgenommen sein?“
    248
    249 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin,
    250 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr
    251 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle
    252 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution
    253 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine
    254 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der
    255 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines Dates,
    256 wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu einem teuren
    257 Essen einlädt.“
    258
    259 ------------------------------------------------------------
    260 ---------------------------------
    261
    262 Dieser Text kann abschnittsweise kommentiert werden. Eine
    263 neue Diskussion zum Thema Prostitution könnt ihr
    264 (eingeloggt) unter diesem
    265 [Link](https://publixphere.de/i/publixphere-de/proposal/new?
    266 category=45) anlegen.
    267
    268
    269 ##Links
    270
    271 - [Hintergrundtext:
    272 Prostitution](https://publixphere.de/i/publixphere-de/catego
    273 ry/45)
    274
    275 - [Diskussion: Prostitution nun doch gesetzlich
    276 verbieten?](https://publixphere.de/d/274)
    277
    278 - [Diskussion: Wer geht zu
    279 Prostituierten?](https://publixphere.de/d/292)
  • Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)

    von admin, angelegt
    1 ![Foto: Jake Guild (CC BY
    2 2.0)](https://publixphere-cms.publixphere.de/de/bilder/prost
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    4
    5 ***Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch
    6 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4.
    7 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um
    8 eine Verschärfung der Prostitutionsgesetzgebung in
    9 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn
    10 macht, welches den Kauf sexueller Dienstleistungen
    11 verbietet („Freier-Bestrafung“). Alle
    12 Politik-Interessierten waren und sind eingeladen, sich
    13 einzubringen. Die folgende
    14 [Kurzdarstellung](https://publixphere.de/i/publixphere-de/pa
    15 ge/1_Was_sind_Kurzdarstellungen) bezieht sich auf die
    16 Kommentare und Beiträge bis zum 13. Juni 2014***
    17
    18 ##Knackpunkte der Diskussion
    19
    20 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder
    21 geht es darum rechtliche, gesellschaftliche und soziale
    22 Bedingungen zu verbessern?
    23
    24 - gibt es freiwillige, selbstbestimmte, menschenwürdige
    25 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und
    26 Ausbeutung?
    27
    28 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem
    29 Körper tun?
    30
    31 ##Politischer Kontext
    32
    33 Union und SPD einigten sich in ihrem
    34 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti
    35 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die
    36 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter
    37 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014).
    38 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte
    39 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did
    40 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter
    41 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden.
    42 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle
    43 soll es nicht mehr geben.
    44
    45 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die
    46 *Sittenwidrigkeit* von Prostitution 2002
    47 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset
    48 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von
    49 Prostituierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den
    50 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage
    51 die „Handschrift der Frauenhändler und ihrer
    52 LobbyistInnen“, heißt es in einem „[Appel gegen
    53 Prostitution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pros
    54 titution-111249)“ (Nobember 2013), initiiert von der
    55 feministischen Zeitschrift „Emma“: „Seither ist Deutschland
    56 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies
    57 der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“
    58
    59 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die
    60 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig,
    61 auch Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier
    62 findet sich auch im „nordischen“ oder „schwedischen“
    63 Modell. In Schweden ist der Kauf sexueller Dienstleistungen
    64 seit 1998 verboten. Das EU-Parlament empfiehlt in einer
    65 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d
    66 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD
    67 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014)
    68 diesen Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer
    69 "Genehmigung der sexuellen Ausbeutung“ geich.
    70
    71 ##Themen der Publixphere-Diskussion:
    72
    73 **Fehlende Informationen**
    74
    75 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur
    76 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt
    77 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu
    78 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und
    79 menschenwürdige Prostitution (...) ein Ausnahmefall?“.
    80 [Patrick
    81 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick
    82 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß
    83 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als
    84 legale Prostitution.“
    85
    86 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es
    87 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter
    88 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht
    89 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben,
    90 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu
    91 werden.“
    92 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a
    93 bout) zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein Großteil
    94 der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen und sich
    95 hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen werden.
