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    Christian Meißner EAK CDU/CSU · angelegt
     

    Sehr geehrter MisterEde,

    ja, niemand hat ein Monopol auf die rechte Christusnachfolge und als Protestant ist mir die Erkenntnis Luthers gerade auch im Bereich der Ethik, der Werte und der Poitik und Gesellschaft wichtig, dass wir alle nicht durch unsere "Werke", Gesinnung oder uns selbst gerechtfertigt werden. Und dass wir, wie Jesus im Neuen Testament klar macht, aus Sünde und Selbstgerechtigkeit heraus, schlechte Richter über andere sind und selbst verwerflich. Das, was Sie schreiben, kann ich ja irgendwie alles nach vollziehen, wenngleich ich Ihre Beschreibung/Herleitung der christlichen Werte theolgisch für fragwürdig und ihre politischen Anfragen für nicht einleuchtend halte (aber darüber müssten wir eben ganz konkret und nicht in Schlagworten diskutieren), und zwar detailliert und konkret mit Blick auf jedes von Ihnen angerissene Politikfeld. Es geht beim Evangelium Jesu Christi nach meinem Verstöndnis nicht einfach um humanistisch-fröhlichen Zeit- und Weltgeist, der eben alles und jedes absegnet und nicht auch um die notwendige kritische Scheidung der Geister weiß. Ja, die Achtung vor jedem Menschen wohnt dem christlichen Glauben tief und unmittelbar inne, aber damit ist nicht gemeint, dass das, was die Bibel als Sünde des Menschen im Blick hat ( nämlich aus dem völlig gestörten Gottesverhältnis resultiert eben auch ein gestörtes Verhältnis zum Mitmenschen/Nächsten) vergessen werden dürfte. Der Maßstab ist - gut evangelisch - allein die Schrift, allein Christus, allein die Gnade. Daraus gewinnen wir - je und jetzt - neue Orientierung für unseren Weg. Und deshalb streiten wir auch darüber in der evangelischen Kirche selber. Und das ist gut so! Ja, der Streit gehört zum lebendigen Glauben dazu. Das bedeutet für mich dann praktisch: Maßstab auch für poitisches Handeln sind nicht Moralismus (Werkgerechtigkeit) und Selbstgerechtigkeit (sündhaftes Sein-Wollen wie Gott selbst und so zu tun als exekutiere man nur selbst seinen wahren und einzigen Willen), sondern Erkenntnis in die eigene Begrenztheit, Vorläufigkeit und auch Irrtumsfähigkeit und Schuldfähigkeit. All das habe ich in den wenigsten dieser Kommentare auf meinen Beitrag so richtig gespürt und das ist gerade mein entschiedener Wider- bzw. Einspruch zu all dem: Ich behaupte ja nicht, dass jeder die Politik oder das Personal der Union toll finden muss, genausowenig wie ich die Politik oder das Personal anderer Parteien, sondern ich erläutere nur, was der selbstverpflichtende Maßstab und die verantwortungsethische Sicht dieser Poitik von seinem Selbstverständnis her sein will. - Glauben Sie mir: Das predige ich nicht selten auch in die Union selbst hinein, die das bisweilen auch immer wieder zu vergessen scheint...! Dass auch die Union dahinter immer wieder meilenweit zurückbleibt, unterschreibe ich sofort. Und über das Konkrete müssen wir dann gemeinsam , miteinander und wenn nötig gegeneinander streiten: Ja, ich finde Abtreibung ein tragisches menschliche Scheitern und ein Unglück und das Gegenteil von der Liebe, um die es gehen sollte, ja, ich glaube, dass man sehr wohl Minderheiten-Gruppen bestimmte Rechte politisch nicht einräumen muss (weil eben hier keine völlige Gleichheit in den Voraussetzungen herrscht), ohne sie damit gleich zu diskriminieren oder sie in irgendeiner Weise nicht wert zu schätzen. Bei der Fixiertheit auf das gleiche Geschlecht fehlt mir eben das jeweils andere und die Folgen davon - gerade auch aus Sicht des Staates - sind nach meinem Verständnis der Dinge eben nicht marginal: Und zwar vor allem nicht aus Sicht der Kinder und des Kindeswohls - von der Unmöglichkeit homosexueller Paare auf "natürlichem" Wege (ich weiß, ein angreifbarer Begriff, aber wie soll man diese Offensichtlichkeit denn sonst ausdrücken) eigenen, und zwar aus gegenseitiger Liebe geborenen Nachwuchs zu haben. (Ich bin erschüttert und befremdet und werde als Vater dreier Kinder gerne auch etwas emotional, wenn ich solches bei economics101 als "Produktion von Nachwuchs durch Geschlechtsverkehr" apostrophiert finde - was für eine selbstoffenbarende, verächtliche Sprache!!!) Ich erlebe übrigens in den über zwölf Jahren meiner Tätigkeit in der Union sehr sehr viele verantwortungsvolle Menschen und finde, dass es Deutschland unter der Führung von CDU und CSU (ich bin Jahrgang 1968) immer besser gegangen ist und nach wie vor geht. Ja, als Protestant in der Politik geht es mir auch nicht um irgendwelche Pfründe (übrigens weder der Kirchen noch von Gewerkschaften, noch von Mindeheitenlobbies und - verbänden, Wirtschaftsverbänden oder der "Sozialindustrie"), ich bekämpfe "Überwachungsregime" mit ganzem Herzen, die die Freiheit des Menschen einschränken und die Grundrechte auflösen wollen, wie z.B. Nazis, totalitäre Ideologen und Sozialisten und z.B. vor alkem auch Putins Russland, aber bei uns und auch bei viel Problemstischem derzeit in den USA kann doch davon - bei aller berechtigten Kritik, in Wahrheit doch keine Rede sein. Um Liebe und Solidarität und Gerechtigkeit geht es mir auch wie Ihnen, auch darüber müssten wir konkret streiten, was das je und jetzt genau heißen soll. Ich weiß nur, dass wenn man die verantwortungsethische(-politische) Ebene ernst nimmt, das gesinnungsethische Geschwafel - sorry, das kotzt mich wirklich an - sehr deutlich erkennbar wird. Hermann Ehlers hat einmal sehr schön gesagt und das teile ich: „Wir haben im deutschen Protestantismus viel zu lange die Vorstellung gehabt, dass man zwar sehr leicht Bürgermeister und Oberbürgermeister, Ratsherren und Landtagsabgeordnete, Staatssekretäre, Minister, Bundesminister und Bundestagsabgeordnete kritisieren könne, dass man aber das Vorrecht habe, sich von der Mitarbeit und dem Hineingehen in die gleiche Verantwortung peinlich fern zu halten, um in Neutralität und Objektivität um so gründlicher darüber urteilen zu können.“