1 | «TTIP» BESCHÄFTIGT UNS NOCH LÄNGER! |
2 | |
3 | Seit Mitte letzten Jahres verhandeln die Europäische |
4 | Kommission und die US-Bundesregierung ihre Prioritäten zur |
5 | Ausgestaltung der größten Freihandelszone der Welt – dem |
6 | Transatlantic Trade and In-vestment Partnership «TTIP» |
7 | zwischen EU und USA. » Hintergründe zu TTIP « |
8 | Da diesbezüglich nur wenig gesicherte Information durch die |
9 | Verhandlungspartner selbst an die Öffent-lichkeit gelangt, |
10 | stützt sich der mediale Diskurs hauptsächlich auf |
11 | spekulative Kennzahlen und polemi-sierende Schlagwörter: |
12 | Während politische Eliten beiderseits des Atlantiks die |
13 | Zubereitung eines bei-spiellosen Wirtschaftswachstums |
14 | versprechen, haben «Chlorhuhn» und «Genmais» so manch |
15 | einer/m BürgerIn schon vorsorglich den Appetit verdorben. » |
16 | Presseschau zu TTIP « |
17 | Auf unserer Partnerplattform widmete sich in den |
18 | vergangenen Wochen und Monaten eine bemerkenswerte Anzahl |
19 | von Foristinnen und Foristen, sowie diverse Akteure aus |
20 | Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft umstrittenen |
21 | Fragen zum Thema «TTIP». |
22 | Aufgrund des großen öffentlichen Interesses und der |
23 | weitreichenden Bedeutung eines transatlantischen |
24 | Freihandelsabkommes befasst sich der dritte Europäische |
25 | Salon mit ebendiesem Thema. Die folgende Zusammenfassung |
26 | soll dabei Anreize für kommende Diskussionen setzen. |
27 | |
28 | » DISKUTIERE JETZT ONLINE MIT! « |
29 | |
30 | |
31 | BRENNPUNKTE DER DISKUSSION |
32 | |
33 | » Wird die transatlantische Handels- und |
34 | Investitionspartnerschaft «TTIP» tatsächlich zu einem |
35 | tief-greifenden Wirtschaftswachstum und einem generellen |
36 | Wohlstandszuwachs in allen Bevölkerungs-schichten führen, |
37 | oder bedient der Freihandel nur die Partikularinteressen |
38 | ressourcenstarker Unter-nehmen? |
39 | » Werden sich europäische Schutzstandards und Handelsregeln |
40 | ihrem US-amerikanischen Gegenüber anpassen müssen und |
41 | dadurch europäische Schutzniveaus gesenkt? |
42 | » Stellen die intransparente Verhandlungsführung und etwaige |
43 | Investitionsschutzklauseln einen Wi-derspruch oder gar eine |
44 | nachhaltige Gefährdung für gemeinsame europäische Grundwerte |
45 | wie De-mokratie und Rechtsstaatlichkeit dar? |
46 | |
47 | <embed: Prezi®> |
48 | |
49 | WAS SAGEN DIE BEFÜRWORTER? |
50 | |
51 | Vor allem die an Publixphere übersandten Stellungnahmen der |
52 | Bundestagsabgeordneten Joachim Pfeif-fer und Peter Beyer |
53 | (beide CDU/CSU), sowie die vom Bundesverband der deutschen |
54 | Industrie dargelegte Position zu TTIP versuchten mit einer |
55 | Hervorhebung der zu erwartenden positiven Aspekte einer |
56 | transat-lantischen Freihandelszone zu überzeugen: |
57 | |
58 | WIRTSCHAFTSWACHSTUM |
59 | » Demzufolge soll mit der Umsetzung des Freihandelsabkommens |
60 | auf beiden Seiten des Atlantiks ein bedeutendes |
61 | Wirtschaftswachstum einsetzen, das eine deutlich positive |
62 | Auswirkung auf die Arbeitsmärkte und den allgemeinen |
63 | Wohlstand haben würde. Der Abbau nichttarifärer |
64 | Han-delshemmnisse wurde dabei primär als Vorteil für kleine |
65 | und mittelständische Unternehmen dar-gestellt, da eine |
66 | Vereinheitlichung von Standards und Verfahren diesen den |
67 | Eintritt in den auslän-dischen Markt deutlich vereinfache. |
68 | |
69 | MINDESTSTANDARDS |
70 | » In diesem Zusammenhang wurde auch festgehalten, dass weder |
71 | die Europäische Kommission noch die (deutsche) Industrie ein |
72 | Interesse an der Absenkung oder Umgehung europäischer |
73 | Min-deststandards habe. Sensible Politikbereiche, wie |
74 | Kulturgüter, audiovisuelle Dienste und die Daseinsvorsorge |
75 | würden nicht in das Verhandlungsmandat der Europäischen |
76 | Kommission fallen. Tatsächlich würde der Abschluss von TTIP |
77 | Europa die einmalige Gelegenheit bieten, gemeinsam mit den |
78 | USA Standards und Handelsregeln zu entwickeln, und diese |
79 | global durchzusetzen. Als wirtschaftliches Gegenstück zur |
80 | NATO, soll TTIP dazu beitragen, den Wohlstand und die |
81 | wirt-schaftlichen Interessen von Europa und den Vereinigten |
82 | Staaten langfristig zu sichern und ge-meinsam stark |
83 | gegenüber der Konkurrenz aus China, Russland und Indien |
84 | aufzutreten. |
85 | |
86 | DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT |
87 | » In Hinblick auf den besonders umstrittenen |
88 | Investitionsschutz und der Übertragung der diesbe-züglichen |
89 | Gerichtsbarkeit auf Schiedsgerichte hob der Bundesverband |
90 | der deutschen Industrie hervor, dass bereits 131 von der |
91 | Bundesrepublik unterzeichnete völkerrechtliche Verträge |
92 | derartige Bestimmungen enthalten, und somit die |
93 | Verhandlungen zu TTIP Anlass bieten würden, existie-rende |
94 | Mechanismen weiterzuentwickeln und zu verbessern. |
95 | |
96 | |
97 | WAS SAGEN DIE GEGNER? |
98 | |
99 | Bei einer Vielzahl von DiskussionsteilnehmerInnen zeichnete |
100 | sich eine merkbare Skepsis gegenüber den bisher bekannten |
101 | Verhandlungsdetails ab, wobei negativen Aspekte sowohl an |
102 | der formellen Verhand-lungsführung durch die Europäische |
103 | Kommission, als auch an der fingierbaren inhaltlichen |
104 | Gestaltung aufgezeigt wurde: |
105 | |
106 | WIRTSCHAFTSWACHSTUM |
107 | » Einzelne Diskutierende bezweifelten, dass das für die |
108 | Freihandelszone prognostizierte Wirt-schaftswachstum |
109 | tatsächlich einen Mehrwert für die europäische Allgemeinheit |
110 | bringen könne. Vielmehr wurde argumentiert, dass der |
111 | Freihandel vor allem Großkonzernen und Investoren dien-lich |
112 | sei, und TTIP in einer Kapitalverschiebung nach oben |
113 | resultieren könnte; die Vorteile für den/die einzelne(n) |
114 | EU-BürgerIn würden andererseits nur marginal spürbar werden. |
115 | Unter Beru-fung auf bekannte Fehlentwicklungen nach |
116 | Inkrafttreten des nordamerikanischen Freihandelsab-kommens |
117 | NAFTA postulierte Stefan Leibold von attac Münster, dass der |
118 | durch TTIP erweiterte Markt – wider den obengenannten |
119 | Prognosen – kleinen und mittelständischen Unternehmen |
120 | langfristig eher Schaden als Nutzen zufügen könnte. |
121 | |
122 | MINDESTSTANDARDS |
123 | » In Hinblick auf den Abbau nichttarifärer Handelshemnisse |
124 | monierten einige UserInnen, dass die Harmonisierung von |
125 | Marktregeln zu einer Aushöhlung der jeweils höheren |
126 | Mindeststandards führen könnte, was damit untermauert wurde, |
127 | dass in den Verhandlungen zu TTIP durch die Ein-beziehung |
128 | von Großkonzernen und Investoren ein unverhältnismäßige |
129 | Überrepräsentation von Handelsinteressen gegenüber |
130 | KonsumentInneninteressen bestünde. Hierzu mahnte Timo Wans |
131 | von den JEF Trier, dass bei einer etwaigen Aushebelung von |
132 | demokratisch beschlossenen Markt-regeln ohne Einbeziehung |
133 | von Zivilgesellschaft und Legislativorganen große Zweifel am |
134 | Demokra-tieverständnis der Europäischen Kommission entstehen |
135 | sollten. |
136 | |
137 | » Ebenso wurde von einigen ForistInnen hinterfragt, ob eine |
138 | verbindliche Harmonisierung von Standards und Verfahren im |
139 | denn überhaupt notwendig sei, oder ob die regulative |
140 | Ausstrahlung der Europäischen Union als führende |
141 | Volkswirtschaft nicht ohnehin stark genug sei, um globale |
142 | Richtmaße zu setzen. |
143 | |
144 | DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT |
145 | » Von einer bemerkenswert großen Zahl an |
146 | DiskussionsteilnehmerInnen wurde die Übertragung von |
147 | Investitionsstreitigkeiten auf Schiedsgerichte als, in Bezug |
148 | auf deren Vereinbarkeit mit rechts-staatlichen |
149 | Erfordernissen, bedenklich kritisiert, wobei mehrfach |
150 | festgehalten wurde, dass der ei-gentliche Zweck derartiger |
151 | Bestimmungen in der Sicherstellung des Rechtswegs in Staaten |
152 | mit einem nach westlichem Verständnis unzureichenden |
153 | Justizwesen läge; im Falle von TTIP bestehe daher kein |
154 | Bedarf an derartigen Vereinbarungen. |
155 | |
156 | » Ebenso kritisiert wurden auch die mangelnde Transparenz |
157 | und die Geheimhaltung der Verhand-lungen zu TTIP, sowie der |
158 | Ausschluss des Europäischen Parlaments, nationaler |
159 | Legislativorgane und NGOs aus ebendiesen. Als Mahnung |
160 | dahingehend, dass sich das Europäische Parlament die-ses |
161 | Mitspracherecht nicht ungestraft entziehen lassen würde, |
162 | wurde in diesem Zusammenhang die 2013 gescheiterte |
163 | Ratifizierung von ACTA erwähnt. |
164 | |
165 | » Laut Stefan Leibold von attac Münster würde eine |
166 | Aushöhlung der parlamentarischen Demokra-tie nicht nur |
167 | während der Verhandlungen bestehen, sondern mit dem |
168 | Inkrafttreten von TTIP auch weiter perpetuiert werden: |
169 | Gesetzesinitiativen müssten frühzeitig auf ihre |
170 | Vereinbarkeit mit dem transatlantischen Handel überprüft |
171 | werden, was eine vertiefte Einbindung von Konzernen, |
172 | Inves-toren und deren Lobbys zur Folge haben könnte. |
173 | |
174 | ERGÄNZENDE PERSPEKTIVEN |
175 | |
176 | In den Diskussionen wurden zudem einige Aspekte |
177 | angesprochen, die nicht unbedingt eine Wertung von Verfahren |
178 | oder Inhalt des geplanten Freihandelsabkommens darstellten, |
179 | sondern von UserInnen als diskursrelevant erachtete |
180 | ergänzende Perspektiven aufzeigten. |
181 | |
182 | » Demnach wurde von Publixphere-Userin Kathrin darauf |
183 | hingewiesen, dass TTIP nicht das erste von der Europäischen |
184 | Kommission verhandelte Freihandelsabkommen sei: CETA, der |
185 | Freihandels-vertrag zwischen den Staaten der Europäischen |
186 | Union und Kanada, das eine Art Vorbildfunktion für TTIP |
187 | übernehmen soll, sei beinahe fertig verhandelt. |
188 | |
189 | » Die (ehemalige) Europaabgeordnete Nadja Hirsch von der FDP |
190 | sprach sich auf Publixphere grund-sätzlich für die |
191 | Einrichtung einer transatlantischen Freihandelszone aus. |
192 | Dabei wies sie jedoch da-rauf hin, dass ein diesbezügliches |
193 | Abkommen nur Zug um Zug mit einem Datenschutzabkom-men |
194 | verhandelt werden dürfe, da sich im Kontext des TTIP eine |
195 | einmalige Gelegenheit für die EU böte, ihre Forderungen im |
196 | Bereich des Datenschutzes durchzusetzen. |
197 | |
198 | » Im Rahmen der Debatte um die geheime Verhandlungsführung |
199 | zu TTIP wurde von Publixsphere-UserIn Arebentisch darauf |
200 | hingewiesen, dass die mangelnde Transparenz der |
201 | Verhandlungen zu-mindest teilweise auf die veralteten |
202 | europarechtlichen Bestimmungen über den Zugang zu |
203 | Do-kumenten zurückzuführen sei; die aktuelle Verordnung sei |
204 | nicht mit den, seit dem Vertrag von Lissabon erweiterten, |
205 | Unionsbürgerrechten vereinbar, weswegen ein dringender |
206 | Handlungsbedarf seitens des europäischen Gesetzgebers |
207 | bestehe. » Hintergründe zu TTIP: Transparenz « |
1-10 von 28
-
Zusammenfassung der TTIP-Diskussionen auf Publixphere
von admin, angelegt -
Zusammenfassung der TTIP-Diskussionen auf Publixphere
von admin, angelegt1 **«TTIP» BESCHÄFTIGT UNS NOCH LÄNGER!** 2 ------------------------------------------------------------ 3 ---------- 4 ![TTIP 5 Protest](https://salon-cms.liqd.net/de/salon-bilder/europaei 6 scher-salon-3/ttip-cc-by-nc-sa-2-0-zugeschnitten.jpg/@@image 7 s/4100672d-68b3-4d0d-95f5-645bab7d3e4e.jpeg) 8 9 10 *von Simon Wendelin Burger.* 11 12 Seit Mitte letzten Jahres verhandeln die Europäische 13 Kommission und die US-Bundesregierung ihre Prioritäten zur 14 Ausgestaltung der größten Freihandelszone der Welt – dem 15 Transatlantic Trade and Investment Partnership «TTIP» 16 zwischen EU und USA. [» Hintergründe zu TTIP 17 «](https://publixphere.de/i/salon/page/Hintergr%C3%BCnde_zu_ 18 TTIP) 19 20 Da diesbezüglich nur wenig gesicherte Information durch die 21 Verhandlungspartner selbst an die Öffentlichkeit gelangt, 22 stützt sich der mediale Diskurs hauptsächlich auf 23 spekulative Kennzahlen und polemisierende Schlagwörter: 24 Während politische Eliten beiderseits des Atlantiks die 25 Zubereitung eines beispiellosen Wirtschaftswachstums 26 versprechen, haben «Chlorhuhn» und «Genmais» so manch 27 einer/m BürgerIn schon vorsorglich den Appetit verdorben. 28 [» Presseschau zu TTIP 29 «](https://publixphere.de/i/salon/page/TTIP_in_Europa_und_de 30 n_USA__Presseschau) 31 32 Auf unserer Partnerplattform Publixphere.de widmete sich in 33 den vergangenen Wochen und Monaten eine bemerkenswerte 34 Anzahl von Foristinnen und Foristen, sowie diverse Akteure 35 aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft umstrittenen 36 Fragen zum Thema «TTIP». 37 38 Aufgrund des großen öffentlichen Interesses und der 39 weitreichenden Bedeutung eines transatlantischen 40 Freihandelsabkommes befasst sich der dritte Europäische 41 Salon mit ebendiesem Thema: **»Auf dem Weg zur 42 transatlantischen Wirtschaftsgemeinschaft mit TTIP?«** 43 44 Die folgende Zusammenfassung soll dabei Anreize für 45 kommende Diskussionen setzen. 46 47 **BRENNPUNKTE DER DISKUSSION AUF PUBLIXPHERE** 48 ------------------------------------------------------ 49 50 » Wird die transatlantische Handels- und 51 Investitionspartnerschaft «TTIP» tatsächlich zu einem 52 tiefgreifenden Wirtschaftswachstum und einem generellen 53 Wohlstandszuwachs in allen Bevölkerungsschichten führen, 54 oder bedient der Freihandel nur die Partikularinteressen 55 ressourcenstarker Unternehmen? 