Medien: Plädoyer gegen die Propaganda-Universen - Historie

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  • Medien: Plädoyer gegen die Propaganda-Universen

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    picture alliance / dpa picture alliance / dpa "Pro-russischer-Mob" oder "Freiheitskampf" in der Ost-Ukraine? Für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Worten plädiert User Emil. Foto: picture alliance / dpa.


    Ein Beitrag von Emil

    Vielleicht geht es anderen auch auch so: die Welt ist verstörend wie nie. An manchen Tagen reicht schon einmal Runterscrollen auf der Startseite von Spiegel Online, um sich explosionsartig zu überfordern: Kriege in der Ost-Ukraine, in Gaza, in Syrien, im Irak, Ebola in Afrika, Diktatur-Vorstufe in der Türkei, Malaysia Airlines MH 370, Malaysia Airlines MH 17... Plus der übliche Horror: Klimawandel, Euro-Brachland, NSA-Überwachung, Renten-Kollaps...

    Das ist natürlich Unsinn. Die Welt war selten (nie?) ein besonders friedlicher, angstfreier Ort. Die „gute alte Zeit“ sucht man auch auf „ZDF-History“ vergebens, wo sich Reportagen über die NS-Diktatur, den kalten Krieg und das Vietnam-Inferno abwechseln.

    Was aber in meiner Welt-Wahrnehmung 2014 zusehends anders ist als „früher“, ist Folgendes:

    Die Verunsicherung über Fakten: wer kann noch sicher sagen, ob die Krim-Bewohner den Beitritt zu Russland (nicht) wollten? Wer weiß noch, wie viel dran ist am anti-russischen Rechtsradikalismus in der Ukraine, wenn wir einmal die Übertreibungen russischer Medien in dieser Frage abziehen? Wer weiß noch, wie verantwortungsvoll Israels Armee in Gaza agiert, wenn er diese zwei Schlagzeilen gleichzeitig lesen kann: „Israel bedauert jedes einzelne zivile Opfer“ UND „Gaza-Veteranen schockieren mit Aussagen über wahllose Morde“

    Die Verunsicherung über neue Quellen: auf Facebook verlinkt finde ich inzwischen auch - teils antisemitisch - angehauchte Verschwörungstheorien zu Familie Rothschild (siehe „Epochtimes“) und zu den Bilderbergern (siehe „Deutsche Wirtschaftsnachrichten“). Auch „Compact“ und „Kopp Verlag“ wollen mir mit „Mut zur Wahrheit“ die „Augen öffnen“. Die - teils wirklich perfide - Meinungsmache und Hetze dieser neuen Medien (dokumentiert zum Beispiel hier und hier) könnte mir egal sein, wären sie nicht a) so kalkuliert erfolgreich (Klickzahlen, Likes etc.) und b) auch in meiner Welt so omnipräsent, weil der verfassungsrechtlich und moralisch gnadenlos unbedarfte, rein ökonomisch tickende Facebook-Algorithmus mir damit meine Timeline vollknallt.

    Die Verunsicherung über traditionelle Quellen: Ausgerechnet, wenn es mal richtig drauf ankommt, erlauben sich "Qualitäts-Medien" zahlreiche Ausfälle, fachen die um sich greifende Vorstellung von der großen medialen Veschwörung an.

    Ich weiß noch, wie ich zusammenzuckte, als die Tagesschau-Stimme Menschen in Donzek plötzlich wie selbstverständlich „pro-russischer Mob“ nannte. Ich war erleichtert, als die ehemalige ARD-Journalistin Gabriele Krone-Schmalz diese Art der Berichterstattung deutlich verurteilte (wirklich sehenswertes Video). Ich war neuerlich verunsichert, als ich von Vorwürfen gegen Gabriele Krone-Schmalz lesen musste – wie verbandelt ist sie mit russischen Unternehmen?

    Ich war irritiert, als ich von erklärungsbedürftigen Verbindungen zwischen Journalisten der Zeit, der Süddeutschen und der FAZ mit irgendwelchen transatlantischen Lobby-Clubs las, in denen sogar Bundespräsident Joachim Gauck verheddert scheint. Ich bin irritiert, wenn mir Spiegel Online die politische Interpretation eines Vorgangs gleich in der Schlagzeile eines Berichts (!) mitliefern muss: „Putin verhängt Importstopp - und schadet Russlands Bürgern“.

    Was also tun?

    Was ich sagen will: meine aktuelle Überforderung als politisch denkender Bürger ist nicht nur dem aktuellen Weltgeschehen geschuldet, sondern großteils der medialen Weltvermittlung, die vielerorts immer schriller, unseriöser, einseitiger, unverlässlicher, intransparenter, ungenauer und immuner gegen Tatsachen wird.

    Was ich von "den Medien" gerne hätte, gab es alles schon einmal:

    • nach allen Seiten schonungslose Recherche, die beispielsweise WEDER den Radikalismus der Hamas ausblendet, noch den mancher israelischer Politiker

    • die gute alte Richtigstellung, wenn Tatsachen falsch berichtet wurden

    • eine klare Trennung zwischen Nachrichten und Kommentaren

    • die klare Kenntlichmachung von möglichen Interessenkonflikten, die bei Verlagen, Medienhäusern und Journalisten bestehen - in guten Blogs hat sich hier der Disclaimer bewährt

    Was ich nicht will: in ein in sich geschlossenes Propaganda-Universum abgleiten, sei es nun a la "Fox News", "Russia Today" oder "Kopp-Verlag". Aber wie wehren wir uns gegen diese Parallelwelten, mit deren Bewohnern kaum noch vernünftig zu reden geschweige denn vernünftige (Friedens-)Politik zu machen ist?

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    picture alliance / dpa"Pro-russischer-Mob" oder "Freiheitskampf" in der Ost-Ukraine? Für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Worten plädiert User Emil. Foto: picture alliance / dpa.


    Ein Beitrag von Emil Link: https://publixphere.net/i/publixphere-de/user/Emil

    Vielleicht geht es anderen auch auch so: die Welt ist verstörend wie nie. An manchen Tagen reicht schon einmal Runterscrollen auf der Startseite von Spiegel Online, um sich explosionsartig zu überfordern: Kriege in der Ost-Ukraine, in Gaza, in Syrien, im Irak, Ebola in Afrika, Diktatur-Vorstufe in der Türkei, Malaysia Airlines MH 370, Malaysia Airlines MH 17... Plus der übliche Horror: Klimawandel, Euro-Brachland, NSA-Überwachung, Renten-Kollaps...

