1 | **«TTIP» BESCHÄFTIGT UNS NOCH LÄNGER!** |
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4 | ![TTIP |
5 | Protest](https://salon-cms.liqd.net/de/salon-bilder/europaei |
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9 | *von Simon Wendelin Burger.* |
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11 | Seit Mitte letzten Jahres verhandeln die Europäische |
12 | Kommission und die US-Bundesregierung ihre Prioritäten zur |
13 | Ausgestaltung der größten Freihandelszone der Welt – dem |
14 | Transatlantic Trade and Investment Partnership «TTIP» |
15 | zwischen EU und USA. [» Hintergründe zu TTIP |
16 | «](https://publixphere.de/i/salon/page/Hintergr%C3%BCnde_zu_ |
17 | TTIP) |
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19 | Da diesbezüglich nur wenig gesicherte Information durch die |
20 | Verhandlungspartner selbst an die Öffentlichkeit gelangt, |
21 | stützt sich der mediale Diskurs hauptsächlich auf |
22 | spekulative Kennzahlen und polemisierende Schlagwörter: |
23 | Während politische Eliten beiderseits des Atlantiks die |
24 | Zubereitung eines beispiellosen Wirtschaftswachstums |
25 | versprechen, haben «Chlorhuhn» und «Genmais» so manch |
26 | einer/m BürgerIn schon vorsorglich den Appetit verdorben. |
27 | [» Presseschau zu TTIP |
28 | «](https://publixphere.de/i/salon/page/TTIP_in_Europa_und_de |
29 | n_USA__Presseschau) |
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31 | Auf unserer Partnerplattform Publixphere.de widmete sich in |
32 | den vergangenen Wochen und Monaten eine bemerkenswerte |
33 | Anzahl von Foristinnen und Foristen, sowie diverse Akteure |
34 | aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft umstrittenen |
35 | Fragen zum Thema «TTIP». |
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37 | Aufgrund des großen öffentlichen Interesses und der |
38 | weitreichenden Bedeutung eines transatlantischen |
39 | Freihandelsabkommes befasst sich der dritte Europäische |
40 | Salon mit ebendiesem Thema: **»Auf dem Weg zur |
41 | transatlantischen Wirtschaftsgemeinschaft mit TTIP?«** |
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43 | Die folgende Zusammenfassung soll dabei Anreize für |
44 | kommende Diskussionen setzen. |
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46 | **BRENNPUNKTE DER DISKUSSION AUF PUBLIXPHERE** |
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49 | » Wird die transatlantische Handels- und |
50 | Investitionspartnerschaft «TTIP» tatsächlich zu einem |
51 | tiefgreifenden Wirtschaftswachstum und einem generellen |
52 | Wohlstandszuwachs in allen Bevölkerungsschichten führen, |
53 | oder bedient der Freihandel nur die Partikularinteressen |
54 | ressourcenstarker Unternehmen? |
55 | » Werden sich europäische Schutzstandards und Handelsregeln |
56 | ihrem US-amerikanischen Gegenüber anpassen müssen und |
57 | dadurch europäische Schutzniveaus gesenkt? |
58 | » Stellen die intransparente Verhandlungsführung und |
59 | etwaige Investitionsschutzklauseln einen Widerspruch oder |
60 | gar eine nachhaltige Gefährdung für gemeinsame europäische |
61 | Grundwerte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit dar? |
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64 | **WAS SAGEN DIE BEFÜRWORTER?** |
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66 | Vor allem die an Publixphere übersandten Stellungnahmen der |
67 | Bundestagsabgeordneten Joachim Pfeiffer und Peter Beyer |
68 | (beide CDU/CSU), sowie die vom Bundesverband der deutschen |
69 | Industrie dargelegte Position zu TTIP versuchten mit einer |
70 | Hervorhebung der zu erwartenden positiven Aspekte einer |
71 | transat-lantischen Freihandelszone zu überzeugen: |
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73 | *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* |
74 | » Demzufolge soll mit der Umsetzung des |
75 | Freihandelsabkommens auf beiden Seiten des Atlantiks ein |
76 | bedeutendes Wirtschaftswachstum einsetzen, das eine |
77 | deutlich positive Auswirkung auf die Arbeitsmärkte und den |
78 | allgemeinen Wohlstand haben würde. Der Abbau nichttarifärer |
79 | Han-delshemmnisse wurde dabei primär als Vorteil für kleine |
80 | und mittelständische Unternehmen dargestellt, da eine |
81 | Vereinheitlichung von Standards und Verfahren diesen den |
82 | Eintritt in den auslän-dischen Markt deutlich vereinfache. |
83 | |
84 | *MINDESTSTANDARDS* |
85 | » In diesem Zusammenhang wurde auch festgehalten, dass |
86 | weder die Europäische Kommission noch die (deutsche) |
87 | Industrie ein Interesse an der Absenkung oder Umgehung |
88 | europäischer Min-deststandards habe. Sensible |
89 | Politikbereiche, wie Kulturgüter, audiovisuelle Dienste und |
90 | die Daseinsvorsorge würden nicht in das Verhandlungsmandat |
91 | der Europäischen Kommission fallen. Tatsächlich würde der |
92 | Abschluss von TTIP Europa die einmalige Gelegenheit bieten, |
93 | gemeinsam mit den USA Standards und Handelsregeln zu |
94 | entwickeln, und diese global durchzusetzen. Als |
95 | wirtschaftliches Gegenstück zur NATO, soll TTIP dazu |
96 | beitragen, den Wohlstand und die wirt-schaftlichen |
97 | Interessen von Europa und den Vereinigten Staaten |
98 | langfristig zu sichern und ge-meinsam stark gegenüber der |
99 | Konkurrenz aus China, Russland und Indien aufzutreten. |
100 | |
101 | *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* |
102 | » In Hinblick auf den besonders umstrittenen |
103 | Investitionsschutz und der Übertragung der diesbe-züglichen |
104 | Gerichtsbarkeit auf Schiedsgerichte hob der Bundesverband |
105 | der deutschen Industrie hervor, dass bereits 131 von der |
106 | Bundesrepublik unterzeichnete völkerrechtliche Verträge |
107 | derartige Bestimmungen enthalten, und somit die |
108 | Verhandlungen zu TTIP Anlass bieten würden, existierende |
109 | Mechanismen weiterzuentwickeln und zu verbessern. |
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111 | **WAS SAGEN DIE GEGNER?** |
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113 | Bei einer Vielzahl von DiskussionsteilnehmerInnen zeichnete |
114 | sich eine merkbare Skepsis gegenüber den bisher bekannten |
115 | Verhandlungsdetails ab, wobei negativen Aspekte sowohl an |
116 | der formellen Verhandlungsführung durch die Europäische |
117 | Kommission, als auch an der fingierbaren inhaltlichen |
118 | Gestaltung aufgezeigt wurde: |
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120 | *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* |
121 | » Einzelne Diskutierende bezweifelten, dass das für die |
122 | Freihandelszone prognostizierte Wirt-schaftswachstum |
123 | tatsächlich einen Mehrwert für die europäische |
124 | Allgemeinheit bringen könne. Vielmehr wurde argumentiert, |
125 | dass der Freihandel vor allem Großkonzernen und Investoren |
126 | dienlich sei, und TTIP in einer Kapitalverschiebung nach |
127 | oben resultieren könnte; die Vorteile für den/die |
128 | einzelne(n) EU-BürgerIn würden andererseits nur marginal |
129 | spürbar werden. Unter Berufung auf bekannte |
130 | Fehlentwicklungen nach Inkrafttreten des nordamerikanischen |
131 | Freihandelsabkommens NAFTA postulierte Stefan Leibold von |
132 | attac Münster, dass der durch TTIP erweiterte Markt – wider |
133 | den obengenannten Prognosen – kleinen und mittelständischen |
134 | Unternehmen langfristig eher Schaden als Nutzen zufügen |
135 | könnte. |
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137 | *MINDESTSTANDARDS* |
138 | » In Hinblick auf den Abbau nichttarifärer Handelshemnisse |
139 | monierten einige UserInnen, dass die Harmonisierung von |
140 | Marktregeln zu einer Aushöhlung der jeweils höheren |
141 | Mindeststandards führen könnte, was damit untermauert |
142 | wurde, dass in den Verhandlungen zu TTIP durch die |
143 | Einbeziehung von Großkonzernen und Investoren ein |
144 | unverhältnismäßige Überrepräsentation von Handelsinteressen |
145 | gegenüber KonsumentInneninteressen bestünde. Hierzu mahnte |
146 | Timo Wans von den JEF Trier, dass bei einer etwaigen |
147 | Aushebelung von demokratisch beschlossenen Marktregeln ohne |
148 | Einbeziehung von Zivilgesellschaft und Legislativorganen |
149 | große Zweifel am Demokra-tieverständnis der Europäischen |
150 | Kommission entstehen sollten. |
151 | |
152 | » Ebenso wurde von einigen ForistInnen hinterfragt, ob eine |
153 | verbindliche Harmonisierung von Standards und Verfahren im |
154 | denn überhaupt notwendig sei, oder ob die regulative |
155 | Ausstrahlung der Europäischen Union als führende |
156 | Volkswirtschaft nicht ohnehin stark genug sei, um globale |
157 | Richtmaße zu setzen. |
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159 | *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* |
160 | » Von einer bemerkenswert großen Zahl an |
161 | DiskussionsteilnehmerInnen wurde die Übertragung von |
162 | Investitionsstreitigkeiten auf Schiedsgerichte als, in |
163 | Bezug auf deren Vereinbarkeit mit rechts-staatlichen |
164 | Erfordernissen, bedenklich kritisiert, wobei mehrfach |
165 | festgehalten wurde, dass der ei-gentliche Zweck derartiger |
166 | Bestimmungen in der Sicherstellung des Rechtswegs in |
167 | Staaten mit einem nach westlichem Verständnis |
168 | unzureichenden Justizwesen läge; im Falle von TTIP bestehe |
169 | daher kein Bedarf an derartigen Vereinbarungen. |
170 | |
171 | » Ebenso kritisiert wurden auch die mangelnde Transparenz |
172 | und die Geheimhaltung der Verhand-lungen zu TTIP, sowie |
173 | der Ausschluss des Europäischen Parlaments, nationaler |
174 | Legislativorgane und NGOs aus ebendiesen. Als Mahnung |
175 | dahingehend, dass sich das Europäische Parlament dieses |
176 | Mitspracherecht nicht ungestraft entziehen lassen würde, |
177 | wurde in diesem Zusammenhang die 2013 gescheiterte |
178 | Ratifizierung von ACTA erwähnt. |
179 | |
180 | » Laut Stefan Leibold von attac Münster würde eine |
181 | Aushöhlung der parlamentarischen Demokratie nicht nur |
182 | während der Verhandlungen bestehen, sondern mit dem |
183 | Inkrafttreten von TTIP auch weiter perpetuiert werden: |
184 | Gesetzesinitiativen müssten frühzeitig auf ihre |
185 | Vereinbarkeit mit dem transatlantischen Handel überprüft |
186 | werden, was eine vertiefte Einbindung von Konzernen, |
187 | Investoren und deren Lobbys zur Folge haben könnte. |
188 | |
189 | **ERGÄNZENDE PERSPEKTIVEN** |
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191 | In den Diskussionen wurden zudem einige Aspekte |
192 | angesprochen, die nicht unbedingt eine Wertung von |
193 | Verfahren oder Inhalt des geplanten Freihandelsabkommens |
194 | darstellten, sondern von UserInnen als diskursrelevant |
195 | erachtete ergänzende Perspektiven aufzeigten. |
196 | |
197 | » Demnach wurde von Publixphere-Userin Kathrin darauf |
198 | hingewiesen, dass TTIP nicht das erste von der Europäischen |
199 | Kommission verhandelte Freihandelsabkommen sei: CETA, der |
200 | Freihandelsvertrag zwischen den Staaten der Europäischen |
201 | Union und Kanada, das eine Art Vorbildfunktion für TTIP |
