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    (KL)EINE MITTERNACHTSMESSE

    Nein, liebe Doro, die katholische Kirche wird sich nicht selbst zerlegen! Sie hat in ihrer zweitausendjährigen Geschichte dem mächtigen Imperium Romanum, allen Schismen, der Reformation und auch in weiten Teilen auch dem Faschismus widerstanden. Und mehr, auch das Christentum als Ganzes steckt in keiner Krise! Im Neusprech der Politiker unserer Zeit würde man sagen: Unser Christentum ist glänzend aufgestellt, den Herausforderungen unserer Zukunft zu trotzen.

    STÄRKE IN DER VIELFALT

    Stellen wir uns einmal eine Linie vor, die ohne Bewertung, ohne Zahlen & mathematische Werte, ohne Plus/Minus - jenen Lieblingstechniken der Vermesser & Beherrscher unserer Welt - versucht die Möglichkeiten christlichen Glaubens nach den einfachen Kriterien viel Form (Kirche, Struktur, Gottesdienst, im öffentlichen Raum sichtbare Präsenz etc.) und viel Inhalt (Glaube als ein Versuch in der Nachfolge Jesu Christi zu leben) nebeneinanderzustellen. Nehmen wir dann als ungefähre Mitte dieser Linie die lutherischen und calvinistischen Protestanten, dann haben wir zusätzlich mit den verschiedenen orthodoxen Kirchen(syrisch, griechisich, russisch etc. ), den Katholiken und den Alt-Katholiken auf der einen Seite dieser fiktiven Mitte und den Pfingstlern, Adventisten, Mennoniten, den Baptisten, den Amischen, den Hutterern mit ihren Bruderhöfen und den Quäkern, die alles Leben als ein Sakrament betrachten, auf der anderen Seite eine Vielzahl von Möglichkeiten ein christliches Leben zu führen. So gesehen brauchen wir auch eher weniger als mehr Ökumene im Interesse der Lebendigkeit und der Kraft unseres christlichen Glaubens

    Ich selbst bin römisch-katholisch getauft, war (natürlich) begeisterter Messdiener, bin dankbar für eine religiöse Erziehung, die dafür gesorgt hat, dass Gott in meinem Leben – mal mehr, mal weniger – aber immer präsent war und bin formell immer noch Mitglied dieser Kirche. Gleichwohl lebe ich seit meiner Heirat und der Geburt meiner Tochter mein religiöses Leben in einer evangelisch-lutherischen Gemeinde, nehme hier auch am Abendmahl teil, was mich eigentlich für eine sofortige Exkommunikation auf Seiten meiner Heimatkirche qualifiziert. Ich glaube aber, dass es unserem HERRN völlig Wurscht ist, auf welchem Konto das Finanzamt meine Kirchensteuer verbucht! Außerdem ist mein großes Vorbild im Glauben und im politischen Widerstand im Faschismus mit Dietrich Bonhoeffer ein Protestant. Und natürlich ist da mit George Fox, jener charismatischen Prediger, Dissenter, Aufrührer gegen die Obrigkeit, unbeugsam im Glauben, der die Quäker gründete. Auch ihm fühle ich mich in vielen Glaubensfragen verbunden.

    Das verstehe ich übrigens auch unter Ökumene, nicht das Angleichen von Normen und Formen oder das Aushandeln fauler Kompromisse bei theologischen Spitzfindigkeiten.

    FRANZISKUS WIRD VIEL VERÄNDERN

    Die Katholische Kirche hat einen langen Weg vor sich, um sich den Anforderungen unserer Zeit anzupassen. Ganz schwierig, weil die Kurie z.B. das genau andersherum sieht: Die Zeit hat sich den Dogmen anzupassen. Ohne hier auf Einzelheiten (Frauen, Laienmitarbeit, Zölibat, Sexualität) einzugehen glaube ich aber, dass Papst Franziskus der richtige Mann ist die Arbeit zu beginnen.

    Ein weiteres großes Problem, das viele Nicht-Katholiken mit dieser Kirche haben, ist die spätfeudale Repräsentanz ihres Anspruchs über den Vatikan auch eine weltliche Macht zu sein. Kirchgeschichtlich hat ihr das zwar immer ein Maximum an Unabhängigkeit gewährleistet und verhindert politisch anderweitig vereinnahmt zu werden. Diesen Anspruch aber aufzugeben, was ich allerdings für nötig halte, wird in der Tat schwer zu vermitteln sein. Ob das auch ein Papst Franziskus schafft weiß ich nicht. Was die angeblichen sagenhaften Reichtümer der Katholischen Kirche anbetrifft – lassen wir hier einmal die kriminellen Aktivitäten eines Tebartz Van Elst oder der Vatikanbank in den 70er und 80er Jahren weg – so bestehen diese Reichtümer überwiegend auch Kunst und Immobilien, sind Teil des Weltkulturerbes, gehören also uns, der ganzen Welt. Eine Erbe, das die Katholische Kirche pflegt und unterhält. Ihr Gegenwert dieser Reichtümer in Geld ist deswegen gleich Null.

    DIE DUNKLE SEITE DER REFORMATION

    Eine hierarchisch organisierte Kirche ist mit allen Fehlern menschlichen Handelns behaftet und steht damit letztlich immer im Widerspruch zu den Zielen und Inhalten ihres Glaubens. So glaube ich zum Beispiel, dass GOTT die Antithese von Hierarchie ist. Inzwischen weiß ich aber wie tief diese Hierarchie auch bei den Protestanten gestaffelt ist. Und mit einen Mann wie Ex-Bischof Huber, der ja ein brillanter Theologe sein soll (was ich nicht beurteilen kann), finde ich auch keinen gemeinsamen Nenner. Ein Bischof, der seine Kirche zeitweise zusammen Price-Waterhouse-Coopers, Ernst & Young oder Roland Berger führt, passt zwar zum neoliberalen Zeitgeist, ist aber fragwürdig. Auch Martin Luther ist theologisch keine Lichtgestalt. Sein Antisemitismus ist teilweise so perfide, dass Joseph Goebbels hier abgeschrieben haben könnte. 2017 ist ja eine Riesensause zum 500jährigen Jubiläum der Reformation (Anschlag der bekannten Thesen zu Wittenberg) geplant. Ich hoffe, dass sich die evangelisch-lutherische Kirche entscheidet, bei allem Jubel auch dieses dunkle Kapitel öffentlich zu machen. Sie hat dies nämlich trotz umfangreicher Forschungsliteratur zu diesem Thema eigentlich bis heute gekonnt unter der Decke gehalten.

    Auch die Bekennende Kirche mit ihrer Barmer Erklärung von 1934 schweigt übrigens dazu.

    Also liebe Mitchristen, freut euch über die Vielfalt, mit der wir unseren Glauben leben (!) können, jener Vielfalt, aus der wir Kraft schöpfen können auch für unser politisches Engagement. Wie bei mir und vielen anderen Linken zum Beispiel.

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    Nein, liebe Doro, die katholische Kirche wird sich nicht selbst zerlegen! Sie hat in ihrer zweitausendjährigen Geschichte dem mächtigen Imperium Romanum, allen Schismen, der Reformation und auch in weiten Teilen auch dem Faschismus widerstanden. Und mehr, auch das Christentum als Ganzes steckt in keiner Krise! Im Neusprech der Politiker unserer Zeit würde man sagen: Unser Christentum ist glänzend aufgestellt, den Herausforderungen unserer Zukunft zu trotzen.