56 » Werden sich europäische Schutzstandards und Handelsregeln 57 ihrem US-amerikanischen Gegenüber anpassen müssen und 58 dadurch europäische Schutzniveaus gesenkt? 59 » Stellen die intransparente Verhandlungsführung und 60 etwaige Investitionsschutzklauseln einen Widerspruch oder 61 gar eine nachhaltige Gefährdung für gemeinsame europäische 62 Grundwerte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit dar? 63 64 65 **WAS SAGEN DIE BEFÜRWORTER?** 66 -------------------------------------------------------- 67 Vor allem die an Publixphere übersandten Stellungnahmen der 68 Bundestagsabgeordneten Joachim Pfeiffer und Peter Beyer 69 (beide CDU/CSU), sowie die vom Bundesverband der deutschen 70 Industrie dargelegte Position zu TTIP versuchten mit einer 71 Hervorhebung der zu erwartenden positiven Aspekte einer 72 transat-lantischen Freihandelszone zu überzeugen: 73 74 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 75 » Demzufolge soll mit der Umsetzung des 76 Freihandelsabkommens auf beiden Seiten des Atlantiks ein 77 bedeutendes Wirtschaftswachstum einsetzen, das eine 78 deutlich positive Auswirkung auf die Arbeitsmärkte und den 79 allgemeinen Wohlstand haben würde. Der Abbau nichttarifärer 80 Han-delshemmnisse wurde dabei primär als Vorteil für kleine 81 und mittelständische Unternehmen dargestellt, da eine 82 Vereinheitlichung von Standards und Verfahren diesen den 83 Eintritt in den auslän-dischen Markt deutlich vereinfache. 84 85 *MINDESTSTANDARDS* 86 » In diesem Zusammenhang wurde auch festgehalten, dass 87 weder die Europäische Kommission noch die (deutsche) 88 Industrie ein Interesse an der Absenkung oder Umgehung 89 europäischer Min-deststandards habe. Sensible 90 Politikbereiche, wie Kulturgüter, audiovisuelle Dienste und 91 die Daseinsvorsorge würden nicht in das Verhandlungsmandat 92 der Europäischen Kommission fallen. Tatsächlich würde der 93 Abschluss von TTIP Europa die einmalige Gelegenheit bieten, 94 gemeinsam mit den USA Standards und Handelsregeln zu 95 entwickeln, und diese global durchzusetzen. Als 96 wirtschaftliches Gegenstück zur NATO, soll TTIP dazu 97 beitragen, den Wohlstand und die wirt-schaftlichen 98 Interessen von Europa und den Vereinigten Staaten 99 langfristig zu sichern und ge-meinsam stark gegenüber der 100 Konkurrenz aus China, Russland und Indien aufzutreten. 101 102 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 103 » In Hinblick auf den besonders umstrittenen 104 Investitionsschutz und der Übertragung der diesbe-züglichen 105 Gerichtsbarkeit auf Schiedsgerichte hob der Bundesverband 106 der deutschen Industrie hervor, dass bereits 131 von der 107 Bundesrepublik unterzeichnete völkerrechtliche Verträge 108 derartige Bestimmungen enthalten, und somit die 109 Verhandlungen zu TTIP Anlass bieten würden, existierende 110 Mechanismen weiterzuentwickeln und zu verbessern. 111 112 **WAS SAGEN DIE GEGNER?** 113 ------------------------------------------------- 114 Bei einer Vielzahl von DiskussionsteilnehmerInnen zeichnete 115 sich eine merkbare Skepsis gegenüber den bisher bekannten 116 Verhandlungsdetails ab, wobei negativen Aspekte sowohl an 117 der formellen Verhandlungsführung durch die Europäische 118 Kommission, als auch an der fingierbaren inhaltlichen 119 Gestaltung aufgezeigt wurde: 120 121 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 122 » Einzelne Diskutierende bezweifelten, dass das für die 123 Freihandelszone prognostizierte Wirt-schaftswachstum 124 tatsächlich einen Mehrwert für die europäische 125 Allgemeinheit bringen könne. Vielmehr wurde argumentiert, 126 dass der Freihandel vor allem Großkonzernen und Investoren 127 dienlich sei, und TTIP in einer Kapitalverschiebung nach 128 oben resultieren könnte; die Vorteile für den/die 129 einzelne(n) EU-BürgerIn würden andererseits nur marginal 130 spürbar werden. Unter Berufung auf bekannte 131 Fehlentwicklungen nach Inkrafttreten des nordamerikanischen 132 Freihandelsabkommens NAFTA postulierte Stefan Leibold von 133 attac Münster, dass der durch TTIP erweiterte Markt – wider 134 den obengenannten Prognosen – kleinen und mittelständischen 135 Unternehmen langfristig eher Schaden als Nutzen zufügen 136 könnte. 137 138 *MINDESTSTANDARDS* 139 » In Hinblick auf den Abbau nichttarifärer Handelshemnisse 140 monierten einige UserInnen, dass die Harmonisierung von 141 Marktregeln zu einer Aushöhlung der jeweils höheren 142 Mindeststandards führen könnte, was damit untermauert 143 wurde, dass in den Verhandlungen zu TTIP durch die 144 Einbeziehung von Großkonzernen und Investoren ein 145 unverhältnismäßige Überrepräsentation von Handelsinteressen 146 gegenüber KonsumentInneninteressen bestünde. Hierzu mahnte 147 Timo Wans von den JEF Trier, dass bei einer etwaigen 148 Aushebelung von demokratisch beschlossenen Marktregeln ohne 149 Einbeziehung von Zivilgesellschaft und Legislativorganen 150 große Zweifel am Demokra-tieverständnis der Europäischen 151 Kommission entstehen sollten. 152 153 » Ebenso wurde von einigen ForistInnen hinterfragt, ob eine 154 verbindliche Harmonisierung von Standards und Verfahren im 155 denn überhaupt notwendig sei, oder ob die regulative 156 Ausstrahlung der Europäischen Union als führende 157 Volkswirtschaft nicht ohnehin stark genug sei, um globale 158 Richtmaße zu setzen. 159 160 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 161 » Von einer bemerkenswert großen Zahl an 162 DiskussionsteilnehmerInnen wurde die Übertragung von 163 Investitionsstreitigkeiten auf Schiedsgerichte als, in 164 Bezug auf deren Vereinbarkeit mit rechts-staatlichen 165 Erfordernissen, bedenklich kritisiert, wobei mehrfach 166 festgehalten wurde, dass der ei-gentliche Zweck derartiger 167 Bestimmungen in der Sicherstellung des Rechtswegs in 168 Staaten mit einem nach westlichem Verständnis 169 unzureichenden Justizwesen läge; im Falle von TTIP bestehe 170 daher kein Bedarf an derartigen Vereinbarungen. 171 172 » Ebenso kritisiert wurden auch die mangelnde Transparenz 173 und die Geheimhaltung der Verhand-lungen zu TTIP, sowie 174 der Ausschluss des Europäischen Parlaments, nationaler 175 Legislativorgane und NGOs aus ebendiesen. Als Mahnung 176 dahingehend, dass sich das Europäische Parlament dieses 177 Mitspracherecht nicht ungestraft entziehen lassen würde, 178 wurde in diesem Zusammenhang die 2013 gescheiterte 179 Ratifizierung von ACTA erwähnt. 180 181 » Laut Stefan Leibold von attac Münster würde eine 182 Aushöhlung der parlamentarischen Demokratie nicht nur 183 während der Verhandlungen bestehen, sondern mit dem 184 Inkrafttreten von TTIP auch weiter perpetuiert werden: 185 Gesetzesinitiativen müssten frühzeitig auf ihre 186 Vereinbarkeit mit dem transatlantischen Handel überprüft 187 werden, was eine vertiefte Einbindung von Konzernen, 188 Investoren und deren Lobbys zur Folge haben könnte. 189 190 **ERGÄNZENDE PERSPEKTIVEN** 191 ------------------------------------------------------ 192 In den Diskussionen wurden zudem einige Aspekte 193 angesprochen, die nicht unbedingt eine Wertung von 194 Verfahren oder Inhalt des geplanten Freihandelsabkommens 195 darstellten, sondern von UserInnen als diskursrelevant 196 erachtete ergänzende Perspektiven aufzeigten. 197 198 » Demnach wurde von Publixphere-Userin Kathrin darauf 199 hingewiesen, dass TTIP nicht das erste von der Europäischen 200 Kommission verhandelte Freihandelsabkommen sei: CETA, der 201 Freihandelsvertrag zwischen den Staaten der Europäischen 202 Union und Kanada, das eine Art Vorbildfunktion für TTIP 203 übernehmen soll, sei beinahe fertig verhandelt. 204 205 » Die (ehemalige) Europaabgeordnete Nadja Hirsch von der 206 FDP sprach sich auf Publixphere grundsätzlich für die 207 Einrichtung einer transatlantischen Freihandelszone aus. 208 Dabei wies sie jedoch daraufhin, dass ein diesbezügliches 209 Abkommen nur Zug um Zug mit einem Datenschutzabkommen 210 verhandelt werden dürfe, da sich im Kontext des TTIP eine 211 einmalige Gelegenheit für die EU böte, ihre Forderungen im 212 Bereich des Datenschutzes durchzusetzen. 213 214 » Im Rahmen der Debatte um die geheime Verhandlungsführung 215 zu TTIP wurde von Publixphere-UserIn Arebentisch darauf 216 hingewiesen, dass die mangelnde Transparenz der 217 Verhandlungen zumindest teilweise auf die veralteten 218 europarechtlichen Bestimmungen über den Zugang zu 219 Dokumenten zurückzuführen sei; die aktuelle Verordnung sei 220 nicht mit den, seit dem Vertrag von Lissabon erweiterten, 221 Unionsbürgerrechten vereinbar, weswegen ein dringender 222 Handlungsbedarf seitens des europäischen Gesetzgebers 223 bestehe. » Hintergründe zu TTIP: Transparenz « -
Zusammenfassung der TTIP-Diskussionen auf Publixphere
von admin, angelegt1 **«TTIP» BESCHÄFTIGT UNS NOCH LÄNGER!** 2 3 Seit Mitte letzten Jahres verhandeln die Europäische 4 Kommission und die US-Bundesregierung ihre Prioritäten zur 5 Ausgestaltung der größten Freihandelszone der Welt – dem 6 Transatlantic Trade and Investment Partnership «TTIP» 7 zwischen EU und USA. » Hintergründe zu TTIP « 8 9 Da diesbezüglich nur wenig gesicherte Information durch die 10 Verhandlungspartner selbst an die Öffent-lichkeit gelangt, 11 stützt sich der mediale Diskurs hauptsächlich auf 12 spekulative Kennzahlen und polemi-sierende Schlagwörter: 13 Während politische Eliten beiderseits des Atlantiks die 14 Zubereitung eines bei-spiellosen Wirtschaftswachstums 15 versprechen, haben «Chlorhuhn» und «Genmais» so manch 16 einer/m BürgerIn schon vorsorglich den Appetit verdorben. » 17 Presseschau zu TTIP « 18 19 Auf unserer Partnerplattform widmete sich in den 20 vergangenen Wochen und Monaten eine bemerkenswerte Anzahl 21 von Foristinnen und Foristen, sowie diverse Akteure aus 22 Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft umstrittenen 23 Fragen zum Thema «TTIP». 24 Aufgrund des großen öffentlichen Interesses und der 25 weitreichenden Bedeutung eines transatlantischen 26 Freihandelsabkommes befasst sich der dritte Europäische 27 Salon mit ebendiesem Thema. Die folgende Zusammenfassung 28 soll dabei Anreize für kommende Diskussionen setzen. 29 30 **BRENNPUNKTE DER DISKUSSION** 31 32 » Wird die transatlantische Handels- und 33 Investitionspartnerschaft «TTIP» tatsächlich zu einem 34 tiefgreifenden Wirtschaftswachstum und einem generellen 35 Wohlstandszuwachs in allen Bevölkerungsschichten führen, 36 oder bedient der Freihandel nur die Partikularinteressen 37 ressourcenstarker Unternehmen? 38 » Werden sich europäische Schutzstandards und Handelsregeln 39 ihrem US-amerikanischen Gegenüber anpassen müssen und 40 dadurch europäische Schutzniveaus gesenkt? 41 » Stellen die intransparente Verhandlungsführung und 42 etwaige Investitionsschutzklauseln einen Widerspruch oder 43 gar eine nachhaltige Gefährdung für gemeinsame europäische 44 Grundwerte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit dar? 45 46 47 **WAS SAGEN DIE BEFÜRWORTER?** 48 49 Vor allem die an Publixphere übersandten Stellungnahmen der 50 Bundestagsabgeordneten Joachim Pfeiffer und Peter Beyer 51 (beide CDU/CSU), sowie die vom Bundesverband der deutschen 52 Industrie dargelegte Position zu TTIP versuchten mit einer 53 Hervorhebung der zu erwartenden positiven Aspekte einer 54 transat-lantischen Freihandelszone zu überzeugen: 55 56 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 57 » Demzufolge soll mit der Umsetzung des 58 Freihandelsabkommens auf beiden Seiten des Atlantiks ein 59 bedeutendes Wirtschaftswachstum einsetzen, das eine 60 deutlich positive Auswirkung auf die Arbeitsmärkte und den 61 allgemeinen Wohlstand haben würde. Der Abbau nichttarifärer 62 Han-delshemmnisse wurde dabei primär als Vorteil für kleine 63 und mittelständische Unternehmen dargestellt, da eine 64 Vereinheitlichung von Standards und Verfahren diesen den 65 Eintritt in den auslän-dischen Markt deutlich vereinfache. 66 67 *MINDESTSTANDARDS* 68 » In diesem Zusammenhang wurde auch festgehalten, dass 69 weder die Europäische Kommission noch die (deutsche) 70 Industrie ein Interesse an der Absenkung oder Umgehung 71 europäischer Min-deststandards habe. Sensible 72 Politikbereiche, wie Kulturgüter, audiovisuelle Dienste und 73 die Daseinsvorsorge würden nicht in das Verhandlungsmandat 74 der Europäischen Kommission fallen. Tatsächlich würde der 75 Abschluss von TTIP Europa die einmalige Gelegenheit bieten, 76 gemeinsam mit den USA Standards und Handelsregeln zu 77 entwickeln, und diese global durchzusetzen. Als 78 wirtschaftliches Gegenstück zur NATO, soll TTIP dazu 79 beitragen, den Wohlstand und die wirt-schaftlichen 80 Interessen von Europa und den Vereinigten Staaten 81 langfristig zu sichern und ge-meinsam stark gegenüber der 82 Konkurrenz aus China, Russland und Indien aufzutreten. 83 84 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 85 » In Hinblick auf den besonders umstrittenen 86 Investitionsschutz und der Übertragung der diesbe-züglichen 87 Gerichtsbarkeit auf Schiedsgerichte hob der Bundesverband 88 der deutschen Industrie hervor, dass bereits 131 von der 89 Bundesrepublik unterzeichnete völkerrechtliche Verträge 90 derartige Bestimmungen enthalten, und somit die 91 Verhandlungen zu TTIP Anlass bieten würden, existierende 92 Mechanismen weiterzuentwickeln und zu verbessern. 