Adhocracy funktioniert am besten, wenn JavaScript aktiviert ist.
Diese Adhocracy-Installation wurde eingefroren. Sie können alles ansehen aber nichts bearbeiten.
Du kannst dich mit verschiedenen externen Benutzerkonten anmelden. Bitte beachte, dass die Anmeldung durch externe Anbieter riskant für Deine Privatsphäre und Sicherheit sein kann.
Lieber Ludger Wortmann,
erstmal: ich finde es voll cool, die 'pro-europäische' Kommunikation kritisch zu hinterfragen. Sie hat wirklich viele gedankliche Schrägheiten. Hier ein paar ergänzende Überlegungen:
Brauchen wir EU-Begeisterung?
Begeisterung ist ein großes Wort. Was begeistert einen so? Ein Kino-Film? Eine Netflix-Serie? Ein Ferrari? Der FC Bayern? Ein Lied? Ich würde sagen eher sowas, und nicht eine Staatengemeinschaft auf Grundlage des Lissabon-Vertrags.
Ich würde sagen, die EU braucht auch gar keine Begeisterung (auch wenn es natürlich jedem frei steht, sich in dieses historisch beispiellose Friedens- und Kooperationsprojekt zu verlieben, auf eine weirde Art und Weise). Und Begeisterung sollte auch nicht das Ziel proeuropäischer Kommunikation sein, weil dann wäre sie einfach schräge EU-Propaganda. 'Bürger, sei von der EU begeistert!'.
Muss man eigentlich noch Pro-Europa sein?
Oder ist das nicht eine Selbstverständlichkeit? Laufen wir rum und sagen 'Ich bin Pro-Bundesrepublik-Deutschland'? Das wäre irgendwie albern.
Pro-Europäisch zu sein macht eigentlich nur in der Auseinandersetzung mit ECHTEN Anti-Europäern Sinn. Wobei ich hier Menschen meine, die die EU abschaffen wollen, nicht den Kontinent (was geologisch gesehen auch ziemlich aufwendig wäre). Diesen Anti-EUlern wiederum würde ich die Vorteile des EU-Systems als System aufzählen, und nicht mit einzelnen Politik-Ergebnissen kommen. Das Tolle ist, dass wir Politik gemeinsam machen. Dass wir gemeinsam unseren Datenschutz, unsere Finanmarktaufsicht, unsere Roaming-Gebühren regeln. Denn national ist das in einer globalisierten Welt nur noch wenig wirkungsvoll. Dass konkrete EU-Politik Mist sein kann, steht auf einem ganz anderen Blatt. Dann haben wir eben gemeinsam Mist gemacht. Kann passieren in einer Demokratie. Wir können ja lernen, andere Mehrheiten bilden und unsere EU-Politik demokratisch verbessern.
Das ist für mich der zentrale Baustein der EU-Kommunikation. Wenn jemand sagt: ' Die EU ist furchtbar, sie hat mir die Glühbirne verboten'. Dann würde ich sagen: 'Wähle die FDP. Wenn alle in der EU wirtschaftsliberal wählen, dann werden Glühbirnen wohl wieder erlaubt.' Es gilt immer und immer wieder deutlich zu machen, dass die EU eine Arena ist, ein demokratischer Prozess, nichts was vom Himmel fällt, sondern etwas, das wir selbst gestalten.
Es würde ja genauso wenig Sinn machen zu sagen, die Bundesrepublik Deutschland ist eine wirklich gute oder wirklich schlechte Idee, weil sie das Betreuungsgeld eingeführt hat oder die LKW-Maut. BITTE! Hört damit auf, das politische System ständig mit den politischen Ergebnissen zu verquicken, die darin erzielt werden. Denn die sind mal gut, mal Mist, kommt auf die Perspektive an!
"Die" EU ist änderbar
Was wir als Bürger für die Identifikation mit unserer EU wirklich brauchen ist die Einsicht und das Bewusstsein, dass wir sie selbst gestalten. Über die Parteien, die wir wählen und abwählen. Über die Kritik, die wir üben. Über unsere Einmischung.
Wer beispielsweise etwas gegen die offenen Grenzen in der EU hat, oder gegen das Glühbirnenverbot, ist er für mich deshalb noch lange kein 'Anti-Europäer', sondern einfach jemand, der mit einem Politik-Ergebnis in der EU nicht einverstanden ist. Das ist sein gutes Recht als EU-Bürger in einer Demokratie. Das Betreuungsgeld ist für mich jetzt auch nicht das allerbeste Gesetz allerzeiten. Aber deshalb bin ich noch lange kein 'Anti-Deutscher'.
Jedem EU-Hasser lässt sich sagen: Ändere die EU! Die EU-Politik ist zu neoliberal? Dann organisiere eine Mehrheit und änder das! Die EU-Politik ist zu bürokratisch? Dann organisiere eine Mehrhreit und ändere das! Wir leben hier in einer Demokratie. Da kommt es auf Mehrheiten an. Da werden Kompromisse gemacht. Das ist eine viel bessere Antwort als eine EU-Begeisterungskampagne.
