Kann man vielleicht all diese Proteste gegen Minderheiten unter dem Stichwort Vielfalts-Feindlichkeit zusammenfassen?
Das Recht auf Selbstbestimmung drückt sich durch individuelle Freiheiten (Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit) aus. Meinungsfreiheit erfordert Meinungspluralismus, Religionsfreiheit erzwingt die Möglichkeit zur Religionsvielfalt, die Pressefreiheit braucht das Recht zur Pressevielfalt und allgemein braucht die Selbstbestimmung in einer friedlichen Gesellschaft den Pluralismus. Auch die Demokratie erfordert Vielfalt bei der Wahl, bei Meinungen oder Ideen. Umgekehrt erdulden Diktaturen keinen Meinungspluralismus. Auch der IS lehnt Pluralismus ab, radikale Christen genauso.
Proteste gegen Islam -> Ablehnung der Religionsfreiheit -> Ablehnung von Vielfalt
Lügenpresse-Rufe -> Ablehnung der Pressefreiheit -> Ablehnung von Vielfalt
Proteste gegen Rechte für Homosexuelle -> Ablehnung der Selbstbestimmung -> Ablehnung von Vielfalt
Rassismus allgemein lehnt das Andere und damit die Vielfalt ab. Es läuft immer darauf hinaus, den anderen ein falsches Leben zu unterstellen. Wenn der Ausländer doch deutsch wäre, der Homo doch hetero oder in diesem Fall der Moslem doch Christ und dann noch die Presse das schreiben würde, was man selbst denkt, dann wäre der Pegida-Anhänger zufrieden. Aber genau das passt eben nicht mit der pluralistischen Gesellschaft zusammen, die sich aus dem Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit ergibt.
Fasst man diese Form der Proteste oder Ablehnung unter Vielfalts-Feindlichkeit zusammen, stellt sich allerdings immer noch die Frage, woher diese kommt. Ist es die Unfähigkeit, sein eigenes Sein vor sich rechtfertigen zu können? Eine Unfähigkeit zum selbstbestimmten Leben?
Über die vorgeschobenen Ängste oder Sorgen braucht man allerdings wirklich nicht reden. Wenn jemanden eigentlich die Renten stören, dann soll er bei der Nahles in Berlin demonstrieren und nicht in Dresden gegen den Islam. Insofern muss man jemandem der Pluralismus und die individuellen Freiheiten von Menschen ablehnt, schlicht und ergreifend sagen, dass die freiheitlich-demokratische Grundordnung in unserer Gesellschaft nicht verhandelbar ist.