93 94 **WAS SAGEN DIE GEGNER?** 95 96 Bei einer Vielzahl von DiskussionsteilnehmerInnen zeichnete 97 sich eine merkbare Skepsis gegenüber den bisher bekannten 98 Verhandlungsdetails ab, wobei negativen Aspekte sowohl an 99 der formellen Verhandlungsführung durch die Europäische 100 Kommission, als auch an der fingierbaren inhaltlichen 101 Gestaltung aufgezeigt wurde: 102 103 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 104 » Einzelne Diskutierende bezweifelten, dass das für die 105 Freihandelszone prognostizierte Wirt-schaftswachstum 106 tatsächlich einen Mehrwert für die europäische 107 Allgemeinheit bringen könne. Vielmehr wurde argumentiert, 108 dass der Freihandel vor allem Großkonzernen und Investoren 109 dienlich sei, und TTIP in einer Kapitalverschiebung nach 110 oben resultieren könnte; die Vorteile für den/die 111 einzelne(n) EU-BürgerIn würden andererseits nur marginal 112 spürbar werden. Unter Berufung auf bekannte 113 Fehlentwicklungen nach Inkrafttreten des nordamerikanischen 114 Freihandelsabkommens NAFTA postulierte Stefan Leibold von 115 attac Münster, dass der durch TTIP erweiterte Markt – wider 116 den obengenannten Prognosen – kleinen und mittelständischen 117 Unternehmen langfristig eher Schaden als Nutzen zufügen 118 könnte. 119 120 *MINDESTSTANDARDS* 121 » In Hinblick auf den Abbau nichttarifärer Handelshemnisse 122 monierten einige UserInnen, dass die Harmonisierung von 123 Marktregeln zu einer Aushöhlung der jeweils höheren 124 Mindeststandards führen könnte, was damit untermauert 125 wurde, dass in den Verhandlungen zu TTIP durch die 126 Einbeziehung von Großkonzernen und Investoren ein 127 unverhältnismäßige Überrepräsentation von Handelsinteressen 128 gegenüber KonsumentInneninteressen bestünde. Hierzu mahnte 129 Timo Wans von den JEF Trier, dass bei einer etwaigen 130 Aushebelung von demokratisch beschlossenen Marktregeln ohne 131 Einbeziehung von Zivilgesellschaft und Legislativorganen 132 große Zweifel am Demokra-tieverständnis der Europäischen 133 Kommission entstehen sollten. 134 135 » Ebenso wurde von einigen ForistInnen hinterfragt, ob eine 136 verbindliche Harmonisierung von Standards und Verfahren im 137 denn überhaupt notwendig sei, oder ob die regulative 138 Ausstrahlung der Europäischen Union als führende 139 Volkswirtschaft nicht ohnehin stark genug sei, um globale 140 Richtmaße zu setzen. 141 142 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 143 » Von einer bemerkenswert großen Zahl an 144 DiskussionsteilnehmerInnen wurde die Übertragung von 145 Investitionsstreitigkeiten auf Schiedsgerichte als, in 146 Bezug auf deren Vereinbarkeit mit rechts-staatlichen 147 Erfordernissen, bedenklich kritisiert, wobei mehrfach 148 festgehalten wurde, dass der ei-gentliche Zweck derartiger 149 Bestimmungen in der Sicherstellung des Rechtswegs in 150 Staaten mit einem nach westlichem Verständnis 151 unzureichenden Justizwesen läge; im Falle von TTIP bestehe 152 daher kein Bedarf an derartigen Vereinbarungen. 153 154 » Ebenso kritisiert wurden auch die mangelnde Transparenz 155 und die Geheimhaltung der Verhand-lungen zu TTIP, sowie 156 der Ausschluss des Europäischen Parlaments, nationaler 157 Legislativorgane und NGOs aus ebendiesen. Als Mahnung 158 dahingehend, dass sich das Europäische Parlament die-ses 159 Mitspracherecht nicht ungestraft entziehen lassen würde, 160 wurde in diesem Zusammenhang die 2013 gescheiterte 161 Ratifizierung von ACTA erwähnt. 162 163 » Laut Stefan Leibold von attac Münster würde eine 164 Aushöhlung der parlamentarischen Demokra-tie nicht nur 165 während der Verhandlungen bestehen, sondern mit dem 166 Inkrafttreten von TTIP auch weiter perpetuiert werden: 167 Gesetzesinitiativen müssten frühzeitig auf ihre 168 Vereinbarkeit mit dem transatlantischen Handel überprüft 169 werden, was eine vertiefte Einbindung von Konzernen, 170 Inves-toren und deren Lobbys zur Folge haben könnte. 171 172 **ERGÄNZENDE PERSPEKTIVEN** 173 174 In den Diskussionen wurden zudem einige Aspekte 175 angesprochen, die nicht unbedingt eine Wertung von 176 Verfahren oder Inhalt des geplanten Freihandelsabkommens 177 darstellten, sondern von UserInnen als diskursrelevant 178 erachtete ergänzende Perspektiven aufzeigten. 179 180 » Demnach wurde von Publixphere-Userin Kathrin darauf 181 hingewiesen, dass TTIP nicht das erste von der Europäischen 182 Kommission verhandelte Freihandelsabkommen sei: CETA, der 183 Freihandels-vertrag zwischen den Staaten der Europäischen 184 Union und Kanada, das eine Art Vorbildfunktion für TTIP 185 übernehmen soll, sei beinahe fertig verhandelt. 186 187 » Die (ehemalige) Europaabgeordnete Nadja Hirsch von der 188 FDP sprach sich auf Publixphere grund-sätzlich für die 189 Einrichtung einer transatlantischen Freihandelszone aus. 190 Dabei wies sie jedoch daraufhin, dass ein diesbezügliches 191 Abkommen nur Zug um Zug mit einem Datenschutzabkommen 192 verhandelt werden dürfe, da sich im Kontext des TTIP eine 193 einmalige Gelegenheit für die EU böte, ihre Forderungen im 194 Bereich des Datenschutzes durchzusetzen. 195 196 » Im Rahmen der Debatte um die geheime Verhandlungsführung 197 zu TTIP wurde von Publixsphere-UserIn Arebentisch darauf 198 hingewiesen, dass die mangelnde Transparenz der 199 Verhandlungen zumindest teilweise auf die veralteten 200 europarechtlichen Bestimmungen über den Zugang zu 201 Do-kumenten zurückzuführen sei; die aktuelle Verordnung sei 202 nicht mit den, seit dem Vertrag von Lissabon erweiterten, 203 Unionsbürgerrechten vereinbar, weswegen ein dringender 204 Handlungsbedarf seitens des europäischen Gesetzgebers 205 bestehe. » Hintergründe zu TTIP: Transparenz « 206 207 -
Zusammenfassung der TTIP-Diskussionen auf Publixphere
von admin, angelegt1 **«TTIP» BESCHÄFTIGT UNS NOCH LÄNGER!** 2 ------------------------------------------------------------ 3 ---------- 4 ------------------------------------------------------------ 5 ---------- 6 7 Seit Mitte letzten Jahres verhandeln die Europäische 8 Kommission und die US-Bundesregierung ihre Prioritäten zur 9 Ausgestaltung der größten Freihandelszone der Welt – dem 10 Transatlantic Trade and Investment Partnership «TTIP» 11 zwischen EU und USA. » Hintergründe zu TTIP « 12 13 Da diesbezüglich nur wenig gesicherte Information durch die 14 Verhandlungspartner selbst an die Öffent-lichkeit gelangt, 15 stützt sich der mediale Diskurs hauptsächlich auf 16 spekulative Kennzahlen und polemi-sierende Schlagwörter: 17 Während politische Eliten beiderseits des Atlantiks die 18 Zubereitung eines bei-spiellosen Wirtschaftswachstums 19 versprechen, haben «Chlorhuhn» und «Genmais» so manch 20 einer/m BürgerIn schon vorsorglich den Appetit verdorben. » 21 Presseschau zu TTIP « 22 23 Auf unserer Partnerplattform widmete sich in den 24 vergangenen Wochen und Monaten eine bemerkenswerte Anzahl 25 von Foristinnen und Foristen, sowie diverse Akteure aus 26 Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft umstrittenen 27 Fragen zum Thema «TTIP». 28 Aufgrund des großen öffentlichen Interesses und der 29 weitreichenden Bedeutung eines transatlantischen 30 Freihandelsabkommes befasst sich der dritte Europäische 31 Salon mit ebendiesem Thema. Die folgende Zusammenfassung 32 soll dabei Anreize für kommende Diskussionen setzen. 33 34 **BRENNPUNKTE DER DISKUSSION** 35 ------------------------------------------------------ 36 37 » Wird die transatlantische Handels- und 38 Investitionspartnerschaft «TTIP» tatsächlich zu einem 39 tiefgreifenden Wirtschaftswachstum und einem generellen 40 Wohlstandszuwachs in allen Bevölkerungsschichten führen, 41 oder bedient der Freihandel nur die Partikularinteressen 42 ressourcenstarker Unternehmen? 43 » Werden sich europäische Schutzstandards und Handelsregeln 44 ihrem US-amerikanischen Gegenüber anpassen müssen und 45 dadurch europäische Schutzniveaus gesenkt? 46 » Stellen die intransparente Verhandlungsführung und 47 etwaige Investitionsschutzklauseln einen Widerspruch oder 48 gar eine nachhaltige Gefährdung für gemeinsame europäische 49 Grundwerte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit dar? 50 51 52 **WAS SAGEN DIE BEFÜRWORTER?** 53 -------------------------------------------------------- 54 Vor allem die an Publixphere übersandten Stellungnahmen der 55 Bundestagsabgeordneten Joachim Pfeiffer und Peter Beyer 56 (beide CDU/CSU), sowie die vom Bundesverband der deutschen 57 Industrie dargelegte Position zu TTIP versuchten mit einer 58 Hervorhebung der zu erwartenden positiven Aspekte einer 59 transat-lantischen Freihandelszone zu überzeugen: 60 61 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 62 » Demzufolge soll mit der Umsetzung des 63 Freihandelsabkommens auf beiden Seiten des Atlantiks ein 64 bedeutendes Wirtschaftswachstum einsetzen, das eine 65 deutlich positive Auswirkung auf die Arbeitsmärkte und den 66 allgemeinen Wohlstand haben würde. Der Abbau nichttarifärer 67 Han-delshemmnisse wurde dabei primär als Vorteil für kleine 68 und mittelständische Unternehmen dargestellt, da eine 69 Vereinheitlichung von Standards und Verfahren diesen den 70 Eintritt in den auslän-dischen Markt deutlich vereinfache. 71 72 *MINDESTSTANDARDS* 73 » In diesem Zusammenhang wurde auch festgehalten, dass 74 weder die Europäische Kommission noch die (deutsche) 75 Industrie ein Interesse an der Absenkung oder Umgehung 76 europäischer Min-deststandards habe. Sensible 77 Politikbereiche, wie Kulturgüter, audiovisuelle Dienste und 78 die Daseinsvorsorge würden nicht in das Verhandlungsmandat 79 der Europäischen Kommission fallen. Tatsächlich würde der 80 Abschluss von TTIP Europa die einmalige Gelegenheit bieten, 81 gemeinsam mit den USA Standards und Handelsregeln zu 82 entwickeln, und diese global durchzusetzen. Als 83 wirtschaftliches Gegenstück zur NATO, soll TTIP dazu 84 beitragen, den Wohlstand und die wirt-schaftlichen 85 Interessen von Europa und den Vereinigten Staaten 86 langfristig zu sichern und ge-meinsam stark gegenüber der 87 Konkurrenz aus China, Russland und Indien aufzutreten. 88 89 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 90 » In Hinblick auf den besonders umstrittenen 91 Investitionsschutz und der Übertragung der diesbe-züglichen 92 Gerichtsbarkeit auf Schiedsgerichte hob der Bundesverband 93 der deutschen Industrie hervor, dass bereits 131 von der 94 Bundesrepublik unterzeichnete völkerrechtliche Verträge 95 derartige Bestimmungen enthalten, und somit die 96 Verhandlungen zu TTIP Anlass bieten würden, existierende 97 Mechanismen weiterzuentwickeln und zu verbessern. 98 99 **WAS SAGEN DIE GEGNER?** 100 ------------------------------------------------- 101 Bei einer Vielzahl von DiskussionsteilnehmerInnen zeichnete 102 sich eine merkbare Skepsis gegenüber den bisher bekannten 103 Verhandlungsdetails ab, wobei negativen Aspekte sowohl an 104 der formellen Verhandlungsführung durch die Europäische 105 Kommission, als auch an der fingierbaren inhaltlichen 106 Gestaltung aufgezeigt wurde: 107 108 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 109 » Einzelne Diskutierende bezweifelten, dass das für die 110 Freihandelszone prognostizierte Wirt-schaftswachstum 111 tatsächlich einen Mehrwert für die europäische 112 Allgemeinheit bringen könne. Vielmehr wurde argumentiert, 113 dass der Freihandel vor allem Großkonzernen und Investoren 114 dienlich sei, und TTIP in einer Kapitalverschiebung nach 115 oben resultieren könnte; die Vorteile für den/die 116 einzelne(n) EU-BürgerIn würden andererseits nur marginal 117 spürbar werden. Unter Berufung auf bekannte 118 Fehlentwicklungen nach Inkrafttreten des nordamerikanischen 119 Freihandelsabkommens NAFTA postulierte Stefan Leibold von 120 attac Münster, dass der durch TTIP erweiterte Markt – wider 121 den obengenannten Prognosen – kleinen und mittelständischen 122 Unternehmen langfristig eher Schaden als Nutzen zufügen 123 könnte. 124 125 *MINDESTSTANDARDS* 126 » In Hinblick auf den Abbau nichttarifärer Handelshemnisse 127 monierten einige UserInnen, dass die Harmonisierung von 128 Marktregeln zu einer Aushöhlung der jeweils höheren 129 Mindeststandards führen könnte, was damit untermauert 130 wurde, dass in den Verhandlungen zu TTIP durch die 131 Einbeziehung von Großkonzernen und Investoren ein 132 unverhältnismäßige Überrepräsentation von Handelsinteressen 133 gegenüber KonsumentInneninteressen bestünde. Hierzu mahnte 134 Timo Wans von den JEF Trier, dass bei einer etwaigen 135 Aushebelung von demokratisch beschlossenen Marktregeln ohne 136 Einbeziehung von Zivilgesellschaft und Legislativorganen 137 große Zweifel am Demokra-tieverständnis der Europäischen 138 Kommission entstehen sollten. 139 140 » Ebenso wurde von einigen ForistInnen hinterfragt, ob eine 141 verbindliche Harmonisierung von Standards und Verfahren im 142 denn überhaupt notwendig sei, oder ob die regulative 143 Ausstrahlung der Europäischen Union als führende 144 Volkswirtschaft nicht ohnehin stark genug sei, um globale 145 Richtmaße zu setzen. 