Dr. Franziska Brantner zur Frage nach EU-Kritik und -Skepsis
Kritik an der EU wird oft mit Euroskepis gleichgesetzt: geht diese Gleichung für Sie auf oder führt sie zu einer einseitigen Diskussion über Europa?
Dr. Brantner: Die Kritik an der EU geht über Euroskepsis hinaus, weil sie vielseitiger ist. Der Euro ist als Währung ein greifbares Symbol der EU, das WählerInnen täglich begegnet. Daher gilt: Eine Gleichsetzung von EU-Kritik und Euroskepsis greift zu kurz. Was wir brauchen, ist eine differenzierte Beschäftigung mit Kritikpunkten. Nur wenn BürgerInnen von den etablierten Parteien in ihren Sorgen ernst genommen werden, kann Kritik auch konstruktiv umgesetzt werden. Darüber hinaus müssen wir wachsam bleiben: Parteien, die sich Euroskepsis auf die Fahne schreiben, tragen allzu oft einfach rechtspopulistische Programme mit, die sich z.B. gegen Einwanderung und Gleichstellungspolitik richten. Und vor allem: manche Sorgen werden von Mainstream Parteien auch erst suggeriert und geschaffen. Das ist mit das gefährlichste.
Wir haben die Podiumsgäste des zweiten Europäischen Salons zum Thema "Vor der Wahl zum Europäischen Parlament: Europa der Bürger – Europa der Eliten?" vorab um ihre Meinung zu unterschiedlichen Fragen gebeten, um sie online zu diskutieren. Alle Online-Beiträge und Kommentare haben die Chance, am 30. April auf dem Podium direkt in die Diskussion mit den Experten einzufließen.
CarstenWag
Dem kann ich nur zustimmen. Während ich ebenfalls Kritik auch positiv und konstruktiv verstehe und auch mit dem Zweck verbunden sehe, das Projekt Europa voranzutreiben, klingt der Begriff Skepsis weniger offen. EU-Skeptiker nutzen vielmehr die kritischen Punkte der EU, um eher nationalpopulistische Politik zu betreiben und sich vom Projekt Europa wieder zu entfernen.
Sie sagen, dass manche Sorgen von Mainstream-Parteien erst geschaffen werden und dass das gefährlich sei. Können Sie diesen Punkt nochmal erläutern? Hieße das, dass die Parteien Themen wie z.B. Zuwanderung anders behandeln sollten, weil sie hierdurch ein Thema auf die Agenda setzen, das von rechtspopulistischen Parteien aufgegriffen wird?