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Was haben Martin Luther und der Islam in Deutschland heute miteinander zu tun?


Foto:  picture alliance / ZB Martin Luther - als Reformator ein Vorbild? Foto: picture alliance / ZB

Sollte sich die Leitungsebene einer evangelischen Kirche in innerislamische Vorgänge, Auseinandersetzungen, Entwicklungen, parteiergreifend einmischen? Das und mehr will Doro wissen.


Ein Beitrag von Doro

Die ev. Kirche in Deutschland will dem Islam in Deutschland zu einer Reform verhelfen ähnlich der Reformation der Kirche vor 500 Jahren durch Martin Luther.

Heinrich Bedford –Strohms Mitwirkung als bayrischer Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzender im Kuratorium des „Münchner Forums für Islam“ (MFI) ist nicht unumstritten. Das Münchner Forum plant ein muslimisches Gemeindezentrum, das sich „gegen Fundamentalismus und Extremismus aus welcher Richtung auch immer stark macht, gegen Parallelgesellschaften, gegen die Unterdrückung der Frau, gegen Rassismus und selbstverständlich gegen Terror und Gewalt.“ Das klingt doch gut! Muslime, die für eine Reform des Islam plädieren, prangern genau diese Punkte an: Fundamentalismus, Extremismus, Parallelgesellschaften, Unterdrückung der Frau, Terror und Gewalt im Namen des Islam. So z.B. Ayaan Hirsi Ali in „Reformiert Euch“ (Knaus 2015). Auch sie nimmt sich Martin Luther als mutigen Reformator der christlichen Kirche vor 500 Jahren zum Vorbild ihrer Forderung.

Meine Frage an Euch und insbesondere auch an die Junge Islam Konferenz:

  • Sollte sich die Leitungsebene einer ev. Kirche in innerislamische Vorgänge, Auseinandersetzungen, Entwicklungen, parteiergreifend einmischen?

  • Ist die theologische Diskussion zwischen den Religionen obsolet geworden, oder kann man sich denken, dass sie in einem solchen in Planung begriffenen muslimischen Gemeindezentrum einst stattfindet?

  • Der protestantische Glaube (Gottes Liebe zu allen Menschen ohne Vorbedingungen der Leistung ) haut in der heutigen Zeit kaum noch Jemanden vom Stuhl. Liberalismus im anthropologischen Sinn ist das Zauberwort. Möchten alle Muslime das?


Kommentare

  • Hallo Doro, ich habe beim Münchner Forum für Islam mal nach einer Antwort auf Deine Fragen gefragt. Nur als Zwischenstand. Kommt vielleicht noch was zurück.

    Liebe Grüße, Alex

  • Hallo Doro, das sind mehrere Fragen. Kann Martin Luther Vorbild sein? Ja bestimmt, für alle ReformerInnen, hat er doch gezeigt: das geht. Für "den" Islam? Fände ich schwierig so zu sagen. Kann Ghandi ein Vorbild für das Christentum sein? Auch sehr groß gemalt. Also das würde ich den einzlenen Gläubigen und Glaubensgemeinschaften überlassen, wer für was genau Vorbild ist.

    Zur ersten Frage: Greift denn Herr Bedford –Strohm parteiergreifend in innerislamische Auseinandersetzungen ein, wenn er am Kuratorium des MFI mitwirkt? Ist eine echte Frage. Ich weiß es nicht, Du?

    Zur zweiten Frage: Die theologische Diskussion zwischen den Religionen wird nie obsolet oder? Das Mitwirken an Foren bedeutet ja nicht, dass Christentum und Islam dasselbe sind und nicht mehr über ihre Unterschiede reden brauchen. Oder wie meinst Du das?

    Deine dritte Frage ist nicht beantwortbar fürchte ich. Wollen alle Muslime Liberalismus im anthropologischen Sinn? Da müsstest Du alle fragen. Ich glaube, auch hier wäre es gut, 1 zu 1 zu diskutieren, mit Liberalen, Konservativen, Indifferenten....

  • Sollte sich die Leitungsebene einer ev. Kirche in innerislamische Vorgänge, Auseinandersetzungen, Entwicklungen, parteiergreifend einmischen?

    Ich bin skeptisch, dass dies die erwünschten Folgen innerhalb des Islam in Deutschland hat. Konservative Strömungen innerhalb der muslimischen Glaubensgemeinschaften könnten sich eine solche Einmischung zu Nutze machen, um vor Einflussnahme anderer Religionen zu warnen. Auf der anderen Seite könnte ich mir durchaus vorstellen, dass die aktive Rolle prominenter Bischöffe im MIK die Akzeptanz des Islam unter manchen Christen erhöht. Dies ist jedoch ausschließlich meine laien-psychologische Spekulation, da ich wenig bis gar-keinen Einblick in die Mentalität der beteiligten religiösen Gruppen habe.

    Ist die theologische Diskussion zwischen den Religionen obsolet geworden, oder kann man sich denken, dass sie in einem solchen in Planung begriffenen muslimischen Gemeindezentrum einst stattfindet?

    Der protestantische Glaube (Gottes Liebe zu allen Menschen ohne Vorbedingungen der Leistung ) haut in der heutigen Zeit kaum noch Jemanden vom Stuhl. Liberalismus im anthropologischen Sinn ist das Zauberwort. Möchten alle Muslime das?

    Die bedingungslose Liebe eines imaginären übernatürlichen Wesens haut mich als Atheisten tatsächlich nicht vom Stuhl. Dennoch sind die Auswirkungen inter-religiöser Dialoge auf das friedliche Zusammenleben in unserer Gesellschaft nicht zu verachten. Reformen wie von Ayaan Hirsi Ali gefordert sind notwendig. Ich hoffe ehrlich auf Erfolg.