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Kann das Piraten-Engagement gerettet werden?


Bastian GreshakeFoto & Teaser: Bastian Greshake CC BY-SA 2.0.


Ein Beitrag von Community-Mitglied 'MisterEde'

Immer mehr Piraten streichen die Segel und verlassen das sinkende Piratenschiff. Meines Erachtens ist das die logische Folge eines Politikansatzes, der nur Form und nicht Inhalt bot. Während ich vor zwei Jahren noch angefeindet wurde, wenn ich Piraten erklärt habe, dass nicht Liquid-Feedback, sondern Kompromissfähigkeit die notwendige Bedingung für demokratische Politik ist, hat sich inzwischen auch bei den Piraten diese Erkenntnis durchgesetzt. Zumindest dürfte mittlerweile auch dem letzten Piraten klar sein, dass ein zerstrittener Haufen ohne einigende Ziele alles Mögliche ist, aber keine ernstzunehmende politische Kraft, geschweige denn eine Partei. Vielleicht ist das Verschwinden der Piratenpartei auch ganz gut und hilfreich, damit nun der notwendige Lernprozess zum Abschluss kommen kann.

Allerdings wäre es aus meiner Sicht wünschenswert, wenn die Leidenschaft und das politische Engagement der vielen Piraten jetzt nicht ebenso wieder verschwinden wie die Piratenpartei selbst. Meine Frage ist daher, wie kann diese Einsatzbereitschaft von tausenden Piratenmitgliedern nach dem Zerfall der Piratenpartei gerettet werden? Sollten sich andere Parteien oder zivilgesellschaftliche Organisationen bemühen, diesen engagierten Leuten ein neues Zuhause zu bieten? Lässt sich vielleicht sogar das eine oder andere politische Ziel, für das sich die Piraten eingesetzt haben, auch mit einer anderen Partei erreichen?

Meine Vermutung ist zumindest, dass es für unsere Demokratie gut wäre, wenn dieses politische Engagement erhalten bliebe und nicht einfach wieder versandet.

Blog-Artikel zum Untergang der Piraten:

www.mister-ede.de - Der kompromisslose Untergang des Piratenschiffs


Kommentare

  • Ehrlich gesagt habe ich mich nie wirklich mit den Piraten auseinandergesetzt, auch aus dem Gefühl, es mit einem geschlossenen, sehr technik-affinen System zu tun zu haben. Aber ich habe mich gefreut: über die Plakate, über die Idee alles anders zu machen, über das Wagnis, eine neue Partei zu gründen, mit Menschen, die in den alten kein Zuhause hatten.

    Am meisten interessiert mich am Untergang (?), was über 'Zwischenmenschliches' und das Ego-Problem in der Politik zu lernen wäre. Erinnern tu ich mich noch an die SMS von Chritoph Lauer an Johannes Ponader: "Wenn du bis morgen nicht zurück getreten bist, knallt es ganz gewaltig." Was für ein Ton, was für eine Gewalt. Sowas kommt sicher auch in SPD und CDU vor, trotzdem haben die 'Alten' wohl mehr Erfahrungen im professionellen Umgang mit der strukturellen Gewalt des Politik-Betriebs.

    Und MisterEde - gibst Du Stefan Körner keine Chance, der Publixphere.net bereicherte? https://publixphere.net/d/1006

    • Hallo jkippenberg,

      vielleicht sollte ich in diesem Zusammenhang aus Gründen der Transparenz doch anmerken, dass ich Mitglied in der SPD bin.

      Ich freue mich zunächst über jeden, der sich gesellschaftlich engagiert und dabei die wichtigsten demokratischen Spielregeln, wie z.B. den Respekt vor anderen Meinungen und Sichtweisen, achtet. Gegenbeispiel wäre da z.B. der Neo-Nazi, der engagiert sich zwar auch in einer gewissen Form gesellschaftlich, freut mich aber trotzdem nicht.

      In diesem Sinne finde ich das Engagement der Piraten, bei allem was mich an der Piratenpartei störte und stört, sehr positiv. Der Debatte um den Datenschutz tut das z.B. sicherlich gut. Allerdings sehe ich halt auch, dass viele der Piraten eben resigniert aufgeben und meine Befürchtung ist, dass wir statt 10.000 engagierten Leuten 10.000 resignierte haben und das fände ich ziemlich schade.

      Was die Piraten an und für sich anbelangt, wird es sie auch weiterhin geben, das ist ja auch nicht nur eine deutsche Bewegung, sondern eine europäische. Ob es irgendwann wieder für den Einzug in ein deutsches Parlament mit Sperrminorität reicht, dürfte vor allem davon abhängen wie sich das Thema Datenschutz in den nächsten Jahren entwickelt. Kommt es zu neuen Enthüllungen ist sogar eine Renaissance denkbar. Mit meinem Text beziehe ich mich insofern auch nicht auf den harten Kern, der mit dem Datenschutz ja durchaus auch sein Thema bzw. seine gemeinsame Linie hat, sondern auf die breitere Basis die in kurzer Zeit entstanden, dann aber wieder verschwunden bzw. untergegangen ist.