Kruse (Presserat): "Mediennutzer sind mehr gefordert" - Historie

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  • Kruse (Presserat): "Mediennutzer sind mehr gefordert"

    von Community Management , angelegt

    Foto: CANNIK CC BY 2.0 Foto: CANNIK CC BY 2.0 Stecken auch Presseverlage in der Vertrauenskrise? Tilmann Kruse, Sprecher des Deutschen Presserats, bringt sich mit folgendem Text in die Debatte zur aktuellen Medienkritik ein. Foto (Ausschnitt): CANNIK CC BY 2.0.


    Ein Beitrag von Tilmann Kruse

    In der derzeitigen Diskussion um Medien und Medienkritik spielt die Emotionalisierung eine große Rolle. Wir befinden uns in einer Phase gleich mehrerer Konflikte, welche die Leserschaft in Deutschland und weltweit bewegen. Ereignisse wie der Gaza- oder der Ukraine-Konflikt und der IS-Terror berühren Menschen emotional. Emotionalität bedeutet aber auch, dass man innerlich Stellung bezieht. Beim Deutschen Presserat zeigt sich dies im zunehmenden Beschwerdeaufkommen, das insbesondere mit den Berichten über den Gaza- und den Ukraine-Konflikt im Zusammenhang steht. Nicht selten zeigt eine objektive Prüfung, dass sich Leserinnen und Leser über etwas beschweren, das mit ihrem Bild der Situation nicht übereinstimmen mag, presseethisch aber in Ordnung ist.

    Neue Medienwelt, neue Konkurrenz

    Das Internet hat in den letzten Jahrzehnten die Medienwelt völlig umgekrempelt. Es macht die Informationsübermittlung schneller und leichter. Das hat die Recherchearbeit verändert. Zum einen hat sich das Tempo erhöht, andererseits sind viel mehr Quellen verfügbar, darunter viele, deren Glaubwürdigkeit erst sorgfältig geprüft werden muss. Die Möglichkeiten sind zahlreicher geworden, die Anforderungen an die Journalisten aber auch höher, denn sie stehen in direkter Konkurrenz zu Anbietern, die keine journalistischen oder ethischen Maßstäbe an ihre Arbeit anlegen müssen, dafür die Internetnutzer aber mit stärkerer Emotionalisierung locken können. Der Journalismus befindet sich also in einem Spannungsfeld zwischen eigenem Anspruch und Wahrnehmbarkeit im Netz.

    An der Grenze zur Desinformation

    Darüber hinaus wurde eine Grenze verwischt, nämlich die zwischen reiner (und nicht zwangsläufig neutraler) Informationsübermittlung und Journalismus. In zahlreichen neu aufgekommenen Portalen im Internet, die sich selbst Nachrichtenseiten nennen, werden Informationen weitergegeben, deren Wahrheitsgehalt nicht überprüfbar ist. Tatsächlich ist so manches, was dort zu lesen ist, wenn man ein wenig recherchiert nachweislich falsch. So manches bewegt sich gar an der Grenze zur gezielten Desinformation. Und doch wird vieles, was dort zu lesen ist, für bare Münze genommen. Krude Deutungen werden schnell zu Fakten, welche die „Mainstream-Medien“ angeblich nicht auszusprechen wagen. Tatsächlich würden solche „Fakten“ einer echten journalistischen Prüfung kaum standhalten. Man darf sich deshalb durchaus fragen, ob es nicht gute Gründe hat, warum sich gerade solche Internet-Seiten nicht zur Einhaltung des Pressekodex verpflichten.

    Der Mediennutzer ist heute mehr gefordert als früher. Die Menge der Informationen ist deutlich gestiegen, die Quellen mitunter undurchsichtig. Dies erfordert eine hohe Medienkompetenz, die schon in jungem Alter gefördert werden sollte.

    Beschwerdeaufkommen steigt leicht

    Sorgfalt ist und bleibt auch im Netz das wichtigste Argument für Journalismus und dessen Glaubwürdigkeit. Dafür steht der Pressekodex auch im Online-Kontext. Recherchefehler kommen natürlich vor, in der Praxis des Presserats spiegeln sie sich überwiegend in Beschwerden wegen möglicher Verstöße gegen die Ziffer 2 des Pressekodex (Sorgfaltspflicht) wider. Alles in allem gibt es im Beschwerdeaufkommen zwar einen leichten Aufwärtstrend, dieser beschränkt sich aber nicht auf bestimmte Verstöße, sondern betrifft alle Kodexziffern. Gemessen an der enormen Menge an täglichen journalistischen Veröffentlichungen halten diese sich auch durchaus in Grenzen: Im Jahr 2013 wurden 1347 Beschwerden eingereicht, am Ende gab es 191 Sanktionen.

    Ethische Grundsätze noch wichtiger

    Die ethischen Grundsätze des Pressekodex sind als Instrument zur Durchsetzung einer wahrheitsgemäßen Berichterstattung und Sorgfalt bei der Recherche noch wichtiger geworden. Dessen sind sich nach unserer Wahrnehmung auch die Journalistinnen und Journalisten bewusst. Sie erkundigen sich bei uns in unklaren Situationen nach der richtigen Vorgehensweise, und in der Regel sind im Falle von Beschwerden die Auseinandersetzungen mit ihnen sachlich und konstruktiv. Schließlich ist ein glaubwürdiger, gründlicher Journalismus das gemeinsame Ziel von Medienmachern, Mediennutzern und dem Deutschen Presserat.

    Webseite: presserat.de


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    von admin, angelegt

    Foto: CANNIK CC BY 2.0Stecken auch Presseverlage in der Vertrauenskrise? Tilmann Kruse, Sprecher des Deutschen Presserats, bringt sich mit folgendem Text in die Debatte zur aktuellen Medienkritik ein. Foto (Ausschnitt): CANNIK CC BY 2.0.


    Ein Beitrag von Tilmann Kruse Link: https://publixphere.net/i/publixphere-de/user/Tilmann_Kruse/about Link: https://publixphere.net/i/publixphere-de/user/Tilmann_Kruse

    In der derzeitigen Diskussion um Medien und Medienkritik spielt die Emotionalisierung eine große Rolle. Wir befinden uns in einer Phase gleich mehrerer Konflikte, welche die Leserschaft in Deutschland und weltweit bewegen. Ereignisse wie der Gaza- oder der Ukraine-Konflikt und der IS-Terror berühren Menschen emotional. Emotionalität bedeutet aber auch, dass man innerlich Stellung bezieht. Beim Deutschen Presserat zeigt sich dies im zunehmenden Beschwerdeaufkommen, das insbesondere mit den Berichten über den Gaza- und den Ukraine-Konflikt im Zusammenhang steht. Nicht selten zeigt eine objektive Prüfung, dass sich Leserinnen und Leser über etwas beschweren, das mit ihrem Bild der Situation nicht übereinstimmen mag, presseethisch aber in Ordnung ist.