    Das ist natürlich Unsinn. Die Welt war selten (nie?) ein besonders friedlicher, angstfreier Ort. Die „gute alte Zeit“ sucht man auch auf „ZDF-History“ vergebens, wo sich Reportagen über die NS-Diktatur, den kalten Krieg und das Vietnam-Inferno abwechseln.

    Was aber in meiner Welt-Wahrnehmung 2014 zusehends anders ist als „früher“, ist Folgendes:

    Die Verunsicherung über Fakten: wer kann noch sicher sagen, ob die Krim-Bewohner den Beitritt zu Russland (nicht) wollten? Wer weiß noch, wie viel dran ist am anti-russischen Rechtsradikalismus in der Ukraine, wenn wir einmal die Übertreibungen russischer Medien in dieser Frage abziehen? Wer weiß noch, wie verantwortungsvoll Israels Armee in Gaza agiert, wenn er diese zwei Schlagzeilen gleichzeitig lesen kann: „Israel bedauert jedes einzelne zivile Opfer“ UND „Gaza-Veteranen schockieren mit Aussagen über wahllose Morde“

    Die Verunsicherung über neue Quellen: auf Facebook verlinkt finde ich inzwischen auch - teils antisemitisch - angehauchte Verschwörungstheorien zu Familie Rothschild (siehe „Epochtimes“) und zu den Bilderbergern (siehe „Deutsche Wirtschaftsnachrichten“). Auch „Compact“ und „Kopp Verlag“ wollen mir mit „Mut zur Wahrheit“ die „Augen öffnen“. Die - teils wirklich perfide - Meinungsmache und Hetze dieser neuen Medien (dokumentiert zum Beispiel hier und hier) könnte mir egal sein, wären sie nicht a) so kalkuliert erfolgreich (Klickzahlen, Likes etc.) und b) auch in meiner Welt so omnipräsent, weil der verfassungsrechtlich und moralisch gnadenlos unbedarfte, rein ökonomisch tickende Facebook-Algorithmus mir damit meine Timeline vollknallt.

    Die Verunsicherung über traditionelle Quellen: Ausgerechnet, wenn es mal richtig drauf ankommt, erlauben sich "Qualitäts-Medien" zahlreiche Ausfälle, fachen die um sich greifende Vorstellung von der großen medialen Veschwörung an.

    Ich weiß noch, wie ich zusammenzuckte, als die Tagesschau-Stimme Menschen in Donzek plötzlich wie selbstverständlich „pro-russischer Mob“ nannte. Ich war erleichtert, als die ehemalige ARD-Journalistin Gabriele Krone-Schmalz diese Art der Berichterstattung deutlich verurteilte (wirklich sehenswertes Video). Ich war neuerlich verunsichert, als ich von Vorwürfen gegen Gabriele Krone-Schmalz lesen musste – wie verbandelt ist sie mit russischen Unternehmen?

    Ich war irritiert, als ich von erklärungsbedürftigen Verbindungen zwischen Journalisten der Zeit, der Süddeutschen und der FAZ mit irgendwelchen transatlantischen Lobby-Clubs las, in denen sogar Bundespräsident Joachim Gauck verheddert scheint. Ich bin irritiert, wenn mir Spiegel Online die politische Interpretation eines Vorgangs gleich in der Schlagzeile eines Berichts (!) mitliefern muss: „Putin verhängt Importstopp - und schadet Russlands Bürgern“.

    Was also tun?

    Was ich sagen will: meine aktuelle Überforderung als politisch denkender Bürger ist nicht nur dem aktuellen Weltgeschehen geschuldet, sondern großteils der medialen Weltvermittlung, die vielerorts immer schriller, unseriöser, einseitiger, unverlässlicher, intransparenter, ungenauer und immuner gegen Tatsachen wird.

    Was ich von "den Medien" gerne hätte, gab es alles schon einmal:

    • nach allen Seiten schonungslose Recherche, die beispielsweise WEDER den Radikalismus der Hamas ausblendet, noch den mancher israelischer Politiker

    • die gute alte Richtigstellung, wenn Tatsachen falsch berichtet wurden

    • eine klare Trennung zwischen Nachrichten und Kommentaren

    • die klare Kenntlichmachung von möglichen Interessenkonflikten, die bei Verlagen, Medienhäusern und Journalisten bestehen - in guten Blogs hat sich hier der Disclaimer bewährt

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    Vielleicht geht es anderen auch auch so: die Welt ist verstörend wie nie. An manchen Tagen reicht schon einmal Runterscrollen auf der Startseite von Spiegel Online, um sich explosionsartig zu überfordern: Kriege in der Ost-Ukraine, in Gaza, in Syrien, im Irak, Ebola in Afrika, Diktatur-Vorstufe in der Türkei, Malaysia Airlines MH 370, Malaysia Airlines MH 17... Plus der übliche Horror: Klimawandel, Euro-Brachland, NSA-Überwachung, Renten-Kollaps...

    Das ist natürlich Unsinn. Die Welt war selten (nie?) ein besonders friedlicher, angstfreier Ort. Die „gute alte Zeit“ sucht man auch auf „ZDF-History“ vergebens, wo sich Reportagen über die NS-Diktatur, den kalten Krieg und das Vietnam-Inferno abwechseln.

    Was aber in meiner Welt-Wahrnehmung 2014 zusehends anders ist als „früher“, ist Folgendes:

    Die Verunsicherung über Fakten: wer kann noch sicher sagen, ob die Krim-Bewohner den Beitritt zu Russland (nicht) wollten? Wer weiß noch, wie viel dran ist am anti-russischen Rechtsradikalismus in der Ukraine, wenn wir einmal die Übertreibungen russischer Medien in dieser Frage abziehen? Wer weiß noch, wie verantwortungsvoll Israels Armee in Gaza agiert, wenn er diese zwei Schlagzeilen gleichzeitig lesen kann: „Israel bedauert jedes einzelne zivile Opfer“ UND „Gaza-Veteranen schockieren mit Aussagen über wahllose Morde“

    Die Verunsicherung über neue Quellen: auf Facebook verlinkt finde ich inzwischen auch - teils antisemitisch - angehauchte Verschwörungstheorien zu Familie Rothschild (siehe „Epochtimes“) und zu den Bilderbergern (siehe „Deutsche Wirtschaftsnachrichten“). Auch „Compact“ und „Kopp Verlag“ wollen mir mit „Mut zur Wahrheit“ die „Augen öffnen“. Die - teils wirklich perfide - Meinungsmache und Hetze dieser neuen Medien (dokumentiert zum Beispiel hier und hier) könnte mir egal sein, wären sie nicht a) so kalkuliert erfolgreich (Klickzahlen, Likes etc.) und b) auch in meiner Welt so omnipräsent, weil der verfassungsrechtlich und moralisch gnadenlos unbedarfte, rein ökonomisch tickende Facebook-Algorithmus mir damit meine Timeline vollknallt.