    96 Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen
    97 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die
    98 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl
    99 eher nicht.“
    100
    101 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine
    102 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292)
    103 gestartet. Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum
    104 Thema.
    105
    106 **Was muss geregelt werden?**
    107
    108 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren
    109 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung
    110 zu schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen
    111 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit
    112 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle
    113 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits
    114 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.”
    115
    116 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen
    117 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe
    118 es Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum
    119 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man
    120 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen
    121 Sexes reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die
    122 sich direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol
    123 fordert, eher über effektive Gesetze gegen Menschenhandel
    124 zu diskutieren und die Opferrechte zu stärken, woran die
    125 Politik aber kaum Interesse habe.
    126
    127 @Emil verweist dagegen auf den
    128 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p
    129 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC%
    130 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm
    131 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale
    132 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen
    133 und Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol
    134 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem
    135 als „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von
    136 Sexarbeiterinnen.
    137
    138 **Freierbestrafung**
    139
    140 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen
    141 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift
    142 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in
    143 den Ofen: „(...) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger
    144 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist
    145 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf
    146 einen
    147 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu
    148 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins
    149 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert
    150 auf der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten.
    151 Es hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen
    152 Kampagne der Diskussionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen
    153 zu einer anderen
    154 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti
    155 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische
    156 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz
    157 Frauen und Mädchen aus dem Osten Europas vor
    158 Zwangsprostitution schützt“.
    159
    160 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?**
    161
    162 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur
    163 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich
    164 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so.
    165 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen
    166 sind nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das
    167 Herausholen der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die
    168 Sexarbeit ist das Problem, sondern die Art und Weise, in
    169 der die Gesellschaft diesen Beruf wahrnimmt“.
    170
    171 Dagegen schreibt
    172 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a
    173 bout): „Prostitution ist (...) eine der ältesten Arten von
    174 Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und Gesellschaften
    175 (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen quasi zu
    176 Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen, die
    177 meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht
    178 angegriffen sehen.
    179
    180 **Wo fängt der Zwang an?**
    181
    182 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte,
    183 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa
    184 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte
    185 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben,
    186 sich prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als
    187 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“
    188 [Kilian](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Donkey
    189 /about) meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus
    190 wollen wir nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh
    191 anfangen kann.“ @Emil verweist auf die Sichtweise des
    192 schwedischen Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten
    193 Sexarbeiter nicht geben könne, da immer ein
    194 Abhängigkeitsverhältnis zwischen Käufer und Dienstleister
    195 bestehe.
    196
    197 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER
    198 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und
    199 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution
    200 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht
    201 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen,
    202 solange kein Zwang im Spiel ist?“
    203
    204 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der
    205 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und
    206 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs,
    207 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen
    208 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(...) wenn
    209 (...) Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest
    210 von Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich
    211 ein Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin
    212 kämen wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte
    213 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst
    214 vorbehalten würden?“
    215
    216 **Darf der Staat eingreifen?**
    217
    218 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der
    219 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der
    220 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der
    221 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung
    222 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder
    223 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf
    224 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs)
    225 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder
    226 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist
    227 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg
    228 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu
    229 reden.“
    230
    231 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob
    232 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und
    233 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“
    234 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a
    235 bout) verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution
    236 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die
    237 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.
    238 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu,
    239 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware
    240 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann
    241 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und
    242 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben
    243 wird dem etwas entgegenzusetzen?“
    244
    245 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft:
    246 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität –
    247 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele
    248 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von
    249 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik
    250 ausgenommen sein?“
    251
    252 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin,
    253 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr
    254 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle
    255 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution
    256 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine
    257 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der
    258 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines
    259 Dates, wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu einem
    260 teuren Essen einlädt.“
    261
    262 ------------------------------------------------------------
    263 ---------------------------------
    264
    265 Dieser Text kann abschnittsweise kommentiert werden. Eine
    266 neue Diskussion zum Thema Prostitution könnt ihr
    267 (eingeloggt) unter diesem
    268 [Link](https://publixphere.de/i/publixphere-de/proposal/new?