202 | übernehmen soll, sei beinahe fertig verhandelt. |
203 | |
204 | » Die (ehemalige) Europaabgeordnete Nadja Hirsch von der |
205 | FDP sprach sich auf Publixphere grundsätzlich für die |
206 | Einrichtung einer transatlantischen Freihandelszone aus. |
207 | Dabei wies sie jedoch daraufhin, dass ein diesbezügliches |
208 | Abkommen nur Zug um Zug mit einem Datenschutzabkommen |
209 | verhandelt werden dürfe, da sich im Kontext des TTIP eine |
210 | einmalige Gelegenheit für die EU böte, ihre Forderungen im |
211 | Bereich des Datenschutzes durchzusetzen. |
212 | |
213 | » Im Rahmen der Debatte um die geheime Verhandlungsführung |
214 | zu TTIP wurde von Publixphere-UserIn Arebentisch darauf |
215 | hingewiesen, dass die mangelnde Transparenz der |
216 | Verhandlungen zumindest teilweise auf die veralteten |
217 | europarechtlichen Bestimmungen über den Zugang zu |
218 | Dokumenten zurückzuführen sei; die aktuelle Verordnung sei |
219 | nicht mit den, seit dem Vertrag von Lissabon erweiterten, |
220 | Unionsbürgerrechten vereinbar, weswegen ein dringender |
221 | Handlungsbedarf seitens des europäischen Gesetzgebers |
222 | bestehe. » Hintergründe zu TTIP: Transparenz « |
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Zusammenfassung der TTIP-Diskussionen auf Publixphere
von admin, angelegt -
Zusammenfassung der TTIP-Diskussionen auf Publixphere
von admin, angelegt1 **«TTIP» BESCHÄFTIGT UNS NOCH LÄNGER!** 2 ------------------------------------------------------------ 3 ---------- 4 ![TTIP 5 Protest](https://salon-cms.liqd.net/de/salon-bilder/europaei 6 scher-salon-3/test-ttip.jpg/image_view_fullscreen) 7 8 *von Simon Wendelin Burger.* 9 10 Seit Mitte letzten Jahres verhandeln die Europäische 11 Kommission und die US-Bundesregierung ihre Prioritäten zur 12 Ausgestaltung der größten Freihandelszone der Welt – dem 13 Transatlantic Trade and Investment Partnership «TTIP» 14 zwischen EU und USA. [» Hintergründe zu TTIP 15 «](https://publixphere.de/i/salon/page/Hintergr%C3%BCnde_zu_ 16 TTIP) 17 18 Da diesbezüglich nur wenig gesicherte Information durch die 19 Verhandlungspartner selbst an die Öffentlichkeit gelangt, 20 stützt sich der mediale Diskurs hauptsächlich auf 21 spekulative Kennzahlen und polemisierende Schlagwörter: 22 Während politische Eliten beiderseits des Atlantiks die 23 Zubereitung eines beispiellosen Wirtschaftswachstums 24 versprechen, haben «Chlorhuhn» und «Genmais» so manch 25 einer/m BürgerIn schon vorsorglich den Appetit verdorben. 26 [» Presseschau zu TTIP 27 «](https://publixphere.de/i/salon/page/TTIP_in_Europa_und_de 28 n_USA__Presseschau) 29 30 Auf unserer Partnerplattform Publixphere.de widmete sich in 31 den vergangenen Wochen und Monaten eine bemerkenswerte 32 Anzahl von Foristinnen und Foristen, sowie diverse Akteure 33 aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft umstrittenen 34 Fragen zum Thema «TTIP». 35 36 Aufgrund des großen öffentlichen Interesses und der 37 weitreichenden Bedeutung eines transatlantischen 38 Freihandelsabkommes befasst sich der dritte Europäische 39 Salon mit ebendiesem Thema: **»Auf dem Weg zur 40 transatlantischen Wirtschaftsgemeinschaft mit TTIP?«** 41 42 Die folgende Zusammenfassung soll dabei Anreize für 43 kommende Diskussionen setzen. 44 45 **BRENNPUNKTE DER DISKUSSION AUF PUBLIXPHERE** 46 ------------------------------------------------------ 47 48 » Wird die transatlantische Handels- und 49 Investitionspartnerschaft «TTIP» tatsächlich zu einem 50 tiefgreifenden Wirtschaftswachstum und einem generellen 51 Wohlstandszuwachs in allen Bevölkerungsschichten führen, 52 oder bedient der Freihandel nur die Partikularinteressen 53 ressourcenstarker Unternehmen? 54 » Werden sich europäische Schutzstandards und Handelsregeln 55 ihrem US-amerikanischen Gegenüber anpassen müssen und 56 dadurch europäische Schutzniveaus gesenkt? 57 » Stellen die intransparente Verhandlungsführung und 58 etwaige Investitionsschutzklauseln einen Widerspruch oder 59 gar eine nachhaltige Gefährdung für gemeinsame europäische 60 Grundwerte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit dar? 61 62 63 **WAS SAGEN DIE BEFÜRWORTER?** 64 -------------------------------------------------------- 65 Vor allem die an Publixphere übersandten Stellungnahmen der 66 Bundestagsabgeordneten Joachim Pfeiffer und Peter Beyer 67 (beide CDU/CSU), sowie die vom Bundesverband der deutschen 68 Industrie dargelegte Position zu TTIP versuchten mit einer 69 Hervorhebung der zu erwartenden positiven Aspekte einer 70 transat-lantischen Freihandelszone zu überzeugen: 71 72 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 73 » Demzufolge soll mit der Umsetzung des 74 Freihandelsabkommens auf beiden Seiten des Atlantiks ein 75 bedeutendes Wirtschaftswachstum einsetzen, das eine 76 deutlich positive Auswirkung auf die Arbeitsmärkte und den 77 allgemeinen Wohlstand haben würde. Der Abbau nichttarifärer 78 Han-delshemmnisse wurde dabei primär als Vorteil für kleine 79 und mittelständische Unternehmen dargestellt, da eine 80 Vereinheitlichung von Standards und Verfahren diesen den 81 Eintritt in den auslän-dischen Markt deutlich vereinfache. 82 83 *MINDESTSTANDARDS* 84 » In diesem Zusammenhang wurde auch festgehalten, dass 85 weder die Europäische Kommission noch die (deutsche) 86 Industrie ein Interesse an der Absenkung oder Umgehung 87 europäischer Min-deststandards habe. Sensible 88 Politikbereiche, wie Kulturgüter, audiovisuelle Dienste und 89 die Daseinsvorsorge würden nicht in das Verhandlungsmandat 90 der Europäischen Kommission fallen. Tatsächlich würde der 91 Abschluss von TTIP Europa die einmalige Gelegenheit bieten, 92 gemeinsam mit den USA Standards und Handelsregeln zu 93 entwickeln, und diese global durchzusetzen. Als 94 wirtschaftliches Gegenstück zur NATO, soll TTIP dazu 95 beitragen, den Wohlstand und die wirt-schaftlichen 96 Interessen von Europa und den Vereinigten Staaten 97 langfristig zu sichern und ge-meinsam stark gegenüber der 98 Konkurrenz aus China, Russland und Indien aufzutreten. 99 100 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 101 » In Hinblick auf den besonders umstrittenen 102 Investitionsschutz und der Übertragung der diesbe-züglichen 103 Gerichtsbarkeit auf Schiedsgerichte hob der Bundesverband 104 der deutschen Industrie hervor, dass bereits 131 von der 105 Bundesrepublik unterzeichnete völkerrechtliche Verträge 106 derartige Bestimmungen enthalten, und somit die 107 Verhandlungen zu TTIP Anlass bieten würden, existierende 108 Mechanismen weiterzuentwickeln und zu verbessern. 109 110 **WAS SAGEN DIE GEGNER?** 111 ------------------------------------------------- 112 Bei einer Vielzahl von DiskussionsteilnehmerInnen zeichnete 113 sich eine merkbare Skepsis gegenüber den bisher bekannten 114 Verhandlungsdetails ab, wobei negativen Aspekte sowohl an 115 der formellen Verhandlungsführung durch die Europäische 116 Kommission, als auch an der fingierbaren inhaltlichen 117 Gestaltung aufgezeigt wurde: 118 119 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 120 » Einzelne Diskutierende bezweifelten, dass das für die 121 Freihandelszone prognostizierte Wirt-schaftswachstum 122 tatsächlich einen Mehrwert für die europäische 123 Allgemeinheit bringen könne. Vielmehr wurde argumentiert, 124 dass der Freihandel vor allem Großkonzernen und Investoren 125 dienlich sei, und TTIP in einer Kapitalverschiebung nach 126 oben resultieren könnte; die Vorteile für den/die 127 einzelne(n) EU-BürgerIn würden andererseits nur marginal 128 spürbar werden. Unter Berufung auf bekannte 129 Fehlentwicklungen nach Inkrafttreten des nordamerikanischen 130 Freihandelsabkommens NAFTA postulierte Stefan Leibold von 131 attac Münster, dass der durch TTIP erweiterte Markt – wider 132 den obengenannten Prognosen – kleinen und mittelständischen 133 Unternehmen langfristig eher Schaden als Nutzen zufügen 134 könnte. 135 136 *MINDESTSTANDARDS* 137 » In Hinblick auf den Abbau nichttarifärer Handelshemnisse 138 monierten einige UserInnen, dass die Harmonisierung von 139 Marktregeln zu einer Aushöhlung der jeweils höheren 140 Mindeststandards führen könnte, was damit untermauert 141 wurde, dass in den Verhandlungen zu TTIP durch die 142 Einbeziehung von Großkonzernen und Investoren ein 143 unverhältnismäßige Überrepräsentation von Handelsinteressen 144 gegenüber KonsumentInneninteressen bestünde. Hierzu mahnte 145 Timo Wans von den JEF Trier, dass bei einer etwaigen 146 Aushebelung von demokratisch beschlossenen Marktregeln ohne 147 Einbeziehung von Zivilgesellschaft und Legislativorganen 148 große Zweifel am Demokra-tieverständnis der Europäischen 149 Kommission entstehen sollten. 150 151 » Ebenso wurde von einigen ForistInnen hinterfragt, ob eine 152 verbindliche Harmonisierung von Standards und Verfahren im 153 denn überhaupt notwendig sei, oder ob die regulative 154 Ausstrahlung der Europäischen Union als führende 155 Volkswirtschaft nicht ohnehin stark genug sei, um globale 156 Richtmaße zu setzen. 157 158 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 159 » Von einer bemerkenswert großen Zahl an 160 DiskussionsteilnehmerInnen wurde die Übertragung von 161 Investitionsstreitigkeiten auf Schiedsgerichte als, in 162 Bezug auf deren Vereinbarkeit mit rechts-staatlichen 163 Erfordernissen, bedenklich kritisiert, wobei mehrfach 164 festgehalten wurde, dass der ei-gentliche Zweck derartiger 165 Bestimmungen in der Sicherstellung des Rechtswegs in 166 Staaten mit einem nach westlichem Verständnis 167 unzureichenden Justizwesen läge; im Falle von TTIP bestehe 168 daher kein Bedarf an derartigen Vereinbarungen. 169 170 » Ebenso kritisiert wurden auch die mangelnde Transparenz 171 und die Geheimhaltung der Verhand-lungen zu TTIP, sowie 172 der Ausschluss des Europäischen Parlaments, nationaler 173 Legislativorgane und NGOs aus ebendiesen. Als Mahnung 174 dahingehend, dass sich das Europäische Parlament dieses 175 Mitspracherecht nicht ungestraft entziehen lassen würde, 176 wurde in diesem Zusammenhang die 2013 gescheiterte 177 Ratifizierung von ACTA erwähnt. 178 179 » Laut Stefan Leibold von attac Münster würde eine 180 Aushöhlung der parlamentarischen Demokratie nicht nur 181 während der Verhandlungen bestehen, sondern mit dem 182 Inkrafttreten von TTIP auch weiter perpetuiert werden: 183 Gesetzesinitiativen müssten frühzeitig auf ihre 184 Vereinbarkeit mit dem transatlantischen Handel überprüft 185 werden, was eine vertiefte Einbindung von Konzernen, 186 Investoren und deren Lobbys zur Folge haben könnte. 187 188 **ERGÄNZENDE PERSPEKTIVEN** 189 ------------------------------------------------------ 190 In den Diskussionen wurden zudem einige Aspekte 191 angesprochen, die nicht unbedingt eine Wertung von 192 Verfahren oder Inhalt des geplanten Freihandelsabkommens 193 darstellten, sondern von UserInnen als diskursrelevant 194 erachtete ergänzende Perspektiven aufzeigten. 195 196 » Demnach wurde von Publixphere-Userin Kathrin darauf 197 hingewiesen, dass TTIP nicht das erste von der Europäischen 198 Kommission verhandelte Freihandelsabkommen sei: CETA, der 199 Freihandelsvertrag zwischen den Staaten der Europäischen 200 Union und Kanada, das eine Art Vorbildfunktion für TTIP 201 übernehmen soll, sei beinahe fertig verhandelt. 202 203 » Die (ehemalige) Europaabgeordnete Nadja Hirsch von der 204 FDP sprach sich auf Publixphere grundsätzlich für die 205 Einrichtung einer transatlantischen Freihandelszone aus. 206 Dabei wies sie jedoch daraufhin, dass ein diesbezügliches 207 Abkommen nur Zug um Zug mit einem Datenschutzabkommen 208 verhandelt werden dürfe, da sich im Kontext des TTIP eine 209 einmalige Gelegenheit für die EU böte, ihre Forderungen im 210 Bereich des Datenschutzes durchzusetzen. 211 212 » Im Rahmen der Debatte um die geheime Verhandlungsführung 213 zu TTIP wurde von Publixphere-UserIn Arebentisch darauf 214 hingewiesen, dass die mangelnde Transparenz der 215 Verhandlungen zumindest teilweise auf die veralteten 216 europarechtlichen Bestimmungen über den Zugang zu 217 Dokumenten zurückzuführen sei; die aktuelle Verordnung sei 218 nicht mit den, seit dem Vertrag von Lissabon erweiterten, 219 Unionsbürgerrechten vereinbar, weswegen ein dringender 220 Handlungsbedarf seitens des europäischen Gesetzgebers 221 bestehe. » Hintergründe zu TTIP: Transparenz « -