    Die Verunsicherung über traditionelle Quellen: Ausgerechnet, wenn es mal richtig drauf ankommt, erlauben sich "Qualitäts-Medien" zahlreiche Ausfälle, fachen die um sich greifende Vorstellung von der großen medialen Veschwörung an.

    Ich weiß noch, wie ich zusammenzuckte, als die Tagesschau-Stimme Menschen in Donzek plötzlich wie selbstverständlich „pro-russischer Mob“ nannte. Ich war erleichtert, als die ehemalige ARD-Journalistin Gabriele Krone-Schmalz diese Art der Berichterstattung deutlich verurteilte (wirklich sehenswertes Video). Ich war neuerlich verunsichert, als ich von Vorwürfen gegen Gabriele Krone-Schmalz lesen musste – wie verbandelt ist sie mit russischen Unternehmen?

    Ich war irritiert, als ich von erklärungsbedürftigen Verbindungen zwischen Journalisten der Zeit, der Süddeutschen und der FAZ mit irgendwelchen transatlantischen Lobby-Clubs las, in denen sogar Bundespräsident Joachim Gauck verheddert scheint. Ich bin irritiert, wenn mir Spiegel Online die politische Interpretation eines Vorgangs gleich in der Schlagzeile eines Berichts (!) mitliefern muss: „Putin verhängt Importstopp - und schadet Russlands Bürgern“.

    Was also tun?

    Was ich sagen will: meine aktuelle Überforderung als politisch denkender Bürger ist nicht nur dem aktuellen Weltgeschehen geschuldet, sondern großteils der medialen Weltvermittlung, die vielerorts immer schriller, unseriöser, einseitiger, unverlässlicher, intransparenter, ungenauer und immuner gegen Tatsachen wird.

    Was ich von "den Medien" gerne hätte, gab es alles schon einmal:

    • nach allen Seiten schonungslose Recherche, die beispielsweise WEDER den Radikalismus der Hamas ausblendet, noch den mancher israelischer Politiker

    • die gute alte Richtigstellung, wenn Tatsachen falsch berichtet wurden

    • eine klare Trennung zwischen Nachrichten und Kommentaren

    • die klare Kenntlichmachung von möglichen Interessenkonflikten, die bei Verlagen, Medienhäusern und Journalisten bestehen - in guten Blogs hat sich hier der Disclaimer bewährt

    Was ich nicht will: in ein in sich geschlossenes Propaganda-Universum abgleiten, sei es nun a la "Fox News", "Russia Today" oder "Kopp-Verlag". Aber wie wehren wir uns gegen diese Parallelwelten, mit deren Bewohnern kaum noch vernünftig zu reden geschweige denn vernünftige (Friedens-)Politik zu machen ist?

  • Medien: Plädoyer gegen die Propaganda-Universen

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    picture alliance / dpa"Pro-russischer-Mob" oder "Freiheitskampf" in der Ost-Ukraine? Für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Worten plädiert User Emil. Foto: picture alliance / dpa.


    Vielleicht geht es anderen auch auch so: die Welt ist verstörend wie nie. An manchen Tagen reicht schon einmal Runterscrollen auf der Startseite von Spiegel Online, um sich explosionsartig zu überfordern: Kriege in der Ost-Ukraine, in Gaza, in Syrien, im Irak, Ebola in Afrika, Diktatur-Vorstufe in der Türkei, Malaysia Airlines MH 370, Malaysia Airlines MH 17... Plus der übliche Horror: Klimawandel, Euro-Brachland, NSA-Überwachung, Renten-Kollaps...

    Das ist natürlich Unsinn. Die Welt war selten (nie?) ein besonders friedlicher, angstfreier Ort. Die „gute alte Zeit“ sucht man auch auf „ZDF-History“ vergebens, wo sich Reportagen über die NS-Diktatur, den kalten Krieg und das Vietnam-Inferno abwechseln.

    Was aber in meiner Welt-Wahrnehmung 2014 zusehends anders ist als „früher“, ist Folgendes:

    Die Verunsicherung über Fakten: wer kann noch sicher sagen, ob die Krim-Bewohner den Beitritt zu Russland (nicht) wollten? Wer weiß noch, wie viel dran ist am anti-russischen Rechtsradikalismus in der Ukraine, wenn wir einmal die Übertreibungen russischer Medien in dieser Frage abziehen? Wer weiß noch, wie verantwortungsvoll Israels Armee in Gaza agiert, wenn er diese zwei Schlagzeilen gleichzeitig lesen kann: „Israel bedauert jedes einzelne zivile Opfer“ UND „Gaza-Veteranen schockieren mit Aussagen über wahllose Morde“

    Die Verunsicherung über neue Quellen: auf Facebook verlinkt finde ich inzwischen auch - teils antisemitisch - angehauchte Verschwörungstheorien zu Familie Rothschild (siehe „Epochtimes“) und zu den Bilderbergern (siehe „Deutsche Wirtschaftsnachrichten“). Auch „Compact“ und „Kopp Verlag“ wollen mir mit „Mut zur Wahrheit“ die „Augen öffnen“. Die - teils wirklich perfide - Meinungsmache und Hetze dieser neuen Medien (dokumentiert zum Beispiel hier und hier) könnte mir egal sein, wären sie nicht a) so kalkuliert erfolgreich (Klickzahlen, Likes etc.) und b) auch in meiner Welt so omnipräsent, weil der verfassungsrechtlich und moralisch gnadenlos unbedarfte, rein ökonomisch tickende Facebook-Algorithmus mir damit meine Timeline vollknallt.

    Die Verunsicherung über traditionelle Quellen: Ausgerechnet, wenn es mal richtig drauf ankommt, erlauben sich "Qualitäts-Medien" zahlreiche Ausfälle, fachen die um sich greifende Vorstellung von der großen medialen Veschwörung an.

    Ich weiß noch, wie ich zusammenzuckte, als die Tagesschau-Stimme Menschen in Donzek plötzlich wie selbstverständlich „pro-russischer Mob“ nannte. Ich war erleichtert, als die ehemalige ARD-Journalistin Gabriele Krone-Schmalz diese Art der Berichterstattung deutlich verurteilte (wirklich sehenswertes Video). Ich war neuerlich verunsichert, als ich von Vorwürfen gegen Gabriele Krone-Schmalz lesen musste – wie verbandelt ist sie mit russischen Unternehmen?