    269 category=45) anlegen.
    270
    271
    272 ##Links
    273
    274 - [Hintergrundtext:
    275 Prostitution](https://publixphere.de/i/publixphere-de/catego
    276 ry/45)
    277
    278 - [Diskussion: Prostitution nun doch gesetzlich
    279 verbieten?](https://publixphere.de/d/274)
    280
    281 - [Diskussion: Wer geht zu
    282 Prostituierten?](https://publixphere.de/d/292)
  • Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)

    von admin, angelegt
    1 ![Foto: Jake Guild (CC BY
    2 2.0)](https://publixphere-cms.publixphere.de/de/bilder/prost
    3 ution_gross.bmp/@@images/image.bmp)
    4
    5 ***Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch
    6 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4.
    7 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um
    8 eine Verschärfung der Prostitutionsgesetzgebung in
    9 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn
    10 macht, welches den Kauf sexueller Dienstleistungen
    11 verbietet („Freier-Bestrafung“). Alle
    12 Politik-Interessierten waren und sind eingeladen, sich
    13 einzubringen. Die folgende
    14 [Kurzdarstellung](https://publixphere.de/i/publixphere-de/pa
    15 ge/1_Was_sind_Kurzdarstellungen) bezieht sich auf die
    16 Kommentare und Beiträge bis zum 13. Juni 2014***
    17
    18 ##Knackpunkte der Diskussion
    19
    20 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder
    21 geht es darum rechtliche, gesellschaftliche und soziale
    22 Bedingungen zu verbessern?
    23
    24 - gibt es freiwillige, selbstbestimmte, menschenwürdige
    25 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und
    26 Ausbeutung?
    27
    28 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem
    29 Körper tun?
    30
    31 ##Politischer Kontext
    32
    33 Union und SPD einigten sich in ihrem
    34 [Koalitionsvertrag](https://www.tagesschau.de/inland/koaliti
    35 onsvertrag136.pdf) (Dezember 2013, Seite 104) darauf, die
    36 Gesetzgebung zur Prostitution zu verschärfen. Ein konkreter
    37 Gesetzentwurf wird noch erarbeitet (Stand 11. Juni 2014).
    38 Das Bundesfamilienministerium hat erste Ansatzpunkte
    39 [vorgestellt](http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did
    40 =206114.html). Demnach soll unter anderem das Mindestalter
    41 für Prostituierte von 18 auf 21 angehoben werden.
    42 „Menschenunwürdige Geschäftsmodelle" wie Flatrate-Bordelle
    43 soll es nicht mehr geben.
    44
    45 Die - seinerzeit rot-grüne - Bundesregierung hatte die
    46 *Sittenwidrigkeit* von Prostitution 2002
    47 [aufgehoben](http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgeset
    48 z). Das Ziel: die rechtliche und soziale Situation von
    49 Prostituierten stärken. Frauenrechtlerinnen halten den
    50 Ansatz jedoch für gescheitert. Das Gesetz von 2002 trage
    51 die „Handschrift der Frauenhändler und ihrer
    52 LobbyistInnen“, heißt es in einem „[Appel gegen
    53 Prostitution](http://www.emma.de/thema/der-appell-gegen-pros
    54 titution-111249)“ (Nobember 2013), initiiert von der
    55 feministischen Zeitschrift „Emma“: „Seither ist Deutschland
    56 zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies
    57 der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden.“
    58
    59 Von der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung fordert die
    60 Initiative unter anderem: „die Ächtung und, wenn nötig,
    61 auch Bestrafung der Freier“. Eine Bestrafung der Freier
    62 findet sich auch im „nordischen“ oder „schwedischen“
    63 Modell. In Schweden ist der Kauf sexueller Dienstleistungen
    64 seit 1998 verboten. Das EU-Parlament empfiehlt in einer
    65 [Entschließung](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.d
    66 o?pubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BD
    67 OC%2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) (Februar 2014)
    68 diesen Ansatz. Die deutsche Legalisierung komme einer
    69 "Genehmigung der sexuellen Ausbeutung“ geich.
