Flüchtlinge aus Libyen erwartet ein oft tödlicher Deal. Die ersten Kilometer der Reise müssen sie in maroden Schlauchbooten zurücklegen, bevor auf offener See mit einem Notruf die Übergabe zur nächsten Etappe eingeleitet wird. So kommen dann andere Schiffe hinzu, die die Flüchtlinge übernehmen und ihnen bei der irregulären Einreise in die EU weiterhelfen. Und klappt die Übergabe nicht, so dass hunderte Menschen ertrinken, schimpfen die Handlanger des mörderischen Menschenschmuggels einfach auf die europäische Flüchtlingspolitik.
Aber diesen Schuh sollte sich die EU nicht anziehen. Die Flüchtlinge würden sich nie in solche Schlauchboote setzen, wenn die Übergabe auf offener See nicht fester Bestandteil des Deals wäre. Vielmehr stellt sich deshalb die Frage nach der Verantwortung dieser angeblichen Lebensretter. Wenn doch die Lebensrettung im Vordergrund steht, warum werden die Geretteten dann nicht einfach in die nächstgelegenen Häfen, z.B. nach Libyen, Ägypten oder Tunesien, gebracht?
Es ist daher zynisch, wie sich diese Leute für die Rettung jener Menschen feiern lassen, die unter anderem durch sie erst auf diesen riskanten und oft tödlichen Weg gelockt werden. Gut gemeint – das will ich dort niemandem absprechen – ist halt noch lange nicht gut gemacht. Und in diesem Fall ist es eben für tausende Menschen tödlich.
Wie ist eure Haltung zum Geschehen in der vergangenen Woche und dem Sterben vor der libyschen Küste?
Was müsste geschehen, damit das, was sicher gut gemeint ist, auch gut gemacht wird?
Sollten Gerettete, wie oben angesprochen, besser in den nächstgelegenen Hafen, in Tunesien, Ägypten oder den sicheren Teilen Libyens, gebracht werden, damit für Sea-Watch und Co. künftig nicht mehr die Gefahr besteht, zum Handlanger eines mörderischen Menschenschmuggels in die EU zu werden?