    Ich war irritiert, als ich von erklärungsbedürftigen Verbindungen zwischen Journalisten der Zeit, der Süddeutschen und der FAZ mit irgendwelchen transatlantischen Lobby-Clubs las, in denen sogar Bundespräsident Joachim Gauck verheddert scheint. Ich bin irritiert, wenn mir Spiegel Online die politische Interpretation eines Vorgangs gleich in der Schlagzeile eines Berichts (!) mitliefern muss: „Putin verhängt Importstopp - und schadet Russlands Bürgern“.

    Was also tun?

    Was ich sagen will: meine aktuelle Überforderung als politisch denkender Bürger ist nicht nur dem aktuellen Weltgeschehen geschuldet, sondern großteils der medialen Weltvermittlung, die vielerorts immer schriller, unseriöser, einseitiger, unverlässlicher, intransparenter, ungenauer und immuner gegen Tatsachen wird.

    Was ich von "den Medien" gerne hätte, gab es alles schon einmal:

    • nach allen Seiten schonungslose Recherche, die beispielsweise WEDER den Radikalismus der Hamas ausblendet, noch den mancher israelischer Politiker

    • die gute alte Richtigstellung, wenn Tatsachen falsch berichtet wurden

    • eine klare Trennung zwischen Nachrichten und Kommentaren

    • die klare Kenntlichmachung von möglichen Interessenkonflikten, die bei Verlagen, Medienhäusern und Journalisten bestehen - in guten Blogs hat sich hier der Disclaimer bewährt

    Was ich nicht will: in ein in sich geschlossenes Propaganda-Universum abgleiten, sei es nun a la "Fox News", "Russia Today" oder "Kopp-Verlag". Aber wie wehren wir uns gegen diese Parallelwelten, mit deren Bewohnern kaum noch vernünftig zu reden geschweige denn vernünftige (Friedens-)Politik zu machen ist?

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    Vielleicht geht es anderen auch auch so: die Welt ist verstörend wie nie. An manchen Tagen reicht schon einmal Runterscrollen auf der Startseite von Spiegel Online, um sich explosionsartig zu überfordern: Kriege in der Ost-Ukraine, in Gaza, in Syrien, im Irak, Ebola in Afrika, Diktatur-Vorstufe in der Türkei, Malaysia Airlines MH 370, Malaysia Airlines MH 17... Plus der übliche Horror: Klimawandel, Euro-Brachland, NSA-Überwachung, Renten-Kollaps...

    Das ist natürlich Unsinn. Die Welt war selten (nie?) ein besonders friedlicher, angstfreier Ort. Die „gute alte Zeit“ sucht man auch auf „ZDF-History“ vergebens, wo sich Reportagen über die NS-Diktatur, den kalten Krieg und das Vietnam-Inferno abwechseln.

    Was aber in meiner Welt-Wahrnehmung 2014 zusehends anders ist als „früher“, ist Folgendes:

    Die Verunsicherung über Fakten: wer kann noch sicher sagen, ob die Krim-Bewohner den Beitritt zu Russland (nicht) wollten? Wer weiß noch, wie viel dran ist am anti-russischen Rechtsradikalismus in der Ukraine, wenn wir einmal die Übertreibungen russischer Medien in dieser Frage abziehen? Wer weiß noch, wie verantwortungsvoll Israels Armee in Gaza agiert, wenn er diese zwei Schlagzeilen gleichzeitig lesen kann: „Israel bedauert jedes einzelne zivile Opfer“ UND „Gaza-Veteranen schockieren mit Aussagen über wahllose Morde“

    Die Verunsicherung über neue Quellen: auf Facebook verlinkt finde ich inzwischen auch - teils antisemitisch - angehauchte Verschwörungstheorien zu Familie Rothschild (siehe „Epochtimes“) und zu den Bilderbergern (siehe „Deutsche Wirtschaftsnachrichten“). Auch „Compact“ und „Kopp Verlag“ wollen mir mit „Mut zur Wahrheit“ die „Augen öffnen“. Die - teils wirklich perfide - Meinungsmache und Hetze dieser neuen Medien (dokumentiert zum Beispiel hier und hier) könnte mir egal sein, wären sie nicht a) so kalkuliert erfolgreich (Klickzahlen, Likes etc.) und b) auch in meiner Welt so omnipräsent, weil der verfassungsrechtlich und moralisch gnadenlos unbedarfte, rein ökonomisch tickende Facebook-Algorithmus mir damit meine Timeline vollknallt.

    Die Verunsicherung über traditionelle Quellen: Ausgerechnet, wenn es mal richtig drauf ankommt, erlauben sich "Qualitäts-Medien" zahlreiche Ausfälle, fachen die um sich greifende Vorstellung von der großen medialen Veschwörung an.

    Ich weiß noch, wie ich zusammenzuckte, als die Tagesschau-Stimme Menschen in Donzek plötzlich wie selbstverständlich „pro-russischer Mob“ nannte. Ich war erleichtert, als die ehemalige ARD-Journalistin Gabriele Krone-Schmalz diese Art der Berichterstattung deutlich verurteilte (wirklich sehenswertes Video). Ich war neuerlich verunsichert, als ich von Vorwürfen gegen Gabriele Krone-Schmalz lesen musste – wie verbandelt ist sie mit russischen Unternehmen?

    Ich war irritiert, als ich von erklärungsbedürftigen Verbindungen zwischen Journalisten der Zeit, der Süddeutschen und der FAZ mit irgendwelchen transatlantischen Lobby-Clubs las, in denen sogar Bundespräsident Joachim Gauck verheddert scheint. Ich bin irritiert, wenn mir Spiegel Online die politische Interpretation eines Vorgangs gleich in der Schlagzeile eines Berichts (!) mitliefern muss: „Putin verhängt Importstopp - und schadet Russlands Bürgern“.

    Was also tun?

    Was ich sagen will: meine aktuelle Überforderung als politisch denkender Bürger ist nicht nur dem aktuellen Weltgeschehen geschuldet, sondern großteils der medialen Weltvermittlung, die vielerorts immer schriller, unseriöser, einseitiger, unverlässlicher, intransparenter, ungenauer und immuner gegen Tatsachen wird.

