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Offshoreleaks - Chinas Elite am Pranger


Ein Beitrag von Patrick Müller

Die Süddeutsche Zeitung veröffentlichte in den letzten Tagen Informationen über Offshoregeschäfte der chinesischen Machtelite. Diese Nachrichten stehen in extremen Gegensatz zum Kurs von Staatspräsident Xi Jinping, der in den letzten Monaten gegen Korruption und für mehr Transparenz gekämpft hatte. Einen Überblick über die Macht- und Geldstrukturen Chinas bietet diese interaktive Grafik.

Was haltet ihr von den Enthüllungen? Wird die Affäre für China zum Problem? Der Economist sagt voraus, dass die interne Schwäche Chinas zur Chance für Amerika werden könnte. Zugespitzt könnte man sagen: Der Kapitalismus ist vollends in China angekommen, inklusive quasifeudalen Produktionsstrukturen und extremen Unterschieden zwischen arm und reich. Europas Gegenbewegung war links, die großen Gegensätze zwischen arm und reich der Brutkasten für den Kommunismus. Diese Reaktion ist in China nicht unbedingt naheliegend. Die innenpolitische Bühne wird für China aber sicherlich relevanter und dies wird sich auch auf das internationale Gebahren auswirken.


Kommentare

  • Ich glaube nicht, dass die Enthüllungen der Geldgeschäfte von Chinas Elite für das Land zu einem Problem werden wird. Die chinesische Machtelite ist zu stark, das politische System zu strikt und die Bevölkerung zu diverse (und wahrscheinlich ebenso zu "systemkonform") - die Armen werden nichts sagen und die Reichen sind entweder reich, weil sie Teil des politischen Systems sind (und dann mit drin hängen) oder wirtschaftlich erfolgreich (und damit bisher zumindest immer noch zu sehr von den politischen Entscheidungen abhängig sind und sich mit der Politik sicherlich gut halten wollen). Die einzige Reaktion wäre also von einer intellektuellen Elite zu erwarten, aber dann wird man sofort an das Tiananmen Massaker erinnert...ok, ist schon eine Weile her - oder muss zumindest den die momentan harten Strafen gegen z.B. Blogger, Journalisten oder Aktivisten, die regimekritisch sind denken...also -was sollte innenpolitisch in China passieren?

    • Für mich ist ein Faktor in den nächsten Jahren die zu erwartende zunehmende Stärkung des Mittelstands. Das mag zwar erstmal unwahrscheinlich klingen, aber sieh es mal so: China ist schon jetzt kein billiges Produktionsland mehr (das bedeutet, es gibt bereits billigere). Meiner Meinung nach muss China, wenn das bisherige Wachstum fortgesetzt werden soll, auf Innovation und breiteren wirtschaftlichen Aufschwung setzen, also auf ein Wirtschaftssystem, das im Wesentlichen so aussieht wie viele westliche: ein stärkerer Servicesektor, Innovation statt Produktion und das Outsourcing vieler Teile der Produktion in billigere Länder wie zB Vietnam oder afrikanische Staaten. Dadurch wird sich auch die Bevölkerungsstruktur Chinas verändern und dadurch auch die politische Emanzipation. Vielleicht nicht in den nächsten 5 Jahren, aber bei der aktuellen Geschwindigkeit mit der sich das Wirtschaftssystem verändert doch in absehbarer Zukunft.

  • Das ist interessant, aber doch auch nicht verwunderlich (zumindest aus unserer Perspektive). Vielleicht kennen wir einfach zu gut die Versuchungen, die ungezügleter Kapitalismus mit sich bringt (vor allem wenn er von Staatsseite gedeckt wird). Statistiken über den Reichtum der chinesischen Elite waren ja schon vorher verfügbar.