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HUFW: Alternative Zahlungsmethoden – Eine Welt ohne Bargeld?


Foto: Symposium 2014, Humboldt-Forum WirtschaftKönnten Scheine und Münzen bald Geschichte sein? Auch hierzu diskutiert am 27. Mai die studentische Initiative Humboldt-Forum Wirtschaft bei ihrem Symposium 2015: Digitale Revolution in Berlin. Foto: Dennis Skley (CC BY-ND 2.0)

Neue Technologien machen ihn möglich: den Abschied vom Bargeld. Chance oder Risiko? Das fragt das Humboldt-Forum Wirtschaft im Vorfeld seines Symposiums 2015 zur Digitalen Revolution.


Ein Beitrag von Humboldt-Forum Wirtschaft

In den letzten Jahren ist eine verstärkte Entwicklung weg vom Bargeld und hin zu alternativen Zahlungsmöglichkeiten zu beobachten. Auf aufstrebenden Märkten ermöglichen Technologien wie Mobile-Payment neue Handelsstrukturen, in Skandinavien wird ein komplett bargeldloser Zahlungsverkehr in Betracht gezogen und Ökonomen schwärmen bereits von den Vorteilen einer Gesellschaft ohne Papiergeld. Könnten alternative Zahlungsmethoden dazu führen, dass nicht nur Bargeld sondern langfristig auch Währungen verschwinden?

Eine Abkehr vom Bargeld böte neue Chancen zur finanzpolitischen Einflussnahme, die an der momentan vorhandenen Möglichkeit zur Bargeldhaltung scheitert. Außerdem könnte so der informelle Sektor, insbesondere Schwarzmarktgeschäfte, besser kontrolliert und eingedämmt werden.

Die bargeldlose Zukunft birgt jedoch auch Konfliktpotential. Alarmierte Verbraucherschützer warnen schon jetzt vor größeren Überwachungsmöglichkeiten bei digitalen Zahlungsmethoden. Vielleicht werden auch deshalb noch immer mehr als die Hälfte aller Geschäfte bar getätigt.

Verpasst Deutschland einen wichtigen technologischen Wandel oder bestehen berechtigte Bedenken?

Symposium 2015: Digitale Revolution

Wir laden alle Interessierten ein, die formulierten Fragen hier auf Publixphere zu beantworten und zu diskutieren. Am 27. Mai richten wir sie im Rahmen unseres Symposiums 2015: Digitale Revolution an politökonomische Entscheidungsträger und Vertreter aus der freien Wirtschaft. Gemeinsam reden wir über die vielversprechenden Chancen, aber auch drohenden Risiken des Zahlungsverkehrs der Zukunft.

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Kommentare

  • Ihr solltet auf jeden Fall thematisieren, welche Chancen Mobile Payment in Ländern wie Kenia bietet.

  • So etwas halte ich für eine unsympatische Entwicklung, die voller Risiken steckt.

    Beispielsweise unterliegt der Wechselkurs von Bitcon derzeit im Vergleich zum Devisenmarkt heftigen Kursbewegungen und Käufer besitzen auch keinerlei Schutz vor Betrug.

    Es mag altmodisch klingen: Die strategische Überlegung sich vom Bargeld zu lösen, um damit unter anderem Schwarzarbeit und ähnliches zu erschweren, bedeutet auf der anderen Seite die Möglichkeit die absoloute Kontrolle über das Kaufverhalten etc. von Menschen zu bekommen. Was wäre in einer solchen Zukunft noch das Taschengeld von Kindern. Manch eines verdient sich heute ein wenig Geld mit Rasenmähen oder ähnlichem, hält die Hand auf und freut sich über das direkte Mittel. Dieses Geld kann es sparen, sich etwas kaufen gehen, selber darüber entscheiden wie es mit dem kleinen Medium in seiner Geldbörse umgeht und allein dies kann man schon als eine Form der Freiheit bezeichnen. Diese Freiheit kann man auch im großen auf die Gesellschaft übertragen. Die Form wie der Einzelne mit seinem Geld umgeht kann als Individualität gelten, er kann Bargeldlos oder cash zahlen, er kann sein Geld auf dem Konto oder sogar zu Hause liegen haben, er entscheidet selber wie er mit seinem, in den meisten Fällen, wohl ehrlich erarbeiteten Mitteln umgeht und dies ist sein gutes Recht. Allein der Gedanke das direkteste Zahlungsmittel abzuschaffen stellt eine Entmündigung des Wertschaffenden dar, indem es ihn der Möglichkeit berauben möchte, über sein Geld so zu verfügen oder Produkte so zu kaufen oder auch zu verkaufen (Bsp. Flohmarkt oder Zeitung, Ware gegen Geld), wie er es für richtig hält.

    • Guter Punkt!

      Das Geld und die Freiheit.

      Ich persönlich hätte gar nichts dagegen, wenn alles von Geisterhand gezahlt und überwiesen wird. Jeder Dauerauftrag macht mein Leben einfacher. Ich habe einfach keine Lust auf "Papierkram". Ich könnte mir auch auf dem Flohmarkt vorstellen, mein Handy oder meine iWatch (hat jemand schon sowas?) oder was immer über ein kleines Gerät der Flohmarkt-Verkäuferin zu ziehen und schwups, schon gezahlt. Einfach weil ich so gern bequem hab.