    Was ich von "den Medien" gerne hätte, gab es alles schon einmal:

    • nach allen Seiten schonungslose Recherche, die beispielsweise WEDER den Radikalismus der Hamas ausblendet, noch den mancher israelischer Politiker

    • die gute alte Richtigstellung, wenn Tatsachen falsch berichtet wurden

    • eine klare Trennung zwischen Nachrichten und Kommentaren

    • die klare Kenntlichmachung von möglichen Interessenkonflikten, die bei Verlagen, Medienhäusern und Journalisten bestehen - in guten Blogs hat sich hier der Disclaimer bewährt

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    Das ist natürlich Unsinn. Die Welt war selten (nie?) ein besonders friedlicher, angstfreier Ort. Die „gute alte Zeit“ sucht man auch auf „ZDF-History“ vergebens, wo sich Reportagen über die NS-Diktatur, den kalten Krieg und das Vietnam-Inferno abwechseln.

    Was aber in meiner Welt-Wahrnehmung 2014 zusehends anders ist als „früher“, ist Folgendes:

    Die Verunsicherung über Fakten: wer kann noch sicher sagen, ob die Krim-Bewohner den Beitritt zu Russland (nicht) wollten? Wer weiß noch, wie viel dran ist am anti-russischen Rechtsradikalismus in der Ukraine, wenn wir einmal die Übertreibungen russischer Medien in dieser Frage abziehen? Wer weiß noch, wie verantwortungsvoll Israels Armee in Gaza agiert, wenn er diese zwei Schlagzeilen gleichzeitig lesen kann: „Israel bedauert jedes einzelne zivile Opfer“ UND „Gaza-Veteranen schockieren mit Aussagen über wahllose Morde“

    Die Verunsicherung über neue Quellen: auf Facebook verlinkt finde ich inzwischen auch - teils antisemitisch - angehauchte Verschwörungstheorien zu Familie Rothschild (siehe „Epochtimes“) und zu den Bilderbergern (siehe „Deutsche Wirtschaftsnachrichten“). Auch „Compact“ und „Kopp Verlag“ wollen mir mit „Mut zur Wahrheit“ die „Augen öffnen“. Die - teils wirklich perfide - Meinungsmache und Hetze dieser neuen Medien (dokumentiert zum Beispiel hier und hier) könnte mir egal sein, wären sie nicht a) so kalkuliert erfolgreich (Klickzahlen, Likes etc.) und b) auch in meiner Welt so omnipräsent, weil der verfassungsrechtlich und moralisch gnadenlos unbedarfte, rein ökonomisch tickende Facebook-Algorithmus mir damit meine Timeline vollknallt.

    Die Verunsicherung über traditionelle Quellen: Ausgerechnet, wenn es mal richtig drauf ankommt, erlauben sich "Qualitäts-Medien" zahlreiche Ausfälle, fachen die um sich greifende Vorstellung von der großen medialen Veschwörung an.

    Ich weiß noch, wie ich zusammenzuckte, als die Tagesschau-Stimme Menschen in Donzek plötzlich wie selbstverständlich „pro-russischer Mob“ nannte. Ich war erleichtert, als die ehemalige ARD-Journalistin Gabriele Krone-Schmalz diese Art der Berichterstattung deutlich verurteilte (wirklich sehenswertes Video). Ich war neuerlich verunsichert, als ich von Vorwürfen gegen Gabriele Krone-Schmalz lesen musste – wie verbandelt ist sie mit russischen Unternehmen?

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    Was ich sagen will: meine aktuelle Überforderung als politisch denkender Bürger ist nicht nur dem aktuellen Weltgeschehen geschuldet, sondern großteils der medialen Weltvermittlung, die vielerorts immer schriller, unseriöser, einseitiger, unverlässlicher, intransparenter, ungenauer und immuner gegen Tatsachen wird.

    Was ich von "den Medien" gerne hätte, gab es alles schon einmal:

    • nach allen Seiten schonungslose Recherche, die beispielsweise WEDER den Radikalismus der Hamas ausblendet, noch den mancher israelischer Politiker

    • die gute alte Richtigstellung, wenn Tatsachen falsch berichtet wurden

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    • die klare Kenntlichmachung von möglichen Interessenkonflikten, die bei Verlagen, Medienhäusern und Journalisten bestehen - in guten Blogs hat sich hier der Disclaimer bewährt

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    Vielleicht geht es anderen auch auch so: die Welt ist verstörend wie nie. An manchen Tagen reicht schon einmal Runterscrollen auf der Startseite von Spiegel Online, um sich explosionsartig zu überfordern: Kriege in der Ostukraine, in Gaza, in Syrien, im Irak, Ebola in Afrika, Diktatur-Vorstufe in der Türkei, Malaysia Airlines MH 370, Malaysia Airlines MH 17... Plus der übliche Horror: Klimawandel, Euro-Brachland, NSA-Überwachung, Renten-Kollaps...

    Das ist natürlich Unsinn. Die Welt war selten (nie?) ein besonders friedlicher, angstfreier Ort. Die „gute alte Zeit“ sucht man auch auf „ZDF-History“ vergebens, wo sich Reportagen über die NS-Diktatur, den kalten Krieg und das Vietnam-Inferno abwechseln.

    Was aber in meiner Welt-Wahrnehmung 2014 zusehends anders ist als „früher“, ist Folgendes:

    Die Verunsicherung über Fakten: wer kann noch sicher sagen, ob die Krim-Bewohner den Beitritt zu Russland (nicht) wollten? Wer weiß noch, wie viel dran ist am anti-russischen Rechtsradikalismus in der Ukraine, wenn wir einmal die Übertreibungen russischer Medien in dieser Frage abziehen? Wer weiß noch, wie verantwortungsvoll Israels Armee in Gaza agiert, wenn er diese zwei Schlagzeilen gleichzeitig lesen kann: „Israel bedauert jedes einzelne zivile Opfer“ UND „Gaza-Veteranen schockieren mit Aussagen über wahllose Morde“

    Die Verunsicherung über neue Quellen: auf Facebook verlinkt finde ich inzwischen auch - teils antisemitisch - angehauchte Verschwörungstheorien zu Familie Rothschild (siehe „Epochtimes“) und zu den Bilderbergern (siehe „Deutsche Wirtschaftsnachrichten“). Auch „Compact“ und „Kopp Verlag“ wollen mir mit „Mut zur Wahrheit“ die „Augen öffnen“. Die - teils wirklich perfide - Meinungsmache und Hetze dieser neuen Medien (dokumentiert zum Beispiel hier und hier) könnte mir egal sein, wären sie nicht a) so kalkuliert erfolgreich (Klickzahlen, Likes etc.) und b) auch in meiner Welt so omnipräsent, weil der verfassungsrechtlich und moralisch gnadenlos unbedarfte, rein ökonomisch tickende Facebook-Algorithmus mir damit meine Timeline vollknallt.

