Sehr geehrter Herr Meißner,

zunächst einmal: ich finde es großartig, dass wir auf diesem Portal eine solch grundsätzliche und tiefschürfende Diskussion führen können, ausgehend von dem C im Parteinamen der CDU, und dass Sie sich so bereitwillig und ausführlich und weiterführend auf diese Diskussion einlassen.

Danke für Ihren Kommentar zu meiner Anfrage nach dem Glaubwürdigkeitsproblem einer "C"-Partei. Ihre Antwort leuchtet mir voll ein. Scheint mir aber nur aus ev. Sicht verständlich. Der "einfache" Wähler müsste, denke ich, eine Ahnung haben von ev. Theologie, von Martin Luther und der Reformation, um zu verstehen, wie das "C" im Sinne des ev. Arbeitskreises in der CDU gemeint ist.

Ist nicht die CDU in Anknüpfung und Widerspruch die Nachfolge-Partei der Deutschen Zentrumspartei, die den politischen Katholizismus in Deutschland vertrat und auf einer christlichen Werteethik fußte wie der Wertschätzung der traditionellen Familie als Grundlage der Gesellschaft sowie der sozialen Verantwortung des Einzelnen für die Gesellschaft? Festgeschriebene Werte, die eine protestantische Ethik, die eine Situationsethik vertritt, nicht hergibt?

Lange Zeit und eigentlich fast bis heute war es unter prot. Theologen und ev. Laien verpönt, die CDU zu wählen. Warum konservative Werte wie die traditionelle Ehe und Familie hochhalten, und warum nicht das Soziale staatlicherseits durchdrücken, statt es dem Einzelnen zu überlassen? Protestanten fühlten und fühlen sich bei der SPD und den Grünen besser verortet.

Ich bin, obwohl evangelisch, nicht der Ansicht. Ich leide darunter, dass der Protestantismus trotz der Rechtfertigungslehre Martin Luthers moralischer und gesetzlicher einhergeht, als es der Katholizismus, der die guten Werke für die Akzeptanz durch Gott für wichtig hält, je tat. Ich kann das Moralinsaure der Grünen und Linken und z.T. auch der SPD und der ev. Predigten und der ev. Kirchentage wirklich kaum ertragen.

Ich würde mir wünschen, dass sich die CDU auch unter Protestanten besser verständlich machen könnte.