    Neue Medienwelt, neue Konkurrenz

    Das Internet hat in den letzten Jahrzehnten die Medienwelt völlig umgekrempelt. Es macht die Informationsübermittlung schneller und leichter. Das hat die Recherchearbeit verändert. Zum einen hat sich das Tempo erhöht, andererseits sind viel mehr Quellen verfügbar, darunter viele, deren Glaubwürdigkeit erst sorgfältig geprüft werden muss. Die Möglichkeiten sind zahlreicher geworden, die Anforderungen an die Journalisten aber auch höher, denn sie stehen in direkter Konkurrenz zu Anbietern, die keine journalistischen oder ethischen Maßstäbe an ihre Arbeit anlegen müssen, dafür die Internetnutzer aber mit stärkerer Emotionalisierung locken können. Der Journalismus befindet sich also in einem Spannungsfeld zwischen eigenem Anspruch und Wahrnehmbarkeit im Netz.

    An der Grenze zur Desinformation

    Darüber hinaus wurde eine Grenze verwischt, nämlich die zwischen reiner (und nicht zwangsläufig neutraler) Informationsübermittlung und Journalismus. In zahlreichen neu aufgekommenen Portalen im Internet, die sich selbst Nachrichtenseiten nennen, werden Informationen weitergegeben, deren Wahrheitsgehalt nicht überprüfbar ist. Tatsächlich ist so manches, was dort zu lesen ist, wenn man ein wenig recherchiert nachweislich falsch. So manches bewegt sich gar an der Grenze zur gezielten Desinformation. Und doch wird vieles, was dort zu lesen ist, für bare Münze genommen. Krude Deutungen werden schnell zu Fakten, welche die „Mainstream-Medien“ angeblich nicht auszusprechen wagen. Tatsächlich würden solche „Fakten“ einer echten journalistischen Prüfung kaum standhalten. Man darf sich deshalb durchaus fragen, ob es nicht gute Gründe hat, warum sich gerade solche Internet-Seiten nicht zur Einhaltung des Pressekodex verpflichten.

    Der Mediennutzer ist heute mehr gefordert als früher. Die Menge der Informationen ist deutlich gestiegen, die Quellen mitunter undurchsichtig. Dies erfordert eine hohe Medienkompetenz, die schon in jungem Alter gefördert werden sollte.

    Beschwerdeaufkommen steigt leicht

    Sorgfalt ist und bleibt auch im Netz das wichtigste Argument für Journalismus und dessen Glaubwürdigkeit. Dafür steht der Pressekodex auch im Online-Kontext. Recherchefehler kommen natürlich vor, in der Praxis des Presserats spiegeln sie sich überwiegend in Beschwerden wegen möglicher Verstöße gegen die Ziffer 2 des Pressekodex (Sorgfaltspflicht) wider. Alles in allem gibt es im Beschwerdeaufkommen zwar einen leichten Aufwärtstrend, dieser beschränkt sich aber nicht auf bestimmte Verstöße, sondern betrifft alle Kodexziffern. Gemessen an der enormen Menge an täglichen journalistischen Veröffentlichungen halten diese sich auch durchaus in Grenzen: Im Jahr 2013 wurden 1347 Beschwerden eingereicht, am Ende gab es 191 Sanktionen.

    Ethische Grundsätze noch wichtiger

    Die ethischen Grundsätze des Pressekodex sind als Instrument zur Durchsetzung einer wahrheitsgemäßen Berichterstattung und Sorgfalt bei der Recherche noch wichtiger geworden. Dessen sind sich nach unserer Wahrnehmung auch die Journalistinnen und Journalisten bewusst. Sie erkundigen sich bei uns in unklaren Situationen nach der richtigen Vorgehensweise, und in der Regel sind im Falle von Beschwerden die Auseinandersetzungen mit ihnen sachlich und konstruktiv. Schließlich ist ein glaubwürdiger, gründlicher Journalismus das gemeinsame Ziel von Medienmachern, Mediennutzern und dem Deutschen Presserat.

    Webseite: presserat.de


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    Foto: CANNIK CC BY 2.0Stecken auch Presseverlage in der Vertrauenskrise? Tilmann Kruse, Sprecher des Deutschen Presserats, bringt sich mit folgendem Text in die Debatte zur aktuellen Medienkritik ein. Foto (Ausschnitt): CANNIK CC BY 2.0 Link: https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/ . (CC BY 2.0).


    Ein Beitrag von Tilmann Kruse

    In der derzeitigen Diskussion um Medien und Medienkritik spielt die Emotionalisierung eine große Rolle. Wir befinden uns in einer Phase gleich mehrerer Konflikte, welche die Leserschaft in Deutschland und weltweit bewegen. Ereignisse wie der Gaza- oder der Ukraine-Konflikt und der IS-Terror berühren Menschen emotional. Emotionalität bedeutet aber auch, dass man innerlich Stellung bezieht. Beim Deutschen Presserat zeigt sich dies im zunehmenden Beschwerdeaufkommen, das insbesondere mit den Berichten über den Gaza- und den Ukraine-Konflikt im Zusammenhang steht. Nicht selten zeigt eine objektive Prüfung, dass sich Leserinnen und Leser über etwas beschweren, das mit ihrem Bild der Situation nicht übereinstimmen mag, presseethisch aber in Ordnung ist.

    Neue Medienwelt, neue Konkurrenz

    Das Internet hat in den letzten Jahrzehnten die Medienwelt völlig umgekrempelt. Es macht die Informationsübermittlung schneller und leichter. Das hat die Recherchearbeit verändert. Zum einen hat sich das Tempo erhöht, andererseits sind viel mehr Quellen verfügbar, darunter viele, deren Glaubwürdigkeit erst sorgfältig geprüft werden muss. Die Möglichkeiten sind zahlreicher geworden, die Anforderungen an die Journalisten aber auch höher, denn sie stehen in direkter Konkurrenz zu Anbietern, die keine journalistischen oder ethischen Maßstäbe an ihre Arbeit anlegen müssen, dafür die Internetnutzer aber mit stärkerer Emotionalisierung locken können. Der Journalismus befindet sich also in einem Spannungsfeld zwischen eigenem Anspruch und Wahrnehmbarkeit im Netz.