    Die Verunsicherung über traditionelle Quellen: Ausgerechnet, wenn es mal richtig drauf ankommt, erlauben sich "Qualitäts-Medien" zahlreiche Ausfälle, fachen die um sich greifende Vorstellung von der großen medialen Veschwörung an.

    Ich weiß noch, wie ich zusammenzuckte, als die Tagesschau-Stimme Menschen in Donzek plötzlich wie selbstverständlich „pro-russischer Mob“ nannte. Ich war erleichtert, als die ehemalige ARD-Journalistin Gabriele Krone-Schmalz diese Art der Berichterstattung deutlich verurteilte (wirklich sehenswertes Video). Ich war neuerlich verunsichert, als ich von Vorwürfen gegen Gabriele Krone-Schmalz lesen musste – wie verbandelt ist sie mit russischen Unternehmen?

    Ich war irritiert, als ich von erklärungsbedürftigen Verbindungen zwischen Journalisten der Zeit, der Süddeutschen und der FAZ mit irgendwelchen transatlantischen Lobby-Clubs las, in denen sogar Bundespräsident Joachim Gauck verheddert scheint. Ich bin irritiert, wenn mir Spiegel Online die politische Interpretation eines Vorgangs gleich in der Schlagzeile eines Berichts (!) mitliefern muss: „Putin verhängt Importstopp - und schadet Russlands Bürgern“.

    Was also tun?

    Was ich sagen will: meine aktuelle Überforderung als politisch denkender Bürger ist nicht nur dem aktuellen Weltgeschehen geschuldet, sondern großteils der medialen Weltvermittlung, die vielerorts immer schriller, unseriöser, einseitiger, unverlässlicher, intransparenter, ungenauer und immuner gegen Tatsachen wird.

    Was ich von "den Medien" gerne hätte, gab es alles schon einmal:

    • nach allen Seiten schonungslose Recherche, die beispielsweise WEDER den Radikalismus der Hamas ausblendet, noch den mancher israelischer Politiker

    • die gute alte Richtigstellung, wenn Tatsachen falsch berichtet wurden

    • eine klare Trennung zwischen Nachrichten und Kommentaren

    • die klare Kenntlichmachung von möglichen Interessenkonflikten, die bei Verlagen, Medienhäusern und Journalisten bestehen - in guten Blogs hat sich hier der Disclaimer bewährt

    Was ich nicht will: in ein in sich geschlossenes Propaganda-Universum abgleiten, sei es nun a la "Fox News", "Russia Today" oder "Kopp-Verlag". Aber wie wehren wir uns gegen diese Parallelwelten, mit deren Bewohnern kaum noch vernünftig zu reden geschweige denn vernünftige (Friedens-)Politik zu machen ist?

  • Medien: Plädoyer gegen die Propaganda-Universen

    von Emil, angelegt

    picture alliance / dpa

    "Pro-russischer-Mob" oder "Freiheitskampf" in der Ost-Ukraine? Für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Worten plädiert User Emil. Foto: picture alliance / dpa.


    Vielleicht geht es anderen auch auch so: die Welt ist verstörend wie nie. An manchen Tagen reicht schon einmal Runterscrollen auf der Startseite von Spiegel Online, um sich explosionsartig zu überfordern: Kriege in der Ostukraine, in Gaza, in Syrien, im Irak, Ebola in Afrika, Diktatur-Vorstufe in der Türkei, Malaysia Airlines MH 370, Malaysia Airlines MH 17... Plus der übliche Horror: Klimawandel, Euro-Brachland, NSA-Überwachung, Renten-Kollaps...

    Das ist natürlich Unsinn. Die Welt war selten (nie?) ein besonders friedlicher, angstfreier Ort. Die „gute alte Zeit“ sucht man auch auf „ZDF-History“ vergebens, wo sich Reportagen über die NS-Diktatur, den kalten Krieg und das Vietnam-Inferno abwechseln.

    Was aber in meiner Welt-Wahrnehmung 2014 zusehends anders ist als „früher“, ist Folgendes:

    Die Verunsicherung über Fakten: wer kann noch sicher sagen, ob die Krim-Bewohner den Beitritt zu Russland (nicht) (nicht) Russland wollten? Wer weiß noch, wie viel dran ist am anti-russischen Rechtsradikalismus in der Ukraine, wenn wir einmal die Übertreibungen russischer Medien in dieser Frage abziehen? Wer weiß noch, wie verantwortungsvoll Israels Armee in Gaza agiert, wenn er diese zwei Schlagzeilen gleichzeitig lesen kann: „Israel bedauert jedes einzelne zivile Opfer“ UND „Gaza-Veteranen schockieren mit Aussagen über wahllose Morde“

    Die Verunsicherung über neue Quellen: auf Facebook verlinkt finde ich inzwischen auch - teils antisemitisch - angehauchte Verschwörungstheorien zu Familie Rothschild (siehe „Epochtimes“) und zu den Bilderbergern (siehe „Deutsche Wirtschaftsnachrichten“). Auch „Compact“ und „Kopp Verlag“ wollen mir mit „Mut zur Wahrheit“ die „Augen öffnen“. Die - teils wirklich perfide - Meinungsmache und Hetze dieser neuen Medien (dokumentiert zum Beispiel hier und hier) könnte mir egal sein, wären sie nicht a) so kalkuliert erfolgreich (Klickzahlen, Likes etc.) und b) auch in meiner Welt so omnipräsent, weil der verfassungsrechtlich und moralisch gnadenlos unbedarfte, rein ökonomisch tickende Facebook-Algorithmus mir damit meine Timeline vollknallt.

    Die Verunsicherung über traditionelle Quellen: Ausgerechnet, wenn es mal richtig drauf ankommt, erlauben sich "Qualitäts-Medien" zahlreiche Ausfälle, fachen die um sich greifende Vorstellung von der großen medialen Veschwörung an.

    Ich weiß noch, wie ich zusammenzuckte, als die Tagesschau-Stimme Menschen in Donzek plötzlich wie selbstverständlich „pro-russischer Mob“ nannte. Ich war erleichtert, als die ehemalige ARD-Journalistin Gabriele Krone-Schmalz diese Art der Berichterstattung deutlich verurteilte (wirklich sehenswertes Video). Ich war neuerlich verunsichert, als ich von Vorwürfen gegen Gabriele Krone-Schmalz lesen musste – wie verbandelt ist sie mit russischen Unternehmen?

