Die Macht der Bilder

Sieht man die schrecklichen Bilder aus Gaza verliert eigentlich jedwede Argumentation pro oder contra, schuldig oder nicht schuldig hier ihre ethische Legitimation. Vor allem für Israel wird dies leider, weil selbst verursacht (sage ich) oder endlich (sagen andere) viele negative Folgen haben. Dazu gehört eine nachhaltig gestörtes Verhältnis zur den UN und die berechtigte Angst vor internationale Tribunale gezerrt zu werden. Der Hamas und ihren Kassam-Brigaden ist so etwas sowieso völlig egal.

Dass hier Fotos und Videos eine solche Wirkungsmacht entfalten konnten, liegt nicht zuletzt daran, dass dieser schreckliche Krieg in den Medien wie in inszeniertes Event daherkommt. Vielleicht sogar von Seiten der Hamas so geplant, ich weiß es nicht. Die wenigen Kilometer oder manchmal nur hundert Meter, die Gaza und Israel trennen, die technische Top-Infrastruktur, die Israel allen Medienmitarbeitern der Welt zur Verfügung stellen kann und die Tatsache, dass Israel als einzige Demokratie dies Nahen Ostens eine freie und unbehinderte Berichterstattung garantiert machen dies möglich. So entstand, nimmt man diesen Krieg und die Berichterstattung darüber als ganzes, zynischerweise ein unglaublich wirkungsvolles Werbevideo für die Terrorbrigaden der Hamas und die zweifelhafte Legitimation ihres Handelns.

Wo der Zugang für die Medien schwerer oder gar nicht möglich ist wie z.B. in Syrien oder in Teilen des Irak oder Afrikas, wo es dann logischerweise weder Fotos noch Videos gibt, die dann die europäischen Massenmedien füllen, leiden, sterben Menschen auf die gleiche unmenschliche Art und Weise und zwar in ungleich größerer Zahl. Täglich (!) werden Hunderte von Männer, Frauen, Alte erschossen, erschlagen oder exekutiert, werden Kinder verstümmelt und sind Christen und andere ethnische oder religiöse Minderheiten zu Hundertausenden auf der Flucht, Menschen, die nichts mehr besitzen, als das was sie auf dem Körper tragen. Nur kein Reporter nebst Fotograf wie in Gaza ist vor Ort, der das Grauen ablichtet, schnell die paar Kilometer in sein First-Class-Hotel nach Israel fährt, in der Hotel-Lobby bei einem eisgekühlten Becks seine Berichte oder Fotos über das hoteleigene WiFi hochlädt und sich dann abends in sein frisch gemachtes Bett legt.

Diese anderen Orte des Gemetzels belasten uns nicht, weil wir nichts von ihnen wissen oder wissen wollen. Sie sind perverserweise auch nicht sexy genug für ein Tagesschau- oder Heute-Extra. Nur noch der abfotografierte Tod, die gefilmte Verstümmelung zählen.

Israel hat so einmal mehr die schlechteren Karten in diesem Konflikt, der noch lange dauern wird. Liebe Doro, Israel ist deshalb leider nicht stärker und ich bin mir auch nicht sicher, ob wir den Israelis raten sollen die Waffen zu strecken und „zuerst aufzuhören“.