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    Henrik · angelegt
     

    Nach den ganzen Meinungen und Vermutungen möchte ich einen Bericht der verstorbenen Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig aus dem Jahr 2010 empfehlen. Die Verbrechen von Köln sind alles andere als neu, nur die Dimension ist dieses Mal größer. Es ist zu tiefst beschämend, dass seit der öffentlichkeitswirksamen Analyse vor sechs Jahren nichts geschehen ist. Neben dem Festellen des Versagens aller vier Gewalten, muss man sich auch fragen was in der gesellschaftlichen Debatte im Allgemeinen schief gelaufen ist. Die Politik hat es versäumt die Ursachen anzugehen, die Justiz war überfordert, die Polizisten wurden im Stich gelassen und die Medien haben nicht angemessen über das sich schon lange zusammenbrauende Unheil berichtet. Und wir Bürger verharren in Ohnmacht und geben uns der Lethargie hin.

    Hier ist der Anfang des Artikels zitiert:


    [ Angst ist ein schlechter Ratgeber

    Einblicke in die Parallelgesellschaft Neuköllns Von Kirsten Heisig

    Ein Großteil der zurzeit etwa 550 Intensivtäter, die bei der Berliner Staatsanwaltschaft registriert sind, wohnen und "wirken" in Neukölln. Es sind gegenwärtig 214.

    Als Intensivtäter werden in Berlin Personen bezeichnet, die innerhalb eines Jahres mindestens zehn erhebliche Delikte begangen haben. Diejenigen, die knapp unterhalb dieser Grenze liegen, werden zwar als Mehrfachtäter angesehen, finden jedoch in der Intensivtäterstatistik keine Berücksichtigung.

    Schwerkriminelle, die häufig 30 und mehr erhebliche Taten aufweisen, haben zu etwa 90 Prozent einen Migrationshintergrund, 45 Prozent geben an, arabischer Herkunft zu sein, 34 Prozent haben türkische Wurzeln. Diese Tatsachen sind insofern von Bedeutung, als etwa 10 000 dieser Araber in Neukölln leben, aber mehr als viermal so viele türkischstämmige Menschen. Die Araber stellen also gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil die Mehrheit der Intensivtäter. Deutsche Vielfachtäter gibt es in Neukölln kaum.

    Die jugendlichen Intensivtäter entstammen meist vor vielen Jahren aus dem Libanon oder der Türkei zugewanderten Familien mit sechs Kindern und mehr. Viele Einwanderer haben inzwischen die deutsche Staatsangehörigkeit, die meisten leben von Kindergeld und staatlichen Transferleistungen. Die Mütter haben nie Deutsch gelernt. Sie überlassen speziell die Jungen schon früh sich selbst, wobei dies nicht auf mangelnde Fürsorge, sondern eher auf kulturelle Traditionen zurückzuführen ist. Söhne sind kleine Männer, und während die Töchter oft erfolgreich versuchen, eine Qualifikation für den ersten Arbeitsmarkt zu erlangen, und dabei hoffen müssen, nicht verheiratet zu werden, treiben sich die Brüder im Kiez herum. Es kommt zu ersten Straftaten, die überwiegend aus der Gruppe heraus begangen werden.

    So abstrakt hört sich das harmlos an. Aus der Opferperspektive sieht es jedoch anders aus, wenn man verprügelt wird, weil man einen Araber angeblich zu lange angeschaut hat. Oder wenn eine alte Dame zu später Abendstunde um etwas Ruhe bittet und dann von drei Arabern ins Gesicht geschlagen wird. Oder wenn der Polizeibeamte, der eine Anzeige aufnehmen muss, weil die Jugendlichen einen Zeitungsständer angezündet haben, zu hören bekommt: "Ich scheiß auf Deutschland. Du bist Dreck unter meinen Schuhen. Du bist tot." Oder wenn ein Lehrer einen schulfremden Jugendlichen des Hofes verweist und dieser dem Lehrer mit den Fäusten in das Gesicht schlägt und mit den Füßen in den Unterleib tritt.

    Das sind nur einige Einstiegstaten der Intensivtäter, die zu diesem Zeitpunkt oft noch nicht strafmündig sind. Was geschieht daraufhin?