    STÄRKE IN DER VIELFALT

    Stellen wir uns einmal eine Linie vor, die ohne Bewertung, ohne Zahlen & mathematische Werte, ohne Plus/Minus - jenen Lieblingstechniken der Vermesser & Beherrscher unserer Welt - versucht die Möglichkeiten christlichen Glaubens nach den einfachen Kriterien viel Form (Kirche, Struktur, Gottesdienst, im öffentlichen Raum sichtbare Präsenz etc.) und viel Inhalt (Glaube als ein Versuch in der Nachfolge Jesu Christi zu leben) nebeneinanderzustellen. Nehmen wir dann als ungefähre Mitte dieser Linie die lutherischen und calvinistischen Protestanten, dann haben wir zusätzlich mit den verschiedenen orthodoxen Kirchen(syrisch, griechisich, russisch etc. ), den Katholiken und den Alt-Katholiken auf der einen Seite dieser fiktiven Mitte und den Pfingstlern, Adventisten, Mennoniten, den Baptisten, den Amischen, den Hutterern mit ihren Bruderhöfen und den Quäkern, die alles Leben als ein Sakrament betrachten, auf der anderen Seite eine Vielzahl von Möglichkeiten ein christliches Leben zu führen. So gesehen brauchen wir auch eher weniger als mehr Ökumene im Interesse der Lebendigkeit und der Kraft unseres christlichen Glaubens

    Ich selbst bin römisch-katholisch getauft, war (natürlich) begeisterter Messdiener, bin dankbar für eine religiöse Erziehung, die dafür gesorgt hat, dass Gott in meinem Leben – mal mehr, mal weniger – aber immer präsent war und bin formell immer noch Mitglied dieser Kirche. Gleichwohl lebe ich seit meiner Heirat und der Geburt meiner Tochter mein religiöses Leben in einer evangelisch-lutherischen Gemeinde, nehme hier auch am Abendmahl teil, was mich eigentlich für eine sofortige Exkommunikation auf Seiten meiner Heimatkirche qualifiziert. Ich glaube aber, dass es unserem HERRN völlig Wurscht ist, auf welchem Konto das Finanzamt meine Kirchensteuer verbucht! Außerdem ist mein großes Vorbild im Glauben und im politischen Widerstand im Faschismus mit Dietrich Bonhoeffer ein Protestant. Und natürlich ist da George Fox, jener charismatischen Prediger, Dissenter, Aufrührer gegen die Obrigkeit, unbeugsam im Glauben, der die Quäker gründete. Auch ihm fühle ich mich in vielen Glaubensfragen verbunden.

    Das verstehe ich übrigens auch unter Ökumene, nicht das Angleichen von Normen und Formen oder das Aushandeln fauler Kompromisse bei theologischen Spitzfindigkeiten.

    FRANZISKUS WIRD VIEL VERÄNDERN

    Die Katholische Kirche hat einen langen Weg vor sich, um sich den Anforderungen unserer Zeit anzupassen. Ganz schwierig, weil die Kurie z.B. das genau andersherum sieht: Die Zeit hat sich den Dogmen anzupassen. Ohne hier auf Einzelheiten (Frauen, Laienmitarbeit, Zölibat, Sexualität) einzugehen glaube ich aber, dass Papst Franziskus der richtige Mann ist die Arbeit zu beginnen.

    Ein weiteres großes Problem, das viele Nicht-Katholiken mit dieser Kirche haben, ist die spätfeudale Repräsentanz ihres Anspruchs über den Vatikan auch eine weltliche Macht zu sein. Kirchgeschichtlich hat ihr das zwar immer ein Maximum an Unabhängigkeit gewährleistet und verhindert politisch anderweitig vereinnahmt zu werden. Diesen Anspruch aber aufzugeben, was ich allerdings für nötig halte, wird in der Tat schwer zu vermitteln sein. Ob das auch ein Papst Franziskus schafft weiß ich nicht. Was die angeblichen sagenhaften Reichtümer der Katholischen Kirche anbetrifft – lassen wir hier einmal die kriminellen Aktivitäten eines Tebartz Van Elst oder der Vatikanbank in den 70er und 80er Jahren weg – so bestehen diese Reichtümer überwiegend auch Kunst und Immobilien, sind Teil des Weltkulturerbes, gehören also uns, der ganzen Welt. Eine Erbe, das die Katholische Kirche pflegt und unterhält. Ihr Gegenwert dieser Reichtümer in Geld ist deswegen gleich Null.

    DIE DUNKLE SEITE DER REFORMATION

    Eine hierarchisch organisierte Kirche ist mit allen Fehlern menschlichen Handelns behaftet und steht damit letztlich immer im Widerspruch zu den Zielen und Inhalten ihres Glaubens. So glaube ich zum Beispiel, dass GOTT die Antithese von Hierarchie ist. Inzwischen weiß ich aber wie tief diese Hierarchie auch bei den Protestanten gestaffelt ist. Und mit einen Mann wie Ex-Bischof Huber, der ja ein brillanter Theologe sein soll (was ich nicht beurteilen kann), finde ich auch keinen gemeinsamen Nenner. Ein Bischof, der seine Kirche zeitweise zusammen Price-Waterhouse-Coopers, Ernst & Young oder Roland Berger führt, passt zwar zum neoliberalen Zeitgeist, ist aber fragwürdig. Auch Martin Luther ist theologisch keine Lichtgestalt. Sein Antisemitismus ist teilweise so perfide, dass Joseph Goebbels hier abgeschrieben haben könnte. 2017 ist ja eine Riesensause zum 500jährigen Jubiläum der Reformation (Anschlag der bekannten Thesen zu Wittenberg) geplant. Ich hoffe, dass sich die evangelisch-lutherische Kirche entscheidet, bei allem Jubel auch dieses dunkle Kapitel öffentlich zu machen. Sie hat dies nämlich trotz umfangreicher Forschungsliteratur zu diesem Thema eigentlich bis heute gekonnt unter der Decke gehalten.

    Auch die Bekennende Kirche mit ihrer Barmer Erklärung von 1934 schweigt übrigens dazu.

    Also liebe Mitchristen, freut euch über die Vielfalt, mit der wir unseren Glauben leben (!) können, jener Vielfalt, aus der wir Kraft schöpfen können auch für unser politisches Engagement. Wie bei mir und vielen anderen Linken zum Beispiel.

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    Nein, liebe Doro, die katholische Kirche wird sich nicht selbst zerlegen! Sie hat in ihrer zweitausendjährigen Geschichte dem mächtigen Imperium Romanum, allen Schismen, der Reformation und auch in weiten Teilen auch dem Faschismus widerstanden. Und mehr, auch das Christentum als Ganzes steckt in keiner Krise! Im Neusprech der Politiker unserer Zeit würde man sagen: Unser Christentum ist glänzend aufgestellt, den Herausforderungen unserer Zukunft zu trotzen.

