Hallo Rakaba,

  • Die Frage, wer am längeren Hebel sitzt, ist tatsächlich sehr interessant. Sicherlich gibt es viele Leute im Süden, die unter einem Euro-Austritt massiv zu leiden hätten. Südeuropäische Häuslebauer mit Euroschulden, die mit Drachme/Peso/Lira - Einkommen nicht zu tilgen wären, etc. Allerdings ist fraglich inwiefern z.B der griechische Staat Gläubigerforderungen aus dem Ausland in einer solchen Situation überhaupt durchsetzten könnte/wollte... Denke unterm Strich wären die meisten €-Zonen Bürger mittelfristig bei einem Austritt besser dran als es jetzt der Fall ist. Das gibt zumindest theoretisch einem Herrn Renzi ein ziemlich starkes Blatt in diesem Poker. Aber langfristig stünden die einzelnen Staaten dann wieder alleine auf dem internationalen Finanzparkett, und dass das kein großer Spass ist, weiss nicht nur die BoE. Kurzfristig käme aber mit Austritt(en) erstmal die große Katastrophe, und die würde wohl Deutschland mit am schlimmsten treffen.
  • Erfunden haben die Troika-Politik Herr Schäuble und seine Finanzminister-Kollegen unter dem Bann der Chicago-Boys und dem lange herrschenden transatlantischen makroökonomischen Mainstream-Denken. Anfangs war auch der IMF noch mit an Bord, wobei hier inzwischen ein Umdenken stattgefunden hat. Haben alle ganz fleissig Friedman gelesen (früher Milton, heute Tom) und dabei die Passagen in denen es um die Verantwortung von Staat und Kapital geht geflissentlich übersehen. Die dabei entstehenden intellektuellen Lücken wurden dann mit Ayn Rand (Faulpelze!!!) oder Weimar (Inflation!!!) oder schwäbische Hausfrau (sparen!!!) gefüllt.
  • Die Rettungsschirme werden nie aufhören. Staaten zahlen keine Schulden zurück: Entweder sie inflationieren sie weg, oder das BIP wächst stärker als die Verschuldung oder beides oder Pleite. All das scheint gerade schwierig hinzubekommen zu sein. Auch eine Rückkehr an die Finanzmärkte (z.B. Griechenlands, das ja gerade erst ganz gut platzieren konnte) ändert daran nichts - ausser dass dann höhere Zinsen fällig werden. Richtig ungemütlich wird es dann, wenn in einem größeren süd-europäischen Land die Stimmung angesichts der miesen Lage so weit kippt, dass sich das auch in der Besetzung der Regierung ausdrückt. Dann geht das Spiel wieder von vorne los. Wir werden uns also von Wahl zu Wahl zittern bis es wieder kracht.
  • Glaube auch nicht, dass die notwendigen Schritte getan werden, ehe es nochmal eskaliert. Weil es aber eben kein 17 Exportweltmeister geben kann, wird das früher oder später passieren. Unser Anliegen ist es, bereits jetzt die zentralen Umbaumassnahmen, die notwendig sein werden um Europa wieder auf Kurs zu bringen vorzubereiten. In etwa stellen wir uns das so vor:

http://www.democraticunion.eu/about/statement-of-principles/