146 147 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 148 » Von einer bemerkenswert großen Zahl an 149 DiskussionsteilnehmerInnen wurde die Übertragung von 150 Investitionsstreitigkeiten auf Schiedsgerichte als, in 151 Bezug auf deren Vereinbarkeit mit rechts-staatlichen 152 Erfordernissen, bedenklich kritisiert, wobei mehrfach 153 festgehalten wurde, dass der ei-gentliche Zweck derartiger 154 Bestimmungen in der Sicherstellung des Rechtswegs in 155 Staaten mit einem nach westlichem Verständnis 156 unzureichenden Justizwesen läge; im Falle von TTIP bestehe 157 daher kein Bedarf an derartigen Vereinbarungen. 158 159 » Ebenso kritisiert wurden auch die mangelnde Transparenz 160 und die Geheimhaltung der Verhand-lungen zu TTIP, sowie 161 der Ausschluss des Europäischen Parlaments, nationaler 162 Legislativorgane und NGOs aus ebendiesen. Als Mahnung 163 dahingehend, dass sich das Europäische Parlament die-ses 164 Mitspracherecht nicht ungestraft entziehen lassen würde, 165 wurde in diesem Zusammenhang die 2013 gescheiterte 166 Ratifizierung von ACTA erwähnt. 167 168 » Laut Stefan Leibold von attac Münster würde eine 169 Aushöhlung der parlamentarischen Demokra-tie nicht nur 170 während der Verhandlungen bestehen, sondern mit dem 171 Inkrafttreten von TTIP auch weiter perpetuiert werden: 172 Gesetzesinitiativen müssten frühzeitig auf ihre 173 Vereinbarkeit mit dem transatlantischen Handel überprüft 174 werden, was eine vertiefte Einbindung von Konzernen, 175 Inves-toren und deren Lobbys zur Folge haben könnte. 176 177 **ERGÄNZENDE PERSPEKTIVEN** 178 ------------------------------------------------------ 179 In den Diskussionen wurden zudem einige Aspekte 180 angesprochen, die nicht unbedingt eine Wertung von 181 Verfahren oder Inhalt des geplanten Freihandelsabkommens 182 darstellten, sondern von UserInnen als diskursrelevant 183 erachtete ergänzende Perspektiven aufzeigten. 184 185 » Demnach wurde von Publixphere-Userin Kathrin darauf 186 hingewiesen, dass TTIP nicht das erste von der Europäischen 187 Kommission verhandelte Freihandelsabkommen sei: CETA, der 188 Freihandels-vertrag zwischen den Staaten der Europäischen 189 Union und Kanada, das eine Art Vorbildfunktion für TTIP 190 übernehmen soll, sei beinahe fertig verhandelt. 191 192 » Die (ehemalige) Europaabgeordnete Nadja Hirsch von der 193 FDP sprach sich auf Publixphere grund-sätzlich für die 194 Einrichtung einer transatlantischen Freihandelszone aus. 195 Dabei wies sie jedoch daraufhin, dass ein diesbezügliches 196 Abkommen nur Zug um Zug mit einem Datenschutzabkommen 197 verhandelt werden dürfe, da sich im Kontext des TTIP eine 198 einmalige Gelegenheit für die EU böte, ihre Forderungen im 199 Bereich des Datenschutzes durchzusetzen. 200 201 » Im Rahmen der Debatte um die geheime Verhandlungsführung 202 zu TTIP wurde von Publixsphere-UserIn Arebentisch darauf 203 hingewiesen, dass die mangelnde Transparenz der 204 Verhandlungen zumindest teilweise auf die veralteten 205 europarechtlichen Bestimmungen über den Zugang zu 206 Do-kumenten zurückzuführen sei; die aktuelle Verordnung sei 207 nicht mit den, seit dem Vertrag von Lissabon erweiterten, 208 Unionsbürgerrechten vereinbar, weswegen ein dringender 209 Handlungsbedarf seitens des europäischen Gesetzgebers 210 bestehe. » Hintergründe zu TTIP: Transparenz « -
Zusammenfassung der TTIP-Diskussionen auf Publixphere
von admin, angelegt1 **«TTIP» BESCHÄFTIGT UNS NOCH LÄNGER!** 2 ------------------------------------------------------------ 3 ---------- 4 5 *von Simon Wendelin Burger* 6 7 Seit Mitte letzten Jahres verhandeln die Europäische 8 Kommission und die US-Bundesregierung ihre Prioritäten zur 9 Ausgestaltung der größten Freihandelszone der Welt – dem 10 Transatlantic Trade and Investment Partnership «TTIP» 11 zwischen EU und USA. » Hintergründe zu TTIP « 12 13 Da diesbezüglich nur wenig gesicherte Information durch die 14 Verhandlungspartner selbst an die Öffentlichkeit gelangt, 15 stützt sich der mediale Diskurs hauptsächlich auf 16 spekulative Kennzahlen und polemi-sierende Schlagwörter: 17 Während politische Eliten beiderseits des Atlantiks die 18 Zubereitung eines beispiellosen Wirtschaftswachstums 19 versprechen, haben «Chlorhuhn» und «Genmais» so manch 20 einer/m BürgerIn schon vorsorglich den Appetit verdorben. » 21 Presseschau zu TTIP « 22 23 Auf unserer Partnerplattform widmete sich in den 24 vergangenen Wochen und Monaten eine bemerkenswerte Anzahl 25 von Foristinnen und Foristen, sowie diverse Akteure aus 26 Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft umstrittenen 27 Fragen zum Thema «TTIP». 28 Aufgrund des großen öffentlichen Interesses und der 29 weitreichenden Bedeutung eines transatlantischen 30 Freihandelsabkommes befasst sich der dritte Europäische 31 Salon mit ebendiesem Thema. Die folgende Zusammenfassung 32 soll dabei Anreize für kommende Diskussionen setzen. 33 34 **BRENNPUNKTE DER DISKUSSION** 35 ------------------------------------------------------ 36 37 » Wird die transatlantische Handels- und 38 Investitionspartnerschaft «TTIP» tatsächlich zu einem 39 tiefgreifenden Wirtschaftswachstum und einem generellen 40 Wohlstandszuwachs in allen Bevölkerungsschichten führen, 41 oder bedient der Freihandel nur die Partikularinteressen 42 ressourcenstarker Unternehmen? 43 » Werden sich europäische Schutzstandards und Handelsregeln 44 ihrem US-amerikanischen Gegenüber anpassen müssen und 45 dadurch europäische Schutzniveaus gesenkt? 46 » Stellen die intransparente Verhandlungsführung und 47 etwaige Investitionsschutzklauseln einen Widerspruch oder 48 gar eine nachhaltige Gefährdung für gemeinsame europäische 49 Grundwerte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit dar? 50 51 52 **WAS SAGEN DIE BEFÜRWORTER?** 53 -------------------------------------------------------- 54 Vor allem die an Publixphere übersandten Stellungnahmen der 55 Bundestagsabgeordneten Joachim Pfeiffer und Peter Beyer 56 (beide CDU/CSU), sowie die vom Bundesverband der deutschen 57 Industrie dargelegte Position zu TTIP versuchten mit einer 58 Hervorhebung der zu erwartenden positiven Aspekte einer 59 transat-lantischen Freihandelszone zu überzeugen: 60 61 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 62 » Demzufolge soll mit der Umsetzung des 63 Freihandelsabkommens auf beiden Seiten des Atlantiks ein 64 bedeutendes Wirtschaftswachstum einsetzen, das eine 65 deutlich positive Auswirkung auf die Arbeitsmärkte und den 66 allgemeinen Wohlstand haben würde. Der Abbau nichttarifärer 67 Han-delshemmnisse wurde dabei primär als Vorteil für kleine 68 und mittelständische Unternehmen dargestellt, da eine 69 Vereinheitlichung von Standards und Verfahren diesen den 70 Eintritt in den auslän-dischen Markt deutlich vereinfache. 71 72 *MINDESTSTANDARDS* 73 » In diesem Zusammenhang wurde auch festgehalten, dass 74 weder die Europäische Kommission noch die (deutsche) 75 Industrie ein Interesse an der Absenkung oder Umgehung 76 europäischer Min-deststandards habe. Sensible 77 Politikbereiche, wie Kulturgüter, audiovisuelle Dienste und 78 die Daseinsvorsorge würden nicht in das Verhandlungsmandat 79 der Europäischen Kommission fallen. Tatsächlich würde der 80 Abschluss von TTIP Europa die einmalige Gelegenheit bieten, 81 gemeinsam mit den USA Standards und Handelsregeln zu 82 entwickeln, und diese global durchzusetzen. Als 83 wirtschaftliches Gegenstück zur NATO, soll TTIP dazu 84 beitragen, den Wohlstand und die wirt-schaftlichen 85 Interessen von Europa und den Vereinigten Staaten 86 langfristig zu sichern und ge-meinsam stark gegenüber der 87 Konkurrenz aus China, Russland und Indien aufzutreten. 88 89 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 90 » In Hinblick auf den besonders umstrittenen 91 Investitionsschutz und der Übertragung der diesbe-züglichen 92 Gerichtsbarkeit auf Schiedsgerichte hob der Bundesverband 93 der deutschen Industrie hervor, dass bereits 131 von der 94 Bundesrepublik unterzeichnete völkerrechtliche Verträge 95 derartige Bestimmungen enthalten, und somit die 96 Verhandlungen zu TTIP Anlass bieten würden, existierende 97 Mechanismen weiterzuentwickeln und zu verbessern. 98 99 **WAS SAGEN DIE GEGNER?** 100 ------------------------------------------------- 101 Bei einer Vielzahl von DiskussionsteilnehmerInnen zeichnete 102 sich eine merkbare Skepsis gegenüber den bisher bekannten 103 Verhandlungsdetails ab, wobei negativen Aspekte sowohl an 104 der formellen Verhandlungsführung durch die Europäische 105 Kommission, als auch an der fingierbaren inhaltlichen 106 Gestaltung aufgezeigt wurde: 107 108 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 109 » Einzelne Diskutierende bezweifelten, dass das für die 110 Freihandelszone prognostizierte Wirt-schaftswachstum 111 tatsächlich einen Mehrwert für die europäische 112 Allgemeinheit bringen könne. Vielmehr wurde argumentiert, 113 dass der Freihandel vor allem Großkonzernen und Investoren 114 dienlich sei, und TTIP in einer Kapitalverschiebung nach 115 oben resultieren könnte; die Vorteile für den/die 116 einzelne(n) EU-BürgerIn würden andererseits nur marginal 117 spürbar werden. Unter Berufung auf bekannte 118 Fehlentwicklungen nach Inkrafttreten des nordamerikanischen 119 Freihandelsabkommens NAFTA postulierte Stefan Leibold von 120 attac Münster, dass der durch TTIP erweiterte Markt – wider 121 den obengenannten Prognosen – kleinen und mittelständischen 122 Unternehmen langfristig eher Schaden als Nutzen zufügen 123 könnte. 124 125 *MINDESTSTANDARDS* 126 » In Hinblick auf den Abbau nichttarifärer Handelshemnisse 127 monierten einige UserInnen, dass die Harmonisierung von 128 Marktregeln zu einer Aushöhlung der jeweils höheren 129 Mindeststandards führen könnte, was damit untermauert 130 wurde, dass in den Verhandlungen zu TTIP durch die 131 Einbeziehung von Großkonzernen und Investoren ein 132 unverhältnismäßige Überrepräsentation von Handelsinteressen 133 gegenüber KonsumentInneninteressen bestünde. Hierzu mahnte 134 Timo Wans von den JEF Trier, dass bei einer etwaigen 135 Aushebelung von demokratisch beschlossenen Marktregeln ohne 136 Einbeziehung von Zivilgesellschaft und Legislativorganen 137 große Zweifel am Demokra-tieverständnis der Europäischen 138 Kommission entstehen sollten. 139 140 » Ebenso wurde von einigen ForistInnen hinterfragt, ob eine 141 verbindliche Harmonisierung von Standards und Verfahren im 142 denn überhaupt notwendig sei, oder ob die regulative 143 Ausstrahlung der Europäischen Union als führende 144 Volkswirtschaft nicht ohnehin stark genug sei, um globale 145 Richtmaße zu setzen. 146 147 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 148 » Von einer bemerkenswert großen Zahl an 149 DiskussionsteilnehmerInnen wurde die Übertragung von 150 Investitionsstreitigkeiten auf Schiedsgerichte als, in 151 Bezug auf deren Vereinbarkeit mit rechts-staatlichen 152 Erfordernissen, bedenklich kritisiert, wobei mehrfach 153 festgehalten wurde, dass der ei-gentliche Zweck derartiger 154 Bestimmungen in der Sicherstellung des Rechtswegs in 155 Staaten mit einem nach westlichem Verständnis 156 unzureichenden Justizwesen läge; im Falle von TTIP bestehe 157 daher kein Bedarf an derartigen Vereinbarungen. 158 159 » Ebenso kritisiert wurden auch die mangelnde Transparenz 160 und die Geheimhaltung der Verhand-lungen zu TTIP, sowie 161 der Ausschluss des Europäischen Parlaments, nationaler 162 Legislativorgane und NGOs aus ebendiesen. Als Mahnung 163 dahingehend, dass sich das Europäische Parlament dieses 164 Mitspracherecht nicht ungestraft entziehen lassen würde, 165 wurde in diesem Zusammenhang die 2013 gescheiterte 166 Ratifizierung von ACTA erwähnt. 167 168 » Laut Stefan Leibold von attac Münster würde eine 169 Aushöhlung der parlamentarischen Demokra-tie nicht nur 170 während der Verhandlungen bestehen, sondern mit dem 171 Inkrafttreten von TTIP auch weiter perpetuiert werden: 172 Gesetzesinitiativen müssten frühzeitig auf ihre 173 Vereinbarkeit mit dem transatlantischen Handel überprüft 174 werden, was eine vertiefte Einbindung von Konzernen, 175 Investoren und deren Lobbys zur Folge haben könnte. 176 177 **ERGÄNZENDE PERSPEKTIVEN** 178 ------------------------------------------------------ 179 In den Diskussionen wurden zudem einige Aspekte 180 angesprochen, die nicht unbedingt eine Wertung von 181 Verfahren oder Inhalt des geplanten Freihandelsabkommens 182 darstellten, sondern von UserInnen als diskursrelevant 183 erachtete ergänzende Perspektiven aufzeigten. 184 185 » Demnach wurde von Publixphere-Userin Kathrin darauf 186 hingewiesen, dass TTIP nicht das erste von der Europäischen 187 Kommission verhandelte Freihandelsabkommen sei: CETA, der 188 Freihandelsvertrag zwischen den Staaten der Europäischen 189 Union und Kanada, das eine Art Vorbildfunktion für TTIP 190 übernehmen soll, sei beinahe fertig verhandelt. 191 192 » Die (ehemalige) Europaabgeordnete Nadja Hirsch von der 193 FDP sprach sich auf Publixphere grund-sätzlich für die 194 Einrichtung einer transatlantischen Freihandelszone aus. 195 Dabei wies sie jedoch daraufhin, dass ein diesbezügliches 196 Abkommen nur Zug um Zug mit einem Datenschutzabkommen 197 verhandelt werden dürfe, da sich im Kontext des TTIP eine 198 einmalige Gelegenheit für die EU böte, ihre Forderungen im 199 Bereich des Datenschutzes durchzusetzen. 200 201 » Im Rahmen der Debatte um die geheime Verhandlungsführung 202 zu TTIP wurde von Publixsphere-UserIn Arebentisch darauf 203 hingewiesen, dass die mangelnde Transparenz der 204 Verhandlungen zumindest teilweise auf die veralteten 205 europarechtlichen Bestimmungen über den Zugang zu 206 Do-kumenten zurückzuführen sei; die aktuelle Verordnung sei 207 nicht mit den, seit dem Vertrag von Lissabon erweiterten, 208 Unionsbürgerrechten vereinbar, weswegen ein dringender 209 Handlungsbedarf seitens des europäischen Gesetzgebers 210 bestehe. » Hintergründe zu TTIP: Transparenz « 211 212 213 -
