+4

Wertedebatte: Auf dem Weg zu einer europäischen Öffentlichkeit?


©CC BY 2.0 Sebastian Dooris Demonstration gegen das ACTA-Abkommen in Dublin 2012 CC BY 2.0/Sebastian Dooris

Debatten über mitgliedstaatliche Grenzen hinweg entstehen momentan besonders durch Ereignisse, die europäische Werte - wie z.B. Solidarität, Demokratie oder Medienfreiheit - berühren. So wird nicht nur in Ungarn über das Mediengesetz, Beschneidungen der Justiz oder die Einschränkung der Medienfreiheit diskutiert. Vielmehr beginnen Debatten auch in anderen Mitgliedstaaten. Politiker äußern sich kritisch zu den Vorkommnissen, Journalisten schreiben über Entwicklungen anderer Mitgliedstaaten und auch Blogger behandeln nicht nur nationale Themen, sondern setzen sich mit grenzüberschreitenden Themen auseinander. Führt dies zur Entstehung einer europäischen Öffentlichkeit?

Zu den Debatten

Zur Startseite


Kommentare

  • Es ist gut, dass die Herausbildung europäischer Öffentlichkeit langsam etwas Fahrt aufzunehmen scheint – sei es über die Diskussion zu gemeinsamen Werten, der Debatte über die Eurokrise oder ganz anderen Themen. Insgesamt nimmt aber die Wertediskussion dabei noch weit weniger Raum im öffentlichen Diskurs ein als eben diejenige um die wirtschaftliche Situation im Euroraum. Dieses Thema hat doch die Entwicklung hin zu europäischer Öffentlichkeit und transnationalem öffentlichen Austausch in den letzten Jahren viel mehr befördert als alle anderen. Was aber auch wieder zu einer Wertediskussion führen kann: Was für eine EU wollen wir zukünftig bzw. wie soll der gemeinsame Währungsraum gestaltet sein? Darüber hinaus ist es schön, dass es inzwischen Medien gibt, die sich ganz klar einen europäischen Fokus geben. Ein aktuelles Beispiel ist der Sender Phoenix. WDR-Intendant Tom Buhrow hat vor ein paar Tagen erst angekündigt, dass Europapolitik dort ein stärkeres Gewicht bekommen soll.

  • Die Enstehung einer europäischen Öffentlichkeit geht doch aber vor allem auf den einzeln Bürger zurück. Nur wenn er neben seiner nationalstaatlichen Identität auch so etwas wie eine europäische Identität entwickelt, entsteht eine europäische Öffentlichkeit. Oft wenn Journalisten über europäische Themen berichten, klingt das eher wie "was die da drüben in Brüssel wieder machen" oder "wie die europäischen Nachbarländer agieren". Wo ist da die europäische Öffentlichkeit, deren Teil auch wir sind? Wo ist da die Identifikation mit "Brüssel"? Ich sehe immer noch sehr viel Abgrenzung zur EU und zu den anderen Europäern...

    • Louisa ist dafür
      +1

      Ich stimme dir vollkommen zu. Momentan leben wir noch in einem Europa der Eliten. Nur diese sind in der Lage Europäische Werte zu leben und den politischen Raum auszufüllen.

  • Mayte ist dafür
    +1

    Um meinen vorherigen Kommentar etwas auszuführen ;) ja, ich denke es gibt eine wachsende europäische Öffentlichkeit, auch um europäische Werte. Allerdings beteiligen sich derzeit nur allzu wenige Menschen an dieser Auseinandersetzung. Ich habe neulich mit einem Spanier gesprochen, der bei den Indignados engagiert ist. Er sprach davon, mit was für einem Interesse die Spanier z.B. die Wahlen in Griechenland verfolgten. Sprachbarrieren spielten keine unüberwindbare Rolle, man war verbunden über Twitter etc. So banal es klingt, ich denke in dieser Vernetzungsfähigkeit solch einfachster Instrumente wie Twitter z.B. liegt eine große Chance für die europäische Demokratie.

  • Ja!

  • Ja, die Diskussion über Werte in Europa begründet definitiv eine europaweite Öffentlichkeit. In schwierigen Zeiten - wie momentan in der EU - ist es unerlässlich, sich auf vereinende Elemente zu besinnen, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Die europäischen Werte verbinden und stärken das Gefühl Europäer zu sein. Es gibt also mittlerweile eine europaweite Öffentlichkeit zum Thema "europäische Werte", die neben Öffentlichkeiten zu anderen spezialisierten Themen steht. Meiner Meinung nach ist auch die Frage wichtig, ob es überhaupt "die eine" europäische Öffentlichkeit gibt / geben muss.