Hallo MisterEde, zunächst einmal gebe ich Dir Recht, dass ein Finanzwesen auch von sich aus so robust sein sollte, dass es das Platzen einer Blase verkraftet. Und es ist wie wir wissen in der Tat auch so, dass das Finanzwesen das nicht konnte.

Den Euro sehe ich nicht als die wesentliche Ursache der Finanzkrise. Er erschwerte es einzelnen Staaten, auf die Symptome der Krise z.B. durch eine Abwertung der Währung zu reagieren. Aber Schuld an der Krise war der Euro meiner Meinung nach nicht.

Ich habe mal (vor der Krise) als Praktikant in die Arbeit einer Großbank reingeschaut, und das Leveraging war in aller Munde.

Der Grund dass ich glaube, dass an deinem Aufschlag was dran sein könnte, ist dass ich (ohne die Details, zugegebenermaßen, zu verstehen) während meiner Zeit in der Bank, und es waren nur einige Wochen, nicht einmal auf die Idee kam die Praktiken hinterfragen. Keiner tat das. Erst im Nachhinein wurde mir bewusst, wie abgeschottet von der "realen" Welt diese Finanzgeschäfte getätigt wurden. Risiken wurden total ausgeblendet, denn am Ende haftete ja nicht der einzelne Händler oder Verkäufer, sondern die Bank (von einer Haftung von Staaten war damals ja noch nicht die Rede). Im Erfolgsfall lockte ein hoher Bonus. Ich war nur wenige Wochen drin in dieser Welt, habe aber innerhalb dieser Zeit das Modell nie hinterfragt. Asche auf mein Haupt.

Das beantwortet vielleicht deine Frage nicht, aber diese Erfahrung hat mich wirklich nachhaltig beeindruckt und ich denke immer wieder, dass ein Finanzsystem, dass seine Verantwortung gegenüber Gesellschaften kritischer hinterfragen würde nicht in diese Krise gerutscht wäre...