Zusammenfassung der TTIP-Diskussionen auf Publixphere
von admin, angelegt1 **«TTIP» BESCHÄFTIGT UNS NOCH LÄNGER!** 2 ------------------------------------------------------------ 3 ---------- 4 ![TTIP 5 Protest](https://salon-cms.liqd.net/de/salon-bilder/europaei 6 scher-salon-3/test-ttip.jpg/@@images/image.jpeg) 7 8 *von Simon Wendelin Burger.* 9 10 Seit Mitte letzten Jahres verhandeln die Europäische 11 Kommission und die US-Bundesregierung ihre Prioritäten zur 12 Ausgestaltung der größten Freihandelszone der Welt – dem 13 Transatlantic Trade and Investment Partnership «TTIP» 14 zwischen EU und USA. [» Hintergründe zu TTIP 15 «](https://publixphere.de/i/salon/page/Hintergr%C3%BCnde_zu_ 16 TTIP) 17 18 Da diesbezüglich nur wenig gesicherte Information durch die 19 Verhandlungspartner selbst an die Öffentlichkeit gelangt, 20 stützt sich der mediale Diskurs hauptsächlich auf 21 spekulative Kennzahlen und polemisierende Schlagwörter: 22 Während politische Eliten beiderseits des Atlantiks die 23 Zubereitung eines beispiellosen Wirtschaftswachstums 24 versprechen, haben «Chlorhuhn» und «Genmais» so manch 25 einer/m BürgerIn schon vorsorglich den Appetit verdorben. 26 [» Presseschau zu TTIP 27 «](https://publixphere.de/i/salon/page/TTIP_in_Europa_und_de 28 n_USA__Presseschau) 29 30 Auf unserer Partnerplattform Publixphere.de widmete sich in 31 den vergangenen Wochen und Monaten eine bemerkenswerte 32 Anzahl von Foristinnen und Foristen, sowie diverse Akteure 33 aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft umstrittenen 34 Fragen zum Thema «TTIP». 35 36 Aufgrund des großen öffentlichen Interesses und der 37 weitreichenden Bedeutung eines transatlantischen 38 Freihandelsabkommes befasst sich der dritte Europäische 39 Salon mit ebendiesem Thema: **»Auf dem Weg zur 40 transatlantischen Wirtschaftsgemeinschaft mit TTIP?«** 41 42 Die folgende Zusammenfassung soll dabei Anreize für 43 kommende Diskussionen setzen. 44 45 **BRENNPUNKTE DER DISKUSSION AUF PUBLIXPHERE** 46 ------------------------------------------------------ 47 48 » Wird die transatlantische Handels- und 49 Investitionspartnerschaft «TTIP» tatsächlich zu einem 50 tiefgreifenden Wirtschaftswachstum und einem generellen 51 Wohlstandszuwachs in allen Bevölkerungsschichten führen, 52 oder bedient der Freihandel nur die Partikularinteressen 53 ressourcenstarker Unternehmen? 54 » Werden sich europäische Schutzstandards und Handelsregeln 55 ihrem US-amerikanischen Gegenüber anpassen müssen und 56 dadurch europäische Schutzniveaus gesenkt? 57 » Stellen die intransparente Verhandlungsführung und 58 etwaige Investitionsschutzklauseln einen Widerspruch oder 59 gar eine nachhaltige Gefährdung für gemeinsame europäische 60 Grundwerte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit dar? 61 62 63 **WAS SAGEN DIE BEFÜRWORTER?** 64 -------------------------------------------------------- 65 Vor allem die an Publixphere übersandten Stellungnahmen der 66 Bundestagsabgeordneten Joachim Pfeiffer und Peter Beyer 67 (beide CDU/CSU), sowie die vom Bundesverband der deutschen 68 Industrie dargelegte Position zu TTIP versuchten mit einer 69 Hervorhebung der zu erwartenden positiven Aspekte einer 70 transat-lantischen Freihandelszone zu überzeugen: 71 72 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 73 » Demzufolge soll mit der Umsetzung des 74 Freihandelsabkommens auf beiden Seiten des Atlantiks ein 75 bedeutendes Wirtschaftswachstum einsetzen, das eine 76 deutlich positive Auswirkung auf die Arbeitsmärkte und den 77 allgemeinen Wohlstand haben würde. Der Abbau nichttarifärer 78 Han-delshemmnisse wurde dabei primär als Vorteil für kleine 79 und mittelständische Unternehmen dargestellt, da eine 80 Vereinheitlichung von Standards und Verfahren diesen den 81 Eintritt in den auslän-dischen Markt deutlich vereinfache. 82 83 *MINDESTSTANDARDS* 84 » In diesem Zusammenhang wurde auch festgehalten, dass 85 weder die Europäische Kommission noch die (deutsche) 86 Industrie ein Interesse an der Absenkung oder Umgehung 87 europäischer Min-deststandards habe. Sensible 88 Politikbereiche, wie Kulturgüter, audiovisuelle Dienste und 89 die Daseinsvorsorge würden nicht in das Verhandlungsmandat 90 der Europäischen Kommission fallen. Tatsächlich würde der 91 Abschluss von TTIP Europa die einmalige Gelegenheit bieten, 92 gemeinsam mit den USA Standards und Handelsregeln zu 93 entwickeln, und diese global durchzusetzen. Als 94 wirtschaftliches Gegenstück zur NATO, soll TTIP dazu 95 beitragen, den Wohlstand und die wirt-schaftlichen 96 Interessen von Europa und den Vereinigten Staaten 97 langfristig zu sichern und ge-meinsam stark gegenüber der 98 Konkurrenz aus China, Russland und Indien aufzutreten. 99 100 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 101 » In Hinblick auf den besonders umstrittenen 102 Investitionsschutz und der Übertragung der diesbe-züglichen 103 Gerichtsbarkeit auf Schiedsgerichte hob der Bundesverband 104 der deutschen Industrie hervor, dass bereits 131 von der 105 Bundesrepublik unterzeichnete völkerrechtliche Verträge 106 derartige Bestimmungen enthalten, und somit die 107 Verhandlungen zu TTIP Anlass bieten würden, existierende 108 Mechanismen weiterzuentwickeln und zu verbessern. 109 110 **WAS SAGEN DIE GEGNER?** 111 ------------------------------------------------- 112 Bei einer Vielzahl von DiskussionsteilnehmerInnen zeichnete 113 sich eine merkbare Skepsis gegenüber den bisher bekannten 114 Verhandlungsdetails ab, wobei negativen Aspekte sowohl an 115 der formellen Verhandlungsführung durch die Europäische 116 Kommission, als auch an der fingierbaren inhaltlichen 117 Gestaltung aufgezeigt wurde: 118 119 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 120 » Einzelne Diskutierende bezweifelten, dass das für die 121 Freihandelszone prognostizierte Wirt-schaftswachstum 122 tatsächlich einen Mehrwert für die europäische 123 Allgemeinheit bringen könne. Vielmehr wurde argumentiert, 124 dass der Freihandel vor allem Großkonzernen und Investoren 125 dienlich sei, und TTIP in einer Kapitalverschiebung nach 126 oben resultieren könnte; die Vorteile für den/die 127 einzelne(n) EU-BürgerIn würden andererseits nur marginal 128 spürbar werden. Unter Berufung auf bekannte 129 Fehlentwicklungen nach Inkrafttreten des nordamerikanischen 130 Freihandelsabkommens NAFTA postulierte Stefan Leibold von 131 attac Münster, dass der durch TTIP erweiterte Markt – wider 132 den obengenannten Prognosen – kleinen und mittelständischen 133 Unternehmen langfristig eher Schaden als Nutzen zufügen 134 könnte. 135 136 *MINDESTSTANDARDS* 137 » In Hinblick auf den Abbau nichttarifärer Handelshemnisse 138 monierten einige UserInnen, dass die Harmonisierung von 139 Marktregeln zu einer Aushöhlung der jeweils höheren 140 Mindeststandards führen könnte, was damit untermauert 141 wurde, dass in den Verhandlungen zu TTIP durch die 142 Einbeziehung von Großkonzernen und Investoren ein 143 unverhältnismäßige Überrepräsentation von Handelsinteressen 144 gegenüber KonsumentInneninteressen bestünde. Hierzu mahnte 145 Timo Wans von den JEF Trier, dass bei einer etwaigen 146 Aushebelung von demokratisch beschlossenen Marktregeln ohne 147 Einbeziehung von Zivilgesellschaft und Legislativorganen 148 große Zweifel am Demokra-tieverständnis der Europäischen 149 Kommission entstehen sollten. 150 151 » Ebenso wurde von einigen ForistInnen hinterfragt, ob eine 152 verbindliche Harmonisierung von Standards und Verfahren im 153 denn überhaupt notwendig sei, oder ob die regulative 154 Ausstrahlung der Europäischen Union als führende 155 Volkswirtschaft nicht ohnehin stark genug sei, um globale 156 Richtmaße zu setzen. 157 158 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 159 » Von einer bemerkenswert großen Zahl an 160 DiskussionsteilnehmerInnen wurde die Übertragung von 161 Investitionsstreitigkeiten auf Schiedsgerichte als, in 162 Bezug auf deren Vereinbarkeit mit rechts-staatlichen 163 Erfordernissen, bedenklich kritisiert, wobei mehrfach 164 festgehalten wurde, dass der ei-gentliche Zweck derartiger 165 Bestimmungen in der Sicherstellung des Rechtswegs in 166 Staaten mit einem nach westlichem Verständnis 167 unzureichenden Justizwesen läge; im Falle von TTIP bestehe 168 daher kein Bedarf an derartigen Vereinbarungen. 169 170 » Ebenso kritisiert wurden auch die mangelnde Transparenz 171 und die Geheimhaltung der Verhand-lungen zu TTIP, sowie 172 der Ausschluss des Europäischen Parlaments, nationaler 173 Legislativorgane und NGOs aus ebendiesen. Als Mahnung 174 dahingehend, dass sich das Europäische Parlament dieses 175 Mitspracherecht nicht ungestraft entziehen lassen würde, 176 wurde in diesem Zusammenhang die 2013 gescheiterte 177 Ratifizierung von ACTA erwähnt. 178 179 » Laut Stefan Leibold von attac Münster würde eine 180 Aushöhlung der parlamentarischen Demokratie nicht nur 181 während der Verhandlungen bestehen, sondern mit dem 182 Inkrafttreten von TTIP auch weiter perpetuiert werden: 183 Gesetzesinitiativen müssten frühzeitig auf ihre 184 Vereinbarkeit mit dem transatlantischen Handel überprüft 185 werden, was eine vertiefte Einbindung von Konzernen, 186 Investoren und deren Lobbys zur Folge haben könnte. 187 188 **ERGÄNZENDE PERSPEKTIVEN** 189 ------------------------------------------------------ 190 In den Diskussionen wurden zudem einige Aspekte 191 angesprochen, die nicht unbedingt eine Wertung von 192 Verfahren oder Inhalt des geplanten Freihandelsabkommens 193 darstellten, sondern von UserInnen als diskursrelevant 194 erachtete ergänzende Perspektiven aufzeigten. 195 196 » Demnach wurde von Publixphere-Userin Kathrin darauf 197 hingewiesen, dass TTIP nicht das erste von der Europäischen 198 Kommission verhandelte Freihandelsabkommen sei: CETA, der 199 Freihandelsvertrag zwischen den Staaten der Europäischen 200 Union und Kanada, das eine Art Vorbildfunktion für TTIP 201 übernehmen soll, sei beinahe fertig verhandelt. 202 203 » Die (ehemalige) Europaabgeordnete Nadja Hirsch von der 204 FDP sprach sich auf Publixphere grundsätzlich für die 205 Einrichtung einer transatlantischen Freihandelszone aus. 206 Dabei wies sie jedoch daraufhin, dass ein diesbezügliches 207 Abkommen nur Zug um Zug mit einem Datenschutzabkommen 208 verhandelt werden dürfe, da sich im Kontext des TTIP eine 209 einmalige Gelegenheit für die EU böte, ihre Forderungen im 210 Bereich des Datenschutzes durchzusetzen. 211 212 » Im Rahmen der Debatte um die geheime Verhandlungsführung 213 zu TTIP wurde von Publixphere-UserIn Arebentisch darauf 214 hingewiesen, dass die mangelnde Transparenz der 215 Verhandlungen zumindest teilweise auf die veralteten 216 europarechtlichen Bestimmungen über den Zugang zu 217 Dokumenten zurückzuführen sei; die aktuelle Verordnung sei 218 nicht mit den, seit dem Vertrag von Lissabon erweiterten, 219 Unionsbürgerrechten vereinbar, weswegen ein dringender 220 Handlungsbedarf seitens des europäischen Gesetzgebers 221 bestehe. » Hintergründe zu TTIP: Transparenz « -
