Europas Grenzen: Wir müssen reden!
Die Flüchtlingskrise steckt der Europäischen Union seit Monaten in den Knochen. Jede Woche kommen neue Skandale hinzu – gerade höre ich im Radio von der Räumung des Flüchtlingslagers in Idomeni. Doch das Thema gelangt nicht nur durch das Radio in unseren Alltag. Man sieht, wie Städte (kleine und große) ihre Gesichter verändern. Bürger engagieren sich in der Flüchtlingshilfe, geben Deutsch-Unterricht, sammeln überlebenswichtige Gegenstände. Der Aktionismus im vergangenen Jahr war erstaunlich – Menschen stießen an ihre Grenzen. Man hört von Flüchtlingen die es geschafft hätten sich erfolgreich zu integrieren, ihre Grenzen zu überwinden – von anderen, die eben noch diesen Weg vor sich haben – die Politik verhandelt ein neues Integrationsgesetz. Gleichzeitig erstarken Bewegungen wie PEGIDA erneut und der Populismus erfährt mehr und mehr Aufmerksamkeit in Debatten und der europäischen Realität. Grenzzäune werden errichtet. Die osteuropäischen Viségrad-Staaten sprechen sich in internen Runden vor Gipfeltreffen in Brüssel ab, zeigen klar ihre Grenzen auf. Ein Deal mit der Türkei musste ausgehandelt werden. Sogar der Brexit könnte vor der Tür stehen. Stößt Europa an seine Grenzen?
Europäer: Wir können reden!
Europa steht vielleicht vor eine Zerreisprobe. Und ja, es ist sinnvoll über Europas Grenzen zu reden – meines Erachtens aber eben auch über diejenigen, die Europa schon überwunden hat. Jährlich vereint das 1987 eingeführte ERAMUS-Programm Tausende von jungen Europäer_innen und trägt zur Völkerverständigung bei. Täglich hat man hunderte Möglichkeiten ganz einfach in ein anderes europäisches Land zu reisen – man braucht sich nur zu entscheiden. In bestimmten Läden kann man seine Lieblingsprodukte aus Frankreich oder England einkaufen – vor der eigenen Haustür. Der digitale Markt ermöglicht transnationalen Austausch – in rasender Geschwindigkeit. Europa können wir alle spüren – und zwar nicht nur anhand von Skandalbotschaften aus dem Radio. Wir Europäer können friedlich miteinander in Kontakt treten, debattieren und voneinander lernen – wieso sollten wir das nicht nutzen?