    STÄRKE IN DER VIELFALT

    Stellen wir uns einmal eine Linie vor, die ohne Bewertung, ohne Zahlen & mathematische Werte, ohne Plus/Minus - jenen Lieblingstechniken der Vermesser & Beherrscher unserer Welt - versucht die Möglichkeiten christlichen Glaubens nach den einfachen Kriterien viel Form (Kirche, Struktur, Gottesdienst, im öffentlichen Raum sichtbare Präsenz etc.) und viel Inhalt (Glaube als ein Versuch in der Nachfolge Jesu Christi zu leben) nebeneinanderzustellen. Nehmen wir dann als ungefähre Mitte dieser Linie die lutherischen und calvinistischen Protestanten, dann haben wir zusätzlich mit den verschiedenen orthodoxen Kirchen(syrisch, griechisich, russisch etc. ), den Katholiken und den Alt-Katholiken auf der einen Seite dieser fiktiven Mitte und den Pfingstlern, Adventisten, Mennoniten, den Baptisten, den Amischen, den Hutterern mit ihren Bruderhöfen und den Quäkern, die alles Leben als ein Sakrament betrachten, auf der anderen Seite eine Vielzahl von Möglichkeiten ein christliches Leben zu führen. So gesehen brauchen wir auch eher weniger als mehr Ökumene im Interesse der Lebendigkeit und der Kraft unseres christlichen Glaubens

    Ich selbst bin römisch-katholisch getauft, war (natürlich) begeisterter Messdiener, bin dankbar für eine religiöse Erziehung, die dafür gesorgt hat, dass Gott in meinem Leben – mal mehr, mal weniger – aber immer präsent war und bin formell immer noch Mitglied dieser Kirche. Gleichwohl lebe ich seit meiner Heirat und der Geburt meiner Tochter mein religiöses Leben in einer evangelisch-lutherischen Gemeinde, nehme hier auch am Abendmahl teil, was mich eigentlich für eine sofortige Exkommunikation auf Seiten meiner Heimatkirche qualifiziert. Ich glaube aber, dass es unserem HERRN völlig Wurscht ist, auf welchem Konto das Finanzamt meine Kirchensteuer verbucht! Außerdem ist mein großes Vorbild im Glauben und im politischen Widerstand im Faschismus mit Dietrich Bonhoeffer ein Protestant. Und natürlich ist da George Fox, jener charismatischen Prediger, Dissenter, Aufrührer gegen die Obrigkeit, unbeugsam im Glauben, der die Quäker gründete. Auch ihm fühle ich mich in vielen Glaubensfragen verbunden.

    Das verstehe ich übrigens auch unter Ökumene, nicht das Angleichen von Normen und Formen oder das Aushandeln fauler Kompromisse bei theologischen Spitzfindigkeiten.

    FRANZISKUS WIRD VIEL VERÄNDERN

    Die Katholische Kirche hat einen langen Weg vor sich, um sich den Anforderungen unserer Zeit anzupassen. Ganz schwierig, weil die Kurie z.B. das genau andersherum sieht: Die Zeit hat sich den Dogmen anzupassen. Ohne hier auf Einzelheiten (Frauen, Laienmitarbeit, Zölibat, Sexualität) einzugehen glaube ich aber, dass Papst Franziskus der richtige Mann ist die Arbeit zu beginnen.

    Ein weiteres großes Problem, das viele Nicht-Katholiken mit dieser Kirche haben, ist die spätfeudale Repräsentanz ihres Anspruchs über den Vatikan auch eine weltliche Macht zu sein. Kirchgeschichtlich hat ihr das zwar immer ein Maximum an Unabhängigkeit gewährleistet und verhindert politisch anderweitig vereinnahmt zu werden. Diesen Anspruch aber aufzugeben, was ich allerdings für nötig halte, wird in der Tat schwer zu vermitteln sein. Ob das auch ein Papst Franziskus schafft weiß ich nicht. Was die angeblichen sagenhaften Reichtümer der Katholischen Kirche anbetrifft – lassen wir hier einmal die kriminellen Aktivitäten eines Tebartz Van Elst oder der Vatikanbank in den 70er und 80er Jahren weg – so bestehen diese Reichtümer überwiegend auch Kunst und Immobilien, sind Teil des Weltkulturerbes, gehören also uns, der ganzen Welt. Eine Erbe, das die Katholische Kirche pflegt und unterhält. Ihr Gegenwert dieser Reichtümer in Geld ist deswegen gleich Null.

    DIE DUNKLE SEITE DER REFORMATION

    Eine hierarchisch organisierte Kirche ist mit allen Fehlern menschlichen Handelns behaftet und steht damit letztlich immer Widerspruch zu den Zielen und Inhalten ihres Glaubens. So glaube ich zum Beispiel, dass GOTT Gott die Antithese von Hierarchie ist. Inzwischen weiß ich aber wie tief diese Hierarchie auch bei den Protestanten gestaffelt ist. Und mit einen Mann wie Ex-Bischof Huber, der ja ein brillanter Theologe sein soll (was ich nicht beurteilen kann), finde ich auch keinen gemeinsamen Nenner. Ein Bischof, der seine Kirche zeitweise zusammen Price-Waterhouse-Coopers, Ernst & Young oder Roland Berger führt, passt zwar zum neoliberalen Zeitgeist, ist aber fragwürdig. Auch Martin Luther ist theologisch keine Lichtgestalt. Sein Antisemitismus ist teilweise so perfide, dass Joseph Goebbels hier abgeschrieben haben könnte. 2017 ist ja eine Riesensause zum 500jährigen Jubiläum der Reformation (Anschlag der bekannten Thesen zu Wittenberg) geplant. Ich hoffe, dass sich die evangelisch-lutherische Kirche entscheidet, bei allem Jubel auch dieses dunkle Kapitel öffentlich zu machen. Sie hat dies nämlich trotz umfangreicher Forschungsliteratur zu diesem Thema eigentlich bis heute gekonnt unter der Decke gehalten.

    Auch die Bekennende Kirche mit ihrer Barmer Erklärung von 1934 schweigt übrigens dazu.

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    Nein, liebe Doro, die katholische Kirche wird sich nicht selbst zerlegen! Sie hat in ihrer zweitausendjährigen Geschichte dem mächtigen Imperium Romanum, allen Schismen, der Reformation und auch in weiten Teilen auch dem Faschismus widerstanden. Und mehr, auch das Christentum als Ganzes steckt in keiner Krise! Im Neusprech der Politiker unserer Zeit würde man sagen: Unser Christentum ist glänzend aufgestellt, den Herausforderungen unserer Zukunft zu trotzen.

    STÄRKE IN DER VIELFALT

    Stellen wir uns einmal eine Linie vor, die ohne Bewertung, ohne Zahlen & mathematische Werte, ohne Plus/Minus - jenen Lieblingstechniken der Vermesser & Beherrscher unserer Welt - versucht die Möglichkeiten christlichen Glaubens nach den einfachen Kriterien viel Form (Kirche, Struktur, Gottesdienst, im öffentlichen Raum sichtbare Präsenz etc.) und viel Inhalt (Glaube als ein Versuch in der Nachfolge Jesu Christi zu leben) nebeneinanderzustellen. Nehmen wir dann als ungefähre Mitte dieser Linie die lutherischen und calvinistischen Protestanten, dann haben wir zusätzlich mit den verschiedenen orthodoxen Kirchen(syrisch, griechisich, russisch etc. ), den Katholiken und den Alt-Katholiken auf der einen Seite dieser fiktiven Mitte und den Pfingstlern, Adventisten, Mennoniten, den Baptisten, den Amischen, den Hutterern mit ihren Bruderhöfen und den Quäkern, die alles Leben als ein Sakrament betrachten, auf der anderen Seite eine Vielzahl von Möglichkeiten ein christliches Leben zu führen. So gesehen brauchen wir auch eher weniger als mehr Ökumene im Interesse der Lebendigkeit und der Kraft unseres christlichen Glaubens

    Ich selbst bin römisch-katholisch getauft, war (natürlich) begeisterter Messdiener, bin dankbar für eine religiöse Erziehung, die dafür gesorgt hat, dass Gott in meinem Leben – mal mehr, mal weniger – aber immer präsent war und bin formell immer noch Mitglied dieser Kirche. Gleichwohl lebe ich seit meiner Heirat und der Geburt meiner Tochter mein religiöses Leben in einer evangelisch-lutherischen Gemeinde, nehme hier auch am Abendmahl teil, was mich eigentlich für eine sofortige Exkommunikation auf Seiten meiner Heimatkirche qualifiziert. Ich glaube aber, dass es unserem unseren HERRN völlig Wurscht ist, auf welchem Konto das Finanzamt meine Kirchensteuer verbucht! Außerdem ist mein großes Vorbild im Glauben und im politischen Widerstand im Faschismus mit Dietrich Bonhoeffer ein Protestant. Und natürlich ist da George Fox, jener charismatischen Prediger, Dissenter, Aufrührer gegen die Obrigkeit, unbeugsam im Glauben, der die Quäker gründete. Auch ihm fühle ich mich in vielen Glaubensfragen verbunden.