Zusammenfassung der TTIP-Diskussionen auf Publixphere
von admin, angelegt1 **«TTIP» BESCHÄFTIGT UNS NOCH LÄNGER!** 2 ------------------------------------------------------------ 3 ---------- 4 ------------------------------------------------------------5 ----------6 7 Seit Mitte letzten Jahres verhandeln die Europäische8 Kommission und die US-Bundesregierung ihre Prioritäten zur 9 Ausgestaltung der größten Freihandelszone der Welt – dem 10 Transatlantic Trade and Investment Partnership «TTIP» 11 zwischen EU und USA. » Hintergründe zu TTIP « 12 13 Da diesbezüglich nur wenig gesicherte Information durch die 14 Verhandlungspartner selbst an die Öffent-lichkeit gelangt, 15 stützt sich der mediale Diskurs hauptsächlich auf 16 spekulative Kennzahlen und polemi-sierende Schlagwörter: 17 Während politische Eliten beiderseits des Atlantiks die 18 Zubereitung eines bei-spiellosen Wirtschaftswachstums 19 versprechen, haben «Chlorhuhn» und «Genmais» so manch 20 einer/m BürgerIn schon vorsorglich den Appetit verdorben. » 21 Presseschau zu TTIP « 22 23 Auf unserer Partnerplattform widmete sich in den 24 vergangenen Wochen und Monaten eine bemerkenswerte Anzahl 25 von Foristinnen und Foristen, sowie diverse Akteure aus 26 Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft umstrittenen 27 Fragen zum Thema «TTIP». 28 Aufgrund des großen öffentlichen Interesses und der 29 weitreichenden Bedeutung eines transatlantischen 30 Freihandelsabkommes befasst sich der dritte Europäische 31 Salon mit ebendiesem Thema. Die folgende Zusammenfassung 32 soll dabei Anreize für kommende Diskussionen setzen. 33 34 **BRENNPUNKTE DER DISKUSSION** 35 ------------------------------------------------------ 36 37 » Wird die transatlantische Handels- und 38 Investitionspartnerschaft «TTIP» tatsächlich zu einem 39 tiefgreifenden Wirtschaftswachstum und einem generellen 40 Wohlstandszuwachs in allen Bevölkerungsschichten führen, 41 oder bedient der Freihandel nur die Partikularinteressen 42 ressourcenstarker Unternehmen? 43 » Werden sich europäische Schutzstandards und Handelsregeln 44 ihrem US-amerikanischen Gegenüber anpassen müssen und 45 dadurch europäische Schutzniveaus gesenkt? 46 » Stellen die intransparente Verhandlungsführung und 47 etwaige Investitionsschutzklauseln einen Widerspruch oder 48 gar eine nachhaltige Gefährdung für gemeinsame europäische 49 Grundwerte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit dar? 50 51 52 **WAS SAGEN DIE BEFÜRWORTER?** 53 -------------------------------------------------------- 54 Vor allem die an Publixphere übersandten Stellungnahmen der 55 Bundestagsabgeordneten Joachim Pfeiffer und Peter Beyer 56 (beide CDU/CSU), sowie die vom Bundesverband der deutschen 57 Industrie dargelegte Position zu TTIP versuchten mit einer 58 Hervorhebung der zu erwartenden positiven Aspekte einer 59 transat-lantischen Freihandelszone zu überzeugen: 60 61 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 62 » Demzufolge soll mit der Umsetzung des 63 Freihandelsabkommens auf beiden Seiten des Atlantiks ein 64 bedeutendes Wirtschaftswachstum einsetzen, das eine 65 deutlich positive Auswirkung auf die Arbeitsmärkte und den 66 allgemeinen Wohlstand haben würde. Der Abbau nichttarifärer 67 Han-delshemmnisse wurde dabei primär als Vorteil für kleine 68 und mittelständische Unternehmen dargestellt, da eine 69 Vereinheitlichung von Standards und Verfahren diesen den 70 Eintritt in den auslän-dischen Markt deutlich vereinfache. 71 72 *MINDESTSTANDARDS* 73 » In diesem Zusammenhang wurde auch festgehalten, dass 74 weder die Europäische Kommission noch die (deutsche) 75 Industrie ein Interesse an der Absenkung oder Umgehung 76 europäischer Min-deststandards habe. Sensible 77 Politikbereiche, wie Kulturgüter, audiovisuelle Dienste und 78 die Daseinsvorsorge würden nicht in das Verhandlungsmandat 79 der Europäischen Kommission fallen. Tatsächlich würde der 80 Abschluss von TTIP Europa die einmalige Gelegenheit bieten, 81 gemeinsam mit den USA Standards und Handelsregeln zu 82 entwickeln, und diese global durchzusetzen. Als 83 wirtschaftliches Gegenstück zur NATO, soll TTIP dazu 84 beitragen, den Wohlstand und die wirt-schaftlichen 85 Interessen von Europa und den Vereinigten Staaten 86 langfristig zu sichern und ge-meinsam stark gegenüber der 87 Konkurrenz aus China, Russland und Indien aufzutreten. 88 89 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 90 » In Hinblick auf den besonders umstrittenen 91 Investitionsschutz und der Übertragung der diesbe-züglichen 92 Gerichtsbarkeit auf Schiedsgerichte hob der Bundesverband 93 der deutschen Industrie hervor, dass bereits 131 von der 94 Bundesrepublik unterzeichnete völkerrechtliche Verträge 95 derartige Bestimmungen enthalten, und somit die 96 Verhandlungen zu TTIP Anlass bieten würden, existierende 97 Mechanismen weiterzuentwickeln und zu verbessern. 98 99 **WAS SAGEN DIE GEGNER?** 100 ------------------------------------------------- 101 Bei einer Vielzahl von DiskussionsteilnehmerInnen zeichnete 102 sich eine merkbare Skepsis gegenüber den bisher bekannten 103 Verhandlungsdetails ab, wobei negativen Aspekte sowohl an 104 der formellen Verhandlungsführung durch die Europäische 105 Kommission, als auch an der fingierbaren inhaltlichen 106 Gestaltung aufgezeigt wurde: 107 108 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 109 » Einzelne Diskutierende bezweifelten, dass das für die 110 Freihandelszone prognostizierte Wirt-schaftswachstum 111 tatsächlich einen Mehrwert für die europäische 112 Allgemeinheit bringen könne. Vielmehr wurde argumentiert, 113 dass der Freihandel vor allem Großkonzernen und Investoren 114 dienlich sei, und TTIP in einer Kapitalverschiebung nach 115 oben resultieren könnte; die Vorteile für den/die 116 einzelne(n) EU-BürgerIn würden andererseits nur marginal 117 spürbar werden. Unter Berufung auf bekannte 118 Fehlentwicklungen nach Inkrafttreten des nordamerikanischen 119 Freihandelsabkommens NAFTA postulierte Stefan Leibold von 120 attac Münster, dass der durch TTIP erweiterte Markt – wider 121 den obengenannten Prognosen – kleinen und mittelständischen 122 Unternehmen langfristig eher Schaden als Nutzen zufügen 123 könnte. 124 125 *MINDESTSTANDARDS* 126 » In Hinblick auf den Abbau nichttarifärer Handelshemnisse 127 monierten einige UserInnen, dass die Harmonisierung von 128 Marktregeln zu einer Aushöhlung der jeweils höheren 129 Mindeststandards führen könnte, was damit untermauert 130 wurde, dass in den Verhandlungen zu TTIP durch die 131 Einbeziehung von Großkonzernen und Investoren ein 132 unverhältnismäßige Überrepräsentation von Handelsinteressen 133 gegenüber KonsumentInneninteressen bestünde. Hierzu mahnte 134 Timo Wans von den JEF Trier, dass bei einer etwaigen 135 Aushebelung von demokratisch beschlossenen Marktregeln ohne 136 Einbeziehung von Zivilgesellschaft und Legislativorganen 137 große Zweifel am Demokra-tieverständnis der Europäischen 138 Kommission entstehen sollten. 139 140 » Ebenso wurde von einigen ForistInnen hinterfragt, ob eine 141 verbindliche Harmonisierung von Standards und Verfahren im 142 denn überhaupt notwendig sei, oder ob die regulative 143 Ausstrahlung der Europäischen Union als führende 144 Volkswirtschaft nicht ohnehin stark genug sei, um globale 145 Richtmaße zu setzen. 146 147 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 148 » Von einer bemerkenswert großen Zahl an 149 DiskussionsteilnehmerInnen wurde die Übertragung von 150 Investitionsstreitigkeiten auf Schiedsgerichte als, in 151 Bezug auf deren Vereinbarkeit mit rechts-staatlichen 152 Erfordernissen, bedenklich kritisiert, wobei mehrfach 153 festgehalten wurde, dass der ei-gentliche Zweck derartiger 154 Bestimmungen in der Sicherstellung des Rechtswegs in 155 Staaten mit einem nach westlichem Verständnis 156 unzureichenden Justizwesen läge; im Falle von TTIP bestehe 157 daher kein Bedarf an derartigen Vereinbarungen. 158 159 » Ebenso kritisiert wurden auch die mangelnde Transparenz 160 und die Geheimhaltung der Verhand-lungen zu TTIP, sowie 161 der Ausschluss des Europäischen Parlaments, nationaler 162 Legislativorgane und NGOs aus ebendiesen. Als Mahnung 163 dahingehend, dass sich das Europäische Parlament die-ses 164 Mitspracherecht nicht ungestraft entziehen lassen würde, 165 wurde in diesem Zusammenhang die 2013 gescheiterte 166 Ratifizierung von ACTA erwähnt. 167 168 » Laut Stefan Leibold von attac Münster würde eine 169 Aushöhlung der parlamentarischen Demokra-tie nicht nur 170 während der Verhandlungen bestehen, sondern mit dem 171 Inkrafttreten von TTIP auch weiter perpetuiert werden: 172 Gesetzesinitiativen müssten frühzeitig auf ihre 173 Vereinbarkeit mit dem transatlantischen Handel überprüft 174 werden, was eine vertiefte Einbindung von Konzernen, 175 Inves-toren und deren Lobbys zur Folge haben könnte. 176 177 **ERGÄNZENDE PERSPEKTIVEN** 178 ------------------------------------------------------ 179 In den Diskussionen wurden zudem einige Aspekte 180 angesprochen, die nicht unbedingt eine Wertung von 181 Verfahren oder Inhalt des geplanten Freihandelsabkommens 182 darstellten, sondern von UserInnen als diskursrelevant 183 erachtete ergänzende Perspektiven aufzeigten. 184 185 » Demnach wurde von Publixphere-Userin Kathrin darauf 186 hingewiesen, dass TTIP nicht das erste von der Europäischen 187 Kommission verhandelte Freihandelsabkommen sei: CETA, der 188 Freihandels-vertrag zwischen den Staaten der Europäischen 189 Union und Kanada, das eine Art Vorbildfunktion für TTIP 190 übernehmen soll, sei beinahe fertig verhandelt. 191 192 » Die (ehemalige) Europaabgeordnete Nadja Hirsch von der 193 FDP sprach sich auf Publixphere grund-sätzlich für die 194 Einrichtung einer transatlantischen Freihandelszone aus. 195 Dabei wies sie jedoch daraufhin, dass ein diesbezügliches 196 Abkommen nur Zug um Zug mit einem Datenschutzabkommen 197 verhandelt werden dürfe, da sich im Kontext des TTIP eine 198 einmalige Gelegenheit für die EU böte, ihre Forderungen im 199 Bereich des Datenschutzes durchzusetzen. 200 201 » Im Rahmen der Debatte um die geheime Verhandlungsführung 202 zu TTIP wurde von Publixsphere-UserIn Arebentisch darauf 203 hingewiesen, dass die mangelnde Transparenz der 204 Verhandlungen zumindest teilweise auf die veralteten 205 europarechtlichen Bestimmungen über den Zugang zu 206 Do-kumenten zurückzuführen sei; die aktuelle Verordnung sei 207 nicht mit den, seit dem Vertrag von Lissabon erweiterten, 208 Unionsbürgerrechten vereinbar, weswegen ein dringender 209 Handlungsbedarf seitens des europäischen Gesetzgebers 210 bestehe. » Hintergründe zu TTIP: Transparenz « -
Zusammenfassung der TTIP-Diskussionen auf Publixphere
von admin, angelegt1 **«TTIP» BESCHÄFTIGT UNS NOCH LÄNGER!** 2 ------------------------------------------------------------ 3 ---------- 4 5 6 Seit Mitte letzten Jahres verhandeln die Europäische 7 Kommission und die US-Bundesregierung ihre Prioritäten zur 8 Ausgestaltung der größten Freihandelszone der Welt – dem 9 Transatlantic Trade and Investment Partnership «TTIP» 10 zwischen EU und USA. » Hintergründe zu TTIP « 11 12 Da diesbezüglich nur wenig gesicherte Information durch die 13 Verhandlungspartner selbst an die Öffent-lichkeit gelangt, 14 stützt sich der mediale Diskurs hauptsächlich auf 15 spekulative Kennzahlen und polemi-sierende Schlagwörter: 16 Während politische Eliten beiderseits des Atlantiks die 17 Zubereitung eines bei-spiellosen Wirtschaftswachstums 18 versprechen, haben «Chlorhuhn» und «Genmais» so manch 19 einer/m BürgerIn schon vorsorglich den Appetit verdorben. » 20 Presseschau zu TTIP « 21 22 Auf unserer Partnerplattform widmete sich in den 23 vergangenen Wochen und Monaten eine bemerkenswerte Anzahl 24 von Foristinnen und Foristen, sowie diverse Akteure aus 25 Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft umstrittenen 26 Fragen zum Thema «TTIP». 27 Aufgrund des großen öffentlichen Interesses und der 28 weitreichenden Bedeutung eines transatlantischen 29 Freihandelsabkommes befasst sich der dritte Europäische 30 Salon mit ebendiesem Thema. Die folgende Zusammenfassung 31 soll dabei Anreize für kommende Diskussionen setzen. 32 33 **BRENNPUNKTE DER DISKUSSION** 34 ------------------------------------------------------ 35 36 » Wird die transatlantische Handels- und 37 Investitionspartnerschaft «TTIP» tatsächlich zu einem 38 tiefgreifenden Wirtschaftswachstum und einem generellen 39 Wohlstandszuwachs in allen Bevölkerungsschichten führen, 40 oder bedient der Freihandel nur die Partikularinteressen 41 ressourcenstarker Unternehmen? 42 » Werden sich europäische Schutzstandards und Handelsregeln 43 ihrem US-amerikanischen Gegenüber anpassen müssen und 44 dadurch europäische Schutzniveaus gesenkt? 45 » Stellen die intransparente Verhandlungsführung und 46 etwaige Investitionsschutzklauseln einen Widerspruch oder 47 gar eine nachhaltige Gefährdung für gemeinsame europäische 48 Grundwerte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit dar? 49 50 51 **WAS SAGEN DIE BEFÜRWORTER?