1-3 von 3
Sortieren:
    3
    Redaktion · angelegt
     

    Lieber nemo, danke für die Einschätzung. Die Frage der Körperlichkeit und der Postdemokratie ist sind sehr grundsätzlich. Ich möchte etwas kleiner anfangen, wenn es um Wege aus der "diskursiven Blase" geht.

    Nehmen wir das kleine, vielleicht kleinliche Beispiel Energielabel für Haushaltsgeräte (A+++, A++ und A+ usw.). Es gibt gewiss gute Gründe, sie kompliziert zu finden. Wie wäre es mit A, B, C? Oder noch einfacher: grün, organge, rot? Egal, es geht mir nicht um das Energielabel selbst, sondern um die Demokratie-Praxis. Als Gegner dieses Labels sollte ich:

    1. mich wirksam darüber aufregen (können), bevor dieses EU-Label beschlossen ist
    2. sehen (können), wer dieses Label eigentlich so kompliziert haben will (die EU-Kommission? die Bundesregierung? Die Grünen? Die CDU? Die Staubsauger-Industrie?)

    Nur so kann ich dann gegebenenfalls jemanden anderes wählen - bei der Bundestagswahl, bei der Europawahl - weil mir die Sache mit dem Label so elementar wichtig ist, oder weil sie als eine von sehr vielen Punkten in meine Wahlentscheidung einfließt.

    Aber so einfach läuft die breite EU-Debatte bisher nicht. Es gibt zum Beispiel keine Hart-aber-Fair-Sendung in der ARD, bei der sich diejenigen rechtfertigen, die ein kompliziertes, ein einfaches oder gar kein Energie-Label fordern, bevor die Entscheidung gefallen ist. Stattdessen gibt es dann (mit mehrjähriger Verspätung) die "Bürokratie-Monster-Brüssel?"-Sendung, und alle regen sich plötzlich über dieses dumme Label auf. Und alle und niemand sind verantwortlich.

    Beim Detail-Problem Energielabel mag das noch nicht weiter dramatisch sein. Bei der EU-Flüchtlings-, Finanzmarkt oder -Agrarpolitik dann aber schon.

    Ich glaube, dass es anders ginge. Aber dazu vielleicht später. Vielleicht sind auch schon diese kleinen Erwartungen an die demokratische Praxis im "Staubsauger-Streit" zu hoch?

    Alex

    2
    Redaktion · angelegt
     

    Lieber nemo, danke für die Einschätzung. Die Frage der Körperlichkeit und der Postdemokratie sind sehr grundsätzlich. Ich möchte etwas kleiner anfangen, wenn es um Wege aus der "diskursiven Blase" geht.

    Nehmen wir das kleine, vielleicht kleinliche Beispiel Energielabel für Haushaltsgeräte (A+++, A++ und A+ usw.). Es gibt gewiss gute Gründe, sie kompliziert zu finden. Wie wäre es mit A, B, C? Oder noch einfacher: grün, organge, rot? Egal, es geht mir nicht um das Energielabel selbst, sondern um die Demokratie-Praxis. Als Gegner dieses Labels sollte ich:

    1. mich wirksam darüber aufregen (können), bevor dieses EU-Label beschlossen ist
    2. sehen (können), wer dieses Label eigentlich so kompliziert haben will (die EU-Kommission? die Bundesregierung? Die Grünen? Die CDU? Die Staubsauger-Industrie?)

    Nur so kann ich dann gegebenenfalls jemanden anderes wählen - bei der Bundestagswahl, bei der Europawahl - weil mir die Sache mit dem Label so elementar wichtig ist, oder weil sie als eine von sehr vielen Punkten in meine Wahlentscheidung einfließt.

    Aber so einfach läuft die breite EU-Debatte bisher nicht. Es gibt zum Beispiel keine Hart-aber-Fair-Sendung in der ARD, bei der sich diejenigen rechtfertigen, die ein kompliziertes, ein einfaches oder gar kein Energie-Label fordern, bevor die Entscheidung gefallen ist. Stattdessen gibt es dann (mit mehrjähriger Verspätung) die "Bürokratie-Monster-Brüssel?"-Sendung, und alle regen sich plötzlich über dieses dumme Label auf. Und alle und niemand sind verantwortlich.

    Beim Detail-Problem Energielabel mag das noch nicht weiter dramatisch sein. Bei der EU-Flüchtlings-, Finanzmarkt oder -Agrarpolitik dann aber schon.

    Ich glaube, dass es anders ginge. Aber dazu vielleicht später. Vielleicht sind auch schon diese kleinen Erwartungen an die demokratische Praxis im "Staubsauger-Streit" zu hoch?

    Alex

    1
    Redaktion · angelegt
     

    Lieber nemo, danke für die Einschätzung. Die Frage der Körperlichkeit und der Postdemokratie sind sehr grundsätzlich. Ich möchte etwas kleiner anfangen, wenn es um Wege aus der "diskursiven Blase" geht.

    Nehmen wir das kleine, vielleicht kleinliche Beispiel Energielabel für Haushaltsgeräte (A+++, A++ und A+ usw.). Es gibt gewiss gute Gründe, sie kompliziert zu finden. Wie wäre es mit A, B, C? Oder noch einfacher: grün, organge, rot? Egal, es geht mir nicht um das Energielabel selbst, sondern um die Demokratie-Praxis. Als Gegner dieses Labels sollte ich:

    1. mich wirksam darüber aufregen (können), bevor dieses EU-Label beschlossen ist
    2. sehen (können), wer dieses Label eigentlich so kompliziert haben will (die EU-Kommission? die Bundesregierung? Die Grünen? Die CDU? Die Staubsauger-Industrie?)

    Nur so kann ich dann gegebenenfalls jemanden anderes wählen - bei der Bundestagswahl, bei der Europawahl - weil mir die Sache mit dem Label so elementar wichtig ist, oder weil sie als eine von sehr vielen Punkten in meine Wahlentscheidung einfließt.

    Aber so einfach läuft die breite EU-Debatte bisher nicht. Es gibt zum Beispiel keine Hart-aber-Fair-Sendung in der ARD, bei der sich diejenigen rechtfertigen, die ein kompliziertes, ein einfaches oder gar kein Energie-Label fordern, bevor die Entscheidung gefallen ist. Stattdessen gibt es dann (mit mehrjähriger Verspätung) die "Bürokratie-Monster-Brüssel?"-Sendung, und alle regen sich plötzlich über dieses dumme Label auf. Und alle und niemand sind verantwortlich.

    Beim Detail-Problem Energielabel mag das noch nicht weiter dramatisch sein. Bei der EU-Flüchtlings-, Finanzmarkt oder -Agrarpolitik dann aber schon.

    Ich glaube, dass es anders ginge. Aber dazu vielleicht später. Vielleicht sind auch schon diese kleinen Erwartungen an die demokratische Praxis im "Staubsauger-Streit" zu hoch?