Da muss ich widersprechen! Ich bin in den 80ern geboren und habe die Trennung Deutschlands noch bewusst wahrgenommen. Bin sogar selbst einmal in die DDR gereist Ende der 80er. Trotzdem gibt es für mich keine gefühlte Trennung zwischen Ost und West. Nie. In meinem Freundeskreis vermischen sich "Ossies" und "Wessies" – es gibt keinen Unterschied. Ich glaube, ich habe gerade in diesem Kommentar zum ersten Mal bewusst diese beiden Begriffe niedergeschrieben (da sie in meiner Lebensrealität keine Rolle spielen).

Natürlich aber unterschieden sich Kindheitserinnerungen, wie z.B. Erzählungen von "Jugendweihen" oder Sendungen, die man als Kind angeschaut hat oder Orte, in die man in Urlaub gefahren ist.

Und heute natürlich besteht der Unterschied immer noch darin, dass in den neuen Bundesländern die Arbeitslosigkeit massiv höher ist und es vielen wirtschaftlich einfach nicht so gut geht.

Allerdings: In den letzten Jahren kann ich eine zunehmende Attraktivität der neuen Bundesländer feststellen. Viele junge Leute ziehen zum Studieren in den "Osten": Leipzig, Dresden, Jena sind sehr attraktive Städte. Halle, Görlitz, Ilmenau, Potsdam sind sehr gute Universitäten für bestimmte Studienfächer. Ich denke, dass in der jetzigen jungen Generation und der nachfolgenden die Trennung keine Rolle mehr spielen wird. Kulturelle Erfahrungen und Erinnerungen sind immer mehr die selben, genauso wie Ausbildungen und Lebensumstände.

Vielleicht ist die "innere Einheit" jetzt noch nicht zu 100% Realität. Wir sind aber auf einen sehr guten Weg dahin, denn die Jugend hat diese Schranken einfach nicht mehr im Kopf und definiert sich selbst nicht mehr als "Ossie" oder "Wessie". Und das ist der erste Schritt zu einer gelebten Einheit.