** 52 -------------------------------------------------------- 53 Vor allem die an Publixphere übersandten Stellungnahmen der 54 Bundestagsabgeordneten Joachim Pfeiffer und Peter Beyer 55 (beide CDU/CSU), sowie die vom Bundesverband der deutschen 56 Industrie dargelegte Position zu TTIP versuchten mit einer 57 Hervorhebung der zu erwartenden positiven Aspekte einer 58 transat-lantischen Freihandelszone zu überzeugen: 59 60 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 61 » Demzufolge soll mit der Umsetzung des 62 Freihandelsabkommens auf beiden Seiten des Atlantiks ein 63 bedeutendes Wirtschaftswachstum einsetzen, das eine 64 deutlich positive Auswirkung auf die Arbeitsmärkte und den 65 allgemeinen Wohlstand haben würde. Der Abbau nichttarifärer 66 Han-delshemmnisse wurde dabei primär als Vorteil für kleine 67 und mittelständische Unternehmen dargestellt, da eine 68 Vereinheitlichung von Standards und Verfahren diesen den 69 Eintritt in den auslän-dischen Markt deutlich vereinfache. 70 71 *MINDESTSTANDARDS* 72 » In diesem Zusammenhang wurde auch festgehalten, dass 73 weder die Europäische Kommission noch die (deutsche) 74 Industrie ein Interesse an der Absenkung oder Umgehung 75 europäischer Min-deststandards habe. Sensible 76 Politikbereiche, wie Kulturgüter, audiovisuelle Dienste und 77 die Daseinsvorsorge würden nicht in das Verhandlungsmandat 78 der Europäischen Kommission fallen. Tatsächlich würde der 79 Abschluss von TTIP Europa die einmalige Gelegenheit bieten, 80 gemeinsam mit den USA Standards und Handelsregeln zu 81 entwickeln, und diese global durchzusetzen. Als 82 wirtschaftliches Gegenstück zur NATO, soll TTIP dazu 83 beitragen, den Wohlstand und die wirt-schaftlichen 84 Interessen von Europa und den Vereinigten Staaten 85 langfristig zu sichern und ge-meinsam stark gegenüber der 86 Konkurrenz aus China, Russland und Indien aufzutreten. 87 88 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 89 » In Hinblick auf den besonders umstrittenen 90 Investitionsschutz und der Übertragung der diesbe-züglichen 91 Gerichtsbarkeit auf Schiedsgerichte hob der Bundesverband 92 der deutschen Industrie hervor, dass bereits 131 von der 93 Bundesrepublik unterzeichnete völkerrechtliche Verträge 94 derartige Bestimmungen enthalten, und somit die 95 Verhandlungen zu TTIP Anlass bieten würden, existierende 96 Mechanismen weiterzuentwickeln und zu verbessern. 97 98 **WAS SAGEN DIE GEGNER?** 99 ------------------------------------------------- 100 Bei einer Vielzahl von DiskussionsteilnehmerInnen zeichnete 101 sich eine merkbare Skepsis gegenüber den bisher bekannten 102 Verhandlungsdetails ab, wobei negativen Aspekte sowohl an 103 der formellen Verhandlungsführung durch die Europäische 104 Kommission, als auch an der fingierbaren inhaltlichen 105 Gestaltung aufgezeigt wurde: 106 107 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 108 » Einzelne Diskutierende bezweifelten, dass das für die 109 Freihandelszone prognostizierte Wirt-schaftswachstum 110 tatsächlich einen Mehrwert für die europäische 111 Allgemeinheit bringen könne. Vielmehr wurde argumentiert, 112 dass der Freihandel vor allem Großkonzernen und Investoren 113 dienlich sei, und TTIP in einer Kapitalverschiebung nach 114 oben resultieren könnte; die Vorteile für den/die 115 einzelne(n) EU-BürgerIn würden andererseits nur marginal 116 spürbar werden. Unter Berufung auf bekannte 117 Fehlentwicklungen nach Inkrafttreten des nordamerikanischen 118 Freihandelsabkommens NAFTA postulierte Stefan Leibold von 119 attac Münster, dass der durch TTIP erweiterte Markt – wider 120 den obengenannten Prognosen – kleinen und mittelständischen 121 Unternehmen langfristig eher Schaden als Nutzen zufügen 122 könnte. 123 124 *MINDESTSTANDARDS* 125 » In Hinblick auf den Abbau nichttarifärer Handelshemnisse 126 monierten einige UserInnen, dass die Harmonisierung von 127 Marktregeln zu einer Aushöhlung der jeweils höheren 128 Mindeststandards führen könnte, was damit untermauert 129 wurde, dass in den Verhandlungen zu TTIP durch die 130 Einbeziehung von Großkonzernen und Investoren ein 131 unverhältnismäßige Überrepräsentation von Handelsinteressen 132 gegenüber KonsumentInneninteressen bestünde. Hierzu mahnte 133 Timo Wans von den JEF Trier, dass bei einer etwaigen 134 Aushebelung von demokratisch beschlossenen Marktregeln ohne 135 Einbeziehung von Zivilgesellschaft und Legislativorganen 136 große Zweifel am Demokra-tieverständnis der Europäischen 137 Kommission entstehen sollten. 138 139 » Ebenso wurde von einigen ForistInnen hinterfragt, ob eine 140 verbindliche Harmonisierung von Standards und Verfahren im 141 denn überhaupt notwendig sei, oder ob die regulative 142 Ausstrahlung der Europäischen Union als führende 143 Volkswirtschaft nicht ohnehin stark genug sei, um globale 144 Richtmaße zu setzen. 145 146 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 147 » Von einer bemerkenswert großen Zahl an 148 DiskussionsteilnehmerInnen wurde die Übertragung von 149 Investitionsstreitigkeiten auf Schiedsgerichte als, in 150 Bezug auf deren Vereinbarkeit mit rechts-staatlichen 151 Erfordernissen, bedenklich kritisiert, wobei mehrfach 152 festgehalten wurde, dass der ei-gentliche Zweck derartiger 153 Bestimmungen in der Sicherstellung des Rechtswegs in 154 Staaten mit einem nach westlichem Verständnis 155 unzureichenden Justizwesen läge; im Falle von TTIP bestehe 156 daher kein Bedarf an derartigen Vereinbarungen. 157 158 » Ebenso kritisiert wurden auch die mangelnde Transparenz 159 und die Geheimhaltung der Verhand-lungen zu TTIP, sowie 160 der Ausschluss des Europäischen Parlaments, nationaler 161 Legislativorgane und NGOs aus ebendiesen. Als Mahnung 162 dahingehend, dass sich das Europäische Parlament die-ses 163 Mitspracherecht nicht ungestraft entziehen lassen würde, 164 wurde in diesem Zusammenhang die 2013 gescheiterte 165 Ratifizierung von ACTA erwähnt. 166 167 » Laut Stefan Leibold von attac Münster würde eine 168 Aushöhlung der parlamentarischen Demokra-tie nicht nur 169 während der Verhandlungen bestehen, sondern mit dem 170 Inkrafttreten von TTIP auch weiter perpetuiert werden: 171 Gesetzesinitiativen müssten frühzeitig auf ihre 172 Vereinbarkeit mit dem transatlantischen Handel überprüft 173 werden, was eine vertiefte Einbindung von Konzernen, 174 Inves-toren und deren Lobbys zur Folge haben könnte. 175 176 **ERGÄNZENDE PERSPEKTIVEN** 177 ------------------------------------------------------ 178 In den Diskussionen wurden zudem einige Aspekte 179 angesprochen, die nicht unbedingt eine Wertung von 180 Verfahren oder Inhalt des geplanten Freihandelsabkommens 181 darstellten, sondern von UserInnen als diskursrelevant 182 erachtete ergänzende Perspektiven aufzeigten. 183 184 » Demnach wurde von Publixphere-Userin Kathrin darauf 185 hingewiesen, dass TTIP nicht das erste von der Europäischen 186 Kommission verhandelte Freihandelsabkommen sei: CETA, der 187 Freihandels-vertrag zwischen den Staaten der Europäischen 188 Union und Kanada, das eine Art Vorbildfunktion für TTIP 189 übernehmen soll, sei beinahe fertig verhandelt. 190 191 » Die (ehemalige) Europaabgeordnete Nadja Hirsch von der 192 FDP sprach sich auf Publixphere grund-sätzlich für die 193 Einrichtung einer transatlantischen Freihandelszone aus. 194 Dabei wies sie jedoch daraufhin, dass ein diesbezügliches 195 Abkommen nur Zug um Zug mit einem Datenschutzabkommen 196 verhandelt werden dürfe, da sich im Kontext des TTIP eine 197 einmalige Gelegenheit für die EU böte, ihre Forderungen im 198 Bereich des Datenschutzes durchzusetzen. 199 200 » Im Rahmen der Debatte um die geheime Verhandlungsführung 201 zu TTIP wurde von Publixsphere-UserIn Arebentisch darauf 202 hingewiesen, dass die mangelnde Transparenz der 203 Verhandlungen zumindest teilweise auf die veralteten 204 europarechtlichen Bestimmungen über den Zugang zu 205 Do-kumenten zurückzuführen sei; die aktuelle Verordnung sei 206 nicht mit den, seit dem Vertrag von Lissabon erweiterten, 207 Unionsbürgerrechten vereinbar, weswegen ein dringender 208 Handlungsbedarf seitens des europäischen Gesetzgebers 209 bestehe. » Hintergründe zu TTIP: Transparenz « -
Zusammenfassung der TTIP-Diskussionen auf Publixphere
von admin, angelegt1 **«TTIP» BESCHÄFTIGT UNS NOCH LÄNGER!** 2 ------------------------------------------------------------ 3 ---------- 4 5 *von Simon Wendelin Burger* 6 7 Seit Mitte letzten Jahres verhandeln die Europäische 8 Kommission und die US-Bundesregierung ihre Prioritäten zur 9 Ausgestaltung der größten Freihandelszone der Welt – dem 10 Transatlantic Trade and Investment Partnership «TTIP» 11 zwischen EU und USA. » Hintergründe zu TTIP « 12 13 Da diesbezüglich nur wenig gesicherte Information durch die 14 Verhandlungspartner selbst an die Öffentlichkeit gelangt, 15 stützt sich der mediale Diskurs hauptsächlich auf 16 spekulative Kennzahlen und polemi-sierende Schlagwörter: 17 Während politische Eliten beiderseits des Atlantiks die 18 Zubereitung eines beispiellosen Wirtschaftswachstums 19 versprechen, haben «Chlorhuhn» und «Genmais» so manch 20 einer/m BürgerIn schon vorsorglich den Appetit verdorben. » 21 Presseschau zu TTIP « 22 23 Auf unserer Partnerplattform widmete sich in den 24 vergangenen Wochen und Monaten eine bemerkenswerte Anzahl 25 von Foristinnen und Foristen, sowie diverse Akteure aus 26 Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft umstrittenen 27 Fragen zum Thema «TTIP». 28 Aufgrund des großen öffentlichen Interesses und der 29 weitreichenden Bedeutung eines transatlantischen 30 Freihandelsabkommes befasst sich der dritte Europäische 31 Salon mit ebendiesem Thema. Die folgende Zusammenfassung 32 soll dabei Anreize für kommende Diskussionen setzen. 33 34 **BRENNPUNKTE DER DISKUSSION** 35 ------------------------------------------------------ 36 37 » Wird die transatlantische Handels- und 38 Investitionspartnerschaft «TTIP» tatsächlich zu einem 39 tiefgreifenden Wirtschaftswachstum und einem generellen 40 Wohlstandszuwachs in allen Bevölkerungsschichten führen, 41 oder bedient der Freihandel nur die Partikularinteressen 42 ressourcenstarker Unternehmen? 43 » Werden sich europäische Schutzstandards und Handelsregeln 44 ihrem US-amerikanischen Gegenüber anpassen müssen und 45 dadurch europäische Schutzniveaus gesenkt? 46 » Stellen die intransparente Verhandlungsführung und 47 etwaige Investitionsschutzklauseln einen Widerspruch oder 48 gar eine nachhaltige Gefährdung für gemeinsame europäische 49 Grundwerte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit dar? 50 51 52 **WAS SAGEN DIE BEFÜRWORTER?** 53 -------------------------------------------------------- 54 Vor allem die an Publixphere übersandten Stellungnahmen der 55 Bundestagsabgeordneten Joachim Pfeiffer und Peter Beyer 56 (beide CDU/CSU), sowie die vom Bundesverband der deutschen 57 Industrie dargelegte Position zu TTIP versuchten mit einer 58 Hervorhebung der zu erwartenden positiven Aspekte einer 59 transat-lantischen Freihandelszone zu überzeugen: 60 61 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 62 » Demzufolge soll mit der Umsetzung des 63 Freihandelsabkommens auf beiden Seiten des Atlantiks ein 64 bedeutendes Wirtschaftswachstum einsetzen, das eine 65 deutlich positive Auswirkung auf die Arbeitsmärkte und den 66 allgemeinen Wohlstand haben würde. Der Abbau nichttarifärer 67 Han-delshemmnisse wurde dabei primär als Vorteil für kleine 68 und mittelständische Unternehmen dargestellt, da eine 69 Vereinheitlichung von Standards und Verfahren diesen den 70 Eintritt in den auslän-dischen Markt deutlich vereinfache. 71 72 *MINDESTSTANDARDS* 73 » In diesem Zusammenhang wurde auch festgehalten, dass 74 weder die Europäische Kommission noch die (deutsche) 75 Industrie ein Interesse an der Absenkung oder Umgehung 76 europäischer Min-deststandards habe. Sensible 77 Politikbereiche, wie Kulturgüter, audiovisuelle Dienste und 78 die Daseinsvorsorge würden nicht in das Verhandlungsmandat 79 der Europäischen Kommission fallen. Tatsächlich würde der 80 Abschluss von TTIP Europa die einmalige Gelegenheit bieten, 81 gemeinsam mit den USA Standards und Handelsregeln zu 82 entwickeln, und diese global durchzusetzen. Als 83 wirtschaftliches Gegenstück zur NATO, soll TTIP dazu 84 beitragen, den Wohlstand und die wirt-schaftlichen 85 Interessen von Europa und den Vereinigten Staaten 86 langfristig zu sichern und ge-meinsam stark gegenüber der 87 Konkurrenz aus China, Russland und Indien aufzutreten. 88 89 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 90 » In Hinblick auf den besonders umstrittenen 91 Investitionsschutz und der Übertragung der diesbe-züglichen 92 Gerichtsbarkeit auf Schiedsgerichte hob der Bundesverband 93 der deutschen Industrie hervor, dass bereits 131 von der 94 Bundesrepublik unterzeichnete völkerrechtliche Verträge 95 derartige Bestimmungen enthalten, und somit die 96 Verhandlungen zu TTIP Anlass bieten würden, existierende 97 Mechanismen weiterzuentwickeln und zu verbessern. 98 99 **WAS SAGEN DIE GEGNER?