Ich stimme Ihnen hinsichtlich des europäischen (Fach-)Sprachproblems zu. Eine starke und mündige europäische Öffentlichkeit kann sich auch meiner Meinung nach nur mittels einer verständlichen Sprache herausbilden.

Jedoch sehe ich den Bogen, den Sie anknüpfend an das Thema “Sprache in der EU-Politik” schlagen, als zu einseitig und negativ besetzt. Sie zeichnen ein alternativloses Bild, in dem der “einfache” Bürger nichts mehr zu sagen und mitzubestimmen hat. Sie sprechen von Postdemokratie. Es klingt so, als sei die EU-Politik für sie komplett in eine Sackgasse gefahren.

Aber haben wir tatsächlich schon einen Zustand der Postdemokratie? Ich weiß, dass es sich hierbei um einen vielfach herangezogenen Begriff handelt, der den Zustand der Demokratie in Europa kennzeichnen soll. Und ja, es gibt genügend Missstände, wie fehlende Transparenz politischer Entscheidungen etc. Mit einer solch einseitigen Kritik manifestiert sich aber nur der von Ihnen kritisierte Zustand als Ist-Zustand.

Sie verkennen dabei, dass Demokratie einen dynamischen, einen wandlungsfähigen Charakter hat. Die Diskussionen über die Dominanz der Eliten in der EU-Politik oder die EU-Skepsis sind für mich notwendige Bestandteile einer noch funktionierenden Demokratie auf EU-Ebene. Diese Diskussionen müssen gestärkt werden. Es gibt auf Unionsebene die Mechanismen und Institutionen, die für eine demokratische Politikgestaltung sorgen können. Es ist die Frage, welchen Blickwinkel man anlegt.Für die Bewertung der EU-Politik bedarf es daher meiner Meinung nach sowohl eines europäischen als auch eines nationalen Blickwinkels und nicht nur die mitgliedstaatliche Brille.

"Der „Apparat Brüssel“ und „die Kommission“ agieren keinesfalls ohne Rückendeckung des Europäischen Rates, also der Staats- und Regierungschefs in der EU. Maßnahmen, die diese auf nationaler Ebene nicht durchsetzen können, da die Mehrheit der Bevölkerung sie ablehnen würde, werden dann gerne mal quasi „über Bande gespielt“ und ihre Durchsetzung erfolgt über den „Umweg Brüssel“."

Mit dieser Aussage suggerieren Sie, das letztendlich EU-Politik nur nationalstaatlichen Interessen folgt. Aber ist dies tatsächlich so? Hätte dann der Integrationsprozess überhaupt so weit fortschreiten können?