Moin Moin Rejane,
auch ich stimme dir in sehr vielen Punkten zu. Die gegenwärtige Katastrophe im Mittelmeer lässt einen als Bürger ohnmächtig und wütend zurück. Die Sehnsucht nach einem europaweiten Akt der Solidarität, der von Volk und Mächtigen gemeinsam ausgeht, ist groß…Daher ist für mich eine ausgebaute Seenotrettungsmission oberstes Gebot. Auch über neue, "lockere", Asylkriterien wird zu reden sein.
Trotz allem möchte ich einen "pragmatischen" Gedanken ins Spiel bringen…
Wenn wir davon ausgehen, dass der langfristig einzig befriedigende Ausweg aus dem gegenwärtigen Dilemma ist, dass Menschen in Afrika und dem nahen Osten gar nicht mehr fliehen müssen, ist dies nur über den Aufbau rechtsstaatlicher Institutionen und wirtschaftlicher Perspektiven zu erreichen.
Bei dieser Entwicklung kann Deutschland/Europa mit seiner Erfahrung in Institutions-/Wirtschafts- und Verfassungsfragen große Hilfe leisten. In erster Linie muss dieser Aufbau jedoch von der Gesellschaft selbst geleistet werden. Dafür braucht es in aller erster Linie gut ausgebildete Menschen, bzw. im ökonomischen Sinne Humankapital.
Genau an diesem Punkt stößt der Wunsch nach einer "Willkommenskultur ohne Grenzen" (welche ich mir an sich wünsche) aus meiner Sicht an eine moralische Grenze. Denn auch wenn man mehr legale Zugangswege schafft, wäre die Auswanderung nach Europa doch immer noch so kostspielig, dass sie nur von eben jenen, die eigentlich in einem rechtsstaatlichen Aufbau Verantwortung übernehmen könnten, bewältigt werden könnte…
Kurzfristig stimme ich dir in nahezu allem zu. Für mich hat die Debatte jedoch auch eine langfristige Dimension. Damit meine ich keine wirren Überfremdungsängste in Europa, sondern die Perspektive der Ursprungsländern.