    Manchmal wird seitens des Jugendamts eine Familienhilfe eingerichtet. Wegen der Größe der Familien werden mitunter bis zu drei Sozialarbeiter benötigt. Deren Bemühungen werden von den Familien häufig abgelehnt, oft unterbleibt jede Mitwirkung. Im weiteren Verlauf geschieht dann staatlicherseits oftmals nicht mehr viel, wenn man davon absieht, dass sich Schulwechsel bei den Kindern aneinanderreihen.

    ...]

    Der ganze Artikel steht ist unter folgendem Link auf der Homepage des Spiegel zu finden:

    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-71892545.html


    Wie sollen wir Bürger nun auf dieses Staatsversagen reagieren?

    Ich glaube, dass alle, die sich hier an Diskussionen beteiligen, schon den wichtigsten Schritt getan haben, in dem sie nach Lösungen suchen und sich nicht der Ohnmacht hingeben. Wir müssen dafür sorgen, das eigentlich selbstverständliche Maßnahmen in der Strafverfolgung durchgesetzt werden. Dazu sollten wir uns zuallererst fragen, wie es dazu kommen kann, das es überhaupt Intensivtäter gibt. Mit was für einem kaputten Justizsystem leben wir, wenn es Menschen in diesem Land möglich ist, zehn erhebliche Straftaten in einem Jahr zu begehen? Wie borniert waren Politik und Medien diesen Missstand weitestgehend zu ignorieren? Wie frustrierend muss es für die nun kritisierten Polizisten sein, wenn sie immer wieder die gleichen Täter festnehmen, nur damit diese bald wieder die nächste Straftat begehen?

    Ich bin erst heute auf diese Seite gestoßen und halten den hier betriebenen Ansatz der Partizipation für sehr vielversprechend. Bei dem hoffentlich langsamen aber kontinuierlichen Wachstum dieser Plattform, können Strukturen entwickelt geschaffen werden, mit deren Hilfe nicht nur diskutiert wird, sondern viele Menschen gemeinsam Lösungen erarbeiten - die Grundlage für eine funktionierenden Demokratie. Aber auch unsere Kultur muss das noch lernen.

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    Henrik · angelegt
     

    Nach den ganzen Meinungen und Vermutungen möchte ich einen Bericht der verstorbenen Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig aus dem Jahr 2010 empfehlen. Die Verbrechen von Köln sind alles andere als neu, nur die Dimension ist dieses Mal größer. Es ist zu tiefst beschämend, dass seit der öffentlichkeitswirksamen Analyse vor sechs Jahren nichts geschehen ist. Neben dem Festellen des Versagens aller vier Gewalten, muss man sich auch fragen was in der gesellschaftlichen Debatte im Allgemeinen schief gelaufen ist. Die Politik hat es versäumt die Ursachen anzugehen, die Justiz war überfordert, die Polizisten wurden im Stich gelassen und die Medien haben nicht angemessen über das sich schon lange zusammenbrauende Unheil berichtet. Und wir Bürger verharren in Ohnmacht und geben uns der Lethargie hin.

    Hier ist der Anfang des Artikels zitiert:


    [ Angst ist ein schlechter Ratgeber

    Einblicke in die Parallelgesellschaft Neuköllns Von Kirsten Heisig

    Ein Großteil der zurzeit etwa 550 Intensivtäter, die bei der Berliner Staatsanwaltschaft registriert sind, wohnen und "wirken" in Neukölln. Es sind gegenwärtig 214.

    Als Intensivtäter werden in Berlin Personen bezeichnet, die innerhalb eines Jahres mindestens zehn erhebliche Delikte begangen haben. Diejenigen, die knapp unterhalb dieser Grenze liegen, werden zwar als Mehrfachtäter angesehen, finden jedoch in der Intensivtäterstatistik keine Berücksichtigung.

    Schwerkriminelle, die häufig 30 und mehr erhebliche Taten aufweisen, haben zu etwa 90 Prozent einen Migrationshintergrund, 45 Prozent geben an, arabischer Herkunft zu sein, 34 Prozent haben türkische Wurzeln. Diese Tatsachen sind insofern von Bedeutung, als etwa 10 000 dieser Araber in Neukölln leben, aber mehr als viermal so viele türkischstämmige Menschen. Die Araber stellen also gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil die Mehrheit der Intensivtäter. Deutsche Vielfachtäter gibt es in Neukölln kaum.