    Das verstehe ich übrigens auch unter Ökumene, nicht das Angleichen von Normen und Formen oder das Aushandeln fauler Kompromisse bei theologischen Spitzfindigkeiten.

    FRANZISKUS WIRD VIEL VERÄNDERN

    Die Katholische Kirche hat einen langen Weg vor sich, um sich den Anforderungen unserer Zeit anzupassen. Ganz schwierig, weil die Kurie z.B. das genau andersherum sieht: Die Zeit hat sich den Dogmen anzupassen. Ohne hier auf Einzelheiten (Frauen, Laienmitarbeit, Zölibat, Sexualität) einzugehen glaube ich aber, dass Papst Franziskus der richtige Mann ist die Arbeit zu beginnen.

    Ein weiteres großes Problem, das viele Nicht-Katholiken mit dieser Kirche haben, ist die spätfeudale Repräsentanz ihres Anspruchs über den Vatikan auch eine weltliche Macht zu sein. Kirchgeschichtlich hat ihr das zwar immer ein Maximum an Unabhängigkeit gewährleistet und verhindert politisch anderweitig vereinnahmt zu werden. Diesen Anspruch aber aufzugeben, was ich allerdings für nötig halte, wird in der Tat schwer zu vermitteln sein. Ob das auch ein Papst Franziskus schafft weiß ich nicht. Was die angeblichen sagenhaften Reichtümer der Katholischen Kirche anbetrifft – lassen wir hier einmal die kriminellen Aktivitäten eines Tebartz Van Elst oder der Vatikanbank in den 70er und 80er Jahren weg – so bestehen diese Reichtümer überwiegend auch Kunst und Immobilien, sind Teil des Weltkulturerbes, gehören also uns, der ganzen Welt. Eine Erbe, das die Katholische Kirche pflegt und unterhält. Ihr Gegenwert dieser Reichtümer in Geld ist deswegen gleich Null.

    DIE DUNKLE SEITE DER REFORMATION

    Eine hierarchisch organisierte Kirche ist mit allen Fehlern menschlichen Handelns behaftet und steht damit letztlich immer Widerspruch zu den Zielen und Inhalten ihres Glaubens. So glaube ich zum Beispiel, dass Gott die Antithese von Hierarchie ist. Inzwischen weiß ich aber wie tief diese Hierarchie auch bei den Protestanten gestaffelt ist. Und mit einen Mann wie Ex-Bischof Huber, der ja ein brillanter Theologe sein soll (was ich nicht beurteilen kann), finde ich auch keinen gemeinsamen Nenner. Ein Bischof, der seine Kirche zeitweise zusammen Price-Waterhouse-Coopers, Ernst & Young oder Roland Berger führt, passt zwar zum neoliberalen Zeitgeist, ist aber fragwürdig. Auch Martin Luther ist theologisch keine Lichtgestalt. Sein Antisemitismus ist teilweise so perfide, dass Joseph Goebbels hier abgeschrieben haben könnte. 2017 ist ja eine Riesensause zum 500jährigen Jubiläum der Reformation (Anschlag der bekannten Thesen zu Wittenberg) geplant. Ich hoffe, dass sich die evangelisch-lutherische Kirche entscheidet, bei allem Jubel auch dieses dunkle Kapitel öffentlich zu machen. Sie hat dies nämlich trotz umfangreicher Forschungsliteratur zu diesem Thema eigentlich bis heute gekonnt unter der Decke gehalten.

    Auch die Bekennende Kirche mit ihrer Barmer Erklärung von 1934 schweigt übrigens dazu.

    Also liebe Mitchristen, freut euch über die Vielfalt, mit der wir unseren Glauben leben (!) können, jener Vielfalt, aus der wir Kraft schöpfen können auch für unser politisches Engagement. Wie bei mir und vielen anderen Linken zum Beispiel.

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    Nein, liebe Doro, die katholische Kirche wird sich nicht selbst zerlegen! Sie hat in ihrer zweitausendjährigen Geschichte dem mächtigen Imperium Romanum, allen Schismen, der Reformation und auch in weiten Teilen auch dem Faschismus widerstanden. Und mehr, auch das Christentum als Ganzes steckt in keiner Krise! Im Neusprech der Politiker unserer Zeit würde man sagen: Unser Christentum ist glänzend aufgestellt, den Herausforderungen unserer Zukunft zu trotzen.

    STÄRKE IN DER VIELFALT

    Stellen wir uns einmal eine Linie vor, die ohne Bewertung, ohne Zahlen & mathematische Werte, ohne Plus/Minus - jenen Lieblingstechniken der Vermesser & Beherrscher unserer Welt - versucht die Möglichkeiten christlichen Glaubens nach den einfachen Kriterien viel Form (Kirche, Struktur, Gottesdienst, im öffentlichen Raum sichtbare Präsenz etc.) und viel Inhalt (Glaube als ein Versuch in der Nachfolge Jesu Christi zu leben) nebeneinanderzustellen. Nehmen wir dann als ungefähre Mitte dieser Linie die lutherischen und calvinistischen Protestanten, dann haben wir zusätzlich mit den verschiedenen orthodoxen Kirchen(syrisch, griechisich, russisch etc. ), den Katholiken und den Alt-Katholiken auf der einen Seite dieser fiktiven Mitte und den Pfingstlern, Adventisten, Mennoniten, den Baptisten, den Amischen, den Hutterern mit ihren Bruderhöfen und den Quäkern, die alles Leben als ein Sakrament betrachten, auf der anderen Seite eine Vielzahl von Möglichkeiten ein christliches Leben zu führen. So gesehen brauchen wir auch eher weniger als mehr Ökumene im Interesse der Lebendigkeit und der Kraft unseres christlichen Glaubens

    Ich selbst bin römisch-katholisch getauft, war (natürlich) begeisterter Messdiener, bin dankbar für eine religiöse Erziehung, die dafür gesorgt hat, dass Gott in meinem Leben – mal mehr, mal weniger – aber immer präsent war und bin formell immer noch Mitglied dieser Kirche. Gleichwohl lebe ich seit meiner Heirat und der Geburt meiner Tochter mein religiöses Leben in einer evangelisch-lutherischen Gemeinde, nehme hier auch am Abendmahl teil, was mich eigentlich für eine sofortige Exkommunikation auf Seiten meiner Heimatkirche qualifiziert. Ich glaube aber, dass es unseren HERRN Herrn völlig Wurscht ist, auf welchem Konto das Finanzamt meine Kirchensteuer verbucht! Außerdem ist mein großes Vorbild im Glauben und im politischen Widerstand im Faschismus mit Dietrich Bonhoeffer ein Protestant. Und natürlich ist da George Fox, jener charismatischen Prediger, Dissenter, Aufrührer gegen die Obrigkeit, unbeugsam im Glauben, der die Quäker gründete. Auch ihm fühle ich mich in vielen Glaubensfragen verbunden.

    Das verstehe ich übrigens auch unter Ökumene, nicht das Angleichen von Normen und Formen oder das Aushandeln fauler Kompromisse bei theologischen Spitzfindigkeiten.

    FRANZISKUS WIRD VIEL VERÄNDERN

    Die Katholische Kirche hat einen langen Weg vor sich, um sich den Anforderungen unserer Zeit anzupassen. Ganz schwierig, weil die Kurie z.B. das genau andersherum sieht: Die Zeit hat sich den Dogmen anzupassen. Ohne hier auf Einzelheiten (Frauen, Laienmitarbeit, Zölibat, Sexualität) einzugehen glaube ich aber, dass Papst Franziskus der richtige Mann ist die Arbeit zu beginnen.

