Ich kann weder Polen-Bashing noch Hetze in der deutschen Medienlandschaft erkennen. Ich habe eher den Eindruck, dass nicht beim Namen genannt wird, was benannt werden muss.
So wundert mich beispielsweise, dass PiS-PolitikerInnen nicht wie AfD-PolitikerInnen behandelt werden. Was bei der AfD Rechtsextremismus und Rassismus wäre scheint für polnische Politiker in Ordnung zu sein. Diese sind bei gleichen Überzeugungen scheinbar keine Rassisten oder völkisch Verwirrte. Ob man mit einer solchen Appeasement-Strategie langfristig Bürger- und Menschenrechte sichern kann, darf für meine Begriffe bezweifelt werden.
Auch wundert mich, dass eine neutrale wissenschaftliche Aufbereitung des Zweiten Weltkriegs noch aussteht (gerade eine Analyse der Archive der Außenministerien der am Krieg beteiligten Staaten). Solange es in den EU-Gremien für polnische PolitikerInnen OK bleibt, nicht nach einer gemeinsamen Zukunft zu suchen, sondern auf dem Zweiten Weltkrieg rumzureiten, wird sich keine Liberalisierung der polnischen Gesellschaft einstellen. Dieses Verhalten der polnischen Politik war eine der maßgeblichen Ursachen für den Brexit. Europa wird auseinanderfallen, wenn zu dem eigentlichen Geist der EU (nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft ist wichtig) nicht zurückgefunden wird, und sich die Osteuropäer (gerade die Polen) diesem Geist anschließen.
Vielleicht wäre es für die deutsche und die polnische Gesellschaft hilfreich, zu wissen, wer in Polen vor dem Zweiten Weltkrieg regiert hat, wie dort mit Minderheitenrechten und dem Internationalem Recht umgegangen wurde und wie diese Politik Hitlers Aufstieg mit ermöglicht hat. Ich habe gehört, dass diesem Aspekt der Geschichte in Polen ebenso große Bewunderung geschenkt wird wie sie in Deutschland verdrängt wird.
Alle diese Beispiele finden in der deutschen Medienlandschaft nicht statt. Es ist bezeichnend, dass die Samthandschuhe der deutschen Polen-Berichterstattung unter "Reden statt bashen, berichten statt hetzen" diskutiert werden.