    An der Grenze zur Desinformation

    Darüber hinaus wurde eine Grenze verwischt, nämlich die zwischen reiner (und nicht zwangsläufig neutraler) Informationsübermittlung und Journalismus. In zahlreichen neu aufgekommenen Portalen im Internet, die sich selbst Nachrichtenseiten nennen, werden Informationen weitergegeben, deren Wahrheitsgehalt nicht überprüfbar ist. Tatsächlich ist so manches, was dort zu lesen ist, wenn man ein wenig recherchiert nachweislich falsch. So manches bewegt sich gar an der Grenze zur gezielten Desinformation. Und doch wird vieles, was dort zu lesen ist, für bare Münze genommen. Krude Deutungen werden schnell zu Fakten, welche die „Mainstream-Medien“ angeblich nicht auszusprechen wagen. Tatsächlich würden solche „Fakten“ einer echten journalistischen Prüfung kaum standhalten. Man darf sich deshalb durchaus fragen, ob es nicht gute Gründe hat, warum sich gerade solche Internet-Seiten nicht zur Einhaltung des Pressekodex verpflichten.

    Der Mediennutzer ist heute mehr gefordert als früher. Die Menge der Informationen ist deutlich gestiegen, die Quellen mitunter undurchsichtig. Dies erfordert eine hohe Medienkompetenz, die schon in jungem Alter gefördert werden sollte.

    Beschwerdeaufkommen steigt leicht

    Sorgfalt ist und bleibt auch im Netz das wichtigste Argument für Journalismus und dessen Glaubwürdigkeit. Dafür steht der Pressekodex auch im Online-Kontext. Recherchefehler kommen natürlich vor, in der Praxis des Presserats spiegeln sie sich überwiegend in Beschwerden wegen möglicher Verstöße gegen die Ziffer 2 des Pressekodex (Sorgfaltspflicht) wider. Alles in allem gibt es im Beschwerdeaufkommen zwar einen leichten Aufwärtstrend, dieser beschränkt sich aber nicht auf bestimmte Verstöße, sondern betrifft alle Kodexziffern. Gemessen an der enormen Menge an täglichen journalistischen Veröffentlichungen halten diese sich auch durchaus in Grenzen: Im Jahr 2013 wurden 1347 Beschwerden eingereicht, am Ende gab es 191 Sanktionen.

    Ethische Grundsätze noch wichtiger

    Die ethischen Grundsätze des Pressekodex sind als Instrument zur Durchsetzung einer wahrheitsgemäßen Berichterstattung und Sorgfalt bei der Recherche noch wichtiger geworden. Dessen sind sich nach unserer Wahrnehmung auch die Journalistinnen und Journalisten bewusst. Sie erkundigen sich bei uns in unklaren Situationen nach der richtigen Vorgehensweise, und in der Regel sind im Falle von Beschwerden die Auseinandersetzungen mit ihnen sachlich und konstruktiv. Schließlich ist ein glaubwürdiger, gründlicher Journalismus das gemeinsame Ziel von Medienmachern, Mediennutzern und dem Deutschen Presserat.

    Webseite: presserat.de


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    Foto: CANNIK CC BY 2.0Stecken auch Presseverlage in der Vertrauenskrise? Tilmann Kruse, Sprecher des Deutschen Presserats, bringt sich mit folgendem Text in die Debatte zur aktuellen Medienkritik ein. Foto (Ausschnitt): CANNIK (CC BY 2.0).


    Ein Beitrag von Tilmann Kruse

    In der derzeitigen Diskussion um Medien und Medienkritik spielt die Emotionalisierung eine große Rolle. Wir befinden uns in einer Phase gleich mehrerer Konflikte, welche die Leserschaft in Deutschland und weltweit bewegen. Ereignisse wie der Gaza- oder der Ukraine-Konflikt und der IS-Terror berühren Menschen emotional. Emotionalität bedeutet aber auch, dass man innerlich Stellung bezieht. Beim Deutschen Presserat zeigt sich dies im zunehmenden Beschwerdeaufkommen, das insbesondere mit den Berichten über den Gaza- und den Ukraine-Konflikt im Zusammenhang steht. Nicht selten zeigt eine objektive Prüfung, dass sich Leserinnen und Leser über etwas beschweren, das mit ihrem Bild der Situation nicht übereinstimmen mag, presseethisch aber in Ordnung ist.

    Neue Medienwelt, neue Konkurrenz

    Das Internet hat in den letzten Jahrzehnten die Medienwelt völlig umgekrempelt. Es macht die Informationsübermittlung schneller und leichter. Das hat die Recherchearbeit verändert. Zum einen hat sich das Tempo erhöht, andererseits sind viel mehr Quellen verfügbar, darunter viele, deren Glaubwürdigkeit erst sorgfältig geprüft werden muss. Die Möglichkeiten sind zahlreicher geworden, die Anforderungen an die Journalisten aber auch höher, denn sie stehen in direkter Konkurrenz zu Anbietern, die keine journalistischen oder ethischen Maßstäbe an ihre Arbeit anlegen müssen, dafür die Internetnutzer aber mit stärkerer Emotionalisierung locken können. Der Journalismus befindet sich also in einem Spannungsfeld zwischen eigenem Anspruch und Wahrnehmbarkeit im Netz.

    An der Grenze zur Desinformation

    Darüber hinaus wurde eine Grenze verwischt, nämlich die zwischen reiner (und nicht zwangsläufig neutraler) Informationsübermittlung und Journalismus. In zahlreichen neu aufgekommenen Portalen im Internet, die sich selbst Nachrichtenseiten nennen, werden Informationen weitergegeben, deren Wahrheitsgehalt nicht überprüfbar ist. Tatsächlich ist so manches, was dort zu lesen ist, wenn man ein wenig recherchiert nachweislich falsch. So manches bewegt sich gar an der Grenze zur gezielten Desinformation. Und doch wird vieles, was dort zu lesen ist, für bare Münze genommen. Krude Deutungen werden schnell zu Fakten, welche die „Mainstream-Medien“ angeblich nicht auszusprechen wagen. Tatsächlich würden solche „Fakten“ einer echten journalistischen Prüfung kaum standhalten. Man darf sich deshalb durchaus fragen, ob es nicht gute Gründe hat, warum sich gerade solche Internet-Seiten nicht zur Einhaltung des Pressekodex verpflichten.

    Der Mediennutzer ist heute mehr gefordert als früher. Die Menge der Informationen ist deutlich gestiegen, die Quellen mitunter undurchsichtig. Dies erfordert eine hohe Medienkompetenz, die schon in jungem Alter gefördert werden sollte.

    Beschwerdeaufkommen steigt leicht

    Sorgfalt ist und bleibt auch im Netz das wichtigste Argument für Journalismus und dessen Glaubwürdigkeit. Dafür steht der Pressekodex auch im Online-Kontext. Recherchefehler kommen natürlich vor, in der Praxis des Presserats spiegeln sie sich überwiegend in Beschwerden wegen möglicher Verstöße gegen die Ziffer 2 des Pressekodex (Sorgfaltspflicht) wider. Alles in allem gibt es im Beschwerdeaufkommen zwar einen leichten Aufwärtstrend, dieser beschränkt sich aber nicht auf bestimmte Verstöße, sondern betrifft alle Kodexziffern. Gemessen an der enormen Menge an täglichen journalistischen Veröffentlichungen halten diese sich auch durchaus in Grenzen: Im Jahr 2013 wurden 1347 Beschwerden eingereicht, am Ende gab es 191 Sanktionen.