    Ich war irritiert, als ich von erklärungsbedürftigen Verbindungen zwischen Journalisten der Zeit, der Süddeutschen und der FAZ mit irgendwelchen transatlantischen Lobby-Clubs las, in denen sogar Bundespräsident Joachim Gauck verheddert scheint. Ich bin irritiert, wenn mir Spiegel Online die politische Interpretation eines Vorgangs gleich in der Schlagzeile eines Berichts (!) mitliefern muss: „Putin verhängt Importstopp - und schadet Russlands Bürgern“.

    Was also tun?

    Was ich sagen will: meine aktuelle Überforderung als politisch denkender Bürger ist nicht nur dem aktuellen Weltgeschehen geschuldet, sondern großteils der medialen Weltvermittlung, die vielerorts immer schriller, unseriöser, einseitiger, unverlässlicher, intransparenter, ungenauer und immuner gegen Tatsachen wird.

    Was ich von "den Medien" gerne hätte, gab es alles schon einmal:

    • nach allen Seiten schonungslose Recherche, die beispielsweise WEDER den Radikalismus der Hamas ausblendet, noch den mancher israelischer Politiker

    • die gute alte Richtigstellung, wenn Tatsachen falsch berichtet wurden

    • eine klare Trennung zwischen Nachrichten und Kommentaren

    • die klare Kenntlichmachung von möglichen Interessenkonflikten, die bei Verlagen, Medienhäusern und Journalisten bestehen - in guten Blogs hat sich hier der Disclaimer bewährt

    Was ich nicht will: in ein in sich geschlossenes Propaganda-Universum abgleiten, sei es nun a la "Fox News", "Russia Today" oder "Kopp-Verlag". Aber wie wehren wir uns gegen diese Parallelwelten, mit deren Bewohnern kaum noch vernünftig zu reden geschweige denn vernünftige (Friedens-)Politik zu machen ist?

  • Medien: Plädoyer gegen die Propaganda-Universen

    von Emil, angelegt

    picture alliance / dpa

    "Pro-russischer-Mob" oder "Freiheitskampf" in der Ost-Ukraine? Für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Worten plädiert User Emil. Foto: picture alliance / dpa.


    Vielleicht geht es anderen auch auch so: die Welt ist verstörend wie nie. An manchen Tagen reicht schon einmal Runterscrollen auf der Startseite von Spiegel Online, um sich explosionsartig zu überfordern: Kriege in der Ostukraine, in Gaza, in Syrien, im Irak, Ebola in Afrika, Diktatur-Vorstufe in der Türkei, Malaysia Airlines MH 370, Malaysia Airlines MH 17... Plus der übliche Horror: Klimawandel, Euro-Brachland, NSA-Überwachung, Renten-Kollaps...

    Das ist natürlich Unsinn. Die Welt war selten (nie?) ein besonders friedlicher, angstfreier Ort. Die „gute alte Zeit“ sucht man auch auf „ZDF-History“ vergebens, wo sich Reportagen über die NS-Diktatur, den kalten Krieg und das Vietnam-Inferno abwechseln.

    Was aber in meiner Welt-Wahrnehmung 2014 zusehends anders ist als „früher“, ist Folgendes:

    Die Verunsicherung über Fakten: wer kann noch sicher sagen, ob die Krim-Bewohner tatsächlich den Beitritt zu (nicht) Russland wollten? Wer weiß noch, wie viel dran ist am anti-russischen Rechtsradikalismus in der Ukraine, wenn wir einmal die Übertreibungen russischer Medien in dieser Frage abziehen? Wer weiß noch, wie verantwortungsvoll Israels Armee in Gaza agiert, wenn er diese zwei Schlagzeilen gleichzeitig lesen kann: „Israel bedauert jedes einzelne zivile Opfer“ UND „Gaza-Veteranen schockieren mit Aussagen über wahllose Morde“

    Die Verunsicherung über neue Quellen: auf Facebook verlinkt finde ich inzwischen auch - teils antisemitisch - angehauchte Verschwörungstheorien zu Familie Rothschild (siehe „Epochtimes“) und zu den Bilderbergern (siehe „Deutsche Wirtschaftsnachrichten“). Auch „Compact“ und „Kopp Verlag“ wollen mir mit „Mut zur Wahrheit“ die „Augen öffnen“. Die - teils wirklich perfide - Meinungsmache und Hetze dieser neuen Medien (dokumentiert zum Beispiel hier und hier) könnte mir egal sein, wären sie nicht a) so kalkuliert erfolgreich (Klickzahlen, Likes etc.) und b) auch in meiner Welt so omnipräsent, weil der verfassungsrechtlich und moralisch gnadenlos unbedarfte, rein ökonomisch tickende Facebook-Algorithmus mir damit meine Timeline vollknallt.

    Die Verunsicherung über traditionelle Quellen: Ausgerechnet, wenn es mal richtig drauf ankommt, erlauben sich "Qualitäts-Medien" zahlreiche Ausfälle, fachen die um sich greifende Vorstellung von der großen medialen Veschwörung an.

    Ich weiß noch, wie ich zusammenzuckte, als die Tagesschau-Stimme Menschen in Donzek plötzlich wie selbstverständlich „pro-russischer Mob“ nannte. Ich war erleichtert, als die ehemalige ARD-Journalistin Gabriele Krone-Schmalz diese Art der Berichterstattung deutlich verurteilte (wirklich sehenswertes Video). Ich war neuerlich verunsichert, als ich von Vorwürfen gegen Gabriele Krone-Schmalz lesen musste – wie verbandelt ist sie mit russischen Unternehmen?

    Ich war irritiert, als ich von erklärungsbedürftigen Verbindungen zwischen Journalisten der Zeit, der Süddeutschen und der FAZ mit irgendwelchen transatlantischen Lobby-Clubs las, in denen sogar Bundespräsident Joachim Gauck verheddert scheint. Ich bin irritiert, wenn mir Spiegel Online die politische Interpretation eines Vorgangs gleich in der Schlagzeile eines Berichts (!) mitliefern muss: „Putin verhängt Importstopp - und schadet Russlands Bürgern“.

    Was also tun?

    Was ich sagen will: meine aktuelle Überforderung als politisch denkender Bürger ist nicht nur dem aktuellen Weltgeschehen geschuldet, sondern großteils der medialen Weltvermittlung, die vielerorts immer schriller, unseriöser, einseitiger, unverlässlicher, intransparenter, ungenauer und immuner gegen Tatsachen wird.

