Hallo sehr geehrtes Institut für Theologie und Politik (ITP), das würde ich sehr gern alles ausdiskutieren. Zu Punkt 1: demokratisch legitimiertes Unrecht. Ich finde, Demokratien haben sich ein erstaunlich humanes Regelwerk gegeben, zum Beispiel die Menschenrechte selbst. Sie einzufordern ist Bürgerpflicht. Welche nicht-demokratischen (?) Alternativen haben Sie?
Es ist kompliziert
Bei den Demagogen weiß ich nicht, wen Sie konkret meinen. Die CSU? Die Bild-Zeitung? Sämtliche aktuellen Krisen sind schweirige Aushandlungsprozesse. Die Interessenkonflikte sind nicht einfach gelagert. Nehmen sie das EZB-Dilemma. Der niedrige Leitzins soll den südereuopäischen Ländern auf die Beine helfen - und tut es auch. Auf der anderen Seite führt er sie eurolandweit tatsächlich zu einer gewissen 'Enteignung der Sparer' und macht reiche Menschen mit Aktienbesitz noch viel reicher. Welche EZB-Politik schwebt ihnen vor?
Ich schätze linke Analysen sehr. Nur: eine tragfähige Alternative zur sozialen Marktwirtschaft habe ich noch nicht gesehen. Diese wäre gegen einen Finanzmarktkapitalismus zu verteidigen, der Reiche immer reicher macht, aber bestimmt nicht mit Parolen wie 'Euer Geld stinkt' vor der EZB.
Mein Vorschlag: Demonstrieren sie für Steuergerechtigkeit auf allen Ebenen, und somit gegen Steuerflucht (zum Beispiel aus Griechenland in die Schweiz), gegen Steuerdumping von Unternehmen (zum Beispiel innerhalb Europas) und Unterbesteuerung von Kapitaleinnahmen. Bringen sie diese Punkte beharrlich auf die Agenda. Es fällt doch auf wie beharrlich dieses System Steuergerechtigkeit verweigert, wie lange diese (längst versprochenen) Prozesse dauern, wenn sie nicht ganz versanden.
Wie wäre es mal mit einer internationalen Demo/öffentlichkeitswirksamen (aber gewaltlosen) Aktion mit klaren (statt diffusen) Botschaften in der Schweiz, in Athen, auf der Isle of men? Wo sie mal Ross und Reiter nennen? Davor haben doch die Eliten Angst, nicht vor pauschal-dumpfer "Kapitalismus-Kritik", die sich kinderleicht als Spinnerei abtun lässt.