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Vorne weg wegen der Begrifflichkeit „Leverage-Ratio“. Ich drücke das immer als Prozent der Bilanzsumme aus, also 3% Leverage-Ratio = 3% Eigenkapital im Verhältnis zur Bilanzsumme. In dem Fall heißt dann eine höhere Leverage-Ratio mehr Eigenkapital. Ganz sicher bin ich mir nicht, ob das so auch die gängige Variante ist. Sie verwenden es, wenn ich es richtig verstehe, andersherum, also ein Verhältnis von Eigenkapital zu Bilanzsumme z.B. 1:30 und entsprechend bedeutet dann eine höhere Leverage Ratio, also z.B. das Verhältnis 1:50, weniger Eigenkapital im Verhältnis zur Bilanzsumme.
Wie rum man es handhaben ist egal, nur damit da keine Missverständnisse aufkommen, bleibe ich vorerst mal bei meinem %-Ausdruck.
Zu 2)
Sie schreiben zu den Verwerfungen ab 2010 „Deren Ursachen sind rein europäischer Natur und von der Subprimekrise 2007 zu trennen.“ Genau das ist mein Ziel, das Geschehen nach der Bankenkrise und die Folgen abzutrennen. Mir geht es insofern nur um die Zeit vor 2010 und die Frage der Stabilität des Finanzwesens, auch wenn wie gesagt, ein stabiles Finanzwesen noch nicht die übrigen Probleme beseitigt. Meine Frage ist also, warum ist es in Europa, also neben der Euro-Zone z.B. auch in Großbritannien, zu diesen massiven Auswirkungen durch die US-Blase gekommen. Der USA gestehe ich sozusagen zu, dass das Finanzsystem bei diesem Beben ordentlich wackelt und beschädigt wird. In Europa hätte ich aber erwartet, dass das abgefedert werden kann.
Zu 3)
Ich sage nicht, dass die Bankenrettung zum damaligen Zeitpunkt verkehrt war. Die Frage die sich mir einfach stellt, wie sieht das z.B. aus, wenn vielleicht in China eine Immobilienblase platzt oder in der Türkei plötzlich eine tiefe Depression einsetzt? Crashed dann unser Bankensystem wieder, weil irgendwelche Strukturen in der Finanzwelt falsch sind, und wenn ja, welche Strukturen sind da falsch?
Zu 1)
Zur Frage: Warum begann die Krise nicht schon früher:
Die meisten Banken die in Schwierigkeiten kamen wurden von anderen Instituten übernommen, z.B. Dresdner Bank. Daneben führt auch niedriges Eigenkapital solange nicht in eine Krise, solange eben Gewinne erwirtschaftet werden können. Die Frage ist aber genau, wie sieht das bei Verlusten aus, das ist der Knackpunkt. Wie viel Sicherheit kann man vom Finanzwesen erwarten, wie viel Verlust muss es aushalten können?
Die Frage ist sozusagen, wenn jemand mit 200 km/h auf spiegelglatter Straße unterwegs ist und die Kontrolle über das Fahrzeug verliert, was ist dann die Ursache? Die spiegelglatte Straße oder die unangepasste Geschwindigkeit? Inwiefern muss man sagen, eine glatte Straße kann man nie verhindern, daher muss man einfach bei Minus-Graden die Geschwindigkeit reduzieren. Wo Spekulation ist, gibt es auch Blasen und Fehlspekulation. Muss man vom Finanzwesen nicht erwarten, dass es deshalb entsprechend beim Leveraging auf die Bremse geht?
Zur Frage: Warum in den USA zuerst?
In den USA sind die Kredite ausgefallen, das ist ganz klar. Das war der Auslöser für die amerikanische Bankenkrise, sozusagen die glatte Straße für Europas Banken. Das niedrige Eigenkapital bei den europäischen Banken war hingegen eher die zu hohe Geschwindigkeit. Wären die Banken sicher gefahren, also hätte es genügend Eigenkapital bei europäischen Banken gegeben, dann, so meine These, wäre die amerikanische Subprime-Krise ganz einfach über dem Teich geblieben. Anders ausgedrückt, das Finanzwesen war einfach zu riskant unterwegs und ist irgendwann aus der Kurve geflogen.
P.S.: Das Ziel von 25% Eigenkapitalrendite bei der Deutschen Bank ist dem ein oder andern vielleicht noch im Kopf. Wenn man 25% Eigenkapitalrendite erreicht, bedeutet das aber auch, dass gerade einmal der Jahresgewinn aus 4 Jahren als Eigenkapital, also als Sicherheit, zur Verfügung steht. Am 31.12.2008 waren das dann gerade einmal 1,5% Eigenkapital also eine Leverage-Ratio von 1,5%. Dass es anders geht, zeigt die Commerzbank, die in den letzten Jahren eine Leverage-Ratio von rund 5% aufgebaut hat.