    Ethische Grundsätze noch wichtiger

    Die ethischen Grundsätze des Pressekodex sind als Instrument zur Durchsetzung einer wahrheitsgemäßen Berichterstattung und Sorgfalt bei der Recherche noch wichtiger geworden. Dessen sind sich nach unserer Wahrnehmung auch die Journalistinnen und Journalisten bewusst. Sie erkundigen sich bei uns in unklaren Situationen nach der richtigen Vorgehensweise, und in der Regel sind im Falle von Beschwerden die Auseinandersetzungen mit ihnen sachlich und konstruktiv. Schließlich ist ein glaubwürdiger, gründlicher Journalismus das gemeinsame Ziel von Medienmachern, Mediennutzern und dem Deutschen Presserat.

    Webseite: presserat.de

  • Kruse (Presserat): "Mediennutzer sind mehr gefordert"

    von Redaktion, angelegt

    Foto: CANNIK CC BY 2.0Stecken auch Presseverlage in der Vertrauenskrise? Tilmann Kruse, Sprecher des Deutschen Presserats, bringt sich mit folgendem Text in die Debatte zur aktuellen Medienkritik ein. Foto (Ausschnitt): CANNIK (CC BY 2.0).


    Ein Beitrag von Tilmann Kruse

    In der derzeitigen Diskussion um Medien und Medienkritik spielt die Emotionalisierung eine große Rolle. Wir befinden uns in einer Phase gleich mehrerer Konflikte, welche die Leserschaft in Deutschland und weltweit bewegen. Ereignisse wie der Gaza- oder der Ukraine-Konflikt und der IS-Terror berühren Menschen emotional. Emotionalität bedeutet aber auch, dass man innerlich Stellung bezieht. Beim Deutschen Presserat zeigt sich dies im zunehmenden Beschwerdeaufkommen, das insbesondere mit den Berichten über den Gaza- und den Ukraine-Konflikt im Zusammenhang steht. Nicht selten zeigt eine objektive Prüfung, dass sich Leserinnen und Leser über etwas beschweren, das mit ihrem Bild der Situation nicht übereinstimmen mag, presseethisch aber in Ordnung ist.

    Neue Medienwelt, neue Konkurrenz

    Das Internet hat in den letzten Jahrzehnten die Medienwelt völlig umgekrempelt. Es macht die Informationsübermittlung schneller und leichter. Das hat die Recherchearbeit verändert. Zum einen hat sich das Tempo erhöht, andererseits sind viel mehr Quellen verfügbar, darunter viele, deren Glaubwürdigkeit erst sorgfältig geprüft werden muss. Die Möglichkeiten sind zahlreicher geworden, die Anforderungen an die Journalisten aber auch höher, denn sie stehen in direkter Konkurrenz zu Anbietern, die keine journalistischen oder ethischen Maßstäbe an ihre Arbeit anlegen müssen, dafür die Internetnutzer aber mit stärkerer Emotionalisierung locken können. Der Journalismus befindet sich also in einem Spannungsfeld zwischen eigenem Anspruch und Wahrnehmbarkeit im Netz.

    An der Grenze zur Desinformation

    Darüber hinaus wurde eine Grenze verwischt, nämlich die zwischen reiner (und nicht zwangsläufig neutraler) Informationsübermittlung und Journalismus. In zahlreichen neu aufgekommenen Portalen im Internet, die sich selbst Nachrichtenseiten nennen, werden Informationen weitergegeben, deren Wahrheitsgehalt nicht überprüfbar ist. Tatsächlich ist so manches, was dort zu lesen ist, wenn man ein wenig recherchiert nachweislich falsch. So manches bewegt sich gar an der Grenze zur gezielten Desinformation. Und doch wird vieles, was dort zu lesen ist, für bare Münze genommen. Krude Deutungen werden schnell zu Fakten, welche die „Mainstream-Medien“ angeblich nicht auszusprechen wagen. Tatsächlich würden solche „Fakten“ einer echten journalistischen Prüfung kaum standhalten. Man darf sich deshalb durchaus fragen, ob es nicht gute Gründe hat, warum sich gerade solche Internet-Seiten nicht zur Einhaltung des Pressekodex verpflichten.

    Der Mediennutzer ist heute mehr gefordert als früher. Die Menge der Informationen ist deutlich gestiegen, die Quellen mitunter undurchsichtig. Dies erfordert eine hohe Medienkompetenz, die schon in jungem Alter gefördert werden sollte.

    Beschwerdeaufkommen steigt leicht

    Sorgfalt ist und bleibt auch im Netz das wichtigste Argument für Journalismus und dessen Glaubwürdigkeit. Dafür steht der Pressekodex auch im Online-Kontext. Recherchefehler kommen natürlich vor, in der Praxis des Presserats spiegeln sie sich überwiegend in Beschwerden wegen möglicher Verstöße gegen die Ziffer 2 des Pressekodex (Sorgfaltspflicht) wider. Alles in allem gibt es im Beschwerdeaufkommen zwar einen leichten Aufwärtstrend, dieser beschränkt sich aber nicht auf bestimmte Verstöße, sondern betrifft alle Kodexziffern. Gemessen an der enormen Menge an täglichen journalistischen Veröffentlichungen halten diese sich auch durchaus in Grenzen: Im Jahr 2013 wurden 1347 Beschwerden eingereicht, am Ende gab es 191 Sanktionen.

    Ethische Grundsätze noch wichtiger

    Die ethischen Grundsätze des Pressekodex sind als Instrument zur Durchsetzung einer wahrheitsgemäßen Berichterstattung und Sorgfalt bei der Recherche noch wichtiger geworden. Dessen sind sich nach unserer Wahrnehmung auch die Journalistinnen und Journalisten bewusst. Sie erkundigen sich bei uns in unklaren Situationen nach der richtigen Vorgehensweise, und in der Regel sind im Falle von Beschwerden die Auseinandersetzungen mit ihnen sachlich und konstruktiv. Schließlich ist ein glaubwürdiger, gründlicher Journalismus das gemeinsame Ziel von Medienmachern, Mediennutzern und dem Deutschen Presserat.


  • Kruse (Presserat): "Mediennutzer sind mehr gefordert"

    von Redaktion, angelegt

    Foto: CANNIK CC BY 2.0Stecken auch Presseverlage in der Vertrauenskrise? Tilmann Kruse, Sprecher des Deutschen Presserats, bringt sich mit folgendem Text in die Debatte zur aktuellen Medienkritik ein. Foto (Ausschnitt): CANNIK (CC BY 2.0).


