Hallo GeertV
Ein interessanter Gedanke, den ich aufgreifen will, auch wenn es damit etwas vom Ursprungs-Thema weggeht.
Allgemein: Arbeitslosigkeit ist aus meiner Sicht die Folge einer Verteilungsfrage. Werden Güter innerhalb einer Volkswirtschaft anders verteilt lässt sich jederzeit Vollbeschäftigung erreichen. Allerdings sagt dies dann noch nichts darüber aus, wie sich dadurch der Gesamtwohlstand in einer Volkswirtschaft entwickelt (Bsp. DDR).
Deutschland: In Deutschland wäre meines Erachtens unter den aktuellen Bedingungen eine Reduktion der Arbeitslosigkeit relativ leicht machbar, wie auch in jedem anderen Sozialstaat, der Arbeitslosengeld und damit ja schon eine Transferleistung zahlt und der trotzdem einen einigermaßen ausgeglichen Staatshaushalt (Bund, Länder, Sozialversicherungen) hat. Legt man für jeden Arbeitslosen zu Hartz IV, Wohngeld usw., was ja eh gezahlt wird, monatlich noch 400 Euro obendrauf, sind das im Jahr knapp 5.000 Euro Mehrbelastung. Bei 3 Millionen Arbeitslosen wären das insgesamt jährlich 15 Milliarden Euro, die notwendigen wären, um zumindest eine halbe Stelle zu schaffen. So viel kosten jetzt auch locker die Rentenpläne, weshalb die Frage nach der Finanzierung gerade in Deutschland zurzeit im Grunde nur eine Verteilungsfrage zwischen einzelnen Gruppen ist.
Das Problem in Deutschland ist dabei, 77 Millionen Menschen zu sagen, dass sie mehr Steuern zahlen sollen oder weniger Rente oder Kindergeld bekommen (Rentner und Eltern sind auch große Gruppen), ist recht unangenehm und dafür gäbe es nur 3 Millionen Wählerstimmen. Außerdem wird die Demografie das Problem zumindest zum Teil lösen, dort wo nicht die Qualifikation der Arbeitnehmer im Weg steht.
Spanien: In Sozialstaaten, in denen es eh schon wenig zu verteilen gibt, ist das mit der Rückführung der Arbeitslosigkeit deutlich schwieriger. Würde man so verfahren, wie eben für Deutschland beschrieben, würde z.B. in Spanien entweder der Staatshaushalt explodieren oder aber das Steuerniveau für die bislang arbeitende Bevölkerung würde dermaßen ansteigen oder z.B. das Rentenniveau für Rentner so stark sinken, dass es am Ende die dortigen Gesellschaften sprengt. Auch jemand der 100.000 Euro verdient, sagt bei einer Steuer- und Abgabenlast von 70% nicht „Super ich habe noch 30.000“, sondern versucht vielleicht lieber irgendwo anders in der Welt zu arbeiten – und sei es in Deutschland.
Entwicklungsländer: Ganz groß wird die Frage nach dem Wachstum und der Arbeitskraft vor allem, wenn man ganz Abseits der hiesigen Diskussion, auf die Entwicklungsländer und das Wachstum der Weltbevölkerung schaut. Insgesamt gibt es eine gewisse Menge an Rohstoffen die wir ausbeuten könne, Fläche die wir bebauen können und so weiter. Wollen wir nicht die letzten Naturflächen zerstören, sind die Grenzen des möglichen ziemlich erreicht. Zwar kann die Produktivität gesteigert werden, die Produktivitätssteigerung reicht aber gerade mal, um mit dem Wachstum der Weltbevölkerung mitzuhalten. Will man westlichen Wohlstand für alle Menschen erreichen, müsste entweder das Produktivitätswachstum gigantisch sein oder der Westen muss etwas abgeben. Auch auf globaler Ebene bleibt dies damit am Ende hauptsächlich eine Verteilungsfrage.
P.S. Arbeitsplätze sind kein Problem: In Pflege, Bildung oder Kultur kann man theoretisch unbegrenzt Menschen beschäftigen. Im Zweifel hätte man halt 2 Pfleger für einen Kranken oder Filme, die sich nur ein paar Leute anschauen.