    Ein weiteres großes Problem, das viele Nicht-Katholiken mit dieser Kirche haben, ist die spätfeudale Repräsentanz ihres Anspruchs über den Vatikan auch eine weltliche Macht zu sein. Kirchgeschichtlich hat ihr das zwar immer ein Maximum an Unabhängigkeit gewährleistet und verhindert politisch anderweitig vereinnahmt zu werden. Diesen Anspruch aber aufzugeben, was ich allerdings für nötig halte, wird in der Tat schwer zu vermitteln sein. Ob das auch ein Papst Franziskus schafft weiß ich nicht. Was die angeblichen sagenhaften Reichtümer der Katholischen Kirche anbetrifft – lassen wir hier einmal die kriminellen Aktivitäten eines Tebartz Van Elst oder der Vatikanbank in den 70er und 80er Jahren weg – so bestehen diese Reichtümer überwiegend auch Kunst und Immobilien, sind Teil des Weltkulturerbes, gehören also uns, der ganzen Welt. Eine Erbe, das die Katholische Kirche pflegt und unterhält. Ihr Gegenwert dieser Reichtümer in Geld ist deswegen gleich Null.

    DIE DUNKLE SEITE DER REFORMATION

    Eine hierarchisch organisierte Kirche ist mit allen Fehlern menschlichen Handelns behaftet und steht damit letztlich immer Widerspruch zu den Zielen und Inhalten ihres Glaubens. So glaube ich zum Beispiel, dass Gott die Antithese von Hierarchie ist. Inzwischen weiß ich aber wie tief diese Hierarchie auch bei den Protestanten gestaffelt ist. Und mit einen Mann wie Ex-Bischof Huber, der ja ein brillanter Theologe sein soll (was ich nicht beurteilen kann), finde ich auch keinen gemeinsamen Nenner. Ein Bischof, der seine Kirche zeitweise zusammen Price-Waterhouse-Coopers, Ernst & Young oder Roland Berger führt, passt zwar zum neoliberalen Zeitgeist, ist aber fragwürdig. Auch Martin Luther ist theologisch keine Lichtgestalt. Sein Antisemitismus ist teilweise so perfide, dass Joseph Goebbels hier abgeschrieben haben könnte. 2017 ist ja eine Riesensause zum 500jährigen Jubiläum der Reformation (Anschlag der bekannten Thesen zu Wittenberg) geplant. Ich hoffe, dass sich die evangelisch-lutherische Kirche entscheidet, bei allem Jubel auch dieses dunkle Kapitel öffentlich zu machen. Sie hat dies nämlich trotz umfangreicher Forschungsliteratur zu diesem Thema eigentlich bis heute gekonnt unter der Decke gehalten.

    Auch die Bekennende Kirche mit ihrer Barmer Erklärung von 1934 schweigt übrigens dazu.

    Also liebe Mitchristen, freut euch über die Vielfalt, mit der wir unseren Glauben leben (!) können, jener Vielfalt, aus der wir Kraft schöpfen können auch für unser politisches Engagement. Wie bei mir und vielen anderen Linken zum Beispiel.

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    Nein, liebe Doro, die katholische Kirche wird sich nicht selbst zerlegen! Sie hat in ihrer zweitausendjährigen Geschichte dem mächtigen Imperium Romanum, allen Schismen, der Reformation und auch in weiten Teilen auch dem Faschismus widerstanden. Und mehr, auch das Christentum als Ganzes steckt in keiner Krise! Im Neusprech der Politiker unserer Zeit würde man sagen: Unser Christentum ist glänzend aufgestellt, den Herausforderungen unserer Zukunft zu trotzen.

    STÄRKE IN DER VIELFALT

    Stellen wir uns einmal eine Linie vor, die ohne Bewertung, ohne Zahlen & mathematische Werte, ohne Plus/Minus - jenen Lieblingstechniken der Vermesser & Beherrscher unserer Welt - versucht die Möglichkeiten christlichen Glaubens nach den einfachen Kriterien viel Form (Kirche, Struktur, Gottesdienst, im öffentlichen Raum sichtbare Präsenz etc.) und viel Inhalt (Glaube als ein Versuch in der Nachfolge Jesu Christi zu leben) nebeneinanderzustellen. Nehmen wir dann als ungefähre Mitte dieser Linie die lutherischen und calvinistischen Protestanten, dann haben wir zusätzlich mit den verschiedenen orthodoxen Kirchen(syrisch, griechisich, russisch etc. ), den Katholiken und den Alt-Katholiken auf der einen Seite dieser fiktiven Mitte und den Pfingstlern, Adventisten, Mennoniten, den Baptisten, den Amischen, den Hutterern mit ihren Bruderhöfen und den Quäkern, die alles Leben als ein Sakrament betrachten, auf der anderen Seite eine Vielzahl von Möglichkeiten ein christliches Leben zu führen. So gesehen brauchen wir auch eher weniger als mehr Ökumene im Interesse der Lebendigkeit und der Kraft unseres christlichen Glaubens

    Ich selbst bin römisch-katholisch getauft, war (natürlich) begeisterter Messdiener, bin dankbar für eine religiöse Erziehung, die dafür gesorgt hat, dass Gott in meinem Leben – mal mehr, mal weniger – aber immer präsent war und bin formell immer noch Mitglied dieser Kirche. Gleichwohl lebe ich seit meiner Heirat und der Geburt meiner Tochter mein religiöses Leben in einer evangelisch-lutherischen Gemeinde, nehme hier auch am Abendmahl teil, was mich eigentlich für eine sofortige Exkommunikation auf Seiten meiner Heimatkirche qualifiziert. Ich glaube aber, dass es unseren Herrn völlig Wurscht ist, auf welchem Konto das Finanzamt meine Kirchensteuer verbucht! Außerdem ist mein großes Vorbild im Glauben und im politischen Widerstand im Faschismus mit Dietrich Bonhoeffer ein Protestant. Und natürlich ist da George Fox, jener charismatischen Prediger, Dissenter, Aufrührer gegen die Obrigkeit, unbeugsam im Glauben, der die Quäker gründete. Auch ihm fühle ich mich in vielen Glaubensfragen verbunden.

    Das verstehe ich übrigens auch unter Ökumene, nicht das Angleichen von Normen und Formen oder das Aushandeln fauler Kompromisse bei theologischen Spitzfindigkeiten.

    FRANZISKUS WIRD VIEL VERÄNDERN

    Die Katholische Kirche hat einen langen Weg vor sich, um sich den Anforderungen unserer Zeit anzupassen. Ganz schwierig, weil die Kurie z.B. das genau andersherum sieht: Die Zeit hat sich den Dogmen anzupassen. Ohne hier auf Einzelheiten (Frauen, Laienmitarbeit, Zölibat, Sexualität) einzugehen glaube ich aber, dass Papst Franziskus der richtige Mann ist die Arbeit zu beginnen.

    Ein weiteres großes Problem, das viele Nicht-Katholiken mit dieser Kirche haben, ist die spätfeudale Repräsentanz ihres Anspruchs über den Vatikan auch eine weltliche Macht zu sein. Kirchgeschichtlich hat ihr das zwar immer ein Maximum an Unabhängigkeit gewährleistet und verhindert politisch anderweitig vereinnahmt zu werden. Diesen Anspruch aber aufzugeben, was ich allerdings für nötig halte, wird in der Tat schwer zu vermitteln sein. Ob das auch ein Papst Franziskus schafft weiß ich nicht. Was die angeblichen sagenhaften Reichtümer der Katholischen Kirche anbetrifft – lassen wir hier einmal die kriminellen Aktivitäten eines Tebartz Van Elst oder der Vatikanbank in den 70er und 80er Jahren weg – so bestehen diese Reichtümer überwiegend auch Kunst und Immobilien, sind Teil des Weltkulturerbes, gehören also uns, der ganzen Welt. Eine Erbe, das die Katholische Kirche pflegt und unterhält. Ihr Gegenwert dieser Reichtümer in Geld ist deswegen gleich Null.