    Ein Beitrag von Tilmann Kruse

    In der derzeitigen Diskussion um Medien und Medienkritik spielt die Emotionalisierung eine große Rolle. Wir befinden uns in einer Phase gleich mehrerer Konflikte, welche die Leserschaft in Deutschland und weltweit bewegen. Ereignisse wie der Gaza- oder der Ukraine-Konflikt und der IS-Terror berühren Menschen emotional. Emotionalität bedeutet aber auch, dass man innerlich Stellung bezieht. Beim Deutschen Presserat zeigt sich dies im zunehmenden Beschwerdeaufkommen, das insbesondere mit den Berichten über den Gaza- und den Ukraine-Konflikt im Zusammenhang steht. Nicht selten zeigt eine objektive Prüfung, dass sich Leserinnen und Leser über etwas beschweren, das mit ihrem Bild der Situation nicht übereinstimmen mag, presseethisch aber in Ordnung ist.

    Neue Medienwelt, neue Konkurrenz

    Das Internet hat in den letzten Jahrzehnten die Medienwelt völlig umgekrempelt. Es macht die Informationsübermittlung schneller und leichter. Das hat die Recherchearbeit verändert. Zum einen hat sich das Tempo erhöht, andererseits sind viel mehr Quellen verfügbar, darunter viele, deren Glaubwürdigkeit erst sorgfältig geprüft werden muss. Die Möglichkeiten sind zahlreicher geworden, die Anforderungen an die Journalisten aber auch höher, denn sie stehen in direkter Konkurrenz zu Anbietern, die keine journalistischen oder ethischen Maßstäbe an ihre Arbeit anlegen müssen, dafür die Internetnutzer aber mit stärkerer Emotionalisierung locken können. Der Journalismus befindet sich also in einem Spannungsfeld zwischen eigenem Anspruch und Wahrnehmbarkeit im Netz.

    An der Grenze zur Desinformation

    Darüber hinaus wurde eine Grenze verwischt, nämlich die zwischen reiner (und nicht zwangsläufig neutraler) Informationsübermittlung und Journalismus. In zahlreichen neu aufgekommenen Portalen im Internet, die sich selbst Nachrichtenseiten nennen, werden Informationen weitergegeben, deren Wahrheitsgehalt nicht überprüfbar ist. Tatsächlich ist so manches, was dort zu lesen ist, wenn man ein wenig recherchiert nachweislich falsch. So manches bewegt sich gar an der Grenze zur gezielten Desinformation. Und doch wird vieles, was dort zu lesen ist, für bare Münze genommen. Krude Deutungen werden schnell zu Fakten, welche die „Mainstream-Medien“ angeblich nicht auszusprechen wagen. Tatsächlich würden solche „Fakten“ einer echten journalistischen Prüfung kaum standhalten. Man darf sich deshalb durchaus fragen, ob es nicht gute Gründe hat, warum sich gerade solche Internet-Seiten nicht zur Einhaltung des Pressekodex verpflichten.

    Der Mediennutzer ist heute mehr gefordert als früher. Die Menge der Informationen ist deutlich gestiegen, die Quellen mitunter undurchsichtig. Dies erfordert eine hohe Medienkompetenz, die schon in jungem Alter gefördert werden sollte.

    Beschwerdeaufkommen steigt leicht

    Sorgfalt ist und bleibt auch im Netz das wichtigste Argument für Journalismus und dessen Glaubwürdigkeit. Dafür steht der Pressekodex auch im Online-Kontext. Recherchefehler kommen natürlich vor, in der Praxis des Presserats spiegeln sie sich überwiegend in Beschwerden wegen möglicher Verstöße gegen die Ziffer 2 des Pressekodex (Sorgfaltspflicht) wider. Alles in allem gibt es im Beschwerdeaufkommen zwar einen leichten Aufwärtstrend, dieser beschränkt sich aber nicht auf bestimmte Verstöße, sondern betrifft alle Kodexziffern. Gemessen an der enormen Menge an täglichen journalistischen Veröffentlichungen halten diese sich auch durchaus in Grenzen: Im Jahr 2013 wurden 1347 Beschwerden eingereicht, am Ende gab es 191 Sanktionen.

    Ethische Grundsätze noch wichtiger

    Die ethischen Grundsätze des Pressekodex sind als Instrument zur Durchsetzung einer wahrheitsgemäßen Berichterstattung und Sorgfalt bei der Recherche noch wichtiger geworden. Dessen sind sich nach unserer Wahrnehmung auch die Journalistinnen und Journalisten bewusst. Sie erkundigen sich bei uns in unklaren Situationen nach der richtigen Vorgehensweise, und in der Regel sind im Falle von Beschwerden die Auseinandersetzungen mit ihnen sachlich und konstruktiv. Schließlich ist ein glaubwürdiger, gründlicher Journalismus das gemeinsame Ziel von Medienmachern, Mediennutzern und dem Deutschen Presserat.


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    Foto: CANNIK CC BY 2.0Stecken auch Presseverlage in der Vertrauenskrise? Tilmann Kruse, Sprecher des der Deutschen Presserats, bringt sich mit folgendem Text in die Debatte zur aktuellen Medienkritik ein. Foto (Ausschnitt): CANNIK (CC BY 2.0).


    Ein Beitrag von Tilmann Kruse

    In der derzeitigen Diskussion um Medien und Medienkritik spielt die Emotionalisierung eine große Rolle. Wir befinden uns in einer Phase gleich mehrerer Konflikte, welche die Leserschaft in Deutschland und weltweit bewegen. Ereignisse wie der Gaza- oder der Ukraine-Konflikt und der IS-Terror berühren Menschen emotional. Emotionalität bedeutet aber auch, dass man innerlich Stellung bezieht. Beim Deutschen Presserat zeigt sich dies im zunehmenden Beschwerdeaufkommen, das insbesondere mit den Berichten über den Gaza- und den Ukraine-Konflikt im Zusammenhang steht. Nicht selten zeigt eine objektive Prüfung, dass sich Leserinnen und Leser über etwas beschweren, das mit ihrem Bild der Situation nicht übereinstimmen mag, presseethisch aber in Ordnung ist.

    Neue Medienwelt, neue Konkurrenz

    Das Internet hat in den letzten Jahrzehnten die Medienwelt völlig umgekrempelt. Es macht die Informationsübermittlung schneller und leichter. Das hat die Recherchearbeit verändert. Zum einen hat sich das Tempo erhöht, andererseits sind viel mehr Quellen verfügbar, darunter viele, deren Glaubwürdigkeit erst sorgfältig geprüft werden muss. Die Möglichkeiten sind zahlreicher geworden, die Anforderungen an die Journalisten aber auch höher, denn sie stehen in direkter Konkurrenz zu Anbietern, die keine journalistischen oder ethischen Maßstäbe an ihre Arbeit anlegen müssen, dafür die Internetnutzer aber mit stärkerer Emotionalisierung locken können. Der Journalismus befindet sich also in einem Spannungsfeld zwischen eigenem Anspruch und Wahrnehmbarkeit im Netz.