** 100 ------------------------------------------------- 101 Bei einer Vielzahl von DiskussionsteilnehmerInnen zeichnete 102 sich eine merkbare Skepsis gegenüber den bisher bekannten 103 Verhandlungsdetails ab, wobei negativen Aspekte sowohl an 104 der formellen Verhandlungsführung durch die Europäische 105 Kommission, als auch an der fingierbaren inhaltlichen 106 Gestaltung aufgezeigt wurde: 107 108 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 109 » Einzelne Diskutierende bezweifelten, dass das für die 110 Freihandelszone prognostizierte Wirt-schaftswachstum 111 tatsächlich einen Mehrwert für die europäische 112 Allgemeinheit bringen könne. Vielmehr wurde argumentiert, 113 dass der Freihandel vor allem Großkonzernen und Investoren 114 dienlich sei, und TTIP in einer Kapitalverschiebung nach 115 oben resultieren könnte; die Vorteile für den/die 116 einzelne(n) EU-BürgerIn würden andererseits nur marginal 117 spürbar werden. Unter Berufung auf bekannte 118 Fehlentwicklungen nach Inkrafttreten des nordamerikanischen 119 Freihandelsabkommens NAFTA postulierte Stefan Leibold von 120 attac Münster, dass der durch TTIP erweiterte Markt – wider 121 den obengenannten Prognosen – kleinen und mittelständischen 122 Unternehmen langfristig eher Schaden als Nutzen zufügen 123 könnte. 124 125 *MINDESTSTANDARDS* 126 » In Hinblick auf den Abbau nichttarifärer Handelshemnisse 127 monierten einige UserInnen, dass die Harmonisierung von 128 Marktregeln zu einer Aushöhlung der jeweils höheren 129 Mindeststandards führen könnte, was damit untermauert 130 wurde, dass in den Verhandlungen zu TTIP durch die 131 Einbeziehung von Großkonzernen und Investoren ein 132 unverhältnismäßige Überrepräsentation von Handelsinteressen 133 gegenüber KonsumentInneninteressen bestünde. Hierzu mahnte 134 Timo Wans von den JEF Trier, dass bei einer etwaigen 135 Aushebelung von demokratisch beschlossenen Marktregeln ohne 136 Einbeziehung von Zivilgesellschaft und Legislativorganen 137 große Zweifel am Demokra-tieverständnis der Europäischen 138 Kommission entstehen sollten. 139 140 » Ebenso wurde von einigen ForistInnen hinterfragt, ob eine 141 verbindliche Harmonisierung von Standards und Verfahren im 142 denn überhaupt notwendig sei, oder ob die regulative 143 Ausstrahlung der Europäischen Union als führende 144 Volkswirtschaft nicht ohnehin stark genug sei, um globale 145 Richtmaße zu setzen. 146 147 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 148 » Von einer bemerkenswert großen Zahl an 149 DiskussionsteilnehmerInnen wurde die Übertragung von 150 Investitionsstreitigkeiten auf Schiedsgerichte als, in 151 Bezug auf deren Vereinbarkeit mit rechts-staatlichen 152 Erfordernissen, bedenklich kritisiert, wobei mehrfach 153 festgehalten wurde, dass der ei-gentliche Zweck derartiger 154 Bestimmungen in der Sicherstellung des Rechtswegs in 155 Staaten mit einem nach westlichem Verständnis 156 unzureichenden Justizwesen läge; im Falle von TTIP bestehe 157 daher kein Bedarf an derartigen Vereinbarungen. 158 159 » Ebenso kritisiert wurden auch die mangelnde Transparenz 160 und die Geheimhaltung der Verhand-lungen zu TTIP, sowie 161 der Ausschluss des Europäischen Parlaments, nationaler 162 Legislativorgane und NGOs aus ebendiesen. Als Mahnung 163 dahingehend, dass sich das Europäische Parlament dieses 164 Mitspracherecht nicht ungestraft entziehen lassen würde, 165 wurde in diesem Zusammenhang die 2013 gescheiterte 166 Ratifizierung von ACTA erwähnt. 167 168 » Laut Stefan Leibold von attac Münster würde eine 169 Aushöhlung der parlamentarischen Demokra-tie nicht nur 170 während der Verhandlungen bestehen, sondern mit dem 171 Inkrafttreten von TTIP auch weiter perpetuiert werden: 172 Gesetzesinitiativen müssten frühzeitig auf ihre 173 Vereinbarkeit mit dem transatlantischen Handel überprüft 174 werden, was eine vertiefte Einbindung von Konzernen, 175 Investoren und deren Lobbys zur Folge haben könnte. 176 177 **ERGÄNZENDE PERSPEKTIVEN** 178 ------------------------------------------------------ 179 In den Diskussionen wurden zudem einige Aspekte 180 angesprochen, die nicht unbedingt eine Wertung von 181 Verfahren oder Inhalt des geplanten Freihandelsabkommens 182 darstellten, sondern von UserInnen als diskursrelevant 183 erachtete ergänzende Perspektiven aufzeigten. 184 185 » Demnach wurde von Publixphere-Userin Kathrin darauf 186 hingewiesen, dass TTIP nicht das erste von der Europäischen 187 Kommission verhandelte Freihandelsabkommen sei: CETA, der 188 Freihandelsvertrag zwischen den Staaten der Europäischen 189 Union und Kanada, das eine Art Vorbildfunktion für TTIP 190 übernehmen soll, sei beinahe fertig verhandelt. 191 192 » Die (ehemalige) Europaabgeordnete Nadja Hirsch von der 193 FDP sprach sich auf Publixphere grund-sätzlich für die 194 Einrichtung einer transatlantischen Freihandelszone aus. 195 Dabei wies sie jedoch daraufhin, dass ein diesbezügliches 196 Abkommen nur Zug um Zug mit einem Datenschutzabkommen 197 verhandelt werden dürfe, da sich im Kontext des TTIP eine 198 einmalige Gelegenheit für die EU böte, ihre Forderungen im 199 Bereich des Datenschutzes durchzusetzen. 200 201 » Im Rahmen der Debatte um die geheime Verhandlungsführung 202 zu TTIP wurde von Publixsphere-UserIn Arebentisch darauf 203 hingewiesen, dass die mangelnde Transparenz der 204 Verhandlungen zumindest teilweise auf die veralteten 205 europarechtlichen Bestimmungen über den Zugang zu 206 Do-kumenten zurückzuführen sei; die aktuelle Verordnung sei 207 nicht mit den, seit dem Vertrag von Lissabon erweiterten, 208 Unionsbürgerrechten vereinbar, weswegen ein dringender 209 Handlungsbedarf seitens des europäischen Gesetzgebers 210 bestehe. » Hintergründe zu TTIP: Transparenz « -
Zusammenfassung der TTIP-Diskussionen auf Publixphere
von admin, angelegt1 **«TTIP» BESCHÄFTIGT UNS NOCH LÄNGER!** 2 ------------------------------------------------------------ 3 ---------- 4 5 *von Simon Wendelin Burger* 6 7 Seit Mitte letzten Jahres verhandeln die Europäische 8 Kommission und die US-Bundesregierung ihre Prioritäten zur 9 Ausgestaltung der größten Freihandelszone der Welt – dem 10 Transatlantic Trade and Investment Partnership «TTIP» 11 zwischen EU und USA. » Hintergründe zu TTIP « 12 13 Da diesbezüglich nur wenig gesicherte Information durch die 14 Verhandlungspartner selbst an die Öffentlichkeit gelangt, 15 stützt sich der mediale Diskurs hauptsächlich auf 16 spekulative Kennzahlen und polemi-sierende Schlagwörter: 17 Während politische Eliten beiderseits des Atlantiks die 18 Zubereitung eines beispiellosen Wirtschaftswachstums 19 versprechen, haben «Chlorhuhn» und «Genmais» so manch 20 einer/m BürgerIn schon vorsorglich den Appetit verdorben. » 21 Presseschau zu TTIP « 22 23 Auf unserer Partnerplattform widmete sich in den 24 vergangenen Wochen und Monaten eine bemerkenswerte Anzahl 25 von Foristinnen und Foristen, sowie diverse Akteure aus 26 Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft umstrittenen 27 Fragen zum Thema «TTIP». 28 Aufgrund des großen öffentlichen Interesses und der 29 weitreichenden Bedeutung eines transatlantischen 30 Freihandelsabkommes befasst sich der dritte Europäische 31 Salon mit ebendiesem Thema. Die folgende Zusammenfassung 32 soll dabei Anreize für kommende Diskussionen setzen. 33 34 **BRENNPUNKTE DER DISKUSSION** 35 ------------------------------------------------------ 36 37 » Wird die transatlantische Handels- und 38 Investitionspartnerschaft «TTIP» tatsächlich zu einem 39 tiefgreifenden Wirtschaftswachstum und einem generellen 40 Wohlstandszuwachs in allen Bevölkerungsschichten führen, 41 oder bedient der Freihandel nur die Partikularinteressen 42 ressourcenstarker Unternehmen? 43 » Werden sich europäische Schutzstandards und Handelsregeln 44 ihrem US-amerikanischen Gegenüber anpassen müssen und 45 dadurch europäische Schutzniveaus gesenkt? 46 » Stellen die intransparente Verhandlungsführung und 47 etwaige Investitionsschutzklauseln einen Widerspruch oder 48 gar eine nachhaltige Gefährdung für gemeinsame europäische 49 Grundwerte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit dar? 50 51 52 **WAS SAGEN DIE BEFÜRWORTER?** 53 -------------------------------------------------------- 54 Vor allem die an Publixphere übersandten Stellungnahmen der 55 Bundestagsabgeordneten Joachim Pfeiffer und Peter Beyer 56 (beide CDU/CSU), sowie die vom Bundesverband der deutschen 57 Industrie dargelegte Position zu TTIP versuchten mit einer 58 Hervorhebung der zu erwartenden positiven Aspekte einer 59 transat-lantischen Freihandelszone zu überzeugen: 60 61 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 62 » Demzufolge soll mit der Umsetzung des 63 Freihandelsabkommens auf beiden Seiten des Atlantiks ein 64 bedeutendes Wirtschaftswachstum einsetzen, das eine 65 deutlich positive Auswirkung auf die Arbeitsmärkte und den 66 allgemeinen Wohlstand haben würde. Der Abbau nichttarifärer 67 Han-delshemmnisse wurde dabei primär als Vorteil für kleine 68 und mittelständische Unternehmen dargestellt, da eine 69 Vereinheitlichung von Standards und Verfahren diesen den 70 Eintritt in den auslän-dischen Markt deutlich vereinfache. 71 72 *MINDESTSTANDARDS* 73 » In diesem Zusammenhang wurde auch festgehalten, dass 74 weder die Europäische Kommission noch die (deutsche) 75 Industrie ein Interesse an der Absenkung oder Umgehung 76 europäischer Min-deststandards habe. Sensible 77 Politikbereiche, wie Kulturgüter, audiovisuelle Dienste und 78 die Daseinsvorsorge würden nicht in das Verhandlungsmandat 79 der Europäischen Kommission fallen. Tatsächlich würde der 80 Abschluss von TTIP Europa die einmalige Gelegenheit bieten, 81 gemeinsam mit den USA Standards und Handelsregeln zu 82 entwickeln, und diese global durchzusetzen. Als 83 wirtschaftliches Gegenstück zur NATO, soll TTIP dazu 84 beitragen, den Wohlstand und die wirt-schaftlichen 85 Interessen von Europa und den Vereinigten Staaten 86 langfristig zu sichern und ge-meinsam stark gegenüber der 87 Konkurrenz aus China, Russland und Indien aufzutreten. 88 89 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 90 » In Hinblick auf den besonders umstrittenen 91 Investitionsschutz und der Übertragung der diesbe-züglichen 92 Gerichtsbarkeit auf Schiedsgerichte hob der Bundesverband 93 der deutschen Industrie hervor, dass bereits 131 von der 94 Bundesrepublik unterzeichnete völkerrechtliche Verträge 95 derartige Bestimmungen enthalten, und somit die 96 Verhandlungen zu TTIP Anlass bieten würden, existierende 97 Mechanismen weiterzuentwickeln und zu verbessern. 98 99 **WAS SAGEN DIE GEGNER?** 100 ------------------------------------------------- 101 Bei einer Vielzahl von DiskussionsteilnehmerInnen zeichnete 102 sich eine merkbare Skepsis gegenüber den bisher bekannten 103 Verhandlungsdetails ab, wobei negativen Aspekte sowohl an 104 der formellen Verhandlungsführung durch die Europäische 105 Kommission, als auch an der fingierbaren inhaltlichen 106 Gestaltung aufgezeigt wurde: 107 108 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 109 » Einzelne Diskutierende bezweifelten, dass das für die 110 Freihandelszone prognostizierte Wirt-schaftswachstum 111 tatsächlich einen Mehrwert für die europäische 112 Allgemeinheit bringen könne. Vielmehr wurde argumentiert, 113 dass der Freihandel vor allem Großkonzernen und Investoren 114 dienlich sei, und TTIP in einer Kapitalverschiebung nach 115 oben resultieren könnte; die Vorteile für den/die 116 einzelne(n) EU-BürgerIn würden andererseits nur marginal 117 spürbar werden. Unter Berufung auf bekannte 118 Fehlentwicklungen nach Inkrafttreten des nordamerikanischen 119 Freihandelsabkommens NAFTA postulierte Stefan Leibold von 120 attac Münster, dass der durch TTIP erweiterte Markt – wider 121 den obengenannten Prognosen – kleinen und mittelständischen 122 Unternehmen langfristig eher Schaden als Nutzen zufügen 123 könnte. 124 125 *MINDESTSTANDARDS* 126 » In Hinblick auf den Abbau nichttarifärer Handelshemnisse 127 monierten einige UserInnen, dass die Harmonisierung von 128 Marktregeln zu einer Aushöhlung der jeweils höheren 129 Mindeststandards führen könnte, was damit untermauert 130 wurde, dass in den Verhandlungen zu TTIP durch die 131 Einbeziehung von Großkonzernen und Investoren ein 132 unverhältnismäßige Überrepräsentation von Handelsinteressen 133 gegenüber KonsumentInneninteressen bestünde. Hierzu mahnte 134 Timo Wans von den JEF Trier, dass bei einer etwaigen 135 Aushebelung von demokratisch beschlossenen Marktregeln ohne 136 Einbeziehung von Zivilgesellschaft und Legislativorganen 137 große Zweifel am Demokra-tieverständnis der Europäischen 138 Kommission entstehen sollten. 139 140 » Ebenso wurde von einigen ForistInnen hinterfragt, ob eine 141 verbindliche Harmonisierung von Standards und Verfahren im 142 denn überhaupt notwendig sei, oder ob die regulative 143 Ausstrahlung der Europäischen Union als führende 144 Volkswirtschaft nicht ohnehin stark genug sei, um globale 145 Richtmaße zu setzen. 146 147 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 148 » Von einer bemerkenswert großen Zahl an 149 DiskussionsteilnehmerInnen wurde die Übertragung von 150 Investitionsstreitigkeiten auf Schiedsgerichte als, in 151 Bezug auf deren Vereinbarkeit mit rechts-staatlichen 152 Erfordernissen, bedenklich kritisiert, wobei mehrfach 153 festgehalten wurde, dass der ei-gentliche Zweck derartiger 154 Bestimmungen in der Sicherstellung des Rechtswegs in 155 Staaten mit einem nach westlichem Verständnis 156 unzureichenden Justizwesen läge; im Falle von TTIP bestehe 157 daher kein Bedarf an derartigen Vereinbarungen. 