Das mit der Wettbewerbsfähigkeit ist so eine Sache:

  • Irgendjemand muss ja schlussendlich all die Produkte, die man dann Dank der (hauptsächlich über die Lohnstückkosten) erreichten Produktivitätssteigerung exportieren kann auch abnehmen. Wir können schliesslich nicht alle Export-Weltmeister sein.

  • Die Eurozone steht im internationalen Vergleich sowohl bei Staatsschulden (92,6%) als auch bei der Handelsbilanz) eigentlich ganz gut da. Würde also nicht sagen, dass wir massiv über unsere Verhältnisse Leben. Auch im historischen Vergleich sind unsere Schuldenquoten nicht soooo aussergewöhnlich. Finde diese Graphik immer wieder interessant:

Bild US Debt to GDP

Die USA waren zu Beginn der größten Boomphase ihrer Geschichte deutlich höher verschuldet als wir es jetzt sind.

  • Glauben wir wirklich, dass Länder wie Brasilien und China langfristig so weiter machen (sprich produzieren) können wie bisher, ohne dass sie von ihren demographischen (Asien) und politischen (Lateinamerika) Problemen eingeholt werden? Die Angst vor den gefährlichen Konkurrenten ging in den 80ern schon einmal um. Die Gefahr kam damals aus Japan, und wie das gelaufen ist wissen wir ja. Natürlich bedeutet das nicht, dass wir einfach so weiter machen könen. Es steht ausser Frage, dass die Staatsquote z.B. in Griechenland vorsichtig zurückgefahren werden muss und dass in einigen Ländern die Löhne zu hoch sind. Da muss man ran. Aber vor allem damit die "Peripherie" innerhalb der €-Zone gegenüber Deutschland und den Niederlanden bestehen kann. Nicht so sehr wegen der Chinesen.

  • Was Sozialleistungen angeht: Hier geht es nicht um die Frage ob wir uns das leisten können (können wir) sondern ob wir uns das leisten wollen. In was für einer Gesellschaft wollen wir leben? Sind die USA mit ihrem deutlich weitmaschigerem Sicherheitsnetz wirklich ein attraktives Model für uns?

Bild US Debt to GDP: http://www.economicshelp.org/wp-content/uploads/blog-uploads/2011/08/us-debt1900-2015.jpg)