Liebe Frau Pothmer,

vielen Dank für Ihre klaren Worte. Da ich ungern die Plattform nutzen möchte, um eine Diskussion über Parteipositionen zu beginnen, werde ich lediglich auf Ihren ersten Absatz eingehen.

Ich kann Ihnen nur zustimmen, dass unsere Willkommenskultur in der BRD sehr entwicklungsbedürftig ist. Gemischte Gefühle habe ich allerdings dem Umgang mit der Thematik gegenüber.

So kommt es mir vor, als ob der Fokus bei den politischen Parteien nur auf Masse und Qualität der Zuwanderern liegt.

Ich glaube, dass wir ein viel weitreichenderes Problem haben, welchem wir kaum Beachtung schenken. Unser eigenes Volk hat viel zu große Angst vor den europäischen Nachbarn und deren Kultur!

Vorurteile und Argwohn sind doch an der Tagesordnung. Und dies nicht nur im ländlichen Raum. Reisen Sie in eine Stadt wie Dresden und beobachten Sie die Reaktion der Menschen, wenn z.B. ein Afrikaner über die Straße läuft. Sie werden feststellen, dass mehr als die Hälfte der Dresdner diesen anstarrt. Als wäre er eine Rarität.

Nun sind unsere europäischen Nachbarn natürlich nicht unbedingt dunkelhäutig, aber ich wollte Ihnen damit veranschaulichen, dass wir eher Aufklärungsarbeit in unserem eigenen Land leisten müssen.

Zwar nimmt uns die Welt als aufgeschlossen wahr, aber in Wirklichkeit sind wir kaum besser internationalisiert als die Polen oder Bulgaren. Lediglich die globalisierte Vernetzung unserer Wirtschaft wahrt den Anschein, als wenn wir vollkommen aufgeschlossen gegenüber der Welt und Ihren faszinierenden Kulturen sind.

Ich fordere deshalb zunächst die Bekämpfung unserer eigenen Angst vor dem Unbekannten. Wir müssen unseren Kindern von klein auf beibringen, dass die Welt kaum noch Grenzen kennt und wir deshalb unseren Blick auch nach außen richten müssen um zu lernen mit der Fremdheit umzugehen. Ich hätte mir ein Pendant "Fremdenkunde" zum Schulfach "Heimatkunde" gewünscht ;)