Die Staats- und Regierungschefs der BRICS-Staaten. Foto & Teaser: ©picture alliance/dpa
Das Kürzel BRICS steht für eine Gruppe aus fünf aufstrebenden Volkswirtschaften. Geprägt wurde es 2001 durch den Chefvolkswirt der Investmentbank Goldman Sachs, der zunächst Brasilien, Russland, Indien und China als BRIC bezeichnete. Diesen Länder sagte er ein besonders hohes Wirtschaftswachstum voraus. Später wurde Südafrika in das Konzept miteinbezogen. Seit einigen Jahren hat die Gruppe eine politische Eigendynamik entfaltet, zu der regelmäßige Gipfeltreffen gehören.
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Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika gelten als Länder, die weiter an internationaler Bedeutung gewinnen werden: sie repräsentieren zusammen knapp über 40 Prozent der Weltbevölkerung und sehen ihre Volkswirtschaften weiter wachsen. Hunderte Millionen Menschen haben hier in den letzten Dekaden ihre Armut überwunden. Die Regierungen zeigen diese Erfolge gerne, indem sie internationale Sport-Großereignisse wie Olympische Spiele oder Fußballweltmeisterschaften ausrichten.
BRICS: gemeinsame politische Akzente?
"BRIC" beziehungsweise "BRICS" galt lange als ein recht willkürliches Konzept für eine Liste von eher lose untereinander verbundenen Ländern. Nachdem das Akronym Anfang des Jahrhunderts geprägt worden war, hat sich die Gruppe allerdings zu einem gewissen Grad institutionalisiert: So findet jedes Jahr ein Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs statt. Als deutliches Zeichen einer vertieften Zusammenarbeit haben sie 2013 verabredet, eine eigene Entwicklungsbank zu gründen.
Das war wohl auch eine Reaktion auf die Dominanz der alten Industrieländer in Weltbank und Internationalem Währungsfonds. Denn in wichtigen internationalen Organisationen und Zusammenschlüssen spiegeln sich Bevölkerungszahl und wirtschaftliche Relevanz der BRICS nicht unbedingt wider. Mit der BRICS-Gruppe werden daher auch Hoffnungen verbunden, internationale Foren gleichberechtigter zu gestalten und bisher ausgeschlossenen Akteuren eine Stimme zu geben.
Verliert die EU den Anschluss?
Bevölkerungszahl, geographische Verteilung und wirtschaftliche Prosperität der BRICS haben in Europa zu der Frage geführt, ob die EU den Anschluss verlieren könnte angesichts eines geringen Wirtschaftswachstums auf dem Kontinent und seinem vergleichsweise kleinen Anteil an der Weltbevölkerung von ca. 7 Prozent.
Beobachter argumentieren beispielsweise, dass die EU aufgrund ihrer schwach ausgeprägten strategischen Kultur und geringer außenpolitischer Ressourcen Gefahr läuft, gegenüber den BRICS marginalisiert zu werden. Dagegen teilt Philipp Mißfelder, außenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, die Befürchtung nicht, Europa könnte den Anschluss verlieren. Auf Publixphere weist er auf ungelöste territoriale, soziale und demographische Probleme in den BRICS-Staaten hin, die mittlerweile das Wachstum in diesen Ländern signifikant beeinträchtigten.
Angesichts der Heterogenität der fünf beteiligten Staaten, unterschiedlicher Interessenlagen bis hin zu Rivalitäten wird darüber hinaus in Frage gestellt, ob BRICS überhaupt eine tragfähige Grundlage für gemeinsame Politik sein kann. In jedem Fall hat das Konzept politische Analysen und Stellungnahmen provoziert, etwa vom Europäischen Parlament. Dabei wird auch immer wieder auf das wirtschaftliche Gewicht der EU verwiesen und auf die Tatsache, dass die Union für alle BRICS-Länder außer für Indien sowohl die wichtigste Quelle von Importen als auch den größten Exportmarkt darstellt.
Zuletzt aktualisiert am 11. Dezember 2013