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    MisterEde · angelegt
     

    Hallo Herr Dr. Roosebeke, Herr Eckhardt,

    Ihren Beitrag finde ich bereichernd, weil Sie mögliche Lösungsvorschläge aufzeigen. Allerdings an manchen Stellen will ich widersprechen. Sie schreiben, dass die Schuld „in erster Linie“ bei den Krisenländern lag. Dem würde ich mit Verweis auf die vor der Krise niedrigen Staatsschulden und ausgeglichenen Haushalte in Irland oder Spanien widersprechen. Gerade deshalb finde ich aber Ihren Vorschlag zur Regulierung von Finanzinstituten sehr gut. Sowohl die Hinterlegung von Staatsanleihen mit Eigenkapital wäre aus meiner Sicht sinnvoll als auch der Gedanke, die Gläubigerhaftung bei Banken wiederzubeleben.

    Bei einer „Staateninsolvenz“ bin ich hingegen weit zurückhaltender. Ein Unternehmen kann man schließen, die Eigentümer haben dann alles verloren. Ein Land kann man aber nicht abwickeln, sondern nur in eine Katastrophe schicken.

    Die automatischen Schuldenschnitte halte ich für einen grundsätzlich sinnigen Gedanken, allerdings im Moment für unrealistisch, da wir in der Euro-Zone schon bei den 90% liegen. Bedacht werden muss auch, dass der Risikoaufschlag, den Sie als Vorteil beschreiben, weil er eine Lenkungswirkung entfaltet (Staaten durch höhere Risikozinsen zu weniger Kreditaufnahme bringt), gleichzeitig die Staaten und damit die Steuerzahler mitunter Milliarden kosten könnte. Die Frage ist, ob sich das auf Dauer lohnt oder ob es nicht günstigere Mechanismen gibt. Und gerade wenn man in Erwägung zieht, dass besonders die schwachen Staaten einen solchen Zinsaufschlag zu leisten hätten, ist die Frage, ob dies nicht am Ende sogar kontraproduktiv wäre.

    Von einer Schließung der Target2-Salden würde ich absehen. Statt die hohe Geldnachfrage in Südeuropa zu kritisieren, könnte man genauso die niedrige Geldnachfrage in Deutschland in den Blick nehmen. So wie beim Außenhandelssaldo haben auch die Target2-Salden immer zwei Seiten. Daneben sind die Target2-Salden im Grunde auch nur eine Art Kehrseite unserer Außenhandelsüberschüsse, zumindest dann, wenn deutsche Bankinstitute ihre Kredite aus diesen Ländern abziehen und die EZB einspringen muss.