    70
    71 ##Themen der Publixphere-Diskussion:
    72
    73 **Fehlende Informationen**
    74
    75 Viele Kommentare verweisen auf fehlende Informationen zur
    76 Prostitution in Deutschland und Europa. @Emil fragt
    77 beispielsweise: „Gibt es verlässliche Zahlen und Fakten zu
    78 einem erfolgreichen Verbot? Ist selbstbestimmte und
    79 menschenwürdige Prostitution (...) ein Ausnahmefall?“.
    80 [Patrick
    81 Müller](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Patrick
    82 Mueller/about) meint: „Ich habe den Eindruck, man weiß
    83 besser, wie viel illegale Schwarzarbeit existiert als
    84 legale Prostitution.“
    85
    86 Schon über die Gründe der fehlenden Informationen gibt es
    87 eine Kontroverse. @HekateGT kommentiert: „Das liegt unter
    88 anderem daran, dass viele Sexarbeiterinnen sich nicht
    89 öffentlich outen wollen, weil sie keine Lust darauf haben,
    90 in ihrem privaten Umfeld diskriminiert und ausgegrenzt zu
    91 werden.“
    92 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a
    93 bout) zufolge fehlen Statistiken, „weil (...) ein Großteil
    94 der Frauen aus armen Ostblockländern zu uns kommen und sich
    95 hier prostituieren bzw. zur Prostitution gezwungen werden.
    96 Wer hat denn ein Interesse daran, dass diese Frauen
    97 irgendwie 'registriert' werden? Die Zuhälter? Die
    98 Bordellbesitzer? Die Frauen? Die Freier vielleicht? Wohl
    99 eher nicht.“
    100
    101 Zur Frage „Wer geht zu Prostituierten?“ hat @HannahDo eine
    102 [eigene Diskussion](https://publixphere.de/d/292)
    103 gestartet. Das Forum sammelt hier verschiedene Artikel zum
    104 Thema.
    105
    106 **Was muss geregelt werden?**
    107
    108 Offen bleibt im Forum, welche Regelungen zu reformieren
    109 sind, um Prostituierte (Frauen und Männer) vor Ausbeutung
    110 zu schützen. @HekateGT kommentiert: „alle die widrigen
    111 Begleitumstände, die immer wieder im Zusammenhang mit
    112 Sexarbeit thematisiert werden - als da sind: sexuelle
    113 Nötigung, Vergewaltigung, Menschenhandel - werden bereits
    114 durch das STGB (*„Strafgesetzbuch“, Anm. d. R.*) abgedeckt.”