Zusammenfassung der TTIP-Diskussionen auf Publixphere
von admin, angelegt1 **«TTIP» BESCHÄFTIGT UNS NOCH LÄNGER!** 2 ------------------------------------------------------------ 3 ---------- 4 ![TTIP 5 Protest](https://salon-cms.liqd.net/de/salon-bilder/europaei 6 scher-salon-3/test-ttip.jpg/@@images/image.jpeg) 7 CC BY-NC-SA 2.0 (Dörthe Boxberg/Campact) 8 9 *von Simon Wendelin Burger.* 10 11 Seit Mitte letzten Jahres verhandeln die Europäische 12 Kommission und die US-Bundesregierung ihre Prioritäten zur 13 Ausgestaltung der größten Freihandelszone der Welt – dem 14 Transatlantic Trade and Investment Partnership «TTIP» 15 zwischen EU und USA. [» Hintergründe zu TTIP 16 «](https://publixphere.de/i/salon/page/Hintergr%C3%BCnde_zu_ 17 TTIP) 18 19 Da diesbezüglich nur wenig gesicherte Information durch die 20 Verhandlungspartner selbst an die Öffentlichkeit gelangt, 21 stützt sich der mediale Diskurs hauptsächlich auf 22 spekulative Kennzahlen und polemisierende Schlagwörter: 23 Während politische Eliten beiderseits des Atlantiks die 24 Zubereitung eines beispiellosen Wirtschaftswachstums 25 versprechen, haben «Chlorhuhn» und «Genmais» so manch 26 einer/m BürgerIn schon vorsorglich den Appetit verdorben. 27 [» Presseschau zu TTIP 28 «](https://publixphere.de/i/salon/page/TTIP_in_Europa_und_de 29 n_USA__Presseschau) 30 31 Auf unserer Partnerplattform Publixphere.de widmete sich in 32 den vergangenen Wochen und Monaten eine bemerkenswerte 33 Anzahl von Foristinnen und Foristen, sowie diverse Akteure 34 aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft umstrittenen 35 Fragen zum Thema «TTIP». 36 37 Aufgrund des großen öffentlichen Interesses und der 38 weitreichenden Bedeutung eines transatlantischen 39 Freihandelsabkommes befasst sich der dritte Europäische 40 Salon mit ebendiesem Thema: **»Auf dem Weg zur 41 transatlantischen Wirtschaftsgemeinschaft mit TTIP?«** 42 43 Die folgende Zusammenfassung soll dabei Anreize für 44 kommende Diskussionen setzen. 45 46 **BRENNPUNKTE DER DISKUSSION AUF PUBLIXPHERE** 47 ------------------------------------------------------ 48 49 » Wird die transatlantische Handels- und 50 Investitionspartnerschaft «TTIP» tatsächlich zu einem 51 tiefgreifenden Wirtschaftswachstum und einem generellen 52 Wohlstandszuwachs in allen Bevölkerungsschichten führen, 53 oder bedient der Freihandel nur die Partikularinteressen 54 ressourcenstarker Unternehmen? 55 » Werden sich europäische Schutzstandards und Handelsregeln 56 ihrem US-amerikanischen Gegenüber anpassen müssen und 57 dadurch europäische Schutzniveaus gesenkt? 58 » Stellen die intransparente Verhandlungsführung und 59 etwaige Investitionsschutzklauseln einen Widerspruch oder 60 gar eine nachhaltige Gefährdung für gemeinsame europäische 61 Grundwerte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit dar? 62 63 64 **WAS SAGEN DIE BEFÜRWORTER?** 65 -------------------------------------------------------- 66 Vor allem die an Publixphere übersandten Stellungnahmen der 67 Bundestagsabgeordneten Joachim Pfeiffer und Peter Beyer 68 (beide CDU/CSU), sowie die vom Bundesverband der deutschen 69 Industrie dargelegte Position zu TTIP versuchten mit einer 70 Hervorhebung der zu erwartenden positiven Aspekte einer 71 transat-lantischen Freihandelszone zu überzeugen: 72 73 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 74 » Demzufolge soll mit der Umsetzung des 75 Freihandelsabkommens auf beiden Seiten des Atlantiks ein 76 bedeutendes Wirtschaftswachstum einsetzen, das eine 77 deutlich positive Auswirkung auf die Arbeitsmärkte und den 78 allgemeinen Wohlstand haben würde. Der Abbau nichttarifärer 79 Han-delshemmnisse wurde dabei primär als Vorteil für kleine 80 und mittelständische Unternehmen dargestellt, da eine 81 Vereinheitlichung von Standards und Verfahren diesen den 82 Eintritt in den auslän-dischen Markt deutlich vereinfache. 83 84 *MINDESTSTANDARDS* 85 » In diesem Zusammenhang wurde auch festgehalten, dass 86 weder die Europäische Kommission noch die (deutsche) 87 Industrie ein Interesse an der Absenkung oder Umgehung 88 europäischer Min-deststandards habe. Sensible 89 Politikbereiche, wie Kulturgüter, audiovisuelle Dienste und 90 die Daseinsvorsorge würden nicht in das Verhandlungsmandat 91 der Europäischen Kommission fallen. Tatsächlich würde der 92 Abschluss von TTIP Europa die einmalige Gelegenheit bieten, 93 gemeinsam mit den USA Standards und Handelsregeln zu 94 entwickeln, und diese global durchzusetzen. Als 95 wirtschaftliches Gegenstück zur NATO, soll TTIP dazu 96 beitragen, den Wohlstand und die wirt-schaftlichen 97 Interessen von Europa und den Vereinigten Staaten 98 langfristig zu sichern und ge-meinsam stark gegenüber der 99 Konkurrenz aus China, Russland und Indien aufzutreten. 100 101 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 102 » In Hinblick auf den besonders umstrittenen 103 Investitionsschutz und der Übertragung der diesbe-züglichen 104 Gerichtsbarkeit auf Schiedsgerichte hob der Bundesverband 105 der deutschen Industrie hervor, dass bereits 131 von der 106 Bundesrepublik unterzeichnete völkerrechtliche Verträge 107 derartige Bestimmungen enthalten, und somit die 108 Verhandlungen zu TTIP Anlass bieten würden, existierende 109 Mechanismen weiterzuentwickeln und zu verbessern. 110 111 **WAS SAGEN DIE GEGNER?** 112 ------------------------------------------------- 113 Bei einer Vielzahl von DiskussionsteilnehmerInnen zeichnete 114 sich eine merkbare Skepsis gegenüber den bisher bekannten 115 Verhandlungsdetails ab, wobei negativen Aspekte sowohl an 116 der formellen Verhandlungsführung durch die Europäische 117 Kommission, als auch an der fingierbaren inhaltlichen 118 Gestaltung aufgezeigt wurde: 119 120 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 121 » Einzelne Diskutierende bezweifelten, dass das für die 122 Freihandelszone prognostizierte Wirt-schaftswachstum 123 tatsächlich einen Mehrwert für die europäische 124 Allgemeinheit bringen könne. Vielmehr wurde argumentiert, 125 dass der Freihandel vor allem Großkonzernen und Investoren 126 dienlich sei, und TTIP in einer Kapitalverschiebung nach 127 oben resultieren könnte; die Vorteile für den/die 128 einzelne(n) EU-BürgerIn würden andererseits nur marginal 129 spürbar werden. Unter Berufung auf bekannte 130 Fehlentwicklungen nach Inkrafttreten des nordamerikanischen 131 Freihandelsabkommens NAFTA postulierte Stefan Leibold von 132 attac Münster, dass der durch TTIP erweiterte Markt – wider 133 den obengenannten Prognosen – kleinen und mittelständischen 134 Unternehmen langfristig eher Schaden als Nutzen zufügen 135 könnte. 136 137 *MINDESTSTANDARDS* 138 » In Hinblick auf den Abbau nichttarifärer Handelshemnisse 139 monierten einige UserInnen, dass die Harmonisierung von 140 Marktregeln zu einer Aushöhlung der jeweils höheren 141 Mindeststandards führen könnte, was damit untermauert 142 wurde, dass in den Verhandlungen zu TTIP durch die 143 Einbeziehung von Großkonzernen und Investoren ein 144 unverhältnismäßige Überrepräsentation von Handelsinteressen 145 gegenüber KonsumentInneninteressen bestünde. Hierzu mahnte 146 Timo Wans von den JEF Trier, dass bei einer etwaigen 147 Aushebelung von demokratisch beschlossenen Marktregeln ohne 148 Einbeziehung von Zivilgesellschaft und Legislativorganen 149 große Zweifel am Demokra-tieverständnis der Europäischen 150 Kommission entstehen sollten. 151 152 » Ebenso wurde von einigen ForistInnen hinterfragt, ob eine 153 verbindliche Harmonisierung von Standards und Verfahren im 154 denn überhaupt notwendig sei, oder ob die regulative 155 Ausstrahlung der Europäischen Union als führende 156 Volkswirtschaft nicht ohnehin stark genug sei, um globale 157 Richtmaße zu setzen. 158 159 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 160 » Von einer bemerkenswert großen Zahl an 161 DiskussionsteilnehmerInnen wurde die Übertragung von 162 Investitionsstreitigkeiten auf Schiedsgerichte als, in 163 Bezug auf deren Vereinbarkeit mit rechts-staatlichen 164 Erfordernissen, bedenklich kritisiert, wobei mehrfach 165 festgehalten wurde, dass der ei-gentliche Zweck derartiger 166 Bestimmungen in der Sicherstellung des Rechtswegs in 167 Staaten mit einem nach westlichem Verständnis 168 unzureichenden Justizwesen läge; im Falle von TTIP bestehe 169 daher kein Bedarf an derartigen Vereinbarungen. 170 171 » Ebenso kritisiert wurden auch die mangelnde Transparenz 172 und die Geheimhaltung der Verhand-lungen zu TTIP, sowie 173 der Ausschluss des Europäischen Parlaments, nationaler 174 Legislativorgane und NGOs aus ebendiesen. Als Mahnung 175 dahingehend, dass sich das Europäische Parlament dieses 176 Mitspracherecht nicht ungestraft entziehen lassen würde, 177 wurde in diesem Zusammenhang die 2013 gescheiterte 178 Ratifizierung von ACTA erwähnt. 179 180 » Laut Stefan Leibold von attac Münster würde eine 181 Aushöhlung der parlamentarischen Demokratie nicht nur 182 während der Verhandlungen bestehen, sondern mit dem 183 Inkrafttreten von TTIP auch weiter perpetuiert werden: 184 Gesetzesinitiativen müssten frühzeitig auf ihre 185 Vereinbarkeit mit dem transatlantischen Handel überprüft 186 werden, was eine vertiefte Einbindung von Konzernen, 187 Investoren und deren Lobbys zur Folge haben könnte. 188 189 **ERGÄNZENDE PERSPEKTIVEN** 190 ------------------------------------------------------ 191 In den Diskussionen wurden zudem einige Aspekte 192 angesprochen, die nicht unbedingt eine Wertung von 193 Verfahren oder Inhalt des geplanten Freihandelsabkommens 194 darstellten, sondern von UserInnen als diskursrelevant 195 erachtete ergänzende Perspektiven aufzeigten. 196 197 » Demnach wurde von Publixphere-Userin Kathrin darauf 198 hingewiesen, dass TTIP nicht das erste von der Europäischen 199 Kommission verhandelte Freihandelsabkommen sei: CETA, der 200 Freihandelsvertrag zwischen den Staaten der Europäischen 201 Union und Kanada, das eine Art Vorbildfunktion für TTIP 202 übernehmen soll, sei beinahe fertig verhandelt. 203 204 » Die (ehemalige) Europaabgeordnete Nadja Hirsch von der 205 FDP sprach sich auf Publixphere grundsätzlich für die 206 Einrichtung einer transatlantischen Freihandelszone aus. 207 Dabei wies sie jedoch daraufhin, dass ein diesbezügliches 208 Abkommen nur Zug um Zug mit einem Datenschutzabkommen 209 verhandelt werden dürfe, da sich im Kontext des TTIP eine 210 einmalige Gelegenheit für die EU böte, ihre Forderungen im 211 Bereich des Datenschutzes durchzusetzen. 212 213 » Im Rahmen der Debatte um die geheime Verhandlungsführung 214 zu TTIP wurde von Publixphere-UserIn Arebentisch darauf 215 hingewiesen, dass die mangelnde Transparenz der 216 Verhandlungen zumindest teilweise auf die veralteten 217 europarechtlichen Bestimmungen über den Zugang zu 218 Dokumenten zurückzuführen sei; die aktuelle Verordnung sei 219 nicht mit den, seit dem Vertrag von Lissabon erweiterten, 220 Unionsbürgerrechten vereinbar, weswegen ein dringender 221 Handlungsbedarf seitens des europäischen Gesetzgebers 222 bestehe. » Hintergründe zu TTIP: Transparenz « -
