Reul (CDU): Die Troika hat gute Arbeit geleistet
Als Spanien Mitte 2012 ökonomisch ins Straucheln geriet, ging auch der DAX in Frankfurt auf Talfahrt. Auch die Troika hat die Eurozone seitdem gestärkt, meint Herbert Reul, Vorsitzender der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament. Foto: picture alliance / dpa.
Ein Beitrag von Herbert Reul Im Auftrag der Euroländer hat die Troika in den vergangenen Monaten und Jahren sehr gute Arbeit geleistet. Die durch die Staatsschuldenkrise nötig gewordenen Rettungsaktionen sind angesichts ihres Umfangs und der Dringlichkeit ihrer Umsetzung natürlich nicht vollkommen ohne Makel - aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Hilfskredite haben zusammen mit den Reformauflagen Staatspleiten verhindert. Es ist gefährlich die Arbeit der Troika jetzt an den Pranger zu stellen und schlecht zu machen. Reformen kosten Mühen und brauchen Zeit. Die Anstrengungen der krisengeschüttelten Länder sind noch nicht beendet und müssen weitergeführt werden, um zu nachhaltigem Erfolg zu führen.
Zweifel an der Legitimation der Troika zu schüren ist unredlich. Denn nicht die Troika ist schuld an der hohen Staatsverschuldung und den wirtschaftliche Problemen, sondern die nationalen Regierungen der betroffenen Länder. Die Reformmaßnahmen wurden in den jeweiligen nationalen Parlamenten diskutiert und beschlossen. Die Troika muss die Reformanstrengungen der Krisenländer weiterhin zielführend begleiten, damit Schuldenberge abgebaut und Wettbewerbsfähigkeit der Länder und damit der gesamten Eurozone gestärkt wird.
Meine Webseite: www.herbert-reul.de
PDU
Lieber Herr Reul,
Warum ist eine Meinung, die der Ihren widerspricht gefährlich? Besteht die eigentliche Gefahr nicht darin, immer auf ein "weiter so" zu bestehen, selbst wenn alle Daten Ihrer Version der Geschichte widersprechen?
"Die Troika hat gute Arbeit geleistet":
Industrieproduktion:
Jugendarbeitslosigkeit:
Inflation:
2008 vs. 1929
Fakt ist, die Troika hat keine gute Arbeit geleistet, die Ökonomen des IMF haben das auch zugegeben.
"Die Südländer waren selber schuld"
Fakt ist auch, dass die Verschuldung der "Krisenstaaten"relativ zum BIP (ausser in Griechenland) nicht durch Missmanagement entstanden ist, sondern durch die Übernahme von Verbindlichkeiten global agierender Banken. Zugegeben, manche Staaten, z.B. Irland, waren an ihrer Situation nicht ganz unschuldig, da sie grosse player mit großzügigen Angeboten auf die Insel lockten.
Trotzdem: Hätten wir Europäer (wie es z.B, die Amerikaner mit TARP gemacht haben) "unseren" Bankensektor als das verstanden, was er defacto ist - nämlich ein grenzübergreifendes Konstrukt - und ihn dementsprechend gemeinsam gerettet, dann hätte es erst gar keine "Staatsschuldenkrise" gegeben.
"Schuldenberge abbauen"
Unter gewissen Vorraussetzungen, kann man sicherlich durch sparen Schulden abbauen. Aber leider funktioniert eine Volkswirtschaft nicht immer wie die Kasse einer schwäbischen Hausfrau.
Weniger Staatsausgaben können so zu Einahmenverlusten führen, die unterm Strich höher ausfallen als die Einsparungen. Komisch, ist aber so.
z.B. Portugal:
Reformen.
Einfach mit dem Rotstift durch das Budget zu gehen und das dann Reform zu nennen ist Quatsch.
Es macht z.B. keinen Sinn, in Spanien bei der Bildung zu sparen, in der Hoffnung dann käme schon das Vertrauen der Investoren zurück. Vielmehr müssen wir dafür sorgen, dass innerhalb der Eurozone die Divergenzen nicht zu groß werden und gleichzeitig sicherstellen, dass Europa als Ganzes im globalen Wettbewerb bestehen kann.
Das beinhaltet auch Reformen! Denn natürlich haben viele Länder in Europa massiven Aufholbedarf und auch die Lohnentwicklung ist dort in Boomzeiten ausser Kontrolle geraten. Aber die Angleichung muss von beiden Seiten kommen (in Deutschland bedeutet das z.B wie jüngst erst Herr Weidmann betont hat, dass wir Lohnerhöhungen brauchen)
Ausserdem brauchen die ökonomisch schwächeren Länder Hilfe bei der Durchführung echter Reformen, z.B. beim Eintreiben von Steuern, beim Aufbau von Katasterämtern, bei der Reform ihrer Arbeitsmärkte - die häufig hoch qualifizierte jüngere Arbeitnehmer benachteiligen, und ja, auch bei der vorsichtigen Privatisierung von Staatsunternehmen und dem Abbau von Beamtenstellen. Aber das geht nicht von heute auf morgen und muss gleichzeitig von Investitionen begleitet werden.
All das lässt sich nur durch massive Eingriffe in die staatliche Souveränität aller Staaten der Eurozone bewerkstelligen. Am Anfang steht also eine grundlegende Reform unseres politischen Systems, die in eine echte politische Union münden muss.
Bild Entwicklung der Industrieproduktion der Euro-Zone: http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/wp-content/uploads/2013/08/Entwicklung-der-Industrieproduktion-der-Euro-Zone-pink-und-der-EU-27-schwarz.jpg
Bild Jugendarbeitslosigkeit: http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/wp-content/uploads/2013/11/jugend-arbeitslosigkeit-eurozone.png
Bild Inflation: http://www.thefinancialexpress-bd.com/assets/images/news_images/2014/08/14/eurozone-inflation-rates-apr2014_50425.jpg
Bild 2008 vs. 1929: http://graphics8.nytimes.com/images/2013/11/14/opinion/111413krugman1/111413krugman1-blog480.png