Was mich an Gaucks Reden stört, ist: Er betont immer wieder, dass es uns Deutschen so gut geht, und dass daraus unsere, als ultima ratio auch mit militärischen Mitteln zu tragende Verantwortung für Andere, denen es nicht so gut geht, resultiere. Mir gefällt der Unterton nicht: als müßten wir uns ein schlechtes Gewissen daraus machen, dass es uns so gut geht. Wenn unsere Wirtschaftskraft z.T. auf unseren Waffenexporten beruht, dann ist das schlechte Gewissen angebracht. Aber Gauck konstatiert es so grundsätzlich und mit einem moralischen Unterton, dass es uns Deutschen so gut gehe. Ich mag nicht ständig Schuldgefühle eingeredet bekommen. Das Schuldgefühl darüber, was meine Elterngeneration angerichtet hat, ist schon Last genug für mich.
Was die Außenansicht und Außenerwartung anderer Länder an Deutschland angeht: Nützt es ihnen nicht auch schon zu sehen, wie sich Deutschland um die europäische Integration bemüht (nicht zuletzt zum Erhalt des Friedens)? Und dass Deutschland unterschiedliche Standpunkte in den Bundesländern auf dem Verhandlungsweg, demokratisch löst und nicht kriegerisch, weil es uns sonst nämlich auch schlechter ginge?