Zusammenfassung der TTIP-Diskussionen auf Publixphere
von admin, angelegt1 **«TTIP» BESCHÄFTIGT UNS NOCH LÄNGER!** 2 ------------------------------------------------------------ 3 ---------- 4 5 *von Simon Wendelin Burger* 6 7 Seit Mitte letzten Jahres verhandeln die Europäische 8 Kommission und die US-Bundesregierung ihre Prioritäten zur 9 Ausgestaltung der größten Freihandelszone der Welt – dem 10 Transatlantic Trade and Investment Partnership «TTIP» 11 zwischen EU und USA. [» Hintergründe zu TTIP 12 «](https://publixphere.de/i/salon/page/Hintergr%C3%BCnde_zu_ 13 TTIP) 14 15 Da diesbezüglich nur wenig gesicherte Information durch die 16 Verhandlungspartner selbst an die Öffentlichkeit gelangt, 17 stützt sich der mediale Diskurs hauptsächlich auf 18 spekulative Kennzahlen und polemi-sierende Schlagwörter: 19 Während politische Eliten beiderseits des Atlantiks die 20 Zubereitung eines beispiellosen Wirtschaftswachstums 21 versprechen, haben «Chlorhuhn» und «Genmais» so manch 22 einer/m BürgerIn schon vorsorglich den Appetit verdorben. 23 [» Presseschau zu TTIP 24 «](https://publixphere.de/i/salon/page/TTIP_in_Europa_und_de 25 n_USA__Presseschau) 26 27 Auf unserer Partnerplattform Publixphere.de widmete sich in 28 den vergangenen Wochen und Monaten eine bemerkenswerte 29 Anzahl von Foristinnen und Foristen, sowie diverse Akteure 30 aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft umstrittenen 31 Fragen zum Thema «TTIP». 32 33 Aufgrund des großen öffentlichen Interesses und der 34 weitreichenden Bedeutung eines transatlantischen 35 Freihandelsabkommes befasst sich der dritte Europäische 36 Salon mit ebendiesem Thema. Die folgende Zusammenfassung 37 soll dabei Anreize für kommende Diskussionen setzen. 38 39 **BRENNPUNKTE DER DISKUSSION** 40 ------------------------------------------------------ 41 42 » Wird die transatlantische Handels- und 43 Investitionspartnerschaft «TTIP» tatsächlich zu einem 44 tiefgreifenden Wirtschaftswachstum und einem generellen 45 Wohlstandszuwachs in allen Bevölkerungsschichten führen, 46 oder bedient der Freihandel nur die Partikularinteressen 47 ressourcenstarker Unternehmen? 48 » Werden sich europäische Schutzstandards und Handelsregeln 49 ihrem US-amerikanischen Gegenüber anpassen müssen und 50 dadurch europäische Schutzniveaus gesenkt? 51 » Stellen die intransparente Verhandlungsführung und 52 etwaige Investitionsschutzklauseln einen Widerspruch oder 53 gar eine nachhaltige Gefährdung für gemeinsame europäische 54 Grundwerte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit dar? 55 56 57 **WAS SAGEN DIE BEFÜRWORTER?** 58 -------------------------------------------------------- 59 Vor allem die an Publixphere übersandten Stellungnahmen der 60 Bundestagsabgeordneten Joachim Pfeiffer und Peter Beyer 61 (beide CDU/CSU), sowie die vom Bundesverband der deutschen 62 Industrie dargelegte Position zu TTIP versuchten mit einer 63 Hervorhebung der zu erwartenden positiven Aspekte einer 64 transat-lantischen Freihandelszone zu überzeugen: 65 66 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 67 » Demzufolge soll mit der Umsetzung des 68 Freihandelsabkommens auf beiden Seiten des Atlantiks ein 69 bedeutendes Wirtschaftswachstum einsetzen, das eine 70 deutlich positive Auswirkung auf die Arbeitsmärkte und den 71 allgemeinen Wohlstand haben würde. Der Abbau nichttarifärer 72 Han-delshemmnisse wurde dabei primär als Vorteil für kleine 73 und mittelständische Unternehmen dargestellt, da eine 74 Vereinheitlichung von Standards und Verfahren diesen den 75 Eintritt in den auslän-dischen Markt deutlich vereinfache. 76 77 *MINDESTSTANDARDS* 78 » In diesem Zusammenhang wurde auch festgehalten, dass 79 weder die Europäische Kommission noch die (deutsche) 80 Industrie ein Interesse an der Absenkung oder Umgehung 81 europäischer Min-deststandards habe. Sensible 82 Politikbereiche, wie Kulturgüter, audiovisuelle Dienste und 83 die Daseinsvorsorge würden nicht in das Verhandlungsmandat 84 der Europäischen Kommission fallen. Tatsächlich würde der 85 Abschluss von TTIP Europa die einmalige Gelegenheit bieten, 86 gemeinsam mit den USA Standards und Handelsregeln zu 87 entwickeln, und diese global durchzusetzen. Als 88 wirtschaftliches Gegenstück zur NATO, soll TTIP dazu 89 beitragen, den Wohlstand und die wirt-schaftlichen 90 Interessen von Europa und den Vereinigten Staaten 91 langfristig zu sichern und ge-meinsam stark gegenüber der 92 Konkurrenz aus China, Russland und Indien aufzutreten. 93 94 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 95 » In Hinblick auf den besonders umstrittenen 96 Investitionsschutz und der Übertragung der diesbe-züglichen 97 Gerichtsbarkeit auf Schiedsgerichte hob der Bundesverband 98 der deutschen Industrie hervor, dass bereits 131 von der 99 Bundesrepublik unterzeichnete völkerrechtliche Verträge 100 derartige Bestimmungen enthalten, und somit die 101 Verhandlungen zu TTIP Anlass bieten würden, existierende 102 Mechanismen weiterzuentwickeln und zu verbessern. 103 104 **WAS SAGEN DIE GEGNER?** 105 ------------------------------------------------- 106 Bei einer Vielzahl von DiskussionsteilnehmerInnen zeichnete 107 sich eine merkbare Skepsis gegenüber den bisher bekannten 108 Verhandlungsdetails ab, wobei negativen Aspekte sowohl an 109 der formellen Verhandlungsführung durch die Europäische 110 Kommission, als auch an der fingierbaren inhaltlichen 111 Gestaltung aufgezeigt wurde: 112 113 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 114 » Einzelne Diskutierende bezweifelten, dass das für die 115 Freihandelszone prognostizierte Wirt-schaftswachstum 116 tatsächlich einen Mehrwert für die europäische 117 Allgemeinheit bringen könne. Vielmehr wurde argumentiert, 118 dass der Freihandel vor allem Großkonzernen und Investoren 119 dienlich sei, und TTIP in einer Kapitalverschiebung nach 120 oben resultieren könnte; die Vorteile für den/die 121 einzelne(n) EU-BürgerIn würden andererseits nur marginal 122 spürbar werden. Unter Berufung auf bekannte 123 Fehlentwicklungen nach Inkrafttreten des nordamerikanischen 124 Freihandelsabkommens NAFTA postulierte Stefan Leibold von 125 attac Münster, dass der durch TTIP erweiterte Markt – wider 126 den obengenannten Prognosen – kleinen und mittelständischen 127 Unternehmen langfristig eher Schaden als Nutzen zufügen 128 könnte. 129 130 *MINDESTSTANDARDS* 131 » In Hinblick auf den Abbau nichttarifärer Handelshemnisse 132 monierten einige UserInnen, dass die Harmonisierung von 133 Marktregeln zu einer Aushöhlung der jeweils höheren 134 Mindeststandards führen könnte, was damit untermauert 135 wurde, dass in den Verhandlungen zu TTIP durch die 136 Einbeziehung von Großkonzernen und Investoren ein 137 unverhältnismäßige Überrepräsentation von Handelsinteressen 138 gegenüber KonsumentInneninteressen bestünde. Hierzu mahnte 139 Timo Wans von den JEF Trier, dass bei einer etwaigen 140 Aushebelung von demokratisch beschlossenen Marktregeln ohne 141 Einbeziehung von Zivilgesellschaft und Legislativorganen 142 große Zweifel am Demokra-tieverständnis der Europäischen 143 Kommission entstehen sollten. 144 145 » Ebenso wurde von einigen ForistInnen hinterfragt, ob eine 146 verbindliche Harmonisierung von Standards und Verfahren im 147 denn überhaupt notwendig sei, oder ob die regulative 148 Ausstrahlung der Europäischen Union als führende 149 Volkswirtschaft nicht ohnehin stark genug sei, um globale 150 Richtmaße zu setzen. 151 152 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 153 » Von einer bemerkenswert großen Zahl an 154 DiskussionsteilnehmerInnen wurde die Übertragung von 155 Investitionsstreitigkeiten auf Schiedsgerichte als, in 156 Bezug auf deren Vereinbarkeit mit rechts-staatlichen 157 Erfordernissen, bedenklich kritisiert, wobei mehrfach 158 festgehalten wurde, dass der ei-gentliche Zweck derartiger 159 Bestimmungen in der Sicherstellung des Rechtswegs in 160 Staaten mit einem nach westlichem Verständnis 161 unzureichenden Justizwesen läge; im Falle von TTIP bestehe 162 daher kein Bedarf an derartigen Vereinbarungen. 163 164 » Ebenso kritisiert wurden auch die mangelnde Transparenz 165 und die Geheimhaltung der Verhand-lungen zu TTIP, sowie 166 der Ausschluss des Europäischen Parlaments, nationaler 167 Legislativorgane und NGOs aus ebendiesen. Als Mahnung 168 dahingehend, dass sich das Europäische Parlament dieses 169 Mitspracherecht nicht ungestraft entziehen lassen würde, 170 wurde in diesem Zusammenhang die 2013 gescheiterte 171 Ratifizierung von ACTA erwähnt. 172 173 » Laut Stefan Leibold von attac Münster würde eine 174 Aushöhlung der parlamentarischen Demokra-tie nicht nur 175 während der Verhandlungen bestehen, sondern mit dem 176 Inkrafttreten von TTIP auch weiter perpetuiert werden: 177 Gesetzesinitiativen müssten frühzeitig auf ihre 178 Vereinbarkeit mit dem transatlantischen Handel überprüft 179 werden, was eine vertiefte Einbindung von Konzernen, 180 Investoren und deren Lobbys zur Folge haben könnte. 181 182 **ERGÄNZENDE PERSPEKTIVEN** 183 ------------------------------------------------------ 184 In den Diskussionen wurden zudem einige Aspekte 185 angesprochen, die nicht unbedingt eine Wertung von 186 Verfahren oder Inhalt des geplanten Freihandelsabkommens 187 darstellten, sondern von UserInnen als diskursrelevant 188 erachtete ergänzende Perspektiven aufzeigten. 189 190 » Demnach wurde von Publixphere-Userin Kathrin darauf 191 hingewiesen, dass TTIP nicht das erste von der Europäischen 192 Kommission verhandelte Freihandelsabkommen sei: CETA, der 193 Freihandelsvertrag zwischen den Staaten der Europäischen 194 Union und Kanada, das eine Art Vorbildfunktion für TTIP 195 übernehmen soll, sei beinahe fertig verhandelt. 196 197 » Die (ehemalige) Europaabgeordnete Nadja Hirsch von der 198 FDP sprach sich auf Publixphere grund-sätzlich für die 199 Einrichtung einer transatlantischen Freihandelszone aus. 200 Dabei wies sie jedoch daraufhin, dass ein diesbezügliches 201 Abkommen nur Zug um Zug mit einem Datenschutzabkommen 202 verhandelt werden dürfe, da sich im Kontext des TTIP eine 203 einmalige Gelegenheit für die EU böte, ihre Forderungen im 204 Bereich des Datenschutzes durchzusetzen. 205 206 » Im Rahmen der Debatte um die geheime Verhandlungsführung 207 zu TTIP wurde von Publixsphere-UserIn Arebentisch darauf 208 hingewiesen, dass die mangelnde Transparenz der 209 Verhandlungen zumindest teilweise auf die veralteten 210 europarechtlichen Bestimmungen über den Zugang zu 211 Do-kumenten zurückzuführen sei; die aktuelle Verordnung sei 212 nicht mit den, seit dem Vertrag von Lissabon erweiterten, 213 Unionsbürgerrechten vereinbar, weswegen ein dringender 214 Handlungsbedarf seitens des europäischen Gesetzgebers 215 bestehe. » Hintergründe zu TTIP: Transparenz « -