    An der Grenze zur Desinformation

    Darüber hinaus wurde eine Grenze verwischt, nämlich die zwischen reiner (und nicht zwangsläufig neutraler) Informationsübermittlung und Journalismus. In zahlreichen neu aufgekommenen Portalen im Internet, die sich selbst Nachrichtenseiten nennen, werden Informationen weitergegeben, deren Wahrheitsgehalt nicht überprüfbar ist. Tatsächlich ist so manches, was dort zu lesen ist, wenn man ein wenig recherchiert nachweislich falsch. So manches bewegt sich gar an der Grenze zur gezielten Desinformation. Und doch wird vieles, was dort zu lesen ist, für bare Münze genommen. Krude Deutungen werden schnell zu Fakten, welche die „Mainstream-Medien“ angeblich nicht auszusprechen wagen. Tatsächlich würden solche „Fakten“ einer echten journalistischen Prüfung kaum standhalten. Man darf sich deshalb durchaus fragen, ob es nicht gute Gründe hat, warum sich gerade solche Internet-Seiten nicht zur Einhaltung des Pressekodex verpflichten.

    Der Mediennutzer ist heute mehr gefordert als früher. Die Menge der Informationen ist deutlich gestiegen, die Quellen mitunter undurchsichtig. Dies erfordert eine hohe Medienkompetenz, die schon in jungem Alter gefördert werden sollte.

    Beschwerdeaufkommen steigt leicht

    Sorgfalt ist und bleibt auch im Netz das wichtigste Argument für Journalismus und dessen Glaubwürdigkeit. Dafür steht der Pressekodex auch im Online-Kontext. Recherchefehler kommen natürlich vor, in der Praxis des Presserats spiegeln sie sich überwiegend in Beschwerden wegen möglicher Verstöße gegen die Ziffer 2 des Pressekodex (Sorgfaltspflicht) wider. Alles in allem gibt es im Beschwerdeaufkommen zwar einen leichten Aufwärtstrend, dieser beschränkt sich aber nicht auf bestimmte Verstöße, sondern betrifft alle Kodexziffern. Gemessen an der enormen Menge an täglichen journalistischen Veröffentlichungen halten diese sich auch durchaus in Grenzen: Im Jahr 2013 wurden 1347 Beschwerden eingereicht, am Ende gab es 191 Sanktionen.

    Ethische Grundsätze noch wichtiger

    Die ethischen Grundsätze des Pressekodex sind als Instrument zur Durchsetzung einer wahrheitsgemäßen Berichterstattung und Sorgfalt bei der Recherche noch wichtiger geworden. Dessen sind sich nach unserer Wahrnehmung auch die Journalistinnen und Journalisten bewusst. Sie erkundigen sich bei uns in unklaren Situationen nach der richtigen Vorgehensweise, und in der Regel sind im Falle von Beschwerden die Auseinandersetzungen mit ihnen sachlich und konstruktiv. Schließlich ist ein glaubwürdiger, gründlicher Journalismus das gemeinsame Ziel von Medienmachern, Mediennutzern und dem Deutschen Presserat.

    Webseite: presserat.de

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    von Redaktion, angelegt

    Foto: CANNIK CC BY 2.0Stecken auch Presseverlage in der Vertrauenskrise? Tilmann Kruse, Sprecher der Deutschen Presserats, bringt sich mit folgendem folgenden Text in die Debatte zur aktuellen Medienkritik ein. Foto (Ausschnitt): CANNIK (CC BY 2.0).


    Ein Beitrag von Tilmann Kruse

    In der derzeitigen Diskussion um Medien und Medienkritik spielt die Emotionalisierung eine große Rolle. Wir befinden uns in einer Phase gleich mehrerer Konflikte, welche die Leserschaft in Deutschland und weltweit bewegen. Ereignisse wie der Gaza- oder der Ukraine-Konflikt und der IS-Terror berühren Menschen emotional. Emotionalität bedeutet aber auch, dass man innerlich Stellung bezieht. Beim Deutschen Presserat zeigt sich dies im zunehmenden Beschwerdeaufkommen, das insbesondere mit den Berichten über den Gaza- und den Ukraine-Konflikt im Zusammenhang steht. Nicht selten zeigt eine objektive Prüfung, dass sich Leserinnen und Leser über etwas beschweren, das mit ihrem Bild der Situation nicht übereinstimmen mag, presseethisch aber in Ordnung ist.

    Neue Medienwelt, neue Konkurrenz

    Das Internet hat in den letzten Jahrzehnten die Medienwelt völlig umgekrempelt. Es macht die Informationsübermittlung schneller und leichter. Das hat die Recherchearbeit verändert. Zum einen hat sich das Tempo erhöht, andererseits sind viel mehr Quellen verfügbar, darunter viele, deren Glaubwürdigkeit erst sorgfältig geprüft werden muss. Die Möglichkeiten sind zahlreicher geworden, die Anforderungen an die Journalisten aber auch höher, denn sie stehen in direkter Konkurrenz zu Anbietern, die keine journalistischen oder ethischen Maßstäbe an ihre Arbeit anlegen müssen, dafür die Internetnutzer aber mit stärkerer Emotionalisierung locken können. Der Journalismus befindet sich also in einem Spannungsfeld zwischen eigenem Anspruch und Wahrnehmbarkeit im Netz.

    An der Grenze zur Desinformation

    Darüber hinaus wurde eine Grenze verwischt, nämlich die zwischen reiner (und nicht zwangsläufig neutraler) Informationsübermittlung und Journalismus. In zahlreichen neu aufgekommenen Portalen im Internet, die sich selbst Nachrichtenseiten nennen, werden Informationen weitergegeben, deren Wahrheitsgehalt nicht überprüfbar ist. Tatsächlich ist so manches, was dort zu lesen ist, wenn man ein wenig recherchiert nachweislich falsch. So manches bewegt sich gar an der Grenze zur gezielten Desinformation. Und doch wird vieles, was dort zu lesen ist, für bare Münze genommen. Krude Deutungen werden schnell zu Fakten, welche die „Mainstream-Medien“ angeblich nicht auszusprechen wagen. Tatsächlich würden solche „Fakten“ einer echten journalistischen Prüfung kaum standhalten. Man darf sich deshalb durchaus fragen, ob es nicht gute Gründe hat, warum sich gerade solche Internet-Seiten nicht zur Einhaltung des Pressekodex verpflichten.

    Der Mediennutzer ist heute mehr gefordert als früher. Die Menge der Informationen ist deutlich gestiegen, die Quellen mitunter undurchsichtig. Dies erfordert eine hohe Medienkompetenz, die schon in jungem Alter gefördert werden sollte.