158 159 » Ebenso kritisiert wurden auch die mangelnde Transparenz 160 und die Geheimhaltung der Verhand-lungen zu TTIP, sowie 161 der Ausschluss des Europäischen Parlaments, nationaler 162 Legislativorgane und NGOs aus ebendiesen. Als Mahnung 163 dahingehend, dass sich das Europäische Parlament dieses 164 Mitspracherecht nicht ungestraft entziehen lassen würde, 165 wurde in diesem Zusammenhang die 2013 gescheiterte 166 Ratifizierung von ACTA erwähnt. 167 168 » Laut Stefan Leibold von attac Münster würde eine 169 Aushöhlung der parlamentarischen Demokra-tie nicht nur 170 während der Verhandlungen bestehen, sondern mit dem 171 Inkrafttreten von TTIP auch weiter perpetuiert werden: 172 Gesetzesinitiativen müssten frühzeitig auf ihre 173 Vereinbarkeit mit dem transatlantischen Handel überprüft 174 werden, was eine vertiefte Einbindung von Konzernen, 175 Investoren und deren Lobbys zur Folge haben könnte. 176 177 **ERGÄNZENDE PERSPEKTIVEN** 178 ------------------------------------------------------ 179 In den Diskussionen wurden zudem einige Aspekte 180 angesprochen, die nicht unbedingt eine Wertung von 181 Verfahren oder Inhalt des geplanten Freihandelsabkommens 182 darstellten, sondern von UserInnen als diskursrelevant 183 erachtete ergänzende Perspektiven aufzeigten. 184 185 » Demnach wurde von Publixphere-Userin Kathrin darauf 186 hingewiesen, dass TTIP nicht das erste von der Europäischen 187 Kommission verhandelte Freihandelsabkommen sei: CETA, der 188 Freihandelsvertrag zwischen den Staaten der Europäischen 189 Union und Kanada, das eine Art Vorbildfunktion für TTIP 190 übernehmen soll, sei beinahe fertig verhandelt. 191 192 » Die (ehemalige) Europaabgeordnete Nadja Hirsch von der 193 FDP sprach sich auf Publixphere grund-sätzlich für die 194 Einrichtung einer transatlantischen Freihandelszone aus. 195 Dabei wies sie jedoch daraufhin, dass ein diesbezügliches 196 Abkommen nur Zug um Zug mit einem Datenschutzabkommen 197 verhandelt werden dürfe, da sich im Kontext des TTIP eine 198 einmalige Gelegenheit für die EU böte, ihre Forderungen im 199 Bereich des Datenschutzes durchzusetzen. 200 201 » Im Rahmen der Debatte um die geheime Verhandlungsführung 202 zu TTIP wurde von Publixsphere-UserIn Arebentisch darauf 203 hingewiesen, dass die mangelnde Transparenz der 204 Verhandlungen zumindest teilweise auf die veralteten 205 europarechtlichen Bestimmungen über den Zugang zu 206 Do-kumenten zurückzuführen sei; die aktuelle Verordnung sei 207 nicht mit den, seit dem Vertrag von Lissabon erweiterten, 208 Unionsbürgerrechten vereinbar, weswegen ein dringender 209 Handlungsbedarf seitens des europäischen Gesetzgebers 210 bestehe. » Hintergründe zu TTIP: Transparenz « -
Zusammenfassung der TTIP-Diskussionen auf Publixphere
von admin, angelegt1 **«TTIP» BESCHÄFTIGT UNS NOCH LÄNGER!** 2 ------------------------------------------------------------ 3 ---------- 4 5 *von Simon Wendelin Burger* 6 7 Seit Mitte letzten Jahres verhandeln die Europäische 8 Kommission und die US-Bundesregierung ihre Prioritäten zur 9 Ausgestaltung der größten Freihandelszone der Welt – dem 10 Transatlantic Trade and Investment Partnership «TTIP» 11 zwischen EU und USA. » Hintergründe zu TTIP « 12 13 Da diesbezüglich nur wenig gesicherte Information durch die 14 Verhandlungspartner selbst an die Öffentlichkeit gelangt, 15 stützt sich der mediale Diskurs hauptsächlich auf 16 spekulative Kennzahlen und polemi-sierende Schlagwörter: 17 Während politische Eliten beiderseits des Atlantiks die 18 Zubereitung eines beispiellosen Wirtschaftswachstums 19 versprechen, haben «Chlorhuhn» und «Genmais» so manch 20 einer/m BürgerIn schon vorsorglich den Appetit verdorben. » 21 Presseschau zu TTIP « 22 23 Auf unserer Partnerplattform widmete sich in den 24 vergangenen Wochen und Monaten eine bemerkenswerte Anzahl 25 von Foristinnen und Foristen, sowie diverse Akteure aus 26 Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft umstrittenen 27 Fragen zum Thema «TTIP». 28 Aufgrund des großen öffentlichen Interesses und der 29 weitreichenden Bedeutung eines transatlantischen 30 Freihandelsabkommes befasst sich der dritte Europäische 31 Salon mit ebendiesem Thema. Die folgende Zusammenfassung 32 soll dabei Anreize für kommende Diskussionen setzen. 33 34 **BRENNPUNKTE DER DISKUSSION** 35 ------------------------------------------------------ 36 37 » Wird die transatlantische Handels- und 38 Investitionspartnerschaft «TTIP» tatsächlich zu einem 39 tiefgreifenden Wirtschaftswachstum und einem generellen 40 Wohlstandszuwachs in allen Bevölkerungsschichten führen, 41 oder bedient der Freihandel nur die Partikularinteressen 42 ressourcenstarker Unternehmen? 43 » Werden sich europäische Schutzstandards und Handelsregeln 44 ihrem US-amerikanischen Gegenüber anpassen müssen und 45 dadurch europäische Schutzniveaus gesenkt? 46 » Stellen die intransparente Verhandlungsführung und 47 etwaige Investitionsschutzklauseln einen Widerspruch oder 48 gar eine nachhaltige Gefährdung für gemeinsame europäische 49 Grundwerte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit dar? 50 51 52 **WAS SAGEN DIE BEFÜRWORTER?** 53 -------------------------------------------------------- 54 Vor allem die an Publixphere übersandten Stellungnahmen der 55 Bundestagsabgeordneten Joachim Pfeiffer und Peter Beyer 56 (beide CDU/CSU), sowie die vom Bundesverband der deutschen 57 Industrie dargelegte Position zu TTIP versuchten mit einer 58 Hervorhebung der zu erwartenden positiven Aspekte einer 59 transat-lantischen Freihandelszone zu überzeugen: 60 61 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 62 » Demzufolge soll mit der Umsetzung des 63 Freihandelsabkommens auf beiden Seiten des Atlantiks ein 64 bedeutendes Wirtschaftswachstum einsetzen, das eine 65 deutlich positive Auswirkung auf die Arbeitsmärkte und den 66 allgemeinen Wohlstand haben würde. Der Abbau nichttarifärer 67 Han-delshemmnisse wurde dabei primär als Vorteil für kleine 68 und mittelständische Unternehmen dargestellt, da eine 69 Vereinheitlichung von Standards und Verfahren diesen den 70 Eintritt in den auslän-dischen Markt deutlich vereinfache. 71 72 *MINDESTSTANDARDS* 73 » In diesem Zusammenhang wurde auch festgehalten, dass 74 weder die Europäische Kommission noch die (deutsche) 75 Industrie ein Interesse an der Absenkung oder Umgehung 76 europäischer Min-deststandards habe. Sensible 77 Politikbereiche, wie Kulturgüter, audiovisuelle Dienste und 78 die Daseinsvorsorge würden nicht in das Verhandlungsmandat 79 der Europäischen Kommission fallen. Tatsächlich würde der 80 Abschluss von TTIP Europa die einmalige Gelegenheit bieten, 81 gemeinsam mit den USA Standards und Handelsregeln zu 82 entwickeln, und diese global durchzusetzen. Als 83 wirtschaftliches Gegenstück zur NATO, soll TTIP dazu 84 beitragen, den Wohlstand und die wirt-schaftlichen 85 Interessen von Europa und den Vereinigten Staaten 86 langfristig zu sichern und ge-meinsam stark gegenüber der 87 Konkurrenz aus China, Russland und Indien aufzutreten. 88 89 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 90 » In Hinblick auf den besonders umstrittenen 91 Investitionsschutz und der Übertragung der diesbe-züglichen 92 Gerichtsbarkeit auf Schiedsgerichte hob der Bundesverband 93 der deutschen Industrie hervor, dass bereits 131 von der 94 Bundesrepublik unterzeichnete völkerrechtliche Verträge 95 derartige Bestimmungen enthalten, und somit die 96 Verhandlungen zu TTIP Anlass bieten würden, existierende 97 Mechanismen weiterzuentwickeln und zu verbessern. 98 99 **WAS SAGEN DIE GEGNER?** 100 ------------------------------------------------- 101 Bei einer Vielzahl von DiskussionsteilnehmerInnen zeichnete 102 sich eine merkbare Skepsis gegenüber den bisher bekannten 103 Verhandlungsdetails ab, wobei negativen Aspekte sowohl an 104 der formellen Verhandlungsführung durch die Europäische 105 Kommission, als auch an der fingierbaren inhaltlichen 106 Gestaltung aufgezeigt wurde: 107 108 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 109 » Einzelne Diskutierende bezweifelten, dass das für die 110 Freihandelszone prognostizierte Wirt-schaftswachstum 111 tatsächlich einen Mehrwert für die europäische 112 Allgemeinheit bringen könne. Vielmehr wurde argumentiert, 113 dass der Freihandel vor allem Großkonzernen und Investoren 114 dienlich sei, und TTIP in einer Kapitalverschiebung nach 115 oben resultieren könnte; die Vorteile für den/die 116 einzelne(n) EU-BürgerIn würden andererseits nur marginal 117 spürbar werden. Unter Berufung auf bekannte 118 Fehlentwicklungen nach Inkrafttreten des nordamerikanischen 119 Freihandelsabkommens NAFTA postulierte Stefan Leibold von 120 attac Münster, dass der durch TTIP erweiterte Markt – wider 121 den obengenannten Prognosen – kleinen und mittelständischen 122 Unternehmen langfristig eher Schaden als Nutzen zufügen 123 könnte. 124 125 *MINDESTSTANDARDS* 126 » In Hinblick auf den Abbau nichttarifärer Handelshemnisse 127 monierten einige UserInnen, dass die Harmonisierung von 128 Marktregeln zu einer Aushöhlung der jeweils höheren 129 Mindeststandards führen könnte, was damit untermauert 130 wurde, dass in den Verhandlungen zu TTIP durch die 131 Einbeziehung von Großkonzernen und Investoren ein 132 unverhältnismäßige Überrepräsentation von Handelsinteressen 133 gegenüber KonsumentInneninteressen bestünde. Hierzu mahnte 134 Timo Wans von den JEF Trier, dass bei einer etwaigen 135 Aushebelung von demokratisch beschlossenen Marktregeln ohne 136 Einbeziehung von Zivilgesellschaft und Legislativorganen 137 große Zweifel am Demokra-tieverständnis der Europäischen 138 Kommission entstehen sollten. 139 140 » Ebenso wurde von einigen ForistInnen hinterfragt, ob eine 141 verbindliche Harmonisierung von Standards und Verfahren im 142 denn überhaupt notwendig sei, oder ob die regulative 143 Ausstrahlung der Europäischen Union als führende 144 Volkswirtschaft nicht ohnehin stark genug sei, um globale 145 Richtmaße zu setzen. 146 147 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 148 » Von einer bemerkenswert großen Zahl an 149 DiskussionsteilnehmerInnen wurde die Übertragung von 150 Investitionsstreitigkeiten auf Schiedsgerichte als, in 151 Bezug auf deren Vereinbarkeit mit rechts-staatlichen 152 Erfordernissen, bedenklich kritisiert, wobei mehrfach 153 festgehalten wurde, dass der ei-gentliche Zweck derartiger 154 Bestimmungen in der Sicherstellung des Rechtswegs in 155 Staaten mit einem nach westlichem Verständnis 156 unzureichenden Justizwesen läge; im Falle von TTIP bestehe 157 daher kein Bedarf an derartigen Vereinbarungen. 158 159 » Ebenso kritisiert wurden auch die mangelnde Transparenz 160 und die Geheimhaltung der Verhand-lungen zu TTIP, sowie 161 der Ausschluss des Europäischen Parlaments, nationaler 162 Legislativorgane und NGOs aus ebendiesen. Als Mahnung 163 dahingehend, dass sich das Europäische Parlament dieses 164 Mitspracherecht nicht ungestraft entziehen lassen würde, 165 wurde in diesem Zusammenhang die 2013 gescheiterte 166 Ratifizierung von ACTA erwähnt. 167 168 » Laut Stefan Leibold von attac Münster würde eine 169 Aushöhlung der parlamentarischen Demokra-tie nicht nur 170 während der Verhandlungen bestehen, sondern mit dem 171 Inkrafttreten von TTIP auch weiter perpetuiert werden: 172 Gesetzesinitiativen müssten frühzeitig auf ihre 173 Vereinbarkeit mit dem transatlantischen Handel überprüft 174 werden, was eine vertiefte Einbindung von Konzernen, 175 Investoren und deren Lobbys zur Folge haben könnte. 176 177 **ERGÄNZENDE PERSPEKTIVEN** 178 ------------------------------------------------------ 179 In den Diskussionen wurden zudem einige Aspekte 180 angesprochen, die nicht unbedingt eine Wertung von 181 Verfahren oder Inhalt des geplanten Freihandelsabkommens 182 darstellten, sondern von UserInnen als diskursrelevant 183 erachtete ergänzende Perspektiven aufzeigten. 184 185 » Demnach wurde von Publixphere-Userin Kathrin darauf 186 hingewiesen, dass TTIP nicht das erste von der Europäischen 187 Kommission verhandelte Freihandelsabkommen sei: CETA, der 188 Freihandelsvertrag zwischen den Staaten der Europäischen 189 Union und Kanada, das eine Art Vorbildfunktion für TTIP 190 übernehmen soll, sei beinahe fertig verhandelt. 191 192 » Die (ehemalige) Europaabgeordnete Nadja Hirsch von der 193 FDP sprach sich auf Publixphere grund-sätzlich für die 194 Einrichtung einer transatlantischen Freihandelszone aus. 195 Dabei wies sie jedoch daraufhin, dass ein diesbezügliches 196 Abkommen nur Zug um Zug mit einem Datenschutzabkommen 197 verhandelt werden dürfe, da sich im Kontext des TTIP eine 198 einmalige Gelegenheit für die EU böte, ihre Forderungen im 199 Bereich des Datenschutzes durchzusetzen. 200 201 » Im Rahmen der Debatte um die geheime Verhandlungsführung 202 zu TTIP wurde von Publixsphere-UserIn Arebentisch darauf 203 hingewiesen, dass die mangelnde Transparenz der 204 Verhandlungen zumindest teilweise auf die veralteten 205 europarechtlichen Bestimmungen über den Zugang zu 206 Do-kumenten zurückzuführen sei; die aktuelle Verordnung sei 207 nicht mit den, seit dem Vertrag von Lissabon erweiterten, 208 Unionsbürgerrechten vereinbar, weswegen ein dringender 209 Handlungsbedarf seitens des europäischen Gesetzgebers 210 bestehe. » Hintergründe zu TTIP: Transparenz «