    DIE DUNKLE SEITE DER REFORMATION

    Eine hierarchisch organisierte Kirche ist mit allen Fehlern menschlichen Handelns behaftet und steht damit letztlich immer Widerspruch zu den Zielen und Inhalten ihres Glaubens. So glaube ich zum Beispiel, dass Gott die Antithese von Hierarchie ist. Inzwischen weiß ich aber wie tief diese Hierarchie auch bei den Protestanten gestaffelt ist. Und mit einen Mann wie Ex-Bischof Huber, der ja ein brillanter Theologe sein soll (was ich nicht beurteilen kann), finde ich auch keinen gemeinsamen Nenner. Ein Bischof, der seine Kirche zeitweise zusammen Price-Waterhouse-Coopers, Ernst & Young oder Roland Berger führt, passt zwar zum neoliberalen Zeitgeist, ist aber fragwürdig. Auch Martin Luther ist theologisch keine Lichtgestalt. Sein Antisemitismus ist teilweise so perfide, dass Joseph Goebbels hier abgeschrieben haben könnte. 2017 ist ja eine Riesensause zum 500jährigen Jubiläum der Reformation (Anschlag der bekannten Thesen zu Wittenberg) geplant. Ich hoffe, dass sich die evangelisch-lutherische Kirche entscheidet, bei allem Jubel auch dieses dunkle Kapitel öffentlich zu machen. Sie hat dies nämlich trotz umfangreicher Forschungsliteratur zu diesem Thema eigentlich bis heute gekonnt unter der Decke gehalten.

    Auch die Bekennende Kirche mit ihrer Barmer Erklärung von 1934 schweigt übrigens dazu.

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    nemo · angelegt
     

    (KL)EINE MITTERNACHTSMESSE

    Nein, liebe Doro, die katholische Kirche wird sich nicht selbst zerlegen! Sie hat in ihrer zweitausendjährigen Geschichte dem mächtigen Imperium Romanum, allen Schismen, der Reformation und auch in weiten Teilen auch dem Faschismus widerstanden. Und mehr, auch das Christentum als Ganzes steckt in keiner Krise! Im Neusprech der Politiker unserer Zeit würde man sagen: Unser Christentum ist glänzend aufgestellt, den Herausforderungen unserer Zukunft zu trotzen.

    STÄRKE IN DER VIELFALT

    Stellen wir uns einmal eine Linie vor, die ohne Bewertung, ohne Zahlen & mathematische Werte, ohne Plus/Minus - jenen Lieblingstechniken der Vermesser & Beherrscher unserer Welt - versucht die Möglichkeiten christlichen Glaubens nach den einfachen Kriterien Form (Kirche, Struktur, Gottesdienst, im öffentlichen Raum sichtbare Präsenz etc.) und Inhalt (Glaube als ein Versuch in der Nachfolge Jesu Christi zu leben) nebeneinanderzustellen. Nehmen wir dann als ungefähre Mitte dieser Linie die lutherischen und calvinistischen Protestanten, dann haben wir zusätzlich mit den verschiedenen orthodoxen Kirchen(syrisch, griechisich, russisch etc. ), den Katholiken und den Alt-Katholiken auf der einen Seite dieser fiktiven Mitte und den Pfingstlern, Adventisten, Mennoniten, den Baptisten, den Amischen, den Hutterern mit ihren Bruderhöfen und den Quäkern, die alles Leben als ein Sakrament betrachten, auf der anderen Seite eine Vielzahl von Möglichkeiten ein christliches Leben zu führen. So gesehen brauchen wir auch eher weniger als mehr Ökumene im Interesse der Lebendigkeit und der Kraft unseres christlichen Glaubens

    Ich selbst bin römisch-katholisch getauft, war (natürlich) begeisterter Messdiener, bin dankbar für eine religiöse Erziehung, die dafür gesorgt hat, dass Gott in meinem Leben – mal mehr, mal weniger – aber immer präsent war und bin formell immer noch Mitglied dieser Kirche. Gleichwohl lebe ich seit meiner Heirat und der Geburt meiner Tochter mein religiöses Leben in einer evangelisch-lutherischen Gemeinde, nehme hier auch am Abendmahl teil, was mich eigentlich für eine sofortige Exkommunikation auf Seiten meiner Heimatkirche qualifiziert. Ich glaube aber, dass es unseren Herrn völlig Wurscht ist, auf welchem Konto das Finanzamt meine Kirchensteuer verbucht! Außerdem ist mein großes Vorbild im Glauben und im politischen Widerstand im Faschismus mit Dietrich Bonhoeffer ein Protestant. Und natürlich ist da George Fox, jener charismatischen Prediger, Dissenter, Aufrührer gegen die Obrigkeit, unbeugsam im Glauben, der die Quäker gründete. Auch ihm fühle ich mich in vielen Glaubensfragen verbunden.

    Das verstehe ich übrigens auch unter Ökumene, nicht das Angleichen von Normen und Formen oder das Aushandeln fauler Kompromisse bei theologischen Spitzfindigkeiten.

    FRANZISKUS WIRD VIEL VERÄNDERN

    Die Katholische Kirche hat einen langen Weg vor sich, um sich den Anforderungen unserer Zeit anzupassen. Ganz schwierig, weil die Kurie z.B. das genau andersherum sieht: Die Zeit hat sich den Dogmen anzupassen. Ohne hier auf Einzelheiten (Frauen, Laienmitarbeit, Zölibat, Sexualität) einzugehen glaube ich aber, dass Papst Franziskus der richtige Mann ist die Arbeit zu beginnen.

    Ein weiteres großes Problem, das viele Nicht-Katholiken mit dieser Kirche haben, ist die spätfeudale Repräsentanz ihres Anspruchs über den Vatikan auch eine weltliche Macht zu sein. Kirchgeschichtlich hat ihr das zwar immer ein Maximum an Unabhängigkeit gewährleistet und verhindert politisch anderweitig vereinnahmt zu werden. Diesen Anspruch aber aufzugeben, was ich allerdings für nötig halte, wird in der Tat schwer zu vermitteln sein. Ob das auch ein Papst Franziskus schafft weiß ich nicht. Was die angeblichen sagenhaften Reichtümer der Katholischen Kirche anbetrifft – lassen wir hier einmal die kriminellen Aktivitäten eines Tebartz Van Elst oder der Vatikanbank in den 70er und 80er Jahren weg – so bestehen diese Reichtümer überwiegend auch Kunst und Immobilien, sind Teil des Weltkulturerbes, gehören also uns, der ganzen Welt. Eine Erbe, das die Katholische Kirche pflegt und unterhält. Ihr Gegenwert dieser Reichtümer in Geld ist deswegen gleich Null.