Zusammenfassung der TTIP-Diskussionen auf Publixphere
von admin, angelegt1 **«TTIP» BESCHÄFTIGT UNS NOCH LÄNGER!** 2 ------------------------------------------------------------ 3 ---------- 4 5 *von Simon Wendelin Burger.* 6 7 Seit Mitte letzten Jahres verhandeln die Europäische 8 Kommission und die US-Bundesregierung ihre Prioritäten zur 9 Ausgestaltung der größten Freihandelszone der Welt – dem 10 Transatlantic Trade and Investment Partnership «TTIP» 11 zwischen EU und USA. [» Hintergründe zu TTIP 12 «](https://publixphere.de/i/salon/page/Hintergr%C3%BCnde_zu_ 13 TTIP) 14 15 Da diesbezüglich nur wenig gesicherte Information durch die 16 Verhandlungspartner selbst an die Öffentlichkeit gelangt, 17 stützt sich der mediale Diskurs hauptsächlich auf 18 spekulative Kennzahlen und polemi-sierende Schlagwörter: 19 Während politische Eliten beiderseits des Atlantiks die 20 Zubereitung eines beispiellosen Wirtschaftswachstums 21 versprechen, haben «Chlorhuhn» und «Genmais» so manch 22 einer/m BürgerIn schon vorsorglich den Appetit verdorben. 23 [» Presseschau zu TTIP 24 «](https://publixphere.de/i/salon/page/TTIP_in_Europa_und_de 25 n_USA__Presseschau) 26 27 Auf unserer Partnerplattform Publixphere.de widmete sich in 28 den vergangenen Wochen und Monaten eine bemerkenswerte 29 Anzahl von Foristinnen und Foristen, sowie diverse Akteure 30 aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft umstrittenen 31 Fragen zum Thema «TTIP». 32 33 Aufgrund des großen öffentlichen Interesses und der 34 weitreichenden Bedeutung eines transatlantischen 35 Freihandelsabkommes befasst sich der dritte Europäische 36 Salon mit ebendiesem Thema. Die folgende Zusammenfassung 37 soll dabei Anreize für kommende Diskussionen setzen. 38 39 **BRENNPUNKTE DER DISKUSSION** 40 ------------------------------------------------------ 41 42 » Wird die transatlantische Handels- und 43 Investitionspartnerschaft «TTIP» tatsächlich zu einem 44 tiefgreifenden Wirtschaftswachstum und einem generellen 45 Wohlstandszuwachs in allen Bevölkerungsschichten führen, 46 oder bedient der Freihandel nur die Partikularinteressen 47 ressourcenstarker Unternehmen? 48 » Werden sich europäische Schutzstandards und Handelsregeln 49 ihrem US-amerikanischen Gegenüber anpassen müssen und 50 dadurch europäische Schutzniveaus gesenkt? 51 » Stellen die intransparente Verhandlungsführung und 52 etwaige Investitionsschutzklauseln einen Widerspruch oder 53 gar eine nachhaltige Gefährdung für gemeinsame europäische 54 Grundwerte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit dar? 55 56 57 **WAS SAGEN DIE BEFÜRWORTER?** 58 -------------------------------------------------------- 59 Vor allem die an Publixphere übersandten Stellungnahmen der 60 Bundestagsabgeordneten Joachim Pfeiffer und Peter Beyer 61 (beide CDU/CSU), sowie die vom Bundesverband der deutschen 62 Industrie dargelegte Position zu TTIP versuchten mit einer 63 Hervorhebung der zu erwartenden positiven Aspekte einer 64 transat-lantischen Freihandelszone zu überzeugen: 65 66 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 67 » Demzufolge soll mit der Umsetzung des 68 Freihandelsabkommens auf beiden Seiten des Atlantiks ein 69 bedeutendes Wirtschaftswachstum einsetzen, das eine 70 deutlich positive Auswirkung auf die Arbeitsmärkte und den 71 allgemeinen Wohlstand haben würde. Der Abbau nichttarifärer 72 Han-delshemmnisse wurde dabei primär als Vorteil für kleine 73 und mittelständische Unternehmen dargestellt, da eine 74 Vereinheitlichung von Standards und Verfahren diesen den 75 Eintritt in den auslän-dischen Markt deutlich vereinfache. 76 77 *MINDESTSTANDARDS* 78 » In diesem Zusammenhang wurde auch festgehalten, dass 79 weder die Europäische Kommission noch die (deutsche) 80 Industrie ein Interesse an der Absenkung oder Umgehung 81 europäischer Min-deststandards habe. Sensible 82 Politikbereiche, wie Kulturgüter, audiovisuelle Dienste und 83 die Daseinsvorsorge würden nicht in das Verhandlungsmandat 84 der Europäischen Kommission fallen. Tatsächlich würde der 85 Abschluss von TTIP Europa die einmalige Gelegenheit bieten, 86 gemeinsam mit den USA Standards und Handelsregeln zu 87 entwickeln, und diese global durchzusetzen. Als 88 wirtschaftliches Gegenstück zur NATO, soll TTIP dazu 89 beitragen, den Wohlstand und die wirt-schaftlichen 90 Interessen von Europa und den Vereinigten Staaten 91 langfristig zu sichern und ge-meinsam stark gegenüber der 92 Konkurrenz aus China, Russland und Indien aufzutreten. 93 94 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 95 » In Hinblick auf den besonders umstrittenen 96 Investitionsschutz und der Übertragung der diesbe-züglichen 97 Gerichtsbarkeit auf Schiedsgerichte hob der Bundesverband 98 der deutschen Industrie hervor, dass bereits 131 von der 99 Bundesrepublik unterzeichnete völkerrechtliche Verträge 100 derartige Bestimmungen enthalten, und somit die 101 Verhandlungen zu TTIP Anlass bieten würden, existierende 102 Mechanismen weiterzuentwickeln und zu verbessern. 103 104 **WAS SAGEN DIE GEGNER?** 105 ------------------------------------------------- 106 Bei einer Vielzahl von DiskussionsteilnehmerInnen zeichnete 107 sich eine merkbare Skepsis gegenüber den bisher bekannten 108 Verhandlungsdetails ab, wobei negativen Aspekte sowohl an 109 der formellen Verhandlungsführung durch die Europäische 110 Kommission, als auch an der fingierbaren inhaltlichen 111 Gestaltung aufgezeigt wurde: 112 113 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 114 » Einzelne Diskutierende bezweifelten, dass das für die 115 Freihandelszone prognostizierte Wirt-schaftswachstum 116 tatsächlich einen Mehrwert für die europäische 117 Allgemeinheit bringen könne. Vielmehr wurde argumentiert, 118 dass der Freihandel vor allem Großkonzernen und Investoren 119 dienlich sei, und TTIP in einer Kapitalverschiebung nach 120 oben resultieren könnte; die Vorteile für den/die 121 einzelne(n) EU-BürgerIn würden andererseits nur marginal 122 spürbar werden. Unter Berufung auf bekannte 123 Fehlentwicklungen nach Inkrafttreten des nordamerikanischen 124 Freihandelsabkommens NAFTA postulierte Stefan Leibold von 125 attac Münster, dass der durch TTIP erweiterte Markt – wider 126 den obengenannten Prognosen – kleinen und mittelständischen 127 Unternehmen langfristig eher Schaden als Nutzen zufügen 128 könnte. 129 130 *MINDESTSTANDARDS* 131 » In Hinblick auf den Abbau nichttarifärer Handelshemnisse 132 monierten einige UserInnen, dass die Harmonisierung von 133 Marktregeln zu einer Aushöhlung der jeweils höheren 134 Mindeststandards führen könnte, was damit untermauert 135 wurde, dass in den Verhandlungen zu TTIP durch die 136 Einbeziehung von Großkonzernen und Investoren ein 137 unverhältnismäßige Überrepräsentation von Handelsinteressen 138 gegenüber KonsumentInneninteressen bestünde. Hierzu mahnte 139 Timo Wans von den JEF Trier, dass bei einer etwaigen 140 Aushebelung von demokratisch beschlossenen Marktregeln ohne 141 Einbeziehung von Zivilgesellschaft und Legislativorganen 142 große Zweifel am Demokra-tieverständnis der Europäischen 143 Kommission entstehen sollten. 144 145 » Ebenso wurde von einigen ForistInnen hinterfragt, ob eine 146 verbindliche Harmonisierung von Standards und Verfahren im 147 denn überhaupt notwendig sei, oder ob die regulative 148 Ausstrahlung der Europäischen Union als führende 149 Volkswirtschaft nicht ohnehin stark genug sei, um globale 150 Richtmaße zu setzen. 151 152 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 153 » Von einer bemerkenswert großen Zahl an 154 DiskussionsteilnehmerInnen wurde die Übertragung von 155 Investitionsstreitigkeiten auf Schiedsgerichte als, in 156 Bezug auf deren Vereinbarkeit mit rechts-staatlichen 157 Erfordernissen, bedenklich kritisiert, wobei mehrfach 158 festgehalten wurde, dass der ei-gentliche Zweck derartiger 159 Bestimmungen in der Sicherstellung des Rechtswegs in 160 Staaten mit einem nach westlichem Verständnis 161 unzureichenden Justizwesen läge; im Falle von TTIP bestehe 162 daher kein Bedarf an derartigen Vereinbarungen. 163 164 » Ebenso kritisiert wurden auch die mangelnde Transparenz 165 und die Geheimhaltung der Verhand-lungen zu TTIP, sowie 166 der Ausschluss des Europäischen Parlaments, nationaler 167 Legislativorgane und NGOs aus ebendiesen. Als Mahnung 168 dahingehend, dass sich das Europäische Parlament dieses 169 Mitspracherecht nicht ungestraft entziehen lassen würde, 170 wurde in diesem Zusammenhang die 2013 gescheiterte 171 Ratifizierung von ACTA erwähnt. 172 173 » Laut Stefan Leibold von attac Münster würde eine 174 Aushöhlung der parlamentarischen Demokra-tie nicht nur 175 während der Verhandlungen bestehen, sondern mit dem 176 Inkrafttreten von TTIP auch weiter perpetuiert werden: 177 Gesetzesinitiativen müssten frühzeitig auf ihre 178 Vereinbarkeit mit dem transatlantischen Handel überprüft 179 werden, was eine vertiefte Einbindung von Konzernen, 180 Investoren und deren Lobbys zur Folge haben könnte. 181 182 **ERGÄNZENDE PERSPEKTIVEN** 183 ------------------------------------------------------ 184 In den Diskussionen wurden zudem einige Aspekte 185 angesprochen, die nicht unbedingt eine Wertung von 186 Verfahren oder Inhalt des geplanten Freihandelsabkommens 187 darstellten, sondern von UserInnen als diskursrelevant 188 erachtete ergänzende Perspektiven aufzeigten. 189 190 » Demnach wurde von Publixphere-Userin Kathrin darauf 191 hingewiesen, dass TTIP nicht das erste von der Europäischen 192 Kommission verhandelte Freihandelsabkommen sei: CETA, der 193 Freihandelsvertrag zwischen den Staaten der Europäischen 194 Union und Kanada, das eine Art Vorbildfunktion für TTIP 195 übernehmen soll, sei beinahe fertig verhandelt. 196 197 » Die (ehemalige) Europaabgeordnete Nadja Hirsch von der 198 FDP sprach sich auf Publixphere grund-sätzlich für die 199 Einrichtung einer transatlantischen Freihandelszone aus. 200 Dabei wies sie jedoch daraufhin, dass ein diesbezügliches 201 Abkommen nur Zug um Zug mit einem Datenschutzabkommen 202 verhandelt werden dürfe, da sich im Kontext des TTIP eine 203 einmalige Gelegenheit für die EU böte, ihre Forderungen im 204 Bereich des Datenschutzes durchzusetzen. 205 206 » Im Rahmen der Debatte um die geheime Verhandlungsführung 207 zu TTIP wurde von Publixsphere-UserIn Arebentisch darauf 208 hingewiesen, dass die mangelnde Transparenz der 209 Verhandlungen zumindest teilweise auf die veralteten 210 europarechtlichen Bestimmungen über den Zugang zu 211 Do-kumenten zurückzuführen sei; die aktuelle Verordnung sei 212 nicht mit den, seit dem Vertrag von Lissabon erweiterten, 213 Unionsbürgerrechten vereinbar, weswegen ein dringender 214 Handlungsbedarf seitens des europäischen Gesetzgebers 215 bestehe. » Hintergründe zu TTIP: Transparenz « -
