Ach, das Gefühl kenne ich. In den letzten Wochen und Monaten musste ich so manchen Artikel nach kurzer Zeit weglegen, weil ich sonst die gesamte Zeitschrift hätte zerfetzen und in Brand stecken wollen. Eben liest man noch ein sehr schön differenziertes Bild der Gewalt im Nahen Osten, auf der nächsten Seite war es quasi Putin selbst, der den Abschussknopf für MH17 drückte und dabei diabolisch lachte (mit halbverdunkeltem Gesicht oder wahlweise einem Cape). Die Russophobie der deutschen Medien ist da extrem auffällig. Wenn man dann noch sieht, wer von diesem ganzen Konflikt profitiert und mit wem diese aufschreienden Journalisten in den Think Tanks zusammensitzen, wundert man sich nicht mehr, man ärgert sich, wie sehr man ver@rscht wird.

Und da liegt auch die größte Gefahr für die Medien: Der Verlust der Glaubwürdigkeit. Ich kann gut damit leben, wenn wertungsfrei diverse Theorien aufgezählt werden (mit Quelle natürlich). Sobald da aber gewertet wird, will ich wissen, nach welchen Kriterien und wo die Fakten sind. Das vermisse ich schmerzlich. Vor allem deshalb, weil jeder, der gewillt ist es zu sehen, leicht erkennen kann, dass auf beiden Seiten massive Propaganda betrieben wird. Da werden Erinnerungen an den Irak-Krieg wach, wo sich dann auch herausstellte, dass alles gelogen war und Saddam Hussein mit 9/11 und waffenfähigem Uran/Plutonium, sowie Biowaffenlaboren soviel zu tun hatte wie Du und ich. Aber der Krieg war geschlagen und Pandoras Büchse war offen. Die Wahrheit war zweitrangig. So hätte man es in der Ukraine auch gerne.

Vom Fernsehen lasse ich schon einige Jahre die Finger. Nun werden wohl die Holzmedien folgen und deren Flialen im Netz. Ich hab da kein Vertrauen mehr. Wenn ich mich informieren will, kann ich die ganzen wilden Theorien über das volle Spektrum auch selbst aus dem Netz holen. Dazu brauche ich keine sog, Journalisten. Faktencheck ist dann schwer, aber auch das machen Journalisten ja nicht mehr.

Es bleibt kaum mehr, als sich auf die wenigen unzweifelhaften Fakten zu beschränken (ja, es gibt einen Konvoi) und propagandistische Vermutungen (an Bord befinden sich Waffen und Soldaten/an Bord befinden sich Hilfsgüter) nach Wahrscheinlichkeiten und "Cui bono?" abzuwägen. Was würde es z.B. Russlnd bringen, alle Vermutungen zu bestätigen und mit einem gefakten "Hilfskonvoi" voller Waffen die Ukraine zu überfallen? Nichts, außer Ärger. Was bringt es der Ukraine, sowas zu behaupten? Zeit, um Fakten zu schaffen. Nur mal so als Beispiel.

Aber lese ich sowas in den "Leitmedien"? Wenn ja, dann nur zwischen den Zeilen eines kleinen Artikels auf Seite 23. Ganz sicher nicht im Leitartikel. Und das verstört nicht nur mich.Um den Vertrauensverlust wieder reinzuholen, den man jetzt - journalistisch wie auch politisch - sinnlos verpulvert hat, braucht es Jahrzehnte! Und die USA lehnen sich entspannt zurück, während die EU absäuft und sich mit Russland und anderen Ländern überwirft. Mission accomplished...

JK