    DIE DUNKLE SEITE DER REFORMATION

    Eine hierarchisch organisierte Kirche ist mit allen Fehlern menschlichen Handelns behaftet und steht damit letztlich immer Widerspruch zu den Zielen und Inhalten ihres Glaubens. So glaube ich zum Beispiel, dass Gott die Antithese von Hierarchie ist. Inzwischen weiß ich aber wie tief diese Hierarchie auch bei den Protestanten gestaffelt ist. Und mit einen Mann wie Ex-Bischof Huber, der ja ein brillanter Theologe sein soll (was ich nicht beurteilen kann), finde ich auch keinen gemeinsamen Nenner. Ein Bischof, der seine Kirche zeitweise zusammen Price-Waterhouse-Coopers, Ernst & Young oder Roland Berger führt, passt zwar zum neoliberalen Zeitgeist, ist aber fragwürdig. Auch Martin Luther ist theologisch keine Lichtgestalt. Sein Antisemitismus ist teilweise so perfide, dass Joseph Goebbels hier abgeschrieben haben könnte. 2017 ist ja eine Riesensause zum 500jährigen Jubiläum der Reformation (Anschlag der bekannten Thesen zu Wittenberg) geplant. Ich hoffe, dass sich die evangelisch-lutherische Kirche entscheidet, bei allem Jubel auch dieses dunkle Kapitel öffentlich zu machen. Sie hat dies nämlich trotz umfangreicher Forschungsliteratur zu diesem Thema eigentlich bis heute gekonnt unter der Decke gehalten.

    Auch die Bekennende Kirche mit ihrer Barmer Erklärung Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Barmer_Theologische_Erkl%C3%A4rung [Barmer Erklärung] http://de.wikipedia.org/wiki/Barmer_Theologische_Erkl%C3%A4rung) von 1934 schweigt übrigens dazu.

    Also liebe Mitchristen, freut euch über die Vielfalt, mit der wir unseren Glauben leben (!) können, jener Vielfalt, aus der wir Kraft schöpfen können auch für unser politisches Engagement. Wie bei mir und vielen anderen Linken zum Beispiel.

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    nemo · angelegt
     

    (KL)EINE MITTERNACHTSMESSE

    Nein, liebe Doro, die katholische Kirche wird sich nicht selbst zerlegen! Sie hat in ihrer zweitausendjährigen Geschichte dem mächtigen Imperium Romanum, allen Schismen, der Reformation und auch in weiten Teilen auch dem Faschismus widerstanden. Und mehr, auch das Christentum als Ganzes steckt in keiner Krise! Im Neusprech der Politiker unserer Zeit würde man sagen: Unser Christentum ist glänzend aufgestellt, den Herausforderungen unserer Zukunft zu trotzen.

    STÄRKE IN DER VIELFALT

    Stellen wir uns einmal eine Linie vor, die ohne Bewertung, ohne Zahlen & mathematische Werte, ohne Plus/Minus - jenen Lieblingstechniken der Vermesser & Beherrscher unserer Welt - versucht die Möglichkeiten christlichen Glaubens nach den einfachen Kriterien Form (Kirche, Struktur, Gottesdienst, im öffentlichen Raum sichtbare Präsenz etc.) und Inhalt (Glaube als ein Versuch in der Nachfolge Jesu Christi zu leben) nebeneinanderzustellen. Nehmen wir dann als ungefähre Mitte dieser Linie die lutherischen und calvinistischen Protestanten, dann haben wir zusätzlich mit den verschiedenen orthodoxen Kirchen(syrisch, griechisich, russisch etc. ), den Katholiken und den Alt-Katholiken auf der einen Seite dieser fiktiven Mitte und den Pfingstlern, Adventisten, Mennoniten, den Baptisten, den Amischen, den Hutterern mit ihren Bruderhöfen und den Quäkern, die alles Leben als ein Sakrament betrachten, auf der anderen Seite Seite. Also eine Vielzahl von Möglichkeiten ein christliches Leben zu führen. So gesehen brauchen wir auch eher weniger als mehr Ökumene im Interesse der Lebendigkeit und der Kraft unseres christlichen Glaubens

    Ich selbst bin römisch-katholisch getauft, war (natürlich) begeisterter Messdiener, bin dankbar für eine religiöse Erziehung, die dafür gesorgt hat, dass Gott in meinem Leben – mal mehr, mal weniger – aber immer präsent war und bin formell immer noch Mitglied dieser Kirche. Gleichwohl lebe ich seit meiner Heirat und der Geburt meiner Tochter mein religiöses Leben in einer evangelisch-lutherischen Gemeinde, nehme hier auch am Abendmahl teil, was mich eigentlich für eine sofortige Exkommunikation auf Seiten meiner Heimatkirche qualifiziert. Ich glaube aber, dass es unseren Herrn völlig Wurscht ist, auf welchem Konto das Finanzamt meine Kirchensteuer verbucht! Außerdem ist mein großes Vorbild im Glauben und im politischen Widerstand im Faschismus mit Dietrich Bonhoeffer ein Protestant. Und natürlich ist da George Fox, jener charismatischen Prediger, Dissenter, Aufrührer gegen die Obrigkeit, unbeugsam im Glauben, der die Quäker gründete. Auch ihm fühle ich mich in vielen Glaubensfragen verbunden.

    Das verstehe ich übrigens auch unter Ökumene, nicht das Angleichen von Normen und Formen oder das Aushandeln fauler Kompromisse bei theologischen Spitzfindigkeiten.

    FRANZISKUS WIRD VIEL VERÄNDERN

    Die Katholische Kirche hat einen langen Weg vor sich, um sich den Anforderungen unserer Zeit anzupassen. Ganz schwierig, weil die Kurie z.B. das genau andersherum sieht: Die Zeit hat sich den Dogmen anzupassen. Ohne hier auf Einzelheiten (Frauen, Laienmitarbeit, Zölibat, Sexualität) einzugehen glaube ich aber, dass Papst Franziskus der richtige Mann ist die Arbeit zu beginnen.

    Ein weiteres großes Problem, das viele Nicht-Katholiken mit dieser Kirche haben, ist die spätfeudale Repräsentanz ihres Anspruchs über den Vatikan auch eine weltliche Macht zu sein. Kirchgeschichtlich hat ihr das zwar immer ein Maximum an Unabhängigkeit gewährleistet und verhindert politisch anderweitig vereinnahmt zu werden. Diesen Anspruch aber aufzugeben, was ich allerdings für nötig halte, wird in der Tat schwer zu vermitteln sein. Ob das auch ein Papst Franziskus schafft weiß ich nicht. Was die angeblichen sagenhaften Reichtümer der Katholischen Kirche anbetrifft – lassen wir hier einmal die kriminellen Aktivitäten eines Tebartz Van Elst oder der Vatikanbank in den 70er und 80er Jahren weg – so bestehen diese Reichtümer überwiegend auch Kunst und Immobilien, sind Teil des Weltkulturerbes, gehören also uns, der ganzen Welt. Eine Erbe, das die Katholische Kirche pflegt und unterhält. Ihr Gegenwert dieser Reichtümer in Geld ist deswegen gleich Null.

    DIE DUNKLE SEITE DER REFORMATION

    Eine hierarchisch organisierte Kirche ist mit allen Fehlern menschlichen Handelns behaftet und steht damit letztlich immer Widerspruch zu den Zielen und Inhalten ihres Glaubens. So glaube ich zum Beispiel, dass Gott die Antithese von Hierarchie ist. Inzwischen weiß ich aber wie tief diese Hierarchie auch bei den Protestanten gestaffelt ist. Und mit einen Mann wie Ex-Bischof Huber, der ja ein brillanter Theologe sein soll (was ich nicht beurteilen kann), finde ich auch keinen gemeinsamen Nenner. Ein Bischof, der seine Kirche zeitweise zusammen Price-Waterhouse-Coopers, Ernst & Young oder Roland Berger führt, passt zwar zum neoliberalen Zeitgeist, ist aber fragwürdig. Auch Martin Luther ist theologisch keine Lichtgestalt. Sein Antisemitismus ist teilweise so perfide, dass Joseph Goebbels hier abgeschrieben haben könnte. 2017 ist ja eine Riesensause zum 500jährigen Jubiläum der Reformation (Anschlag der bekannten Thesen zu Wittenberg) geplant. Ich hoffe, dass sich die evangelisch-lutherische Kirche entscheidet, bei allem Jubel auch dieses dunkle Kapitel öffentlich zu machen. Sie hat dies nämlich trotz umfangreicher Forschungsliteratur zu diesem Thema eigentlich bis heute gekonnt unter der Decke gehalten.