    115
    116 @sonjdol hält das Prostitutionsgesetz für den falschen
    117 Ansatzpunkt, um Menschenhandel einzudämmen – hierfür gebe
    118 es Gesetze gegen Menschenhandel. „Ich verstehe nicht, warum
    119 alle immer wieder in diese Falle tappen. Als würde man
    120 Vergewaltigung durch eine Regulierung einvernehmlichen
    121 Sexes reduzieren können und nicht durch Paragraphen, die
    122 sich direkt auf Vergewaltigung beziehen.“ @sonjdol
    123 fordert, eher über effektive Gesetze gegen Menschenhandel
    124 zu diskutieren und die Opferrechte zu stärken, woran die
    125 Politik aber kaum Interesse habe.
    126
    127 @Emil verweist dagegen auf den
    128 [Entschluss](http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?p
    129 ubRef=-%2F%2FEP%2F%2FTEXT%2BREPORT%2BA7-2014-0071%2B0%2BDOC%
    130 2BXML%2BV0%2F%2FDE&language=DE) des EU-Parlaments. Ihm
    131 zufolge stellt die Einstufung der Prostitution als legale
    132 „Sexarbeit“ keine Lösung dar, um schutzbedürftige Frauen
    133 und Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. @sonjdol
    134 kritisiert den Parlamentsbeschluss scharf, unter anderem
    135 als „Zeichen der anhaltenden Stigmatisierung“ von
    136 Sexarbeiterinnen.
    137
    138 **Freierbestrafung**
    139
    140 Die Option, die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen
    141 durch Freier zu verbieten („schwedisches Modell"), streift
    142 das Forum nur kurz. @HekateGT hält es für einen „Schuss in
    143 den Ofen: „(...) die Sexarbeit ist dadurch nicht weniger
    144 geworden - aber die Gewalt gegen Sexarbeiterinnen ist
    145 dramatisch angestiegen.“ @sonjdol meint mit Verweis auf
    146 einen
    147 [Artikel](http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitu
    148 tion-in-schweden-sexkaufverbot/) des Online-Magazins
    149 menschenhandelheute.net: „Das Schwedische Modell basiert
    150 auf der Stigmatisierung und Entrechtung von Prostituierten.
    151 Es hilft ihnen nicht.“ Das Magazin Emma, auf dessen
    152 Kampagne der Diskussionsanstoß Bezug nimmt, kommt dagegen
    153 zu einer anderen
    154 [Einschätzung](http://www.emma.de/artikel/dossier-prostituti
    155 on-abschaffen-modell-schweden-265411): Die schwedische
    156 Regierung könne belegen, „dass das Anti-Freier-Gesetz
    157 Frauen und Mädchen aus dem Osten Europas vor
    158 Zwangsprostitution schützt“.
    159
    160 **Sexarbeit oder Prostitution? Beruf oder Ausbeutung?**
    161
    162 In der Diskussion dominieren grundsätzliche Fragen zur
    163 Prostitution – etwa, ob es sich um einen gesellschaftlich
    164 akzeptierten Beruf handeln kann. @HekateGT sieht es so.
    165 Sexarbeit sei "an sich" kein Problem. „Was wir brauchen
    166 sind nicht zusätzliche Reglementierungen, sondern das
    167 Herausholen der Sexarbeit aus der Grauzone. NICHT die
    168 Sexarbeit ist das Problem, sondern die Art und Weise, in
    169 der die Gesellschaft diesen Beruf wahrnimmt“.
    170
    171 Dagegen schreibt
    172 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a
    173 bout): „Prostitution ist (...) eine der ältesten Arten von
    174 Ausbeutung von Frauen. Es gab Zeiten und Gesellschaften
    175 (und gibt es noch heute), da gehörten Frauen quasi zu
    176 Haushalt (wie das Vieh).“ @sonjdol meint dagegen, die
    177 meisten Sexarbeiter*innen würden ihre Würde nicht
    178 angegriffen sehen.
    179
    180 **Wo fängt der Zwang an?**
    181
    182 Gerungen wird mit der Frage, ob es eine selbstbestimmte,
    183 freiwilige Prostitution bzw. Sexarbeit geben kann. @Louisa
    184 kommentiert: „Ich denke (...), dass viele durch bestimmte
    185 (nicht frei entschiedene) Situationen das Gefühl haben,
    186 sich prosituieren zu müssen. Auch dieses könnte man als
    187 Zwangsprostitution im weitesten Sinne verstehen.“
    188 [Kilian](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/Donkey
    189 /about) meint: „Prostitution aus einer Zwangslage heraus
    190 wollen wir nicht und wir wissen, das Zwang sehr früh
    191 anfangen kann.“ @Emil verweist auf die Sichtweise des
    192 schwedischen Gesetzgebers, wonach es einen selbstbestimmten
    193 Sexarbeiter nicht geben könne, da immer ein
    194 Abhängigkeitsverhältnis zwischen Käufer und Dienstleister
    195 bestehe.
