„Deutschland tritt ein, für einen Sicherheitsbegriff der wertebasiert ist und die Achtung der Menschenrechte umfasst.“ (Kritik an USA, Guantanamo, NSA) „Im außenpolitischen Vokabular reimt sich Freihandel auf Frieden und Warenaustausch auf Wohlstand.“ (Aufforderung zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit statt zur militärischen Abschottung. Einbindung aller in den wohlstandsfördernden Welthandel.) „Deutschland ist überdurchschnittlich globalisiert und es profitiert deshalb überdurchschnittlich von einer offenen Weltordnung, einer Weltordnung die es Deutschland erlaubt Interessen mit grundlegenden Werten zu verbinden.“ (Aufforderung unsere guten wirtschaftlichen Beziehungen auch für Verbesserungen bei der Menschenrechtslage zu nutzen. Ethik des wirtschaftlichen Handelns, z.B. auch Beschränkungen bei Waffenexporten.) „Aus all dem leitet sich Deutschlands wichtigste außenpolitische Interesse des 21. Jahrhunderts ab. Dieses Ordnungsgefüge, dieses System zu erhalten und zukunftsfähig zu machen“. (Und das ist dann sozusagen der Kern, der sich durch seine Rede zieht. Wohlgemerkt, die Sätze sind so alle hinter einander gefallen. Er geht dann noch auf ganz viele Punkte ein, unter anderem auf die im Kommentar erwähnten, und ein Punkt ist dann eben auch die Frage von Auslandseinsätzen.)

Nachdem wir in einer Mediengesellschaft leben, ist es bei solchen Reden doch normal, dass die Interpretation der Medien den tatsächlichen Inhalt einer Rede völlig überlagert. 99% der Bevölkerung (wenn nicht mehr) haben keinen blassen Schimmer, was Gauck dort tatsächlich gesagt hat, wissen aber am nächsten Tag aus der Zeitung, wie sie es zu bewerten haben. Selbst beim Kanzlerduell, das traditionell viele Menschen sehen, ist diese Medienwirkung groß genug, dass sich die Meinungsbilder zum Duell direkt nach der Sendung und einige Tage später nach der Medienberichterstattung unterscheiden (So habe ich das zumindest mal gehört). Will sagen, hätten die Medien einen anderen der gefühlten 30 angesprochenen Punkte von Gauck aufgegriffen, würde die Rede heute in der breiten Öffentlichkeit entsprechend anders bewertet.