Hallo Nemo,

zuerst will ich sagen, dass aus meiner Sicht eine interessengeleitete Politik nicht nur legitim sondern zwingend ist. Ein Kanzler leistet z.B. einen Eid darauf, das deutsche Interesse zu wahren.

Wesentliche Interessen der „westlichen“ (Japan oder Australien gehören da genauso dazu) Industrienationen sind „freier Zugang zu Märkten (Rohstoffe, aber auch Absatz)“, „Sicherung oder Ausweitung des vorhandenen Machteinflusses“, „Verbreitung gemeinsamer Werte (Menschenrechte, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit)“.

Anmerkung: Unter dem Deckmantel der Verbreitung von Werten wird dabei auch gerne die Verbreitung der Marktwirtschaft vorangetrieben. Dies dient aus meiner Sicht aber im Wesentlichen den ersten beiden genannten Interessen „Marktzugang“ und „Machtausweitung“.

Ehemalige Kolonien: Ich denke diese interessengeleitete Politik zielt auf alle anderen Länder ab, nicht nur die ehemaligen Kolonien. Ein Gegenbeispiel wäre zum Beispiel die Türkei, die wir in dieses Machtsystem durch Nato-Partnerschaft und EU-Assoziierung ebenso anschließen.

IWF, etc.: Bei den internationalen Organisationen bin ich da schon näher bei Ihnen. Hier ist mein Eindruck, dass diese in weiten Teilen so gestaltet sind, dass sie den oben genannten Zielen möglichst gut dienen. Z.B ist die UNO so gestaltet, dass sie eine Machtstruktur aus Staaten manifestieren, man denke nur an das Vetorecht der USA oder Russlands im Sicherheitsrat. Auch IWF oder WTO sind aus meiner Sicht sehr stark auf die Bedürfnisse der „westlichen“ Industrienationen ausgerichtet.

Failed State: Wenn mir jemand sagt, dass der „Westen“ mit Diktatoren oder Regimen zusammenarbeitet, weil das wirtschaftlich von Vorteil ist, würde ich der Aussage erst mal nicht widersprechen. Allerdings die Vorstellung wirtschaftlich von einem „failed state“ zu profitieren fällt mir doch schon schwerer. Insofern führe ich die Entwicklung auf andere Faktoren zurück, die je nach Konflikt unterschiedlich sind, dennoch aber meistens auf der lokalen Ebene (z.B. bei Nachbarstaaten) zu finden sind.

Rohstoffe: Dass es bei territorialen Konflikten häufig um Rohstoffe oder strategisch interessante Positionen geht, liegt meines Erachtens in der Natur der Sache. Ein Räuber überfällt ja auch niemanden, von dem er weiß, dass er nix hat.