Zusammenfassung der TTIP-Diskussionen auf Publixphere
von admin, angelegt1 **«TTIP» BESCHÄFTIGT UNS NOCH LÄNGER!** 2 ------------------------------------------------------------ 3 ---------- 4 5 *von Simon Wendelin Burger* 6 7 Seit Mitte letzten Jahres verhandeln die Europäische 8 Kommission und die US-Bundesregierung ihre Prioritäten zur 9 Ausgestaltung der größten Freihandelszone der Welt – dem 10 Transatlantic Trade and Investment Partnership «TTIP» 11 zwischen EU und USA. [» Hintergründe zu TTIP 12 «](https://publixphere.de/i/salon/page/Hintergr%C3%BCnde_zu_ 13 TTIP) 14 15 Da diesbezüglich nur wenig gesicherte Information durch die 16 Verhandlungspartner selbst an die Öffentlichkeit gelangt, 17 stützt sich der mediale Diskurs hauptsächlich auf 18 spekulative Kennzahlen und polemi-sierende Schlagwörter: 19 Während politische Eliten beiderseits des Atlantiks die 20 Zubereitung eines beispiellosen Wirtschaftswachstums 21 versprechen, haben «Chlorhuhn» und «Genmais» so manch 22 einer/m BürgerIn schon vorsorglich den Appetit verdorben. 23 [» Presseschau zu TTIP 24 «](https://publixphere.de/i/salon/page/TTIP_in_Europa_und_de 25 n_USA__Presseschau) 26 27 Auf unserer Partnerplattform widmete sich in den 28 vergangenen Wochen und Monaten eine bemerkenswerte Anzahl 29 von Foristinnen und Foristen, sowie diverse Akteure aus 30 Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft umstrittenen 31 Fragen zum Thema «TTIP». 32 Aufgrund des großen öffentlichen Interesses und der 33 weitreichenden Bedeutung eines transatlantischen 34 Freihandelsabkommes befasst sich der dritte Europäische 35 Salon mit ebendiesem Thema. Die folgende Zusammenfassung 36 soll dabei Anreize für kommende Diskussionen setzen. 37 38 **BRENNPUNKTE DER DISKUSSION** 39 ------------------------------------------------------ 40 41 » Wird die transatlantische Handels- und 42 Investitionspartnerschaft «TTIP» tatsächlich zu einem 43 tiefgreifenden Wirtschaftswachstum und einem generellen 44 Wohlstandszuwachs in allen Bevölkerungsschichten führen, 45 oder bedient der Freihandel nur die Partikularinteressen 46 ressourcenstarker Unternehmen? 47 » Werden sich europäische Schutzstandards und Handelsregeln 48 ihrem US-amerikanischen Gegenüber anpassen müssen und 49 dadurch europäische Schutzniveaus gesenkt? 50 » Stellen die intransparente Verhandlungsführung und 51 etwaige Investitionsschutzklauseln einen Widerspruch oder 52 gar eine nachhaltige Gefährdung für gemeinsame europäische 53 Grundwerte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit dar? 54 55 56 **WAS SAGEN DIE BEFÜRWORTER?** 57 -------------------------------------------------------- 58 Vor allem die an Publixphere übersandten Stellungnahmen der 59 Bundestagsabgeordneten Joachim Pfeiffer und Peter Beyer 60 (beide CDU/CSU), sowie die vom Bundesverband der deutschen 61 Industrie dargelegte Position zu TTIP versuchten mit einer 62 Hervorhebung der zu erwartenden positiven Aspekte einer 63 transat-lantischen Freihandelszone zu überzeugen: 64 65 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 66 » Demzufolge soll mit der Umsetzung des 67 Freihandelsabkommens auf beiden Seiten des Atlantiks ein 68 bedeutendes Wirtschaftswachstum einsetzen, das eine 69 deutlich positive Auswirkung auf die Arbeitsmärkte und den 70 allgemeinen Wohlstand haben würde. Der Abbau nichttarifärer 71 Han-delshemmnisse wurde dabei primär als Vorteil für kleine 72 und mittelständische Unternehmen dargestellt, da eine 73 Vereinheitlichung von Standards und Verfahren diesen den 74 Eintritt in den auslän-dischen Markt deutlich vereinfache. 75 76 *MINDESTSTANDARDS* 77 » In diesem Zusammenhang wurde auch festgehalten, dass 78 weder die Europäische Kommission noch die (deutsche) 79 Industrie ein Interesse an der Absenkung oder Umgehung 80 europäischer Min-deststandards habe. Sensible 81 Politikbereiche, wie Kulturgüter, audiovisuelle Dienste und 82 die Daseinsvorsorge würden nicht in das Verhandlungsmandat 83 der Europäischen Kommission fallen. Tatsächlich würde der 84 Abschluss von TTIP Europa die einmalige Gelegenheit bieten, 85 gemeinsam mit den USA Standards und Handelsregeln zu 86 entwickeln, und diese global durchzusetzen. Als 87 wirtschaftliches Gegenstück zur NATO, soll TTIP dazu 88 beitragen, den Wohlstand und die wirt-schaftlichen 89 Interessen von Europa und den Vereinigten Staaten 90 langfristig zu sichern und ge-meinsam stark gegenüber der 91 Konkurrenz aus China, Russland und Indien aufzutreten. 92 93 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 94 » In Hinblick auf den besonders umstrittenen 95 Investitionsschutz und der Übertragung der diesbe-züglichen 96 Gerichtsbarkeit auf Schiedsgerichte hob der Bundesverband 97 der deutschen Industrie hervor, dass bereits 131 von der 98 Bundesrepublik unterzeichnete völkerrechtliche Verträge 99 derartige Bestimmungen enthalten, und somit die 100 Verhandlungen zu TTIP Anlass bieten würden, existierende 101 Mechanismen weiterzuentwickeln und zu verbessern. 102 103 **WAS SAGEN DIE GEGNER?** 104 ------------------------------------------------- 105 Bei einer Vielzahl von DiskussionsteilnehmerInnen zeichnete 106 sich eine merkbare Skepsis gegenüber den bisher bekannten 107 Verhandlungsdetails ab, wobei negativen Aspekte sowohl an 108 der formellen Verhandlungsführung durch die Europäische 109 Kommission, als auch an der fingierbaren inhaltlichen 110 Gestaltung aufgezeigt wurde: 111 112 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 113 » Einzelne Diskutierende bezweifelten, dass das für die 114 Freihandelszone prognostizierte Wirt-schaftswachstum 115 tatsächlich einen Mehrwert für die europäische 116 Allgemeinheit bringen könne. Vielmehr wurde argumentiert, 117 dass der Freihandel vor allem Großkonzernen und Investoren 118 dienlich sei, und TTIP in einer Kapitalverschiebung nach 119 oben resultieren könnte; die Vorteile für den/die 120 einzelne(n) EU-BürgerIn würden andererseits nur marginal 121 spürbar werden. Unter Berufung auf bekannte 122 Fehlentwicklungen nach Inkrafttreten des nordamerikanischen 123 Freihandelsabkommens NAFTA postulierte Stefan Leibold von 124 attac Münster, dass der durch TTIP erweiterte Markt – wider 125 den obengenannten Prognosen – kleinen und mittelständischen 126 Unternehmen langfristig eher Schaden als Nutzen zufügen 127 könnte. 128 129 *MINDESTSTANDARDS* 130 » In Hinblick auf den Abbau nichttarifärer Handelshemnisse 131 monierten einige UserInnen, dass die Harmonisierung von 132 Marktregeln zu einer Aushöhlung der jeweils höheren 133 Mindeststandards führen könnte, was damit untermauert 134 wurde, dass in den Verhandlungen zu TTIP durch die 135 Einbeziehung von Großkonzernen und Investoren ein 136 unverhältnismäßige Überrepräsentation von Handelsinteressen 137 gegenüber KonsumentInneninteressen bestünde. Hierzu mahnte 138 Timo Wans von den JEF Trier, dass bei einer etwaigen 139 Aushebelung von demokratisch beschlossenen Marktregeln ohne 140 Einbeziehung von Zivilgesellschaft und Legislativorganen 141 große Zweifel am Demokra-tieverständnis der Europäischen 142 Kommission entstehen sollten. 143 144 » Ebenso wurde von einigen ForistInnen hinterfragt, ob eine 145 verbindliche Harmonisierung von Standards und Verfahren im 146 denn überhaupt notwendig sei, oder ob die regulative 147 Ausstrahlung der Europäischen Union als führende 148 Volkswirtschaft nicht ohnehin stark genug sei, um globale 149 Richtmaße zu setzen. 150 151 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 152 » Von einer bemerkenswert großen Zahl an 153 DiskussionsteilnehmerInnen wurde die Übertragung von 154 Investitionsstreitigkeiten auf Schiedsgerichte als, in 155 Bezug auf deren Vereinbarkeit mit rechts-staatlichen 156 Erfordernissen, bedenklich kritisiert, wobei mehrfach 157 festgehalten wurde, dass der ei-gentliche Zweck derartiger 158 Bestimmungen in der Sicherstellung des Rechtswegs in 159 Staaten mit einem nach westlichem Verständnis 160 unzureichenden Justizwesen läge; im Falle von TTIP bestehe 161 daher kein Bedarf an derartigen Vereinbarungen. 162 163 » Ebenso kritisiert wurden auch die mangelnde Transparenz 164 und die Geheimhaltung der Verhand-lungen zu TTIP, sowie 165 der Ausschluss des Europäischen Parlaments, nationaler 166 Legislativorgane und NGOs aus ebendiesen. Als Mahnung 167 dahingehend, dass sich das Europäische Parlament dieses 168 Mitspracherecht nicht ungestraft entziehen lassen würde, 169 wurde in diesem Zusammenhang die 2013 gescheiterte 170 Ratifizierung von ACTA erwähnt. 171 172 » Laut Stefan Leibold von attac Münster würde eine 173 Aushöhlung der parlamentarischen Demokra-tie nicht nur 174 während der Verhandlungen bestehen, sondern mit dem 175 Inkrafttreten von TTIP auch weiter perpetuiert werden: 176 Gesetzesinitiativen müssten frühzeitig auf ihre 177 Vereinbarkeit mit dem transatlantischen Handel überprüft 178 werden, was eine vertiefte Einbindung von Konzernen, 179 Investoren und deren Lobbys zur Folge haben könnte. 180 181 **ERGÄNZENDE PERSPEKTIVEN** 182 ------------------------------------------------------ 183 In den Diskussionen wurden zudem einige Aspekte 184 angesprochen, die nicht unbedingt eine Wertung von 185 Verfahren oder Inhalt des geplanten Freihandelsabkommens 186 darstellten, sondern von UserInnen als diskursrelevant 187 erachtete ergänzende Perspektiven aufzeigten. 188 189 » Demnach wurde von Publixphere-Userin Kathrin darauf 190 hingewiesen, dass TTIP nicht das erste von der Europäischen 191 Kommission verhandelte Freihandelsabkommen sei: CETA, der 192 Freihandelsvertrag zwischen den Staaten der Europäischen 193 Union und Kanada, das eine Art Vorbildfunktion für TTIP 194 übernehmen soll, sei beinahe fertig verhandelt. 195 196 » Die (ehemalige) Europaabgeordnete Nadja Hirsch von der 197 FDP sprach sich auf Publixphere grund-sätzlich für die 198 Einrichtung einer transatlantischen Freihandelszone aus. 199 Dabei wies sie jedoch daraufhin, dass ein diesbezügliches 200 Abkommen nur Zug um Zug mit einem Datenschutzabkommen 201 verhandelt werden dürfe, da sich im Kontext des TTIP eine 202 einmalige Gelegenheit für die EU böte, ihre Forderungen im 203 Bereich des Datenschutzes durchzusetzen. 204 205 » Im Rahmen der Debatte um die geheime Verhandlungsführung 206 zu TTIP wurde von Publixsphere-UserIn Arebentisch darauf 207 hingewiesen, dass die mangelnde Transparenz der 208 Verhandlungen zumindest teilweise auf die veralteten 209 europarechtlichen Bestimmungen über den Zugang zu 210 Do-kumenten zurückzuführen sei; die aktuelle Verordnung sei 211 nicht mit den, seit dem Vertrag von Lissabon erweiterten, 212 Unionsbürgerrechten vereinbar, weswegen ein dringender 213 Handlungsbedarf seitens des europäischen Gesetzgebers 214 bestehe. » Hintergründe zu TTIP: Transparenz « 215 216 217 -