    Beschwerdeaufkommen steigt leicht

    Sorgfalt ist und bleibt auch im Netz das wichtigste Argument für Journalismus und dessen Glaubwürdigkeit. Dafür steht der Pressekodex auch im Online-Kontext. Recherchefehler kommen natürlich vor, in der Praxis des Presserats spiegeln sie sich überwiegend in Beschwerden wegen möglicher Verstöße gegen die Ziffer 2 des Pressekodex (Sorgfaltspflicht) wider. Alles in allem gibt es im Beschwerdeaufkommen zwar einen leichten Aufwärtstrend, dieser beschränkt sich aber nicht auf bestimmte Verstöße, sondern betrifft alle Kodexziffern. Gemessen an der enormen Menge an täglichen journalistischen Veröffentlichungen halten diese sich auch durchaus in Grenzen: Im Jahr 2013 wurden 1347 Beschwerden eingereicht, am Ende gab es 191 Sanktionen.

    Ethische Grundsätze noch wichtiger

    Die ethischen Grundsätze des Pressekodex sind als Instrument zur Durchsetzung einer wahrheitsgemäßen Berichterstattung und Sorgfalt bei der Recherche noch wichtiger geworden. Dessen sind sich nach unserer Wahrnehmung auch die Journalistinnen und Journalisten bewusst. Sie erkundigen sich bei uns in unklaren Situationen nach der richtigen Vorgehensweise, und in der Regel sind im Falle von Beschwerden die Auseinandersetzungen mit ihnen sachlich und konstruktiv. Schließlich ist ein glaubwürdiger, gründlicher Journalismus das gemeinsame Ziel von Medienmachern, Mediennutzern und dem Deutschen Presserat.

    Webseite: presserat.de

  • Kruse (Presserat): "Mediennutzer sind mehr gefordert"

    von Redaktion, angelegt

    Foto: CANNIK CC BY 2.0Stecken auch Presseverlage in der Vertrauenskrise? Tilmann Kruse Link: https://publixphere.net/i/publixphere-de/user/Tilmann_Kruse , @Tilman_Kruse, Sprecher der Deutschen Presserats Link: http://www.presserat.de/presserat/ , Presserats, bringt sich mit folgenden Text in die Debatte zur aktuellen Medienkritik ein. Foto (Ausschnitt): CANNIK (CC BY 2.0).


    Ein Beitrag von Tilmann Kruse Link: https://publixphere.net/i/publixphere-de/user/Tilmann_Kruse @Tilman_Kruse

    In der derzeitigen Diskussion um Medien und Medienkritik spielt die Emotionalisierung eine große Rolle. Wir befinden uns in einer Phase gleich mehrerer Konflikte, welche die Leserschaft in Deutschland und weltweit bewegen. Ereignisse wie der Gaza- oder der Ukraine-Konflikt und der IS-Terror berühren Menschen emotional. Emotionalität bedeutet aber auch, dass man innerlich Stellung bezieht. Beim Deutschen Presserat zeigt sich dies im zunehmenden Beschwerdeaufkommen, das insbesondere mit den Berichten über den Gaza- und den Ukraine-Konflikt im Zusammenhang steht. Nicht selten zeigt eine objektive Prüfung, dass sich Leserinnen und Leser über etwas beschweren, das mit ihrem Bild der Situation nicht übereinstimmen mag, presseethisch aber in Ordnung ist.

    Neue Medienwelt, neue Konkurrenz

    Das Internet hat in den letzten Jahrzehnten die Medienwelt völlig umgekrempelt. Es macht die Informationsübermittlung schneller und leichter. Das hat die Recherchearbeit verändert. Zum einen hat sich das Tempo erhöht, andererseits sind viel mehr Quellen verfügbar, darunter viele, deren Glaubwürdigkeit erst sorgfältig geprüft werden muss. Die Möglichkeiten sind zahlreicher geworden, die Anforderungen an die Journalisten aber auch höher, denn sie stehen in direkter Konkurrenz zu Anbietern, die keine journalistischen oder ethischen Maßstäbe an ihre Arbeit anlegen müssen, dafür die Internetnutzer aber mit stärkerer Emotionalisierung locken können. Der Journalismus befindet sich also in einem Spannungsfeld zwischen eigenem Anspruch und Wahrnehmbarkeit im Netz.

    An der Grenze zur Desinformation

    Darüber hinaus wurde eine Grenze verwischt, nämlich die zwischen reiner (und nicht zwangsläufig neutraler) Informationsübermittlung und Journalismus. In zahlreichen neu aufgekommenen Portalen im Internet, die sich selbst Nachrichtenseiten nennen, werden Informationen weitergegeben, deren Wahrheitsgehalt nicht überprüfbar ist. Tatsächlich ist so manches, was dort zu lesen ist, wenn man ein wenig recherchiert nachweislich falsch. So manches bewegt sich gar an der Grenze zur gezielten Desinformation. Und doch wird vieles, was dort zu lesen ist, für bare Münze genommen. Krude Deutungen werden schnell zu Fakten, welche die „Mainstream-Medien“ angeblich nicht auszusprechen wagen. Tatsächlich würden solche „Fakten“ einer echten journalistischen Prüfung kaum standhalten. Man darf sich deshalb durchaus fragen, ob es nicht gute Gründe hat, warum sich gerade solche Internet-Seiten nicht zur Einhaltung des Pressekodex verpflichten.

    Der Mediennutzer ist heute mehr gefordert als früher. Die Menge der Informationen ist deutlich gestiegen, die Quellen mitunter undurchsichtig. Dies erfordert eine hohe Medienkompetenz, die schon in jungem Alter gefördert werden sollte.

    Beschwerdeaufkommen steigt leicht

    Sorgfalt ist und bleibt auch im Netz das wichtigste Argument für Journalismus und dessen Glaubwürdigkeit. Dafür steht der Pressekodex auch im Online-Kontext. Recherchefehler kommen natürlich vor, in der Praxis des Presserats spiegeln sie sich überwiegend in Beschwerden wegen möglicher Verstöße gegen die Ziffer 2 des Pressekodex (Sorgfaltspflicht) wider. Alles in allem gibt es im Beschwerdeaufkommen zwar einen leichten Aufwärtstrend, dieser beschränkt sich aber nicht auf bestimmte Verstöße, sondern betrifft alle Kodexziffern. Gemessen an der enormen Menge an täglichen journalistischen Veröffentlichungen halten diese sich auch durchaus in Grenzen: Im Jahr 2013 wurden 1347 Beschwerden eingereicht, am Ende gab es 191 Sanktionen.