    196
    197 @HekateGT verweist hier auf andere Berufe: „Es gibt IMMER
    198 ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und
    199 Arbeitnehmer“. @sonjdol hält die freiwillige Prostitution
    200 für möglich, wenn sie fragt: „Warum sollen Menschen nicht
    201 mir ihrer Sexualität anfangen dürfen, was sie wollen,
    202 solange kein Zwang im Spiel ist?“
    203
    204 @HekateGT dreht das Zwangsargument um, und sieht in der
    205 Sexarbeit auch eine Befreiung von ökonomischen und
    206 staatlichen Zwängen (Leiharbeit, Werkverträge, Billigjobs,
    207 Hartz IV). Ihrer Auffassung zufolge wollen
    208 Prostitutionsgegner diesen Weg verhindern: „(...) wenn
    209 (...) Frauen in die Sexarbeit gehen um sich noch einen Rest
    210 von Selbstständigkeit zu sichern, dann ist das natürlich
    211 ein Schlupfloch, das man dicht machen muss. Denn wohin
    212 kämen wir, wenn die Arbeitssklavinnen sich noch das letzte
    213 Bisschen Verfügung über ihren eigene Körper selbst
    214 vorbehalten würden?“
    215
    216 **Darf der Staat eingreifen?**
    217
    218 Verschiedene Sichtweisen gibt es auch zur Frage, wann der
    219 Staat sexuelle Aktivitäten regulieren darf. Im Fall der
    220 "Sexarbeit" lehnt @sonjdol das grundsätzlich ab: „Nein, der
    221 Staat darf und soll kein Recht haben, mir die Entscheidung
    222 abzunehmen, was ich mit meinem Körper mache. Ich bin weder
    223 Eigentum noch Sklavin des Staates. Der Staat darf
    224 meinetwegen Sexarbeit besteuern oder wie (andere Jobs)
    225 regulieren, aber vorschreiben, ob man das tun darf oder
    226 nicht, definitiv nicht.“ @Undine kommentiert: „Es ist
    227 unfassbar zynisch, über die Köpfe der Betroffenen hinweg
    228 Entscheidungen zu treffen und dabei von Schutz und Würde zu
    229 reden.“
    230
    231 @Emil meint dagegen: „..bei der grundsätzlichen Frage, ob
    232 der Staat einschränken darf, wie ich mit meinem Körper (und
    233 meiner Seele?) umgehe, bin ich echt ratlos.“
    234 [Berta](https://publixphere.de/i/publixphere-de/user/berta/a
    235 bout) verteidigt den Ansatz, gesetzlich gegen Prostitution
    236 vorzugehen. Es gehe in der Prostitutionsdebatte um die
    237 Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.
    238 „Öffnen wir dem Kapitalismus Tür und Tor - und lassen zu,
    239 dass (Frauen)Körper bzw. (Frauen)Körperöffnungen zur Ware
    240 werden, dass Sex beliebig gekauft und verkauft werden kann
    241 und öffnen damit den Weg für Zuhälter, Menschenhändler und
    242 Bordellbesitzer, die damit fett Kohle machen? Oder haben
    243 wird dem etwas entgegenzusetzen?“
    244
    245 Auch @Krause fragt nach den Grenzen der Marktwirtschaft:
    246 „Warum soll nicht wenigstens die menschliche Sexualität –
    247 immerhin ein wesentlicher Teil des Lebens und für viele
    248 Menschen grundlegender Bestandteil ihrer Identität – von
    249 einer neoliberal-kapitalistischen Verwertungslogik
    250 ausgenommen sein?“
    251
    252 @sonjdol kommentiert dagegen: „Kapitalismus hin,
    253 Kapitalismus her: Ich finde es schlimmer, dass Menschen ihr
    254 Gehirn und ihre Intelligenz an Konzerne verkaufen, um Kohle
    255 auf dem Rücken armer Menschen zu verdienen.“ Prostitution
    256 sei gesetzlich nicht abzuschaffen. „Es ist eine
    257 gesellschaftliche Praxis, die es immer geben wird - in der
    258 einen oder anderen Form. Und sei es in der Form eines
    259 Dates, wo Frau mit Mann ins Bett geht, wenn er sie zu einem
    260 teuren Essen einlädt.“
    261
    262 ------------------------------------------------------------
    263 ---------------------------------
    264
    265 Text: Alexander Wragge und Katharina Mosene
    266
    267 ***Hinweis*** *: Dieser Text kann abschnittsweise
    268 kommentiert werden. Eine neue Diskussion zum Thema
    269 Prostitution könnt ihr (eingeloggt) unter diesem
    270 [Link](https://publixphere.de/i/publixphere-de/proposal/new?
