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    Andreas Povel Podiumsgast EU-Salon #3 · angelegt
     

    Die American Chamber of Commerce in Germany (AmCham Germany) begrüßt die umfangreiche öffentliche Diskussion, die sich um die Transatlantic Trade and Investment Partnership entwickelt hat. Die Begleitung eines solch wichtigen und ehrgeizigen Projekts durch eine kritische Öffentlichkeit hilft, ein umfassendes TTIP-Abkommen unter Berücksichtigung unterschiedlicher Interessen abzuschließen. In diesem Zusammenhang befürworten wir die Transparenzoffensive der Europäischen Kommission, die die TTIP-Verhandlungen zu den transparentesten Gesprächen in der Geschichte von europäischen Freihandelsverträgen gemacht haben.

    Was bedeutet TTIP für Deutschland und für Baden-Württemberg?

    Die Bedeutung eines gemeinsamen Abkommens ist, vor allem auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland und somit auch für Baden-Württemberg, enorm und nicht von der Hand zu weisen:

    Die USA sind größter Abnehmer deutscher Exporte, erst 2014 haben die USA Frankreich als größten deutschen Handelspartner überholt. Und auch Deutschland ist der wichtigste Handelspartner der USA in Europa. Deutschland hat US-Waren im Wert von 49,4 Milliarden US-Dollar eingeführt und lag damit im Jahr 2014 auf Rang 5 der US-Absatzmärkte. Bei den Warenimporten der USA liegt die Bundesrepublik Deutschland als Exporteur mit 123,2 Milliarden US-Dollar unverändert auf Rang 5.

    In den USA hängen 38 Millionen Jobs vom Außenhandel ab. In der amerikanischen Fertigungsindustrie ist sogar jeder dritte Arbeitsplatz vom Außenhandel abhängig. Auch in Deutschland ist fast jeder vierte Arbeitsplatz mit dem Export verknüpft, das betrifft vor allem die Maschinen- und Autobauer, aber auch die pharmazeutische Industrie. Deutschland ist aus amerikanischer Sicht – besonders wegen seines starken industriellen Kerns – ein wichtiger ökonomischer Partner, der bei der dringend notwendigen Re-Industrialisierung der USA nach der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 helfen kann. Trotz massiver Konkurrenz aus den Schwellenländern ist es Deutschland gelungen, seine industrielle Basis zu behalten und sogar auszubauen. So ist die verarbeitende Industrie hierzulande für fast ein Viertel der Wertschöpfung direkt verantwortlich – verglichen mit nur 12 Prozent in den USA.

    Wer sein Land und seine Wirtschaft re-industrialisieren möchte, der benötigt das entsprechende Werkzeug. Gerade hierzu sind deutsche Firmen als Marktführer im Maschinen- und Anlagenbau hervorragend aufgestellt. Im baden-württembergischen Handel mit den USA ist die starke Verankerung der Automobil- und Maschinenbauindustrie „im Ländle“ offensichtlich: Knapp 44% aller Exporte in die USA kommen aus dem Automobilsektor, weit über ein Fünftel entfällt auf die Maschinenbauer. Es kommt nicht von ungefähr, dass die USA der wichtigste ausländische Investitionsstandort und weltweit größter Zielmarkt für deutsche Maschinenprodukte sind. Mit einem Lieferanteil von 36 Prozent am US-Import von Maschinenbauerzeugnissen liegt Deutschland mit weitem Abstand auf Platz 1 - da verwundert es kaum, dass das ifo-Institut eine mögliche Exportzunahme von 22 Prozent aus Baden-Württemberg in die USA berechnet hat. Die Bertelsmann-Stiftung prognostiziert, dass durch TTIP über 20.000 Stellen im produzierenden Gewerbe in Baden-Württemberg entstehen werden. Mit Bayern und NRW – zwei weiteren Bundesländern mit starker industrieller Basis – formt Baden-Württemberg das Spitzentrio der deutschen TTIP-Gewinner. Dies liegt neben dem jetzt schon hohen Exportniveau auch an der Wertigkeit der hier hergestellten Produkte sowie dem Fokus auf Maschinen- und Automobilbau. Denn auch die Kritiker geben zu: Diese beiden Branchen profitieren zweifelsohne von einem freieren Handel mit den USA.

    Auch wenn Sie diese Zahlen persönlich skeptisch sehen, zeigt der Blick zurück, dass freier Handel zu Wirtschaftswachstum, Prosperität und Arbeitsplätzen führt. Fernab von allen Zahlen, Daten und Vorhersagen von Befürwortern und Gegnern sollten Sie TTIP aber auch als das sehen, was es auch ist: die vielleicht einmalige Chance Europas und der USA, im sich weiter globalisierenden Handel gemeinsame, hohe Standards für die Umwelt, die Verbraucher und die Technik zu setzen, nach denen sich aufstrebende Wirtschaftsmächte richten werden. Eine aktuelle Studie von PricewaterhouseCooper prognostiziert, dass die ökonomische Bedeutung der Industrieländer in Nordamerika und Europa bis 2050 deutlich abnehmen wird. China wird demnach seine Rolle als weltgrößte Wirtschaftsmacht verteidigen. Die USA werden aber bis 2050 von Indien auf Rang drei verdrängt und nur zweieinhalbmal so groß sein wie Indonesien. Auch Deutschland wird vom fünften auf den zehnten Platz rutschen – direkt hinter Nigeria. Wachstum wird also in Zukunft außerhalb Europas und auch außerhalb der USA stattfinden. Hier dürfen sich die EU und die USA nicht abhängen lassen, sondern müssen voranschreiten und so gemeinsam Regeln für den fairen und freien Handel in der Welt aufstellen.

    Ich freue mich auf die gemeinsame Diskussion in Stuttgart und hoffe, dort mit möglichst vielen von Ihnen ins Gespräch zu kommen!

    Ihr Andreas Povel