Alexander Wragge
Lieber Ludger Wortmann, erstmal: ich finde es voll cool, die 'pro-europäische' Kommunikation kritisch zu hinterfragen. Sie hat wirklich viele gedankliche Schrägheiten. Hier ein paar ergänzende Überlegungen:
Brauchen wir EU-Begeisterung?
Begeisterung ist ein großes Wort. Was begeistert einen so? Ein Kino-Film? Eine Netflix-Serie? Ein Ferrari? Der FC Bayern? Ein Lied? Ich würde sagen eher sowas, und nicht eine Staatengemeinschaft auf Grundlage des Lissabon-Vertrags.
Ich würde sagen, die EU braucht auch gar keine Begeisterung (auch wenn es natürlich jedem frei steht, sich in dieses historisch beispiellose Friedens- und Kooperationsprojekt zu verlieben, auf eine weirde Art und Weise). Und Begeisterung sollte auch nicht das Ziel proeuropäischer Kommunikation sein, weil dann wäre sie einfach schräge EU-Propaganda. 'Bürger, sei von der EU begeistert!'.
Muss man eigentlich noch Pro-Europa sein?
Oder ist das nicht eine Selbstverständlichkeit? Laufen wir rum und sagen 'Ich bin Pro-Bundesrepublik-Deutschland'? Das wäre irgendwie albern.
Pro-Europäisch zu sein macht eigentlich nur in der Auseinandersetzung mit ECHTEN Anti-Europäern Sinn. Wobei ich hier Menschen meine, die die EU abschaffen wollen, nicht den Kontinent (was geologisch gesehen auch ziemlich aufwendig wäre). Diesen Anti-EUlern wiederum würde ich die Vorteile des EU-Systems als System aufzählen, und nicht mit einzelnen Politik-Ergebnissen kommen. Das Tolle ist, dass wir Politik gemeinsam machen. Dass wir gemeinsam unseren Datenschutz, unsere Finanmarktaufsicht, unsere Roaming-Gebühren regeln. Denn national ist das in einer globalisierten Welt nur noch wenig wirkungsvoll. Dass konkrete EU-Politik Mist sein kann, steht auf einem ganz anderen Blatt. Dann haben wir eben gemeinsam Mist gemacht. Kann passieren in einer Demokratie. Wir können ja lernen, andere Mehrheiten bilden und unsere EU-Politik demokratisch verbessern.
Das ist für mich der zentrale Baustein der EU-Kommunikation. Wenn jemand sagt: ' Die EU ist furchtbar, sie hat mir die Glühbirne verboten'. Dann würde ich sagen: 'Wähle die FDP. Wenn alle in der EU wirtschaftsliberal wählen, dann werden Glühbirnen wohl wieder erlaubt.' Es gilt immer und immer wieder deutlich zu machen, dass die EU eine Arena ist, ein demokratischer Prozess, nichts was vom Himmel fällt, sondern etwas, das wir selbst gestalten.
Es würde ja genauso wenig Sinn machen zu sagen, die Bundesrepublik Deutschland ist eine wirklich gute oder wirklich schlechte Idee, weil sie das Betreuungsgeld eingeführt hat oder die LKW-Maut. BITTE! Hört damit auf, das politische System ständig mit den politischen Ergebnissen zu verquicken, die darin erzielt werden. Denn die sind mal gut, mal Mist, kommt auf die Perspektive an!
"Die" EU ist änderbar
Was wir als Bürger für die Identifikation mit unserer EU wirklich brauchen ist die Einsicht und das Bewusstsein, dass wir sie selbst gestalten. Über die Parteien, die wir wählen und abwählen. Über die Kritik, die wir üben. Über unsere Einmischung.
Wer beispielsweise etwas gegen die offenen Grenzen in der EU hat, oder gegen das Glühbirnenverbot, ist er für mich deshalb noch lange kein 'Anti-Europäer', sondern einfach jemand, der mit einem Politik-Ergebnis in der EU nicht einverstanden ist. Das ist sein gutes Recht als EU-Bürger in einer Demokratie. Das Betreuungsgeld ist für mich jetzt auch nicht das allerbeste Gesetz allerzeiten. Aber deshalb bin ich noch lange kein 'Anti-Deutscher'.
Jedem EU-Hasser lässt sich sagen: Ändere die EU! Die EU-Politik ist zu neoliberal? Dann organisiere eine Mehrheit und änder das! Die EU-Politik ist zu bürokratisch? Dann organisiere eine Mehrhreit und ändere das! Wir leben hier in einer Demokratie. Da kommt es auf Mehrheiten an. Da werden Kompromisse gemacht. Das ist eine viel bessere Antwort als eine EU-Begeisterungskampagne.
Grüße! Alex