MisterEde
Hallo Poundstone, danke für deinen Beitrag.
Vorne weg wegen der Begrifflichkeit „Leverage-Ratio“. Ich drücke das immer als Prozent der Bilanzsumme aus, also 3% Leverage-Ratio = 3% Eigenkapital im Verhältnis zur Bilanzsumme. In dem Fall heißt dann eine höhere Leverage-Ratio mehr Eigenkapital. Ganz sicher bin ich mir nicht, ob das so auch die gängige Variante ist. Sie verwenden es, wenn ich es richtig verstehe, andersherum, also ein Verhältnis von Eigenkapital zu Bilanzsumme z.B. 1:30 und entsprechend bedeutet dann eine höhere Leverage Ratio, also z.B. das Verhältnis 1:50, weniger Eigenkapital im Verhältnis zur Bilanzsumme. Wie rum man es handhaben ist egal, nur damit da keine Missverständnisse aufkommen, bleibe ich vorerst mal bei meinem %-Ausdruck.
Zu 2)
Sie schreiben zu den Verwerfungen ab 2010 „Deren Ursachen sind rein europäischer Natur und von der Subprimekrise 2007 zu trennen.“ Genau das ist mein Ziel, das Geschehen nach der Bankenkrise und die Folgen abzutrennen. Mir geht es insofern nur um die Zeit vor 2010 und die Frage der Stabilität des Finanzwesens, auch wenn wie gesagt, ein stabiles Finanzwesen noch nicht die übrigen Probleme beseitigt. Meine Frage ist also, warum ist es in Europa, also neben der Euro-Zone z.B. auch in Großbritannien, zu diesen massiven Auswirkungen durch die US-Blase gekommen. Der USA gestehe ich sozusagen zu, dass das Finanzsystem bei diesem Beben ordentlich wackelt und beschädigt wird. In Europa hätte ich aber erwartet, dass das abgefedert werden kann.
Zu 3)
Ich sage nicht, dass die Bankenrettung zum damaligen Zeitpunkt verkehrt war. Die Frage die sich mir einfach stellt, wie sieht das z.B. aus, wenn vielleicht in China eine Immobilienblase platzt oder in der Türkei plötzlich eine tiefe Depression einsetzt? Crashed dann unser Bankensystem wieder, weil irgendwelche Strukturen in der Finanzwelt falsch sind, und wenn ja, welche Strukturen sind da falsch?
Zu 1)
Zur Frage: Warum begann die Krise nicht schon früher: Die meisten Banken die in Schwierigkeiten kamen wurden von anderen Instituten übernommen, z.B. Dresdner Bank. Daneben führt auch niedriges Eigenkapital solange nicht in eine Krise, solange eben Gewinne erwirtschaftet werden können. Die Frage ist aber genau, wie sieht das bei Verlusten aus, das ist der Knackpunkt. Wie viel Sicherheit kann man vom Finanzwesen erwarten, wie viel Verlust muss es aushalten können? Die Frage ist sozusagen, wenn jemand mit 200 km/h auf spiegelglatter Straße unterwegs ist und die Kontrolle über das Fahrzeug verliert, was ist dann die Ursache? Die spiegelglatte Straße oder die unangepasste Geschwindigkeit? Inwiefern muss man sagen, eine glatte Straße kann man nie verhindern, daher muss man einfach bei Minus-Graden die Geschwindigkeit reduzieren. Wo Spekulation ist, gibt es auch Blasen und Fehlspekulation. Muss man vom Finanzwesen nicht erwarten, dass es deshalb entsprechend beim Leveraging auf die Bremse geht?
Zur Frage: Warum in den USA zuerst? In den USA sind die Kredite ausgefallen, das ist ganz klar. Das war der Auslöser für die amerikanische Bankenkrise, sozusagen die glatte Straße für Europas Banken. Das niedrige Eigenkapital bei den europäischen Banken war hingegen eher die zu hohe Geschwindigkeit. Wären die Banken sicher gefahren, also hätte es genügend Eigenkapital bei europäischen Banken gegeben, dann, so meine These, wäre die amerikanische Subprime-Krise ganz einfach über dem Teich geblieben. Anders ausgedrückt, das Finanzwesen war einfach zu riskant unterwegs und ist irgendwann aus der Kurve geflogen.
P.S.: Das Ziel von 25% Eigenkapitalrendite bei der Deutschen Bank ist dem ein oder andern vielleicht noch im Kopf. Wenn man 25% Eigenkapitalrendite erreicht, bedeutet das aber auch, dass gerade einmal der Jahresgewinn aus 4 Jahren als Eigenkapital, also als Sicherheit, zur Verfügung steht. Am 31.12.2008 waren das dann gerade einmal 1,5% Eigenkapital also eine Leverage-Ratio von 1,5%. Dass es anders geht, zeigt die Commerzbank, die in den letzten Jahren eine Leverage-Ratio von rund 5% aufgebaut hat.