Die EU wird in der (Medien-) Öffentlichkeit zunehmend als ein "Elitenprojekt" wahrgenommen. Ist sie das? Wie kann sie zu einer "Union der Bürger" werden und wer trägt hierfür die Verantwortung?
Prof. Dr. Heinig:: Natürlich ist sie das. Und alle Träume von einem großen euroenthusiastischen Aufbruch der breiten europäischen Masse sind Phantasmen genau dieser Elite. Funktionseliten profitieren überproportional von der EU. Sie weisen eher einen kosmopolitischen Habitus, urbane Lebensgewohnheiten und hohe Bildungsstandards auf. Aber es gibt auch keine demokratischen Mehrheiten gegen die europäische Integration. Die meisten Europäer wissen sich geeint in der Wertschätzung eines bestimmten Politik- und Sozialmodells, das einen Verbund demokratischer Wohlfahrtsstaat begründet. Sie wissen die europäischen Erfolge zu schätzen, gerade die, die sie individuell betreffen. PR-Stunts, die auf ein „Europa der Bürger“ zielen, folgen hingegen schnell einem paternalistischen Politikverständnis. Die beste Strategie zur Verankerung der EU in der Breite der Bevölkerung ist die Politisierung Europas.
Wir haben die Podiumsgäste des zweiten Europäischen Salons zum Thema "Vor der Wahl zum Europäischen Parlament: Europa der Bürger – Europa der Eliten?" vorab um ihre Meinung zu unterschiedlichen Fragen gebeten, um sie online zu diskutieren. Alle Online-Beiträge und Kommentare haben die Chance, am 30. April auf dem Podium direkt in die Diskussion mit den Experten einzufließen.