      Aber, und da gebe ich Dir Recht: für die bargeldlose Welt bräuchten wir ein Riesen-Vertrauen in die Institutionen, die den Zahlungsverkehr im Hintergund abwickeln. Dass sie uns nicht überwachen und lenken, dass sie uns nicht einfach das Geld wegnehmen usw. Ob das private Banken sein können, mag ich zu bezweifeln.

      • Der letzte Vorstoß in dieser Richtung kam mal wieder von der amerikanischen Notenbank, wenn ich das richtig mitbekommen habe. Die Fed beschreibt ein großes Interesse an der Abschaffung des Bargeldes und natürlich kann man zu Ende gedacht davon ausgehen, dass als letztes Ziel nur eine möglichst zentrale Verwaltung der globalen Wertschöpfung angestrebt werden kann. Wie bei anderen Beispielen, ist auch hier der Trend deutlich zu erkennen Machtfaktoren zu konzentrieren, was ein Interesse unserer Zeit zu sein scheint.

        Als Beispiel ein Auszug aus einem aktuellen Gespräch zwischen dem Finanzexperten Robert Halver und dem Handelsblatt über amerikanische und europäische Wirtschaftsstrategien. Deutlich wird auch, dass man der Politik zutraut den Bürger für dumm genug zu halten, um ihn mit einer "Torte" zu locken, in der sich etwas ganz anderes verbirgt.

        Handelblatt: Fällt Ihnen noch etwas ein, damit es fast überall in Europa Negativzinsen gibt?

        Robert Halver: Flächendeckende Negativzinsen sind nur dann möglich, wenn das Bargeld abgeschafft wird. Ansonsten würden die Bürger möglichst viel Bargeld halten.

        Hb.: Ist dies Utopie oder Wirklichkeit?

        R. H.: Wenn man sich die Entwicklung seit 2008 anschaut, stellt man fest, dass auch heilige Finanz-Kühe geschlachtet wurden. Überlegen Sie, was das für ein Konjunkturprogramm wäre, wenn von den etwa 6300 Milliarden Euro Spareinlagen in Europa weite Teile in die Konjunktur flössen. Es ist nichts, was kurzfristig bevorsteht, aber im Hinterkopf sollten wir das Thema behalten. Verkauft würde es uns mit dem Hinweis, dass Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit und Drogenhandel beseitigt würden.

  • Videos

    Liebes Forum, die studentische Initiative Humboldt-Forum Wirtschaft hat das Symposium 'Digitale Revolutution' per Video dokumentiert.

    Videos zur Frage dieses Forums findet ihr hier: Mediathek: Podium – Alternative Zahlungsmethoden

    Alle Videos sind hier abrufbar: HUFW Mediathek

    Liebe Grüße, Alex

  • Es ist anzumerken, dass auch bei einer rein digitalen Währung ein anonymer Zahlungsverkehr möglich wäre. Man beachte hierzu, dass die Abwesenheit eines anonymen Zahlungsmittels auch Kosten verursachen würde. Eine anonym durchgeführte Zahlung ist immer endgültig da eine Rückabwicklung per Definition verunmöglicht wird.

  • Genau, in Afrika wurde das EC-Karten-Zeitalter quasi übersprungen. M.E. auch ein sehr gutes Beispiel, um zu beobachten, wohin sich mobile Payment entwickeln kann.

    Ich war letzten Sommer in Schweden und sehr überrascht, dass man wirklich alles mit Karte bezahlen kann (teilweise sogar muss, da die Restaurants kein Wechselgeld haben!). Verrückt! Aber auch praktisch! Geldwechseln ist fast nicht mehr nötig.

    Was mich interessiert ist euer Gedanke, ob Währungen langfristig verschwinden würden. Das kann ich nicht ganz nachvollziehen, denn im Prinzip ändert sich ja nur die Art der Bezahlung, aber nicht der Währung an sich. Hab ihr hierzu noch weitere Informationen?

    • Hallo,

      Währung im Sinne von Einheiten in denen gezahlt wird sind sicherlich auch weiterhin nötig. Bitcoin wäre jedoch ein Beispiel, bei dem es sich nicht mehr um ein staatlich ausgegebenes Zahlungsmittel handelt. Mobile Payment könnte daher die Landschaft der interessenabhängigen Geldpolitik von Staaten verändern.

      • Das gesetzliche Zahlungsmittel in die Hand von Privatunternehmen zu geben halte ich für wirklich nicht erstrebenswert. Da würden doch nur wieder Gewinne aus dem Geldgeschäft privatisiert, während die Allgemeinheit im Zweifel dann haften muss.

      • Ah, verstehe den Punkt, danke für die Antwort. Bitcoin ist durchaus ein sehr interessantes Thema. Finde es spannend zu beobachten, wie sich Bitcoin weiterentwickeln wird. Und ob es sich von einer Außenseiter / Nerd-Geschichte tatsächlich zu einer global akzeptierten Währung mausert.