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Brauchen wir eine europäische Cloud?


Ein Beitrag von Kathrin

In der ganzen Debatte um Datenschutz und den NSA-Skandal ist ein Aspekt bisher etwas zu kurz gekommen: Cloud Computing. Dabei werden Daten auf externe Server via Internetverbindung ausgelagert, so dass man jederzeit und von verschiedenen Endgeräten darauf zugreifen kann. Das kann nicht nur als Privatperson praktisch und nützlich sein, besonders gern greifen inzwischen auch Firmen auf entsprechende Services zurück. Dadurch kann beispielsweise die Teamarbeit vereinfacht werden.

Allerdings sollte sich der Cloud-Nutzer im Vorfeld genau anschauen, wie der jeweilige Anbieter mit seinen Daten umgeht, welchem Recht er unterliegt. Stiftung Warentest, die 13 verschiedene Angebote getestet hat, empfiehlt einen vorsichtigen Umgang mit den Cloud-Diensten. Kein Dienst hat in dieser Untersuchung mit gut oder sehr gut abgeschnitten, die Tester empfehlen, eher auf europäische Dienste zurückzugreifen, einfach weil diese in Sachen Datenschutz und Sicherheit etwas besser bewertet werden. Doch europäische Dienste sind nicht so bekannt wie die amerikanischen.

Die EU will sich dem Thema jetzt anscheinend vermehrt annehmen. Die zuständige Kommissarin für Digitale Agenda, Neelie Kroes, fordert eine europäische Cloud und startete ein entsprechendes Forschungsprojekt (Cloud for Europe). In diesem Rahmen sagte sie auch, dass jeder Europäer sein eigenes Schließfach bekommen solle, um sein wichtigstes Online-Material darin zu speichern und dann von jedem Ort und von jedem Gerät sofort und sicher darauf zugreifen zu können. Außerdem fordert Kroes mehr Transparenz: Die Nutzer sollen über die Verwendung ihrer Daten informiert werden und wissen, wann auch Regierungen darauf Zugriff haben (wie z.B. im Rahmen des US Patriot Acts). Und in einem Memo der Europäischen Kommission heißt es: „Europe should aim to be the world's leading ‚trusted cloud region‘.“

Brauchen wir denn wirklich eine europäische Cloud? Und muss dieser Bereich rechtlich stärker reguliert werden? Seht ihr da die EU in der Pflicht, vielleicht im Rahmen der geplanten Datenschutzreform?


Kommentare

  • Inwiefern soll eine europäische Cloud weiterhelfen? Was in der Debatte um die NSA gerne vergessen wird, ist die Tatsache, dass sich so ziemlich alle europäischen Regierung darin hervortun, ihre Bürger zu bespitzeln. Ich erinnere nur daran, dass unsere Werte Regierung WÄHREND des NSA-Skandals die Vorratsdatenspeicherung beschlossen hat. Nachdem diese kassiert wurde: Krokodilstränen an allen Fronten. Ich muss offen sagen, dass ich die selbstgerechte Haltung der Europäer in diesem Punkt auf gut deutsch gesagt zum Kotzen finde! Dass sich die Empörung in Grenzen hielt weil die Regierungen der Meinung waren, dass das Panikmache sei und die Amerikaner das schon alles richtig machen (Stichwort: Die NSA-Affäre ist beendet) glaubt doch kein Schwein!

    Technisch wäre so etwas sicherlich möglich. Man muss nur dafür sorgen, dass die Daten korrekt geroutet werden. Aber: So etwas läuft dem Grundprinzip des Internet in Teilen zuwider und ich würde das als problematisch betrachten. Viel besser ist es aus meiner Sicht, sich auf starke Verschlüsselung zu verlassen.

    • Hallo economics101,

      ich sehe es genauso. Wir wissen nicht, wie dieses Thema hinter den Kulissen derzeit verhandelt wird. Letztlich geht es um das Überleben der Demokratie in den kommenden Jahrzehnten. Wer 2060 Bundeskanzlerin/Bundeskanzler oder US-Präsident wird, wächst lückenlos überwacht auf. Man muss die Daten nur zusammenführen - Bewegungsprofil, Mails, Chats, besuchte Seiten, Einkäufe, alles. Man bekommt politische Ansichten, sexuelle Vorlieben, psychische Eigenschaften (wie reagiert jemand auf dieses und jenes), ja sogar die Genetik und Krankheitsrisiken. Die große Frage wird dann sein - welche Mächte lassen welche Eliten zu? Wen machen sie vorher fertig? Die Veröffentlichung einer kleinen Lästerei üner Parteifreunde reicht ja schon. Wen erpressen sie? Das klingt alles nach Science Fiction. Aber ganz ehrlich, auch jemanden der meinte, auf dem Dach der US-Botschaft sei ein Abhöranlage, hätte man bis vor Kurzem noch in die Psychatrie gebracht.

      Also wer ist heute Widerstandskämpfer für die Demokratie von morgen? Wer ist aufrechter Demokrat, im Kanzleramt, beim BND, beim Verfassungsschutz?

    • nun, ich glaube, dass ein europäischer server durchaus in der lage wäre clouds zu hosten, die weniger unsicher sind als jene, die in den staaten liegen - dies muss rechtlich aber abgesichert werden. ich glaube nicht, dass verschlüsselungen und krypto uns auf dauer beim thema datenschutz voranbringen, es geht nun um politische signale aus berlin, aus brüssel!

      • Das würde voraussetzen, dass man den europäischen Regierungen in diesem Punkte über den Weg trauen kann. Und genau das würde ich bezweifeln wollen.

  • Liebe Community,

    auch Birgit Sippel, MdEP SPD, hat ihre Thesen zum Umgang Europas mit NSA-Skandal und Datenschutzthemen hier zur Diskussion gestellt. Diese können dann auch am 23. Mai live in eine online Videodiskussion mit ihr per Google Hangout im Rahmen der Initiative "Euro Wahl Gang" eingebracht werden. Weiter Informationen dazu findet ihr hier.

  • Rakaba ist dafür
    +1

    Ich finde das Thema spannend, weiß aber zu wenig darüber. Ist es technisch möglich, eine Cloud in Europa vor dem Zugriff der NSA abzuschirmen? Und müsste eine Euro-Cloud zwangsläufig Großbritannien ausperren, das ja zu den 'Five Eyes' gehört?

    Die Transparenz über die genauen Bedingungen eines Geheimdienst-Zugriffs wäre wirklich überfällig. Sind die Maßnahmen für Nicht-Amerikaner z.B. auf die Terrorabwehr beschränkt oder nicht? Mein ganzes Umfeld diskutiert das Ganze schon so, als wären alle Dämme gebrochen - als hätten wir die anlasslose NSA-Total-Dauerüberwachung. Ob das wirklich so ist, könnte ja Frau Kroes ja mal untersuchen und erklären - unsere Bundesregierung will ja nicht.