Sehr geehrter Herr Meißner,
ich finde es ja grundsätzlich lobenswert, dass Sie hier für eine Politik votieren, die dem Menschen eine unantastbare Würde zuschreibt. Leider kann ich eine solche Politik von Seiten der Union gerade in letzter Zeit nicht erkennen. Und damit meine ich nicht nur die Förderung eines Überwachungsregimes, welches die gesamte Bevölkerung unter Generalverdacht stellt oder die Flüchtlingspolitik sondern ganz explizit auch die Haltung der Union zur Homo-Ehe.
Sie sind Geschäftsführer des Evangelischen Arbeitskreises der Union, welcher sich gerade in letzter Zeit immer wieder mit menschenverachtenden Aussagen zum Thema Homo-Ehe hervorgetan hat. Es ist mir nicht ersichtlich, inwiefern die Abwertung der Liebe zweier Menschen mit dem Respekt vor den Menschen als "einmalige Geschöpfe Gottes" entspricht. Wäre nicht gerade auch eine solche Verbindung Werk Gottes und damit insbesondere schützenswert?
Wie ist es mit diesem Menschenbild zu vereinbaren, Homosexuellen welche den Bund der Ehe, nach wie vor ein Symbol ewiger Verbundenheit, eingehen möchten, diesen Schritt zu verweigern? Das Argument, dass eine solche Verbindung nur in Zusammenhang mit der Möglichkeit der Produktion von Nachwuchs durch Geschlechtsverkehr einen Wert hat, ist ein Scheinargument. Zwar mag es sein, dass die Familie die "Keimzelle der Gesellschaft" ist, jedoch ist mir nicht ersichtlich warum diese Funktion nicht von zwei Menschen gleichen Geschlechts erfüllt werden kann. (Auch ist in diesem Kontext zu fragen, wie eine kinderlose Ehe erlaubt sein kann...)
Selbst ohne Technologien wie künstliche Befruchtung und Leihmutterschaft wäre es doch sicherlich in jedem Falle zu befürworten, Waisenkindern, welche, wenn in öffentlichen Einrichtungen untergebracht, nachweisbar IMMER einen Nachteil im Leben haben ein liebendes und fürsorgliches Umfeld zu bieten, welches, wiederum nachweisbar, dem Kindeswohl dient. Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass Kinder aus gleichgeschlechtlichen Partnerschaften einen Nachteil gegenüber Kindern aus klassischen Beziehungen haben, sondern ausschließlich Vorteile gegenüber einer Unterbringung im Waisenhaus. Und gerade gegen ein Adoptionsrecht wird von Seiten der Christen und der Union immer wieder gewettert. Wie vereinbaren Sie dies mit Ihrer Vorstellung "der Würde, der Freiheit und der Gleichheit aller Menschen"?
Über eine Replik würde ich mich sehr freuen.
P.S.: Das Thema Ehegattensplitting etc. möchte ich hier erst einmal gar nicht ansprechen. Eventuell kommen wir später noch darauf zurück ;)