    Ethische Grundsätze noch wichtiger

    Die ethischen Grundsätze des Pressekodex sind als Instrument zur Durchsetzung einer wahrheitsgemäßen Berichterstattung und Sorgfalt bei der Recherche noch wichtiger geworden. Dessen sind sich nach unserer Wahrnehmung auch die Journalistinnen und Journalisten bewusst. Sie erkundigen sich bei uns in unklaren Situationen nach der richtigen Vorgehensweise, und in der Regel sind im Falle von Beschwerden die Auseinandersetzungen mit ihnen sachlich und konstruktiv. Schließlich ist ein glaubwürdiger, gründlicher Journalismus das gemeinsame Ziel von Medienmachern, Mediennutzern und dem Deutschen Presserat.

    Webseite: presserat.de

  • Kruse (Presserat): "Mediennutzer sind mehr gefordert"

    von Redaktion, angelegt

    Foto: CANNIK CC BY 2.0 Stecken auch Presseverlage in der Vertrauenskrise? @Tilman_Kruse, Sprecher der Deutschen Presserats, bringt sich mit folgenden Text in die Debatte zur aktuellen Medienkritik Link: https://publixphere.net/i/publixphere-de/category/124 ein. Foto (Ausschnitt): CANNIK Link: https://www.flickr.com/photos/cannik/10834641704/in/photolist-hvqnvj-ch8rrJ-91t6N5-ch8rfN-nLQqyB-dVUQdp-ch8rLm-ch8rAy-gKsrcC-dL5YRZ-p6NaYj-dLPwJV-onb9Hf-bSmVQn-oV1dgk-8Y6Viw-aSBAt8-aSzCJn-aSBM3V-aSBEM2-aSzBfM-aSBw1K-aSBGrT-aSzMu2-aSzJsT-aSzPYD-aSBuwM-aSzsVk-aSAmyZ-aSAi7V-aSzSQP-aSzxY2-aSBBN8-aSBsL4-aSBxsn-aF4w7F-aF4vVc-nLEam9-nukuea-95NsXj-dWPGmb-9589yH-k3bdev-gKXPzX-dWPGBG-8xhQTS-83DoBN-9xSV89-8BtwcS-ntbRHc (CC BY 2.0).


    Ein Beitrag von @Tilman_Kruse

    In der derzeitigen Diskussion um Medien und Medienkritik spielt die Emotionalisierung eine große Rolle. Wir befinden uns in einer Phase gleich mehrerer Konflikte, welche die Leserschaft in Deutschland und weltweit bewegen. Ereignisse wie der Gaza- oder der Ukraine-Konflikt und der IS-Terror berühren Menschen emotional. Emotionalität bedeutet aber auch, dass man innerlich Stellung bezieht. Beim Deutschen Presserat zeigt sich dies im zunehmenden Beschwerdeaufkommen, das insbesondere mit den Berichten über den Gaza- und den Ukraine-Konflikt im Zusammenhang steht. Nicht selten zeigt eine objektive Prüfung, dass sich Leserinnen und Leser über etwas beschweren, das mit ihrem Bild der Situation nicht übereinstimmen mag, presseethisch aber in Ordnung ist.

    Neue Medienwelt, neue Konkurrenz

    Das Internet hat in den letzten Jahrzehnten die Medienwelt völlig umgekrempelt. Es macht die Informationsübermittlung schneller und leichter. Das hat die Recherchearbeit verändert. Zum einen hat sich das Tempo erhöht, andererseits sind viel mehr Quellen verfügbar, darunter viele, deren Glaubwürdigkeit erst sorgfältig geprüft werden muss. Die Möglichkeiten sind zahlreicher geworden, die Anforderungen an die Journalisten aber auch höher, denn sie stehen in direkter Konkurrenz zu Anbietern, die keine journalistischen oder ethischen Maßstäbe an ihre Arbeit anlegen müssen, dafür die Internetnutzer aber mit stärkerer Emotionalisierung locken können. Der Journalismus befindet sich also in einem Spannungsfeld zwischen eigenem Anspruch und Wahrnehmbarkeit im Netz.

    An der Grenze zur Desinformation

    Darüber hinaus wurde eine Grenze verwischt, nämlich die zwischen reiner (und nicht zwangsläufig neutraler) Informationsübermittlung und Journalismus. In zahlreichen neu aufgekommenen Portalen im Internet, die sich selbst Nachrichtenseiten nennen, werden Informationen weitergegeben, deren Wahrheitsgehalt nicht überprüfbar ist. Tatsächlich ist so manches, was dort zu lesen ist, wenn man ein wenig recherchiert nachweislich falsch. So manches bewegt sich gar an der Grenze zur gezielten Desinformation. Und doch wird vieles, was dort zu lesen ist, für bare Münze genommen. Krude Deutungen werden schnell zu Fakten, welche die „Mainstream-Medien“ angeblich nicht auszusprechen wagen. Tatsächlich würden solche „Fakten“ einer echten journalistischen Prüfung kaum standhalten. Man darf sich deshalb durchaus fragen, ob es nicht gute Gründe hat, warum sich gerade solche Internet-Seiten nicht zur Einhaltung des Pressekodex verpflichten.

    Der Mediennutzer ist heute mehr gefordert als früher. Die Menge der Informationen ist deutlich gestiegen, die Quellen mitunter undurchsichtig. Dies erfordert eine hohe Medienkompetenz, die schon in jungem Alter gefördert werden sollte.

    Beschwerdeaufkommen steigt leicht

    Sorgfalt ist und bleibt auch im Netz das wichtigste Argument für Journalismus und dessen Glaubwürdigkeit. Dafür steht der Pressekodex auch im Online-Kontext. Recherchefehler kommen natürlich vor, in der Praxis des Presserats spiegeln sie sich überwiegend in Beschwerden wegen möglicher Verstöße gegen die Ziffer 2 des Pressekodex (Sorgfaltspflicht) wider. Alles in allem gibt es im Beschwerdeaufkommen zwar einen leichten Aufwärtstrend, dieser beschränkt sich aber nicht auf bestimmte Verstöße, sondern betrifft alle Kodexziffern. Gemessen an der enormen Menge an täglichen journalistischen Veröffentlichungen halten diese sich auch durchaus in Grenzen: Im Jahr 2013 wurden 1347 Beschwerden eingereicht, am Ende gab es 191 Sanktionen.

    Ethische Grundsätze noch wichtiger

    Die ethischen Grundsätze des Pressekodex sind als Instrument zur Durchsetzung einer wahrheitsgemäßen Berichterstattung und Sorgfalt bei der Recherche noch wichtiger geworden. Dessen sind sich nach unserer Wahrnehmung auch die Journalistinnen und Journalisten bewusst. Sie erkundigen sich bei uns in unklaren Situationen nach der richtigen Vorgehensweise, und in der Regel sind im Falle von Beschwerden die Auseinandersetzungen mit ihnen sachlich und konstruktiv. Schließlich ist ein glaubwürdiger, gründlicher Journalismus das gemeinsame Ziel von Medienmachern, Mediennutzern und dem Deutschen Presserat.

    Webseite: presserat.de

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