    Die jugendlichen Intensivtäter entstammen meist vor vielen Jahren aus dem Libanon oder der Türkei zugewanderten Familien mit sechs Kindern und mehr. Viele Einwanderer haben inzwischen die deutsche Staatsangehörigkeit, die meisten leben von Kindergeld und staatlichen Transferleistungen. Die Mütter haben nie Deutsch gelernt. Sie überlassen speziell die Jungen schon früh sich selbst, wobei dies nicht auf mangelnde Fürsorge, sondern eher auf kulturelle Traditionen zurückzuführen ist. Söhne sind kleine Männer, und während die Töchter oft erfolgreich versuchen, eine Qualifikation für den ersten Arbeitsmarkt zu erlangen, und dabei hoffen müssen, nicht verheiratet zu werden, treiben sich die Brüder im Kiez herum. Es kommt zu ersten Straftaten, die überwiegend aus der Gruppe heraus begangen werden.

    So abstrakt hört sich das harmlos an. Aus der Opferperspektive sieht es jedoch anders aus, wenn man verprügelt wird, weil man einen Araber angeblich zu lange angeschaut hat. Oder wenn eine alte Dame zu später Abendstunde um etwas Ruhe bittet und dann von drei Arabern ins Gesicht geschlagen wird. Oder wenn der Polizeibeamte, der eine Anzeige aufnehmen muss, weil die Jugendlichen einen Zeitungsständer angezündet haben, zu hören bekommt: "Ich scheiß auf Deutschland. Du bist Dreck unter meinen Schuhen. Du bist tot." Oder wenn ein Lehrer einen schulfremden Jugendlichen des Hofes verweist und dieser dem Lehrer mit den Fäusten in das Gesicht schlägt und mit den Füßen in den Unterleib tritt.

    Das sind nur einige Einstiegstaten der Intensivtäter, die zu diesem Zeitpunkt oft noch nicht strafmündig sind. Was geschieht daraufhin?

    Manchmal wird seitens des Jugendamts eine Familienhilfe eingerichtet. Wegen der Größe der Familien werden mitunter bis zu drei Sozialarbeiter benötigt. Deren Bemühungen werden von den Familien häufig abgelehnt, oft unterbleibt jede Mitwirkung. Im weiteren Verlauf geschieht dann staatlicherseits oftmals nicht mehr viel, wenn man davon absieht, dass sich Schulwechsel bei den Kindern aneinanderreihen.

    ...]

    Der ganze Artikel steht ist unter folgendem Link auf der Homepage des Spiegel zu finden:

    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-71892545.html


    Wie sollen wir Bürger nun auf dieses Staatsversagen reagieren?

    Ich glaube, dass alle, die sich hier an Diskussionen beteiligen, schon den wichtigsten Schritt getan haben, in dem sie nach Lösungen suchen und sich nicht der Ohnmacht hingeben. Wir müssen dafür sorgen, das eigentlich selbstverständliche Maßnahmen in der Strafverfolgung durchgesetzt werden. Dazu sollten wir uns zuallererst fragen, wie es dazu kommen kann, das es überhaupt Intensivtäter gibt. Mit was für einem kaputten Justizsystem leben wir, wenn es Menschen in diesem Land möglich ist, zehn erhebliche Straftaten in einem Jahr zu begehen? Wie borniert waren Politik und Medien diesen Missstand weitestgehend zu ignorieren? Wie frustrierend muss es für die nun kritisierten Polizisten sein, wenn sie immer wieder die gleichen Täter festnehmen, nur damit diese bald wieder die nächste Straftat begehen?

    Ich bin erst heute auf diese Seite gestoßen und halten den hier betriebenen Ansatz der Partizipation für sehr vielversprechend. Bei dem hoffentlich langsamen aber kontinuierlichen Wachstum dieser Plattform, können Strukturen geschaffen werden, mit deren Hilfe nicht nur diskutiert wird, sondern viele Menschen gemeinsam Lösungen erarbeiten - die Grundlage für eine funktionierenden Demokratie. Aber auch unsere Kultur muss das noch lernen.