Hallo Herr Brandes,
dasZum Artikel:
Da interpretieren Sie mich aber grob falsch.
„Dort erscheint der Neoliberalismus in der Tat als Ideologie, aber als eine, die „die Politiker“ und Eliten alle erfasst und ihr Handeln bestimmt.“
Die Marktgläubigkeit besteht in weiten Teilen der Bevölkerung. Im Artikel geht es also nicht um Elite oder „oben“ und „unten“, sondern um die neoliberale Wirtschaftsideologie.
„Man müsste doch nur endlich begreifen, wie schädlich diese neoliberale Ideologie ist, und aufhören, an „die Märkte“ zu „glauben“.“
Richtig, aber eben nicht nur die Eliten, sondern insgesamt sollte sich die Erkenntnis durchsetzen, dass der Markt nicht alles am besten regelt. (Bsp. Daseinsvorsorge)
„Das europäische Spitzenpersonal“ hat sehr viel mehr Gründe, so zu handeln, wie es handelt, als nur seine angebliche Marktgläubligkeit: zum Beispiel die Globalisierung oder, nunja, die überbordenden Schulden.“
Die Globalisierung hat zu einem globalen Markt geführt. Gerade deshalb ist es so problematisch, dass dieser große Markt aufgrund der neoliberalen Marktgläubigkeit so unreguliert ist. Nicht die Globalisierung ist das Problem, sondern die aufgrund der neoliberalen Ideologie z.B. fehlenden Schranken im Wettbewerb der Staaten untereinander. Ebenso sind nicht primär die Schulden das Problem, sondern eine von ein aufgrund neoliberalem Fehl- und Deregulierungswahn gestaltete Wirtschaftsstruktur.
„Weil sie der neoliberalen Ideologie eine unerklärliche Macht unterstellt, Politiker und Eliten zu beeinflussen.“
Wie bereits gesagt, der Neoliberalismus ist keine Macht, sondern eine Ideologie, so wie Rassismus keine Macht, Macht sondern eine Ideologie ist, die in den Köpfen mancher Leute sitzt
„Man glaubt dann, dass „die Globalisierung“ oder auch „die EU“, neoliberal seien“
Weder die Globalisierung noch die EU als Staatengebilde sind neoliberal. Neoliberal ist aber z.B. die Fokussierung der EU auf einen einheitlichen Binnenmarkt, Steuerwettbewerb und ähnliches.
„und spätestens hier ist der Weg dann nicht mehr weit, eine Befreiung von diesen supranationalen, neoliberalen Geißeln zu fordern.“
Dem ungehemmten Wirtschaften, wie es der Neoliberalismus für richtig hält, muss mit globalen, europäischen oder nationalen Regeln begegnet werden, je nachdem, ob es sich um ein Problem auf globaler (Klima), europäischer (Mindeststeursätze) oder nationaler Ebene (Niedrigerer Steuer auf Kapitalerträge als auf Lohneinkommen) handelt.
„Und wer dann noch einen Schritt weitergeht, will zum Nationalstaat zurück.“
Genau das Gegenteil ist der Fall, weil man mit nationalen Lösungen globalen Problemen kaum begegnen kann. Das hat aber nichts mit Neoliberalismus oder der Ablehnung dieser Wirtschaftsideologie zu tun, sondern schlicht mit den globalen Herausforderungen, die durch die Globalisierung nicht weniger wurden.