Zusammenfassung der TTIP-Diskussionen auf Publixphere
von admin, angelegt1 **«TTIP» BESCHÄFTIGT UNS NOCH LÄNGER!** 2 ------------------------------------------------------------ 3 ---------- 4 5 *von Simon Wendelin Burger.* 6 7 Seit Mitte letzten Jahres verhandeln die Europäische 8 Kommission und die US-Bundesregierung ihre Prioritäten zur 9 Ausgestaltung der größten Freihandelszone der Welt – dem 10 Transatlantic Trade and Investment Partnership «TTIP» 11 zwischen EU und USA. [» Hintergründe zu TTIP 12 «](https://publixphere.de/i/salon/page/Hintergr%C3%BCnde_zu_ 13 TTIP) 14 15 Da diesbezüglich nur wenig gesicherte Information durch die 16 Verhandlungspartner selbst an die Öffentlichkeit gelangt, 17 stützt sich der mediale Diskurs hauptsächlich auf 18 spekulative Kennzahlen und polemisierende Schlagwörter: 19 Während politische Eliten beiderseits des Atlantiks die 20 Zubereitung eines beispiellosen Wirtschaftswachstums 21 versprechen, haben «Chlorhuhn» und «Genmais» so manch 22 einer/m BürgerIn schon vorsorglich den Appetit verdorben. 23 [» Presseschau zu TTIP 24 «](https://publixphere.de/i/salon/page/TTIP_in_Europa_und_de 25 n_USA__Presseschau) 26 27 Auf unserer Partnerplattform Publixphere.de widmete sich in 28 den vergangenen Wochen und Monaten eine bemerkenswerte 29 Anzahl von Foristinnen und Foristen, sowie diverse Akteure 30 aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft umstrittenen 31 Fragen zum Thema «TTIP». 32 33 Aufgrund des großen öffentlichen Interesses und der 34 weitreichenden Bedeutung eines transatlantischen 35 Freihandelsabkommes befasst sich der dritte Europäische 36 Salon mit ebendiesem Thema: **»Auf dem Weg zur 37 transatlantischen Wirtschaftsgemeinschaft mit TTIP?«** 38 39 Die folgende Zusammenfassung soll dabei Anreize für 40 kommende Diskussionen setzen. 41 42 **BRENNPUNKTE DER DISKUSSION AUF PUBLIXPHERE** 43 ------------------------------------------------------ 44 45 » Wird die transatlantische Handels- und 46 Investitionspartnerschaft «TTIP» tatsächlich zu einem 47 tiefgreifenden Wirtschaftswachstum und einem generellen 48 Wohlstandszuwachs in allen Bevölkerungsschichten führen, 49 oder bedient der Freihandel nur die Partikularinteressen 50 ressourcenstarker Unternehmen? 51 » Werden sich europäische Schutzstandards und Handelsregeln 52 ihrem US-amerikanischen Gegenüber anpassen müssen und 53 dadurch europäische Schutzniveaus gesenkt? 54 » Stellen die intransparente Verhandlungsführung und 55 etwaige Investitionsschutzklauseln einen Widerspruch oder 56 gar eine nachhaltige Gefährdung für gemeinsame europäische 57 Grundwerte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit dar? 58 59 60 **WAS SAGEN DIE BEFÜRWORTER?** 61 -------------------------------------------------------- 62 Vor allem die an Publixphere übersandten Stellungnahmen der 63 Bundestagsabgeordneten Joachim Pfeiffer und Peter Beyer 64 (beide CDU/CSU), sowie die vom Bundesverband der deutschen 65 Industrie dargelegte Position zu TTIP versuchten mit einer 66 Hervorhebung der zu erwartenden positiven Aspekte einer 67 transat-lantischen Freihandelszone zu überzeugen: 68 69 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 70 » Demzufolge soll mit der Umsetzung des 71 Freihandelsabkommens auf beiden Seiten des Atlantiks ein 72 bedeutendes Wirtschaftswachstum einsetzen, das eine 73 deutlich positive Auswirkung auf die Arbeitsmärkte und den 74 allgemeinen Wohlstand haben würde. Der Abbau nichttarifärer 75 Han-delshemmnisse wurde dabei primär als Vorteil für kleine 76 und mittelständische Unternehmen dargestellt, da eine 77 Vereinheitlichung von Standards und Verfahren diesen den 78 Eintritt in den auslän-dischen Markt deutlich vereinfache. 79 80 *MINDESTSTANDARDS* 81 » In diesem Zusammenhang wurde auch festgehalten, dass 82 weder die Europäische Kommission noch die (deutsche) 83 Industrie ein Interesse an der Absenkung oder Umgehung 84 europäischer Min-deststandards habe. Sensible 85 Politikbereiche, wie Kulturgüter, audiovisuelle Dienste und 86 die Daseinsvorsorge würden nicht in das Verhandlungsmandat 87 der Europäischen Kommission fallen. Tatsächlich würde der 88 Abschluss von TTIP Europa die einmalige Gelegenheit bieten, 89 gemeinsam mit den USA Standards und Handelsregeln zu 90 entwickeln, und diese global durchzusetzen. Als 91 wirtschaftliches Gegenstück zur NATO, soll TTIP dazu 92 beitragen, den Wohlstand und die wirt-schaftlichen 93 Interessen von Europa und den Vereinigten Staaten 94 langfristig zu sichern und ge-meinsam stark gegenüber der 95 Konkurrenz aus China, Russland und Indien aufzutreten. 96 97 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 98 » In Hinblick auf den besonders umstrittenen 99 Investitionsschutz und der Übertragung der diesbe-züglichen 100 Gerichtsbarkeit auf Schiedsgerichte hob der Bundesverband 101 der deutschen Industrie hervor, dass bereits 131 von der 102 Bundesrepublik unterzeichnete völkerrechtliche Verträge 103 derartige Bestimmungen enthalten, und somit die 104 Verhandlungen zu TTIP Anlass bieten würden, existierende 105 Mechanismen weiterzuentwickeln und zu verbessern. 106 107 **WAS SAGEN DIE GEGNER?** 108 ------------------------------------------------- 109 Bei einer Vielzahl von DiskussionsteilnehmerInnen zeichnete 110 sich eine merkbare Skepsis gegenüber den bisher bekannten 111 Verhandlungsdetails ab, wobei negativen Aspekte sowohl an 112 der formellen Verhandlungsführung durch die Europäische 113 Kommission, als auch an der fingierbaren inhaltlichen 114 Gestaltung aufgezeigt wurde: 115 116 *WIRTSCHAFTSWACHSTUM* 117 » Einzelne Diskutierende bezweifelten, dass das für die 118 Freihandelszone prognostizierte Wirt-schaftswachstum 119 tatsächlich einen Mehrwert für die europäische 120 Allgemeinheit bringen könne. Vielmehr wurde argumentiert, 121 dass der Freihandel vor allem Großkonzernen und Investoren 122 dienlich sei, und TTIP in einer Kapitalverschiebung nach 123 oben resultieren könnte; die Vorteile für den/die 124 einzelne(n) EU-BürgerIn würden andererseits nur marginal 125 spürbar werden. Unter Berufung auf bekannte 126 Fehlentwicklungen nach Inkrafttreten des nordamerikanischen 127 Freihandelsabkommens NAFTA postulierte Stefan Leibold von 128 attac Münster, dass der durch TTIP erweiterte Markt – wider 129 den obengenannten Prognosen – kleinen und mittelständischen 130 Unternehmen langfristig eher Schaden als Nutzen zufügen 131 könnte. 132 133 *MINDESTSTANDARDS* 134 » In Hinblick auf den Abbau nichttarifärer Handelshemnisse 135 monierten einige UserInnen, dass die Harmonisierung von 136 Marktregeln zu einer Aushöhlung der jeweils höheren 137 Mindeststandards führen könnte, was damit untermauert 138 wurde, dass in den Verhandlungen zu TTIP durch die 139 Einbeziehung von Großkonzernen und Investoren ein 140 unverhältnismäßige Überrepräsentation von Handelsinteressen 141 gegenüber KonsumentInneninteressen bestünde. Hierzu mahnte 142 Timo Wans von den JEF Trier, dass bei einer etwaigen 143 Aushebelung von demokratisch beschlossenen Marktregeln ohne 144 Einbeziehung von Zivilgesellschaft und Legislativorganen 145 große Zweifel am Demokra-tieverständnis der Europäischen 146 Kommission entstehen sollten. 147 148 » Ebenso wurde von einigen ForistInnen hinterfragt, ob eine 149 verbindliche Harmonisierung von Standards und Verfahren im 150 denn überhaupt notwendig sei, oder ob die regulative 151 Ausstrahlung der Europäischen Union als führende 152 Volkswirtschaft nicht ohnehin stark genug sei, um globale 153 Richtmaße zu setzen. 154 155 *DEMOKRATIE UND RECHTSSTAATLICHKEIT* 156 » Von einer bemerkenswert großen Zahl an 157 DiskussionsteilnehmerInnen wurde die Übertragung von 158 Investitionsstreitigkeiten auf Schiedsgerichte als, in 159 Bezug auf deren Vereinbarkeit mit rechts-staatlichen 160 Erfordernissen, bedenklich kritisiert, wobei mehrfach 161 festgehalten wurde, dass der ei-gentliche Zweck derartiger 162 Bestimmungen in der Sicherstellung des Rechtswegs in 163 Staaten mit einem nach westlichem Verständnis 164 unzureichenden Justizwesen läge; im Falle von TTIP bestehe 165 daher kein Bedarf an derartigen Vereinbarungen. 166 167 » Ebenso kritisiert wurden auch die mangelnde Transparenz 168 und die Geheimhaltung der Verhand-lungen zu TTIP, sowie 169 der Ausschluss des Europäischen Parlaments, nationaler 170 Legislativorgane und NGOs aus ebendiesen. Als Mahnung 171 dahingehend, dass sich das Europäische Parlament dieses 172 Mitspracherecht nicht ungestraft entziehen lassen würde, 173 wurde in diesem Zusammenhang die 2013 gescheiterte 174 Ratifizierung von ACTA erwähnt. 175 176 » Laut Stefan Leibold von attac Münster würde eine 177 Aushöhlung der parlamentarischen Demokratie nicht nur 178 während der Verhandlungen bestehen, sondern mit dem 179 Inkrafttreten von TTIP auch weiter perpetuiert werden: 180 Gesetzesinitiativen müssten frühzeitig auf ihre 181 Vereinbarkeit mit dem transatlantischen Handel überprüft 182 werden, was eine vertiefte Einbindung von Konzernen, 183 Investoren und deren Lobbys zur Folge haben könnte. 184 185 **ERGÄNZENDE PERSPEKTIVEN** 186 ------------------------------------------------------ 187 In den Diskussionen wurden zudem einige Aspekte 188 angesprochen, die nicht unbedingt eine Wertung von 189 Verfahren oder Inhalt des geplanten Freihandelsabkommens 190 darstellten, sondern von UserInnen als diskursrelevant 191 erachtete ergänzende Perspektiven aufzeigten. 192 193 » Demnach wurde von Publixphere-Userin Kathrin darauf 194 hingewiesen, dass TTIP nicht das erste von der Europäischen 195 Kommission verhandelte Freihandelsabkommen sei: CETA, der 196 Freihandelsvertrag zwischen den Staaten der Europäischen 197 Union und Kanada, das eine Art Vorbildfunktion für TTIP 198 übernehmen soll, sei beinahe fertig verhandelt. 199 200 » Die (ehemalige) Europaabgeordnete Nadja Hirsch von der 201 FDP sprach sich auf Publixphere grundsätzlich für die 202 Einrichtung einer transatlantischen Freihandelszone aus. 203 Dabei wies sie jedoch daraufhin, dass ein diesbezügliches 204 Abkommen nur Zug um Zug mit einem Datenschutzabkommen 205 verhandelt werden dürfe, da sich im Kontext des TTIP eine 206 einmalige Gelegenheit für die EU böte, ihre Forderungen im 207 Bereich des Datenschutzes durchzusetzen. 208 209 » Im Rahmen der Debatte um die geheime Verhandlungsführung 210 zu TTIP wurde von Publixphere-UserIn Arebentisch darauf 211 hingewiesen, dass die mangelnde Transparenz der 212 Verhandlungen zumindest teilweise auf die veralteten 213 europarechtlichen Bestimmungen über den Zugang zu 214 Dokumenten zurückzuführen sei; die aktuelle Verordnung sei 215 nicht mit den, seit dem Vertrag von Lissabon erweiterten, 216 Unionsbürgerrechten vereinbar, weswegen ein dringender 217 Handlungsbedarf seitens des europäischen Gesetzgebers 218 bestehe. » Hintergründe zu TTIP: Transparenz «