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HUFW: Wie problematisch ist Marktmacht im Internet?


Foto: Symposium 2014, Humboldt-Forum WirtschaftAm 27. Mai lädt die studentische Initiative Humboldt-Forum Wirtschaft zum Symposium 2015: Digitale Revolution in Berlin. Ein Podium wird sich mit der Marktmacht im Internet befassen. Foto: Symposium 2014, Humboldt-Forum Wirtschaft

Was kennzeichnet eine digitale Monopolstellung? Soll der Staat gegen Marktmacht im Internet vorgehen oder droht Überregulierung? Das fragt das Humboldt-Forum Wirtschaft im Vorfeld seines Symposiums 2015 zur Digitalen Revolution.


Ein Beitrag von Humboldt-Forum Wirtschaft

Über 90 Prozent aller Suchanfragen in Deutschland werden über Google durchgeführt. Neben der ursprünglichen Suchmaschine ist der Konzern aus dem kalifornischen Mountain View mit kostenlosen Angeboten wie Google Maps, Google Translate und Tools zur Textverarbeitung wie Google Drive Teil unseres Lebens geworden. Regelmäßig werden daher Stimmen laut, die eine zu große Bündelung - auch privater Daten – bei einzelnen Konzernen kritisieren.

Eine klassische Monopolsituation könnte man meinen. Dies steht allerdings im Widerspruch zur Existenz von konkurrenzfähigen Alternativen. Wirft man einen Blick in andere Länder, zeigt sich, dass Großkonzerne wie Google zwar global agieren, jedoch nicht überall die alleinige Vorherrschaft haben. So kommen in den USA Wettbewerber wie Bing und Yahoo zusammen auf einen Marktanteil von immerhin ca. 30 Prozent.

Marktmacht: Online anders als Offline?

Wodurch unterscheiden sich der Wettbewerb im Internet und im alltäglichen Leben „offline“? Spielen Netzwerkeffekte beim stetigen Wachstum der Konzerne eine Rolle oder honorieren Nutzer schlichtweg die besten, innovativsten Produkte? Interesse gilt hierbei auch der möglicherweise besonderen Struktur von Internetmärkten.

Ende November 2014 beschloss das EU-Parlament eine mögliche Entflechtung großer Internetkonzerne zu prüfen. Aber ist eine wettbewerbsrechtliche Regulierung solch großer Unternehmen überhaupt erstrebenswert und nötig oder beschneidet sie einen der kreativsten Wirtschaftssektoren der heutigen Zeit? In diesem Fall könnte der Endverbraucher zum Leidtragenden übermäßiger Regulierung werden. Was kennzeichnet eine digitale Monopolstellung und kann es eine solche auf lange Sicht überhaupt geben? Fälle wie Myspace oder StudiVZ zeigen, wie schnell eine vermeintliche Monopolstellung relativiert werden kann.

Symposium 2015: Digitale Revolution

Wir laden alle Interessierten ein, die formulierten Fragen hier auf Publixphere zu beantworten und zu diskutieren. Am 27. Mai richten wir sie im Rahmen unseres Symposiums 2015: Digitale Revolution an Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, die sich in ihrer Arbeit mit Fragen der staatlichen Regulierung beschäftigen. Von ihnen erhoffen wir uns einen Einblick in die wirtschaftswissenschaftlichen Hintergründe der aktuellen Lage sowie Möglichkeiten, Machbarkeit und Willen zu möglichen Problemlösungen.

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Kommentare

  • Hallo HUFW, gute Frage. Ich finde es immer komisch, wenn die Debatte für einzelne Maerkte gefuehrt wird wie 'Preisvergleichsseiten' oder 'Karten' oder 'Suchmaschinen'. Problematisch ist doch vor allem die geballte Datenmacht, die sich in alle moeglichen Richtungen, kuenftig mit kuenstlicher Intelligenz - nutzen laesst - selbst fuer den Aktienhandel. Das Angebot, ueber das die Daten gezogen werden ist den Diensteanbietern doch ziemlich egal oder? Aber ich will nicht zu weit von eurem Thema weg. Auf jeden Fall sind diese marktbeherrschenden Macht-Positionen etwas anderes als ein Eisenbahn-Monopol oder dergleichen analoges. Die Deutsche Bahn kann auch nicht bestimmen, welche Welt wir zu Gesicht bekommen oder vorhersehen, wie eine Wahl ausgeht.