    Was ich von "den Medien" gerne hätte, gab es alles schon einmal:

    • nach allen Seiten schonungslose Recherche, die beispielsweise WEDER den Radikalismus der Hamas ausblendet, noch den mancher israelischer Politiker

    • die gute alte Richtigstellung, wenn Tatsachen falsch berichtet wurden

    • eine klare Trennung zwischen Nachrichten und Kommentaren

    • die klare Kenntlichmachung von möglichen Interessenkonflikten, die bei Verlagen, Medienhäusern und Journalisten bestehen - in guten Blogs hat sich hier der Disclaimer bewährt

    Was ich nicht will: in ein in sich geschlossenes Propaganda-Universum abgleiten, sei es nun a la "Fox News", "Russia Today" oder "Kopp-Verlag". Aber wie wehren wir uns gegen diese Parallelwelten, mit deren Bewohnern kaum noch vernünftig zu reden geschweige denn vernünftige (Friedens-)Politik zu machen ist?

  • Medien: Plädoyer gegen die Propaganda-Universen

    von Redaktion, angelegt

    picture alliance / dpa

    "Pro-russischer-Mob" oder "Freiheitskampf" in der Ost-Ukraine? Für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Worten plädiert User Emil. berechtigte Demonstration? User Emil ist sich unsicher. Foto: picture alliance / dpa.


    Vielleicht geht es anderen auch auch so: die Welt ist verstörend wie nie. An manchen Tagen reicht schon einmal Runterscrollen auf der Startseite von Spiegel Online, um sich explosionsartig zu überfordern: Kriege in der Ostukraine, in Gaza, in Syrien, im Irak, Ebola in Afrika, Diktatur-Vorstufe in der Türkei, Malaysia Airlines MH 370, Malaysia Airlines MH 17... Plus der übliche Horror: Klimawandel, Euro-Brachland, NSA-Überwachung, Renten-Kollaps...

    Das ist natürlich Unsinn. Die Welt war selten (nie?) ein besonders friedlicher, angstfreier Ort. Die „gute alte Zeit“ sucht man auch auf „ZDF-History“ vergebens, wo sich Reportagen über die NS-Diktatur, den kalten Krieg und das Vietnam-Inferno abwechseln.

    Was aber in meiner Welt-Wahrnehmung 2014 zusehends anders ist als „früher“, ist Folgendes:

    Die Verunsicherung über Fakten: wer kann noch sagen, ob die Krim-Bewohner tatsächlich den Beitritt zu Russland wollten? Wer weiß noch, wie viel dran ist am anti-russischen Rechtsradikalismus in der Ukraine, wenn wir einmal die Übertreibungen russischer Medien in dieser Frage abziehen? Wer weiß noch, wie verantwortungsvoll Israels Armee in Gaza agiert, wenn er diese zwei Schlagzeilen gleichzeitig lesen kann: „Israel bedauert jedes einzelne zivile Opfer“ UND „Gaza-Veteranen schockieren mit Aussagen über wahllose Morde“

    Die Verunsicherung über neue Quellen: auf Facebook verlinkt finde ich inzwischen auch - teils antisemitisch - angehauchte Verschwörungstheorien zu Familie Rothschild (siehe „Epochtimes“) und zu den Bilderbergern (siehe „Deutsche Wirtschaftsnachrichten“). Auch „Compact“ und „Kopp Verlag“ wollen mir mit „Mut zur Wahrheit“ die „Augen öffnen“. Die - teils wirklich perfide - Meinungsmache und Hetze dieser neuen Medien (dokumentiert zum Beispiel hier und hier) könnte mir egal sein, wären sie nicht a) so kalkuliert erfolgreich (Klickzahlen, Likes etc.) und b) auch in meiner Welt so omnipräsent, weil der verfassungsrechtlich und moralisch gnadenlos unbedarfte, rein ökonomisch tickende Facebook-Algorithmus mir damit meine Timeline vollknallt.

    Die Verunsicherung über traditionelle Quellen: Ausgerechnet, wenn es mal richtig drauf ankommt, erlauben sich "Qualitäts-Medien" zahlreiche Ausfälle, fachen die um sich greifende Vorstellung von der großen medialen Veschwörung an.

    Ich weiß noch, wie ich zusammenzuckte, als die Tagesschau-Stimme Menschen in Donzek plötzlich wie selbstverständlich „pro-russischer Mob“ nannte. Ich war erleichtert, als die ehemalige ARD-Journalistin Gabriele Krone-Schmalz diese Art der Berichterstattung deutlich verurteilte (wirklich sehenswertes Video). Ich war neuerlich verunsichert, als ich von Vorwürfen gegen Gabriele Krone-Schmalz lesen musste – wie verbandelt ist sie mit russischen Unternehmen?

    Ich war irritiert, als ich von erklärungsbedürftigen Verbindungen zwischen Journalisten der Zeit, der Süddeutschen und der FAZ mit irgendwelchen transatlantischen Lobby-Clubs las, in denen sogar Bundespräsident Joachim Gauck verheddert scheint. Ich bin irritiert, wenn mir Spiegel Online die politische Interpretation eines Vorgangs gleich in der Schlagzeile eines Berichts (!) mitliefern muss: „Putin verhängt Importstopp - und schadet Russlands Bürgern“.

    Was also tun?

    Was ich sagen will: meine aktuelle Überforderung als politisch denkender Bürger ist nicht nur dem aktuellen Weltgeschehen geschuldet, sondern großteils der medialen Weltvermittlung, die vielerorts immer schriller, unseriöser, einseitiger, unverlässlicher, intransparenter, ungenauer und immuner gegen Tatsachen wird.

    Was ich von "den Medien" gerne hätte, gab es alles schon einmal:

    • nach allen Seiten schonungslose Recherche, die beispielsweise WEDER den Radikalismus der Hamas ausblendet, noch den mancher israelischer Politiker

    • die gute alte Richtigstellung, wenn Tatsachen falsch berichtet wurden

    • eine klare Trennung zwischen Nachrichten und Kommentaren

    • die klare Kenntlichmachung von möglichen Interessenkonflikten, die bei Verlagen, Medienhäusern und Journalisten bestehen - in guten Blogs hat sich hier der Disclaimer bewährt

    Was ich nicht will: in ein in sich geschlossenes Propaganda-Universum abgleiten, sei es nun a la "Fox News", "Russia Today" oder "Kopp-Verlag". Aber wie wehren wir uns gegen diese Parallelwelten, mit deren Bewohnern kaum noch vernünftig zu reden geschweige denn vernünftige (Friedens-)Politik zu machen ist?

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