    Auch die Bekennende Kirche mit ihrer [Barmer Erklärung] http://de.wikipedia.org/wiki/Barmer_Theologische_Erkl%C3%A4rung) von 1934 schweigt übrigens dazu.

    Also liebe Mitchristen, freut euch über die Vielfalt, mit der wir unseren Glauben leben (!) können, jener Vielfalt, aus der wir Kraft schöpfen können auch für unser politisches Engagement. Wie bei mir und vielen anderen Linken zum Beispiel.

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    nemo · angelegt
     

    (KL)EINE MITTERNACHTSMESSE

    Nein, liebe Doro, die katholische Kirche wird sich nicht selbst zerlegen! Sie hat in ihrer zweitausendjährigen Geschichte dem mächtigen Imperium Romanum, allen Schismen, der Reformation und auch in weiten Teilen auch dem Faschismus widerstanden. Und mehr, auch das Christentum als Ganzes steckt in keiner Krise! Im Neusprech der Politiker unserer Zeit würde man sagen: Unser Christentum ist glänzend aufgestellt, den Herausforderungen unserer Zukunft zu trotzen.

    STÄRKE IN DER VIELFALT

    Stellen wir uns einmal eine Linie vor, die ohne Bewertung, ohne Zahlen & mathematische Werte, ohne Plus/Minus - jenen Lieblingstechniken der Vermesser & Beherrscher unserer Welt - versucht die Möglichkeiten christlichen Glaubens nach den einfachen Kriterien Form (Kirche, Struktur, Gottesdienst, im öffentlichen Raum sichtbare Präsenz etc.) und Inhalt (Glaube als ein Versuch in der Nachfolge Jesu Christi zu leben) nebeneinanderzustellen. Nehmen wir dann als ungefähre Mitte dieser Linie die lutherischen und calvinistischen Protestanten, dann haben wir zusätzlich mit den verschiedenen orthodoxen Kirchen(syrisch, griechisich, russisch etc. ), den Katholiken und den Alt-Katholiken auf der einen Seite dieser fiktiven Mitte und den Pfingstlern, Adventisten, Mennoniten, den Baptisten, den Amischen, den Hutterern mit ihren Bruderhöfen und den Quäkern, die alles Leben als ein Sakrament betrachten, auf der anderen Seite.

    Also eine Vielzahl von Möglichkeiten ein christliches Leben zu führen. So gesehen brauchen wir auch eher weniger als mehr Ökumene im Interesse der Lebendigkeit und der Kraft unseres christlichen Glaubens

    Ich selbst bin römisch-katholisch getauft, war (natürlich) begeisterter Messdiener, bin dankbar für eine religiöse Erziehung, die dafür gesorgt hat, dass Gott in meinem Leben – mal mehr, mal weniger – aber immer präsent war und bin formell immer noch Mitglied dieser Kirche. Gleichwohl lebe ich seit meiner Heirat und der Geburt meiner Tochter mein religiöses Leben in einer evangelisch-lutherischen Gemeinde, nehme hier auch am Abendmahl teil, was mich eigentlich für eine sofortige Exkommunikation auf Seiten meiner Heimatkirche qualifiziert. Ich glaube aber, dass es unseren Herrn völlig Wurscht ist, auf welchem Konto das Finanzamt meine Kirchensteuer verbucht! Außerdem ist mein großes Vorbild im Glauben und im politischen Widerstand im Faschismus mit Dietrich Bonhoeffer ein Protestant. Und natürlich ist da George Fox, jener charismatischen Prediger, Dissenter, Aufrührer gegen die Obrigkeit, unbeugsam im Glauben, der die Quäker gründete. Auch ihm fühle ich mich in vielen Glaubensfragen verbunden.

    Das verstehe ich übrigens auch unter Ökumene, nicht das Angleichen von Normen und Formen oder das Aushandeln fauler Kompromisse bei theologischen Spitzfindigkeiten.

    FRANZISKUS WIRD VIEL VERÄNDERN

    Die Katholische Kirche hat einen langen Weg vor sich, um sich den Anforderungen unserer Zeit anzupassen. Ganz schwierig, weil die Kurie z.B. das genau andersherum sieht: Die Zeit hat sich den Dogmen anzupassen. Ohne hier auf Einzelheiten (Frauen, Laienmitarbeit, Zölibat, Sexualität) einzugehen glaube ich aber, dass Papst Franziskus der richtige Mann ist die Arbeit zu beginnen.

    Ein weiteres großes Problem, das viele Nicht-Katholiken mit dieser Kirche haben, ist die spätfeudale Repräsentanz ihres Anspruchs über den Vatikan auch eine weltliche Macht zu sein. Kirchgeschichtlich hat ihr das zwar immer ein Maximum an Unabhängigkeit gewährleistet und verhindert politisch anderweitig vereinnahmt zu werden. Diesen Anspruch aber aufzugeben, was ich allerdings für nötig halte, wird in der Tat schwer zu vermitteln sein. Ob das auch ein Papst Franziskus schafft weiß ich nicht. Was die angeblichen sagenhaften Reichtümer der Katholischen Kirche anbetrifft – lassen wir hier einmal die kriminellen Aktivitäten eines Tebartz Van Elst oder der Vatikanbank in den 70er und 80er Jahren weg – so bestehen diese Reichtümer überwiegend auch Kunst und Immobilien, sind Teil des Weltkulturerbes, gehören also uns, der ganzen Welt. Eine Erbe, das die Katholische Kirche pflegt und unterhält. Ihr Gegenwert dieser Reichtümer in Geld ist deswegen gleich Null.

    DIE DUNKLE SEITE DER REFORMATION

    Eine hierarchisch organisierte Kirche ist mit allen Fehlern menschlichen Handelns behaftet und steht damit letztlich immer Widerspruch zu den Zielen und Inhalten ihres Glaubens. So glaube ich zum Beispiel, dass Gott die Antithese von Hierarchie ist. Inzwischen weiß ich aber wie tief diese Hierarchie auch bei den Protestanten gestaffelt ist. Und mit einen Mann wie Ex-Bischof Huber, der ja ein brillanter Theologe sein soll (was ich nicht beurteilen kann), finde ich auch keinen gemeinsamen Nenner. Ein Bischof, der seine Kirche zeitweise zusammen Price-Waterhouse-Coopers, Ernst & Young oder Roland Berger führt, passt zwar zum neoliberalen Zeitgeist, ist aber fragwürdig. Auch Martin Luther ist theologisch keine Lichtgestalt. Sein Antisemitismus ist teilweise so perfide, dass Joseph Goebbels hier abgeschrieben haben könnte. 2017 ist ja eine Riesensause zum 500jährigen Jubiläum der Reformation (Anschlag der bekannten Thesen zu Wittenberg) geplant. Ich hoffe, dass sich die evangelisch-lutherische Kirche entscheidet, bei allem Jubel auch dieses dunkle Kapitel öffentlich zu machen. Sie hat dies nämlich trotz umfangreicher Forschungsliteratur zu diesem Thema eigentlich bis heute gekonnt unter der Decke gehalten.

    Auch die Bekennende Kirche mit ihrer [Barmer Erklärung] http://de.wikipedia.org/wiki/Barmer_Theologische_Erkl%C3%A4rung) von 1934 schweigt übrigens dazu.

    Also liebe Mitchristen, freut euch über die Vielfalt, mit der wir unseren Glauben leben (!) können, jener Vielfalt, aus der wir Kraft schöpfen können auch für unser politisches Engagement. Wie bei mir und vielen anderen Linken zum Beispiel.