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    Emil · angelegt
     

    Hallo Marcel Wollscheid, alles richtig. Ich möchte trotzdem nochmal auf das Grunddilemma hinweisen, das tatsächlich nicht zu lösen ist, wenn es um den Zugang nach Europa geht.

    Das Asylrecht ist unteilbar. Es gilt für alle oder es gilt nicht. Punkt. Nun hat die EU das Recht auf Asyl verankert. Zu Recht. Trotzdem ist allen klar, das das EU-Recht nicht allen potenziell Asylberechtigten auf der ganzen Welt zugänglich gemacht werden kann. Sonst wären ganze Länder asylberechtigt, Millionen könnten und würden wohl auch kommen.

    Die zwangsläufig zynische Verlegenheitslösung war es nun über Jahrzehnte, auf der einen Seite am heeren Asylrecht asl Menschenrecht festzuhalten und es den Menschen auf der anderen so schwer wie möglich zu machen, dieses Recht auch tatsächlich in Anspruch zu nehmen. Grenzzäune, Frontex, Visa-Verweigerung usw. Wir haben sie uns vom Leib gehalten, wie berechtigt ihr Anspruch auch war. Wir haben sie dazu gezwungen, für 5.000 Euro unter Lebensgefahr mit einem Boot übers Mittelmeer zu kommen statt für 500 Euro sicher mit dem Flugzeug. Natürlich ist das eine miese Politik. Sie ist nicht kohärent.

    Trotzdem führt uns die Alternative, der einfache Zugang zum EU-Asyl-Antrag auch zu einem schmerzhaften Punkt. Schafft Europa das? Wäs passiert, wenn die EU zum Beispiel einfach in der Türkei ein Büro aufmacht, die Anträge von dort abwickelt, und dann die asylbereichtigten und schutzbedürftigen Menschen ins Flugzeug setzt - systematisch, für immer, nicht mehr freiwillig von Fall zu Fall wie beim Ressettlement. Ein Homosexueller im Iran ist genauso asylberechtigt wie ein Hamas-Gegner aus dem Gaza oder eine Frau aus dem Jemen.

    Wie gesagt, ich habe hierzu auch keine Meinung, weil ich sehe, dass jeder Weg auf seine Weise eben unmöglich ist. Ein Dilemma wie es im Lexikon steht.

    Und noch zu Deinen qualitativen Verteilungskritierien. Familie natürlich, da bin absolut dafür. Warum sollen Mutter und Vater, Opa und Enkel auseinander gerissen werden? Es gibt dafür keinen einzigen Grund. Für nicht ganz ungefährlich halte ich aber eine Debatte, bei der sich die Aufnahme-Länder ihre Flüchtlinge aussuchen. Der eine will nur Hochqualifizierte junge Menschen, die sich leicht integrieren können, der andere will keine Muslime und so weiter. Finde ich schwierig.