    • Hallo GeertV, dass es Unterschiede in der Art von Monopolen gibt ist sicherlich richtig. Allerdings ist die Frage, ob gestalterischer Einfluss auf unser Leben bei Internet-Konzernen exklusiv ist. Sicherlich gibt es auch Pendler, die sich beschweren, dass aus konzernpolitischen Gründen ausgerechnet ihr lokaler Bahnhof nur noch wenige Male am Tag bedient wird und die Kommune benachteiligt. Wir Interessieren uns deswegen vor allem auch für die Frage, ob im Fall des Internet-Monopols dieser Einfluss zumindest zum Teil selbstverschuldet ist.

      • Hallo Humboldt-Forum Wirtschaft, natürlich ist die Dominanz einiger Marktteilnehmer durch den Konsumenten selbst gerechtfertigt. Niemand hat gesagt, nur Google darf eine Suchmaschine anbieten. Sie machen einfach die erfolgreichste (in Deutschland), also rein marktwirtschaftlich gesehen in der Beziehung zum Nutzer den besten Job.

        Aber es ist ja komplizierter, deshalb ist auch das Beispiel von GeertV mit der Bahn nicht so weiterführend. Die faktische Dominanz Googles wirft Fragen nicht nur im Verhältnis Google/Nutzer auf:

        • kann Google seine Macht nutzen, um Google-Wettbewerber (und Google ist ja auf sehr vielen Märkten unterwegs) zu benachteiligen, etwa durch die Suchergebnisse?

        • das führt zu der Frage, ob es überhaupt 'objektive', neutrale und faire Suchergebnisse geben kann und schließich ob die Internetsuche nicht sogar alternativ/zusätzlich durch eine öffentliche, 'unabhängige' Institution mit transparenten Algorithmen organisiert werden müsste.

        Ich glaube, was GeertV meint, ist diese etwas furchteinflössende Datenmacht, die gerade entsteht und sich eben bei einigen Akteuren konzentriert. Es gibt ja auch die "Google-Zerschlagen"-Debatte. Ich weiß aber nicht, ob das wirklich ins Wettbewerbsrecht gehört. Da wisst ihr bestimmt mehr.

        • Ein Nachtrag: 50 Prozent der 2400 im "Consulting Monitor 2015" befragten Unternehmensberater glauben "dass Technologie-Riesen wie Google mit ihrer Big-Data-Kompetenz künftig in direkte Konkurrenz zu den angestammten Consultants treten". Auch das meine ich mit Datenmacht. Wir wissen noch gar nicht, wie viel Marktmacht entsteht, wenn fast jedes Verhalten digital mitgeschnitten und ausgerwertet werden kann.

  • Videos

    Liebes Forum, die studentische Initiative Humboldt-Forum Wirtschaft hat ihr Symposium 'Digitale Revolutution' per Video dokumentiert.

    Videos zur Frage dieses Forums findet ihr hier: Mediathek: Podium – Marktmacht im Internet

    Alle Videos sind hier abrufbar: HUFW Mediathek

    Liebe Grüße, Alex

  • Kurze News: Die Süddeutsche Zeitung beschäftigt sich ausführlich mit der Thematik: Kräfteverhältnis im Netz: Auch Google ist nicht allmächtig (28. Mai 2015)

    Darin:

    • der Netzwerkeffekt macht digitale Güter besonders

    • gefordert wird die Option, Daten von einem zum anderen Anbieter mitzunehmen

  • Lieber HUFW,

    es mag durchaus sein, dass aufgrund eines hohen Fixkostenanteils und dagegen relativ vernachlässigbarer Grenzkosten Monopole im Internet durchaus effizient sein könnten. Dies würde aber heißen, dass diese Monopole entweder streng reguliert werden müssten oder aber in staatliche Hand überführt werden. Aus meiner Sicht ist die Bereitstellung schneller Internetverbindungen sowie von Suchmaschinen im Bereich Infrastruktur anzusiedeln und damit eine klassische Aufgabe des Staates, welcher hier für eine der Wohlfahrt dienenden Umsetzung zu sorgen hat.

  • Schön dass ihr auch die Digitale Vergänglichkeit ansprecht. Kann das immer noch passieren - die Nutzerinnen verlassen in Heerscharen Google, Amazon, Facebook, Apple....? Und spricht allein diese Möglichkeit des Wechsels dagegen, von Monopolen und marktbeherrschenden Stellungen zu sprechen?