Hallo Rakaba,
das ist der Punkt der mich interessiert:
Ich neige zu Herrn Wohlgemuth.
Wohlgemuth präferiert nach eigener Aussage eine Art Wirtschaftsverfassung, welche die 28 EU-Länder in einer gewissen Form binden soll. Damit aber wird genau jene Struktur fortgeschrieben, die das Gegeneinander der Nationalstaaten erlaubt, welches vor allem den wirtschaftlichen Eliten, dem Großkapital, den Großkonzernen nutzt.
Wen freut es denn, wenn man sich im Konzert der 28 nicht auf einen gemeinsamen Datenschutzstandard einigen kann? Dich oder Facebook und Google, die sich dann eben in Irland niederlassen?
Wen freut es denn, wenn man sich im Konzert der 28 nicht auf strengere Abgasgrenzwerte einigen kann? Die Bewohner feinstaubbelasteter Städte oder die großen Automobilkonzerne, insbesondere jene, die das sogenannte „Premium-Segment“ bedienen?
Wen freut es denn, wenn man sich im Konzert der 28 nicht auf Mindeststandards bei Lohn und Sozialleistungen einigen kann? Die Arbeitnehmer?
Und es ist doch die Deutsche Bank, die verdammt gut damit leben kann, dass sich noch nicht mal 11 EU-Staaten auf eine gemeinsame Finanztransaktionssteuer einigen können. Es ist genau dieser Zustand des Gegeneinanders der überwunden werden muss, damit der Binnenmarkt nicht das Paradies für Großkonzerne ist und die Mehrheit der hier lebendenden Menschen das Nachsehen hat. Du sagst, Du bist Marktwirtschaftler. Dann müsstet Du mir doch zustimmen, dass ein Markt immer auch Rahmenbedingungen braucht, um einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten.
Meine Frage an Dich: Glaubst du, dass sich diese Rahmenbedingungen tatsächlich im Gegeneinander von 28 nationalen (Eliten-)Interessen gestalten lassen, ohne dass dabei am Ende das Allgemeinwohl auf der Strecke bleibt?