    271 category=45) anlegen.*
    272
    273
    274 ##Links
    275
    276 - [Hintergrundtext:
    277 Prostitution](https://publixphere.de/i/publixphere-de/catego
    278 ry/45)
    279
    280 - [Diskussion: Prostitution nun doch gesetzlich
    281 verbieten?](https://publixphere.de/d/274)
    282
    283 - [Diskussion: Wer geht zu
    284 Prostituierten?](https://publixphere.de/d/292)
  • Prostitution gesetzlich verbieten? (Originalversion)

    von admin, angelegt
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    2 2.0)](https://publixphere-cms.publixphere.de/de/bilder/prost
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    4
    5 ***Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch
    6 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4.
    7 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um
    8 eine Verschärfung der Prostitutionsgesetzgebung in
    9 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn
    10 macht, welches den Kauf sexueller Dienstleistungen
    11 verbietet („Freier-Bestrafung“). Alle
    12 Politik-Interessierten waren und sind eingeladen, sich
    13 einzubringen. Die folgende
    14 [Kurzdarstellung](https://publixphere.de/i/publixphere-de/pa
    15 ge/1_Was_sind_Kurzdarstellungen) bezieht sich auf die
    16 Kommentare und Beiträge bis zum 13. Juni 2014***
    17
    18 ##Knackpunkte der Diskussion
    19
    20 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder
    21 geht es darum rechtliche, gesellschaftliche und soziale
    22 Bedingungen zu verbessern?
    23
    24 - gibt es freiwillige, selbstbestimmte, menschenwürdige
    25 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und
    26 Ausbeutung?
    27
    28 - Darf der Staat darüber bestimmen, was Menschen mit ihrem
    29 Körper tun?
    30
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    5 ***Louisa startete die Diskussion [„Prostitution nun doch
    6 gesetzlich verbieten?“](https://publixphere.de/d/274) (4.
    7 Dezember 2013). Hintergrund ist die politische Debatte um
    8 eine Verschärfung der Prostitutionsgesetzgebung in
    9 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn
    10 macht, welches den Kauf sexueller Dienstleistungen
    11 verbietet („Freier-Bestrafung“). Alle
    12 Politik-Interessierten waren und sind eingeladen, sich
    13 einzubringen. Die folgende
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    21 geht es darum rechtliche, gesellschaftliche und soziale
    22 Bedingungen zu verbessern?
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    24 - gibt es freiwillige, selbstbestimmte, menschenwürdige
    25 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und
    26 Ausbeutung?
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    29 Körper tun?
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    8 eine Verschärfung der Prostitutionsgesetzgebung in
    9 Deutschland. @Louisa fragt, ob das schwedische Modell Sinn
    10 macht, welches den Kauf sexueller Dienstleistungen
    11 verbietet („Freier-Bestrafung“). Alle
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    18 ##Knackpunkte der Diskussion2
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    20 - muss es das Ziel sein, Prostitution abzuschaffen oder
    21 geht es darum rechtliche, gesellschaftliche und soziale
    22 Bedingungen zu verbessern?
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    24 - gibt es freiwillige, selbstbestimmte, menschenwürdige
    25 Prostitution bzw. Sexarbeit? Wo beginnen Zwang und
    26 Ausbeutung?
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    29 Körper tun?
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